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Bei Kilometer 37

Liechtensteinmarathon 2002

42,195 km + 1800 Höhenmeter

Bericht von Thomas Schmidtkonz

 

Der Liechtenstein Bergmarathon war zwar ultrahart, aber auch ein Traum.

Noch anspruchsvoller als die Steigungen von über 1800 m war wohl die Hitze. 
Bereits beim Startschuss wurden 26 Grad im Schatten gemessen. Die Temperaturen sollten später selbst noch in höheren Lagen auf über 30 Grad steigen und es war dazu noch recht schwül. So mussten dann auch etwa 100 Teilnehmer von 600 Startern aussteigen.

Alle, die aber durchhielten, wurden durch eine grandiose Landschaftskulisse, herzliche Betreuung und nette Zuschauer belohnt.

Die "Herzlichkeit", die sich die Veranstalter auf die Fahnen geschrieben haben, waren wirklich keine leeren Worte, sondern sie war Realität vom Start bis hinter das Ziel

(von Thomas)

Etwa 600 Starter begeben sich auf eine Odyssee durch Liechtensteins Bergwelt...

Inhaltsverzeichnis

Einleitung Kurz vor dem Start und das erste flache Stück
Der Berglauf Infos

Einleitung

Letztes Jahr machten meine Frau und ich Urlaub in der Schweiz. 
Von der Schweizer Bergwelt begeistert, entschlossen wir uns dort ganz spontan zusammen den Swiss Alpine "Schnupperlauf" K30 zu laufen. 
Ich war von der tollen Landschaft auf diesem 31 km Lauf so begeistert, dass ich den Entschluss fasste auch mal einen Berg-Marathon über die vollen 42 Kilometer laufen zu wollen.
Zufälliger Weise stieß ich bei der Marathonmesse in Davos auf ein Prospekt des Liechtenstein Marathons, der so erstmals in mein Bewusstsein trat.
Ich vergaß das ganze aber bald wieder und lief erst einmal im Frühjahr 2002 wieder zwei Flachlandmarathons.
Als ich die beiden hinter mir hatte und das dortige Nachjagen nach jeder Minute satt hatte, beschloss ich endlich mal einen schönen bergigen Landschaftsmarathon laufen zu wollen. 
Ich nahm mir außerdem vor diesen "gemütlich" durchlaufen zu wollen, um das ganze Geschehen voll genießen zu können. 
Da kam mir wieder der Liechtensteinmarathon ins Bewusstsein. Also sagte ich mir, warum sollte ich nicht mal das kleine Fürstentum fast ganz durchqueren. Das wird bestimmt interessant. 
Da Hans von Team Bittel auch Interesse hatte, meldeten wir uns beide gleich spontan auf der Website des Veranstalters an.
Erst nach der Anmeldung begann ich im Internet über diesen Lauf zu recherchieren und musste feststellen, dass da auf mich als Flachlandtiroler eine ganz schöne anspruchsvolle Strecke warten würde. 
Speziell die Läuferberichte über den Lauf im Jahr 2001 auf der Website von runningpur.de können einen Flachland-Marathoni schon so was wie Angst und Ehrfurcht einjagen.
Also beschloss ich bei den verbleibenden knappen 6 Wochen verstärkt so was wie ein Bergtraining zu betreiben.
Glücklicherweise haben wir ja die Fränkische Schweiz vor der Haustür. 
Dort gibt es zwar keine richtig hohen Berge, aber es gibt doch recht scharfe Steigungen, wobei maximal bis zu etwa 250 Höhenmeter zu überwinden sind. 
Das einzige was also fehlte waren das Höhentraining und die richtig langen Ansteigungen. Auf das musste ich halt großzügig verzichten.

 

Blick vom Wichsenstein (580 m über NN) in die Fränkische Schweiz hinaus:
Das Foto schoss ich auf einer meiner Trainingstouren, die viel Spaß machten

Endlich war es dann so weit und wir fuhren nach Liechtenstein. 
Zu meinem Entsetzen kündigte der Wetterbericht für das Rheintal bei Vaduz 32 Grad und für das Ziel in Malbun in 1600 m Höhe immerhin auch noch 26 Grad an. Da wusste ich schon, dass es recht heiß werden würde.

Wir fuhren bereits am Freitag los und übernachteten im Hotel Deutscher Rhein in Bendern keinen Kilometer vom Start entfernt, so dass wir noch am gleichen Tag meine Startunterlagen zu Fuß abholen konnten.
Bei der Startnummernausgabe gab es keine Wartezeiten und auch so ging es auch sehr ruhig und gemächlich, ja fast familiär, zu.

Nach einem teuren Abendessen, ja Liechtenstein ist kein billiges Pflaster, schlief ich gut ein. 

Früh um 5 jedoch wurden meine Frau und ich aus dem Schlaf gerissen, als die Kirchturmglucken nebenan vermutlich zur Frühandacht läuteten und nicht mehr damit aufhören wollten.
Gott sei Dank verzieh uns Gott, dass wir nicht an der Morgen-Andacht teilhaben wollten und ich fand trotz der Aufregung vor dem großen Lauf noch einmal etwas Schlaf.

Nach einem gemütlichen Frühstück wanderten wir gemütlich zum Startbereich.

 

Kurz vor dem Start und die ersten 10 flachen Kilometer

 

Hans und Thomas etwa 10 Minuten vor dem Startschuss

Im Startbereich herrscht wenig Hektik. 
Gaby und ich begeben uns auf die Suche nach Hans. 
Nach etwas hin und her findet uns Hans. 
Glücklich vereint schießt Gaby ein Foto von uns beiden.

Thomas vor der Gebirgskulisse auf der Schweizer Seite des Rheintals. Wir überquerten den Höhenrücken auf der anderen Seite des Rheintals

Schließlich stellen wir uns alle hinter der Startlinie auf und der Ansager ermahnt uns, dass das Rennen, welches aus einem 10 km flachen Stück am Anfang und einem 2. Teil von 32 km mit vielen Steigungen besteht, nicht auf den ersten 10 Kilometern entschieden wird.

Wie Recht er haben wird!


Da ich es ohnehin nicht eilig habe, ordne ich mich ganz hinten ein.

Und schon fällt der Startschuss:

Während die Spitze wohl gleich richtig losstürmt, laufe ich ganz langsam an, da ich mich nicht einmal warm gelaufen habe. 
Das werde ich auf den nächsten 3 Kilometern nachholen.
Die Strecke führt nun zuerst auf der breiten Straße nach Schaan entlang. Da viele Bäume den Straßenrand säumen findet man eine fast durchgängig schattige Route. Immer wieder blick ich ehrfürchtig zur Bergkette links hoch, die ich bald zu überqueren habe und die doch so weit zum Himmel hinaufragt.
Aber zuerst verlassen wir auf stets flacher Strecke nach etwa 2 Kilometern die Straße auf einen Fahrweg der Richtung Rhein führt.
Danach geht es parallel zum Rhein durch einen schattigen Wald, in dem es trotz der Hitze angenehm kühl ist.

Bereits bei der ersten Verpflegungsstation bei Kilometer 5 lasse ich mir schön Zeit. Bis dahin habe ich etwa 29 Minuten gebraucht.
Ich bin also sehr gemächlich unterwegs.
Kurz hinter der Verpflegungsstelle geht es erstmals "bergan". Wir müssen zum Rheindamm hoch. Na ja die paar weniger Höhenmeter sind schnell überwunden und so laufen wir nun die nächsten 4 Kilometer in der prallen Sonne bei heißen Gegenwind am Rheindamm entlang.

Ich frage mich, ist das nun ein Gebirgs- oder Wüstenlauf? 
Wenn es nicht überall so grün wäre, würde ich voll auf Wüstenlauf tippen...
Zu diesem Zeitpunkt wünsche ich mir einen Bergwald auch wenn das mit einer Steigungen verbunden wäre.

Endlich verlassen wir beim verwaisten Stadium Vaduz den Rheindamm Richtung Hauptstadt Vaduz. 
Kilometer 9 habe ich recht flott in 5:03 zurück gelegt, aber bei einer Pinkelpause verliere ich nun wieder eine halbe Minute.
Davon wenig beeindruckt aber erleichtert begebe ich mich auf den Weg in die Hauptstadt des Fürstentums.

Einlauf in die Hauptstadt

Zuerst laufen wir auf hübschen engen Wegen durch die Stadt. 
Dann geht es sogar eine Treppe hoch und schon laufen wir durch das Zentrum, wo etliche Zuschauer zu sehen sind. Darunter auch meine Frau Gaby. Wir begrüßen uns erfreut.
Die ersten 10 Kilometer habe ich im sehr moderaten Tempo von 56:45 zurückgelegt.

 

 

Der Berglauf

 
Kurz dahinter geht es nun auf den nächsten 2 Kilometer zwischen den Vaduzer Häusern auf einer Straße steil bergauf. 
Die Sonne brennt dabei gnadenlos herab. Das gibt uns einen ersten Vorgeschmack was nun auf uns wartet!
Normaler Weise hätte ich bei dieser Steigung noch laufen können. Da die Hitze aber so brutal ist, entschließe ich mich genauso wie meine Leidensgenossen häufig in den Gehschritt überzugehen.
Bereits jetzt hat man schon an vielen Stellen einen tollen Blick zur Stadt hinunter und wir werden dadurch von den Strapazen etwas entschädigt.
Endlich kommen wir in einen Wald und verlassen schließlich die Straße.
Ein nun wieder ebener Fahrweg führt uns zuerst noch ein Stück durch den Wald. Als wir diesen verlassen tut sich ein wunderbarer Blick auf das Schloss Vaduz auf, wo die fürstliche Familie residiert.

Nach diesem relativ flachen Kilometer 13 geht es nun wieder auf sonniger Straße steil bergaufwärts. 
Für den Kilometer 14 brauche ich wegen Steile und der Sonne erstmals über 10 Minuten.
Aber immer wieder werden wir bei dem Aufstieg von Zuschauern auf der Strecke freundlich mit Schwyzerdütsch angefeuert. Manchmal tue ich mir nur selbst als Süddeutscher hart das ganze auch zu verstehen. Was mögen davon erst die Läufer aus dem Norddeutschen Raum nur verstehen?

Nachdem wir wieder einen Kilometer einen steilen Bergweg aufwärts gelaufen bzw. gegangen sind, erreichen wir bei Kilometer 15 wieder eine Verpflegungsstelle, die keine Wünsche offen lässt.
Meist gibt es an den Verpflegungsstellen  Wasser, Iso-Getränk, Cola und Tee zum Trinken und allerlei gut schmeckende Riegel, zwischendurch auch Gel, Bananen, Obst, Weißbrot und mehr zum Essen. 
Ich nehme dabei öfters Weißbrot zu mir, wobei ich die Brotrinde wegwerfe. Mit genügend Wasser heruntergespült schmeckt das sehr gut, das das Brot auch leicht salzig ist und das wegen dem großen Salzverlust gut tut. 
Bei dieser Verpflegungsstelle ruft mir Kerstin, die Frau von Hans zu. Ich bin angenehm überrascht sie hier zu sehen.

Die nächsten 3 Kilometer bis KM 18 geht es nun weiterhin meist in der prallen Sonne sehr steil bergauf.
Ich lasse mich dabei durch die dramatischen Ausblicke ins Tal hinunter entschädigen und genieße den Lauf bzw. das Gehen in vollen Zügen.
Entsprechend langsam bewältige ich diese Kilometer immer in etwa knapp 10 Minuten.

Kilometer 19 ist dafür plötzlich sehr flach. Das freut mich. Endlich kann ich mal wieder so was wie "Tempo" machen und laufe diesen auch in 5:35 durch. 

Dafür sind die nächsten zwei Kilometer noch einmal der Hammer, die einem alles abfordern. 
Es kommt nun für mich als allergischen Asthmatiker erschwerend dazu, dass nun auch die Gräser der schönen Blumenwiesen in voller Blüte stehen. Was für ein Glück, dass ich mir erstmalig bei einem Marathon ein Mittel für den Notfall mitgenommen haben.
Mühevoll kram ich mein Intal aus dem Bauchgurt heraus. Ich muss auch noch eine Kapsel in den "Spinhaler" dem Inhaliergerät einlegen, der mir dann auch noch prompt zu Boden fällt. 
Na ja schließlich klappt es dann doch und ich kann dann relativ unbeschwert die Strecke fortsetzen.

Schließlich überquere ich nach 2 Stunden und 41 Minuten die 21 km - Marke und habe nun etwa die Hälfte geschafft.
Kurz dahinter erreichen wir die erste der beiden großen Passhöhen den Silumer Kulm in 1539 m Höhe. Wir haben nun bis zu dieser Stelle schon an die 1100 Höhenmeter bewältigt, bereits viel mehr als ich jemals an einem Tag im Training bewältigt habe.

Auf der Silumer Höhe weht eine angenehme Brise und bei dem hiesigen Verpflegungsposten kann ich mich gut stärken. Wie schon so oft vorher gieße ich Wasser über mein Haupt und fülle auch eins meiner Trinkfläschchen nach, so dass ich auch immer unterwegs einen Schluck trinken kann, was bei der brutalen Hitze heute mehr als angenehm ist.
Über 1000 m tief rechts unter mir liegt nun das Rheintal, wobei man tief in die Schweizer Alpen blicken kann und fast 300 Höhenmeter links unterhalb von mir ist Steg mit einem hübschen blauen See zu sehen, wo wir jetzt hinunter laufen dürfen.

Zuerst geht es noch auf einem Bergpfad am Höhengrat entlang, wo man sehr darauf achten muss, wo man hintritt.
Ein paar Wanderer grillen auf den Höhengrat Würstchen, deren Duft mir in die Nase steigt.
Aber da es nun abwärts geht, fällt es mir Bergvagabund leicht von dannen zu ziehen. Kilometer 23 wird dann auch mein schnellster auf der ganzen Strecke. Ich schaffe es knapp unter 5 Minuten zu bleiben.
So macht das Berglaufen Spaß! Das geht ja fast wie von selbst.

 

Steg bei Kilometer 25
Nachdem es von Kilometer 10 - 22 praktisch nur bergan gegangen ist, führt die Strecke von Kilometer 22 - 25 stark bergab und durchquert dann in 1300 Meter Höhe den winzigen Ort Steg

In Steg erreichen wir die Talsohle der Samina. 
Bei der Verpflegungsstelle dort fasse ich Nachschub, tauche mein Cap in Wasser ein und sehe triefend nass kurz dahinter überrascht meine Frau, die ich sie erst wieder bei Kilometer 37 erwartet habe.
Die Überraschung ist gelungen!
Da sie mit der Kamera zum kämpfen hat, bleibe ich gemütlich stehen damit sie eine schönes Foto von mir schießen kann:

Weil es so schön ist führt nun ein Bergweg gleich wieder bergaufwärts. Aber kurz dahinter geht es schon wieder bergab. 
Dieses Bergauf und Bergab soll uns nun mit einer Aufwärtstendenz bis etwa Kilometer 32 erhalten bleiben.

Unser Höhenweg führt nun durch Kuhweiden, während das Tal links von uns immer steiler zum Bach Samina herabfällt.
Nur nicht ausrutschen und runterfallen ist nun die Devise.
Lustig ist wie die Kühe hier rechts von uns Spalier stehen und uns Verrückte verduzt angucken. Wer ist hier nun das Rindvieh?
Als ich wegen der Hitze, die selbst in dieser Höhe unerträglich ist, mein Cap  in einer Kuhtränke eintauche und es schwungvoll wieder herausschleudere springt ein Kalb fast zu Tode erschreckt zur Seite.
Einige Hundert Meter weiter steht eine Kuh mitten auf unserem Weg und will nicht zur Seite gehen. Also weichen wir auf die Wiese aus.
So werde ich auf den laufenden Kilometer immer gut unterhalten und auch mit den Passanten und Betreuern am Rand der Strecke lässt es sich immer wieder gut ein paar Worte zu wechseln. Um die Kids am Rand zu erheitern, lege ich auch schon mal eine Ein-Mann-Laoalewelle ein. Ist mal ne größere Ansammlung von Zuschauern zu sehen gehe auch auch mal trotz Steigung  in den Laufschritt über, um Applaus einzuheischen. Aus dem Blickfeld geraten pariere ich gleich wieder in den Schritt um und tue es wie meine "Leidensgenossen". Dann ist wieder Bergwandern angesagt!

Bei Kilometer 32 schließlich heißt es noch mal so richtig Verpflegung fassen bevor es den bedrohlichen Anstieg auf einem Bergpfad zum Fürkle in 1785 m hoch geht. 
Bei der Berghütte in der Nähe davon versucht ein rauchender Wirtshausgast, sich vor seinem Bier lümmelnd, uns mit einer hämischen Bemerkung uns zum schnelleren Gang aufzufordern, was bei meinem "Nachbarläufer" schlecht ankommt, der gleich eine Schimpftirade über die Raucher loslässt..

Die folgenden 3 Kilometer sind zum Teil so steil, dass ich selbst mein Gehtempo reduzieren muss.
Ich reihe mich in einer Gruppe von drei weiteren Marathon-Berg-Wanderern ein. 
Welchen Tribut dieser Anstieg fordern kann, sieht man daran, dass man immer wieder erschöpfte Läufer am Streckenrand sitzen sieht.

Wie erfreut sind da zwei Zuschauer, als ich sie anlache. "Was der lacht ja sogar hier", so sagen sie. "Ja" sage ich, "ich genieße die tolle Landschaft und diese schöne Bergwanderung". Wie gut dass ich nicht auf jede Minute achte und ich wirklich viel Spaß habe, da ich wegen des langsameren Tempos nicht meine "letzten" Reserven angreifen muss.
Vorne kann ich nicht mitlaufen also genieße ich den Lauf. Das kann ich nur jedem empfehlen, der diesen Lauf bei schönem Wetter macht. Wenn es so wie letztes Jahr regnet, dann kann man ja ruhig Tempo machen. Aber heute ist wirklich nicht der Tag für so was.

Da macht es einer der Läufer richtig. Er genießt die Atmosphäre und zupft ein paar Blumen von den herrlich blühenden Bergwiesen am Streckenrand. Ich hoffe nur, dass er den schönen stengellosen Enzian stehen lässt, der hier in voller Blüte steht.

Ach es ist so schön hier und alle so nett. Eine Gruppe von Zuschauern reicht jeden von uns eine Wasserflasche in Privatinitiative.
Andere Läufer die darauf eingehen, sollen sogar Bier und Wein gereicht bekommen haben. Paradies und Hölle sind her so nah!

Einen Läufer den ich hier irgendwo jenseits der 30 km überholt habe, sollte erst zwei Stunden nach mir im Ziel eintrudeln. Also der kehrte bestimmt in eine der Hütten ein...

Für Kilometer 34 stelle ich meinen Tagesrekord auf. Ich brauche dafür sage und schreibe 14 Minuten und 20 Sekunden. Auf wackligen Steinen überquere ich kurz dahinter einen Bergbach.
Endlich verlassen wir in einer tollen Hochgebirgslandschaft den Bergpfad und nun führt uns ein besserer und ein wenig flacherer Fahrweg Richtung Passhöhe hoch.

Ein Schild kündigt an: Nur noch 500 m zum Pass, dann 300 m, dann 200 m und schließlich endet der Countdown bei 100 m.
Wie kann man so einen Marathon in nur knapp über 3 Stunden bewältigen? Jedes Jahr zeigen welche, dass wo was geht. 
Na ja ich genieße, dafür das kühle Lüftchen an der Passhöhe und habe nur etwas Angst, dass ich mich erkälten könnte da mein Laufshirt total durchnässt ist.

Auf der Passhöhe gönne ich mir ein Wasser mit einem Schuss Cola und ein Stück Weißbrot und genieße den tollen Ausblick.
Als ich weiterlaufe wechsle ich ein paar Worte mit einem Schweizer Läufer. Das Gespräch ist recht banal. Es geht darum dass wir es nun ja bald geschafft haben. 
Nun geht es Richtung Malbun bis Kilometer 37 meist abwärts.

Hier laufe ich bei Kilometer 37 etwa 100 m oberhalb des Zieles vorbei, bevor wir noch eine 5 Kilometer lange Schleife mit 2 giftigen Anstiegen bewältigen müssen.

Hier können wir nun schon den Ansager des Zieles hören, da wir etwa 100 oberhalb des Zieles vorbeilaufen, bevor wir noch eine 5 km lange Schleife oberhalb von Malbun durchlaufen.
Gaby ist hier wieder zur Stelle und sagt mir, dass gerade Hans der Glückliche vor ein paar Minuten in 4:47 schon durch das Ziel gelaufen ist.

Ich "Armer" aber habe nun noch diese "Strafschleife" um Malbun vor mir. Und so geht es gleich kurz dahinter fast noch einmal einen Kilometer stark aufwärts. 
Der Halbrund des Malbuner Kessels reflektiert dabei die Hitze wie ein Parabolspiegel. Erstmals macht mir die Strecke keinen Spaß, welcher mir gehörig vergangen ist.

Wie gut, dass ich mich da noch einmal beim letzten Verpflegungsposten erfrischen kann, bevor bei Kilometer 39 die nächste Hammersteigung folgt.

Hinter einem Bogen sehen wir das ganze Ausmaß des Malheurs:

Die Läufer vor uns scheinen dem Himmel entgegenzustreben.

Was das ganze noch schlimmer macht, dass ich nicht sehe, dass die Strecke hinter einer Spitzkehre wieder Richtung Tal führt.  Ich kann so kein Ende der Steigung erkennen, obwohl wir vor kurzem Kilometer 40 passiert haben.
"Oh mein Gott!" rufe ich gen Himmel.
Trotz geschwänzter Frühandacht, hat man jedoch ein Einsehen und als ich meinen Irrtum erkenne lege ich erfreut einen Schritt zu.

Zuerst war ich der Hoffnung, dass es nun nur noch bergab geht. Aber denkste, nach einem kurzen Gefälle und einer Kurve geht es nun schon fast wieder leicht bergauf. Das sind so die kleinen Freuden des Marathonläufers!

Aber als wir Kilometer 41 passieren, geht es nun wirklich nur noch bergab, aber dafür so steil, dass ich schon wieder nicht mehr richtig Tempo machen kann. Jetzt nur nicht noch stürzen oder den Knöchel verstauchen. 
Plötzlich müssen wir vom Fahrweg noch ein paar Meter auf einen Pfad mit Stufen abwärts laufen. Damit es schneller geht, laufe ich rechts davon durch das Gras.

 

Und endlich erreiche ich auf soliden Boden die Dorfstraße von Malbun, die mich auf den letzten Metern direkt zum Ziel führt, das endlich hinter einer Kurve vor mir auftaucht.
Ich sehe meine Frau Gaby unter den Zuschauern, die mich noch mal kräftig anfeuert. 

Mit hocherhobenen Armen und hochglücklich passiere ich in 5:32:17 als 312. Mann die Ziellinie, wo mich auch gleich Hans und Kerstin begrüßen.


Ich trinke nun wohl erst einmal an die 2 Liter Wasser, Cola, Iso und einen guten kalten Tee, der hier im Zielbereich gereicht wird. 
An allerlei Knabbersachen wird auch nicht gegeizt. 
Schließlich nehme ich das hübsche Finisher T-Shirt und den wertvollen Swarovski - Kristall entgegen, den jeder Finisher erhält.

Nach einer erfrischenden Dusche kehren wir noch im Zelt ein, wo Hans und ich mir ein Bierchen genehmigen, das nach dieser tollen Bergtour tierisch gut mundet.

Schließlich habe wir das Glück, dass wir im kleinen Pressebus bis nach Malbun mitgenommen werden, da der Busfahrer nur noch eine Journalistin mitzunehmen hat und deshalb noch ein paar Plätze frei sind.
So ersparen wir uns die langwierige reguläre Busfahrt.

Wir unterhalten uns noch mit einem Berliner Läufer, der auch mitfährt und uns erzählt welche Probleme er mit einem berggerechten Training in Berlin hatte.

Als wir mit dem Bus gen Tal fahren bin ich erstaunt, wie viele Höhenmeter wir überwunden haben. 
Der Busfahrer setzt uns schließlich sogar direkt vor dem Hotel ab.

Ja, das ist Liechtensteiner Herzlichkeit!

Infos

Links:

Offizielle Website des Liechtenstein Marathons mit Ergebnisliste

Laufberichte bei Running Pur von 2001

Anzahl Teilnehmer: ca. 600 am Start
Anzahl Finisher: 498 davon 81 Frauen
Über 100 Starter gaben unterwegs auf
Bestzeit Männer: 3:09:30, Marco Kaminski, Schweiz
Dritter wurde der Liechtensteiner Pfarrer Markus Kellenberger in 3:18:58
Zwei Stunden später musste er bereits ein Ehepaar trauen!
Bestzeit Frauen: 3:52:43, Gaby Stegmeier, Schweiz
Letzter Läufer: 7:51:01
Wetter: Heiss, z.T. über 30 Grad
Höhenmeter: Über 1800
Schulnote Schönheit der Strecke 1
Schulnote Organisation 1 - 2
Schulnote Service 1
Schulnote Zuschauer 
(Anzahl / Motivation)
2
Schulnote Gesamteindruck 1
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