Thomas Lauf von Kilometer 26,4 bis Kilometer
42,2, von Thomas
Nachdem Rudolf und seine vielen Mitstreiter auf die über 26 km oder
sogar über 42 km Strecke losgeschickt worden sind, habe ich noch viel
Zeit als Zuschauer das Rennen zu genießen.
Schon eine halbe Stunde später treffen die ersten Skater ein, die ja
eine Viertelstunde vor den Läufer losgerast sind. Da sie um im Windschutz
zu fahren Ketten bilden, ist das ein einmaliges Bild.
Einige Zeit später überquert unter dem Jubel der Zuschauer der erste
und ich denke einzige Rolli (Rollstuhlfahrer) die Wechsellinie in
Ebermannstadt.
Schon bald folgen die ersten Marathonläufer, die trotz der bereits
zurückgelegten langen 26 km meist noch konditionell recht gut aussehen.
Darunter auch sehr weit vorne der erste Staffelläufer, der in die
Wechselzone einläuft. Interessiert verfolge ich wie das Spiel beim
Wechseln abläuft, da diese Veranstaltung ja mein erster Staffellauf sein
wird. Es kann nichts schaden von den besten zu lernen.
Nun erwarte ich bald meinen Freund Andreas,
der die nicht einfache Strecke heute sehr schnell angehen will. Auch er
liegt zu diesem Zeitpunkt noch gut im Rennen.
Als nächstes gucke ich wieder zur Wechselzone rüber, ob ich meinen
Freund Walter sehe. Ich sehe ihn auch prompt und da
ich auf der anderen Straßenseite unerkannt in einer Masse von Zuschauern
stehe, kann ich ihn unbemerkt fotografieren. Gerade habe ich ein Foto
geschossen, als wieder ein Staffelläufer einläuft.
Der benimmt sich aber komisch! Und prompt muss er sich auch schon
übergeben. Walter steht ganz nahe dran und kann sich gerade noch aus der
Schusslinie flüchten. Das wäre eine Sauerei gewesen.
Und schon kommt Walters Bruder angerannt. Etwas umständliches Hantieren
beim Chipwechsel und schon ist Walter weg.
Ich überlege nun. Wann wird wohl Rudolf kommen? Da er noch nicht so
erfahren ist, ist an sich eine große Zeitspanne möglich. Ich rechne mit
einer Zeit von 2:45 - 3:15 will aber vorsichtshalber schon ab einer Zeit
von 2:30 bereit sein. Man kann ja nie wissen...
So ziehe ich meine überflüssige Kleidung aus und hab nur noch das an,
was ich auch beim Lauf brauche.
Zuerst will ich mich etwas warm laufen. So laufe ich den Läufern
entgegen, damit ich Rudolf nicht übersehe. Da ich ja schon meine
Startnummer trage, rufen mir mehrere entsetzt zu, dass ich in die falsche
Richtung laufe. Ich erwidere: "Nein ich bin nur etwas langsam. Die
anderen haben mich schon überrundet."
Ich zweifle, ob jeder den Witz verstanden hat.
So laufe ich Rudolf 1-2 km entgegen. Schließlich drehe ich wieder um
und labe mich an der Trinkstelle bei KM 25. Dabei wird mir applaudiert, da
ich wohl noch "sehr frisch" aussehe. Na ja, ich vermeide lange
Erklärungen und lasse alle in ihrem Glauben.
Irgendwann wird mir das ganze zu bunt. Da ich nun etwas warm gelaufen
bin begebe ich mich zur Wechselzone.
Zu Walters Zeiten war da noch alles voll gestopft. Da aber nun schon die
meisten unterwegs sind, ist hier viel Platz. Ich unterhalte mich zum
Zeitvertreib etwas mit den traurigen Rest der wenigen Verbliebenen.
Hier wird zwar nicht mehr der Sieger ausgefochten, dennoch blicken wir
erwartungsvoll in die Richtung, wo wir sehnsüchtig unseren Staffelpartner
erwarten.
Wow! Da kommt ja schon Rudolf. Er hat mich nicht sitzen lassen. Nein er
ist sogar richtig schnell.
Ein paar wenige freudige Worte gewechselt betreiben wir den Chipwechsel
wie die Profis des Spitzenfeldes und schon renne ich los.
Nein nicht zu schnell losrasen! Die Sonne prellt heute ganz schön
runter!
Oh da spielt ja eine tolle Musikband. Ein Mitstreiter ist genauso
begeistert wie ich und tanzt im Kreis.
Marathon Dancing on the Street. Da muss ich mit machen. Ich ergreife
seine Hand und so tanzen wir im Duo. Die Zuschauer sind begeistert. Das
macht Spaß.
Jetzt aber genug herumgeblödelt. Vor mir liegen noch fast 16
Kilometer!
Schnell falle ich in meinem Lauf - Rhythmus im 5 Minutentakt. So habe
ich es mir vorgenommen. Das Tanzen muss Schuld sein ,dass es heute so
besonders gut klappt. Na ja keine Wunder nach diesen heißen
Marathonrhythmen mit Dancing on the Street.
Und wieder ein Schwung von Zuschauern bei KM 27 oder 28. Das macht
Spaß. Kilometer 27 und noch so frisch. Ich mache Freudensprünge. Mein
Publikum am Straßenrand ist begeistert.
Neben mir die armen Marathonis harte 30 Kilometer in den Knochen
und ich Staffel - Jungspund genieße das Läuferleben, das so schön sein
kann. Mit Lichtgeschwindigkeit überhole ich sie gleich haufenweise.
Einige Kilometer später spüre auch ich, dass das Rennen heute gar
nicht so einfach ist. Die Mittagssonne prellt uns gnadenlos ins Gesicht,
obwohl es doch gar nicht so heiß ist. Der Asphalt der breiten und
schattenlosen Bundesstraße ist schuld. Er heizt sich gnadenlos auf. Dazu
kommt, dass uns der Wind in Rücken bläst, was zwar das Laufen
vereinfacht, aber Kühlung erhält dadurch keiner.
Viele der Marathonläufer haben dieses tückische Wetter heute total
unterschätzt.
Da ich sehr leicht sensibel gegenüber Sonne und Wärme bin,
kippe ich mir nun bei fast jeder Trinkstelle zwei Becher über den Kopf.
Der eine oder andere staunt, aber nach wenigen Kilometern bin ich schon
fast wieder ganz trocken.
Der Puls ist zwar wegen der Hitze heute bei mir recht hoch aber da ich
mich gut fühle bleibe ich bei meinem Tempo zu mal ich es ja heute ohnehin
nicht ganz ausreize.
Trotzdem erreiche ich freudig in Reuth den Stadtrand von Forchheim und
überwinde als Bergfan lustbetont die dortige Bodenwelle.
Im weiteren Verlauf der hier etwas langweiligen und lang gezogenen B470
überhole ich immer mehr Geher. Ja wir befinden uns nun jenseits der beim
Marathonlauf fast immer harten 35 km. Da ich gerade mal erst 9 Kilometer
hinter mir habe, ist das für mich und meine Laufkameraden von der Staffel
natürlich eine ganz andere Angelegenheit. Meist erkenne ich schon von
hinten was ein Staffelläufer oder Marathonläufer ist. Trotzdem gucke ich
immer neugierig auf die Startnummer, wenn ich jemanden überhole. Da es
sich hier ja auch um einen Wettkampf handelt, freue ich mich natürlich
wenn ich wieder einen neuen Staffelkonkurrenten entdecke. Etwas Wettbewerb
muss schon sein.
Als wir die Eisenbahnbrücke überqueren müssen wir wieder einen
kleinen Anstieg hoch.
Wie es sich gehört: Die Marathonis gehen, ich der Staffelläufer laufe.
Nun haben wir es schon fast geschafft, da wir bereits die 38 km Marke
passiert haben. Jetzt geht es noch einmal einen lang gezogenen Bogen nach
Forchheim Süd runter. Leider ist dieser Streckenabschnitt sehr langweilig
und allzu viel Zuschauer haben sich hierhin nicht verloren.
Aber endlich geht es Richtung Zentrum rein. Immer mehr Zuschauer
säumen die Strecke und schon sehe ich Gaby und Rudolf. Wie nett! Sie
jubeln mir zu.
Rudolf spurtet ein Stück mit mir mit. Er will mich ziehen. Aber erst
bei KM 42 gebe ich richtig Gas und überquere nach einer Gesamtzeit von
4:13 für uns beide Staffelläufer höchst vergnügt die Ziellinie.
Ich empfange zwei hübsche Medaillen von einem nicht minder hübschen
Mädchen. Eine gebe ich dann so wie es wohl vorgesehen ist, an meinem
Staffelpartner Rudolf ab.
Ja er hat es sich auch verdient. Musste er doch die viel längere und
schwerere Strecke heute morgen laufen.
Wir sind beide sehr zufrieden. Hatten wir doch kaum gewagt von einer
Zeit unter 4:30 zu träumen, so sind wir nun sogar bei 4:13 gelandet... |