Vorgeschichte
Beim 6. Köln-Marathon habe ich mir als Ziel gesetzt den 7.
Köln-Marathon als Finisher zu bestehen. Ich war damals noch ausgesprochen
langsam (8:30 min/km), hatte aber auch noch eine relativ lange Zeit vor
mir.
Gemäß Dr. Strunz lief ich damals täglich (außer Samstags) ca. 7 km. Mit
der Zeit konnte ich Distanz und Geschwindigkeit steigern, so dass ich im
März erstmals 21 km in 2:10 h schaffte. Ich war gut drauf und habe auch
gut trainiert bis es so heiß wurde. Dies hat mir einen ziemlichen Einbruch
gebracht. Ich hatte plötzlich kaum noch Lust zu laufen, kam morgens nicht
mehr aus den Federn und ansonsten war es zu heiß zum Laufen.
Glücklicherweise hatte ich im September drei Wochen Urlaub und habe dort
alle zwei Tage trainiert und bis zum Marathon 3 x 10 km plus Sonntags 20
km durchgezogen. In der letzten Woche habe ich mich dann sehr vorsichtig
bewegt.
Die Woche vor dem Marathon
In der Woche vor dem Marathon war ich ausgesprochen nervös – meine
Gedanken kreisten ständig um den Marathon und ich machte mir ernsthaft
Sorgen ob ich ins Ziel kommen würde. Nach jedem kleinen Trainingslauf war
ich völlig fertig und hatte Schmerzen in der Hüfte. Am Sonntag vor dem
Marathon lief ich nochmals 10km, dann Mittwochs nochmals sieben und
Freitags fünf Kilometer in Marathontempo.
Glücklicherweise habe ich mich nochmals mit Thomas Schmidtkonz
ausgetauscht. Thomas hatte mir neben dem Mutmachen noch den Tipp gegeben
7:00 min/km anzupeilen.
Ich besorgte mir noch Magnesin von Madaus um Krämpfen beim Wettkampf
vorzubeugen und beschloss entgegen dem Ratschlag eines Laufkameraden keine
Wasserflasche mitzunehmen, da ich diese im Training als Behinderung
empfand. Statt eines Laufshirts nahm ich ein Fahrradtrikot in dessen
Taschen sich die Squeezys gut verstauen ließen.
Der Tag vor dem Marathon
Am Tag vor dem Marathon holte ich meine Startunterlagen ab und besuchte
die Marathonmesse. Eigentlich wollte ich mir ein paar Schuhe kaufen, aber
der Rummel war mir zu groß.... Toll hat mir eine spezielle Schuhversion
von Sponsor Puma gefallen, ganz in rot und mit einem Kölner-Dom auf der
Ferse. Ich habe mir noch eine 10er Packung Squeezys gekauft und bin dann
zum Laufforum in der Kölner Sporthochschule gefahren. Dort gab es von
13:00 bis 17:00 Uhr interessante Beiträge zum Laufen, zu medizinischen
Problemen beim Laufen etc. Alles in allem sehr zu empfehlen.
Der große Tag
Das Frühstück beschränkte sich auf ein Honigbrötchen und ein Squeezy
sowie ein Magnesiumgetränk. Nachdem ich gehört habe, dass es häufig ein
Chaos am Start gibt und man die Kleiderbeutel im Ziel abgeben muss und
danach noch zum Start über die enge Hohenzollernbrücke muss bin ich mit
dem Zug gegen 10:00 Uhr in Köln angekommen. Das Ziel ist fast am
Hauptbahnhof. Nachdem ich mich bis zur Kleiderabgabe gekämpft hatte und
meinen Trainingsanzug ausgezogen hatte war ich froh mir einen
Plastikumhang eingepackt zu haben (Tipp: So was gibt es für Karneval zum
Schutz von Jeck und Kostüm vor Kälte und Nässe für 1,50 €) Nun ging es ca.
1 km zum Start. Das hat dann ca. 30 min gedauert, da es nur im Gänsemarsch
vorwärts ging. Im Start musste ich nun noch meinen Startblock suchen
(Blau, der vorletzte) und warten. In Köln wird in Startblöcken gestartet,
die neben und hintereinander angeordnet sind und durch Gitter getrennt
sind. (Erststarter kommen in die letzten Blöcke). Durch diese Anordnung
ist auch der letzte Läufer innerhalb von max. 500 m über der Startlinie.
Dummerweise habe ich mich darauf verlassen, dass es am Start bereits
etwas zu trinken gibt und nichts mitgenommen – ein Trugschluss!
Nun musste ich noch ca. 45 min warten bis die Spitze loslief. Danach
wurden die Blöcke im 2 min-Abstand gestartet. Das war aber nur ein
theoretischer Wert, ich startete ca. 40 min nach den ersten.
Da ich ohne Begleitung am Start war habe ich mich mit einem ebenfalls
nicht ganz schlanken Erstläufer nett unterhalten – sein Ziel war
allerdings 7:30 min/km.
Die ersten Kilometer
Nun kam endlich die Blaue Gruppe dran und ich lief los. Das Tempo war
gering über meiner Marschtabelle, so dass ich einfach mitschwamm. Die
Kulisse war einfach toll. In Köln ist das Publikum einfach Weltklasse!
Beim Lauf über die Deutzer-Brücke sieht man auf dem Rhein ein
Feuerwehrschiff, dass riesige Fontainen erzeugt – ich bekam eine
Gänsehaut. Nachdem mir zwei Nachbarn bei km 1 bestätigten, dass ich noch
frisch aussah konnte ja nichts mehr passieren.
;-) Bis zur ersten Verpflegung verlief alles komplikationslos und ich
fühlte mich entgegen der Trainingsläufe zuvor richtig gut. Ich pfiff mir
schnell noch ein Squeezy rein und trank im Gehen zwei Becher Wasser und
nahm noch eine Magnesiumtablette.
Km 15 bis 30
Läuferisch lief es zunächst prima, meine Zeit pendelte sich konstant
bei ca. 2 min unter Marschplan ein. Doch dann wurde ich von üblen
Magenkrämpfen geplagt. Vermutlich das Magnesium, dass ich gegen mögliche
Muskelkrämpfe einnahm! Bei km 15 musste ich dann mal „raus“. Danach ging
es etwas besser, diese unangenehme Angelegenheit sollte mich allerdings
bis nach Hause verfolgen....
Durch diese Verzögerung war ich geringfügig über dem Marschplan. Ich
blieb aber cool und lief mein langsames Tempo weiter. Schließlich wollte
ich mich nicht auf der ersten Hälfte verheizen und laufend ins Ziel
kommen. Die Strecke lief hier meist durch Gegenden mit weniger Zuschauern,
so dass mir das ganze recht langweilig vorkam. Ich fühlte mich jedoch
weiterhin gut und war guter Laune bis auf die Tatsache, dass zwar die
Beine ohne Krämpfe blieben ich jedoch verkrampft ...anhalten musste.
Die Zeiten blieben weiterhin konstant.
Km 31 bis 38
Ich nahm nur noch an jeder zweiten Verpflegungsstation Magnesium und
probierte auch mal ein isotonisches Getränk oder eine Cola. Die Cola
machte mir mit einem Stück Banane kurze Zeit Schwierigkeiten – das war
dann allerdings schnell vorbei.
Durch die Squeezys lief alles recht glatt. Ich frage mich nur warum es
da verschiedene Geschmacksrichtungen gibt – die schmecken alle einfach nur
eklig süß.
Nun kamen langsam die Zweifel: ab km 30 sah ich zu 90% Geher! Ich
dachte mir nur: Wann bist Du dran und kannst nicht mehr laufen? Nun ja,
ich lief weiter und bei km 35 sagte ein Zuschauer zu einem anderen: „Der
sieht aber locker aus“. Das hat mir dann wieder Mut gemacht. Ich schaute
auch nicht mehr auf die Uhr und lief einfach kontinuierlich weiter. Es
ging nun ohnehin wieder durch die Innenstadt und das Publikum feuerte die
Läufer an. Durch den Aufdruck des Vornamens unter der Startnummer feuerten
viele Zuschauer die Läufer mit Vornamen an, das machte echt Laune.
Teilweise blieb nur eine ca. 3m breite Gasse durch ein Spalier von
Zuschauern – ich kam mir vor wie ein Spitzensportler. Ich war nun ständig
am überholen und das motivierte mich zusätzlich. Dann kam ich endlich am
Neumarkt an und wusste: Noch ein kurzer Abstecher nach Süden und dann nur
noch bis zum Dom!
Km 39 bis 42
Nun habe ich mal wieder auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass ich
zwar über der Marschtabelle war, jedoch unter 5 h ankommen könnte. Ich war
weiterhin am Überholen und fühlte mich gut. Allerdings habe ich mich auch
etwas hängen lassen, zeitlich wurde es am Ende recht knapp. Nach genau
5:00:00 h kam ich ins Ziel und musste meine Freudentränen unterdrücken.
Ich war einfach nur glücklich und zufrieden und fühlte mich immer noch
recht gut. Knie und Füße taten natürlich etwas weh.
Im Ziel
Im Ziel habe ich dann etwas gegessen und etwas getrunken. Leider gab es
nur warme Kraftbrühe und keinen Tee. Das Kölsch war bereits aus, aber da
hatte ich eh keine Lust darauf. Ich habe dann noch etwas Brot mit
Blutwurst gegessen und mir einen Platz zum Umziehen gesucht. Das war dann
allerdings ziemlich blöde. Es gab einige Zelte mit Duschen aber keine
richtigen Umkleiden – jedenfalls keine bei denen man die Kleider aufhängen
oder zumindest ablegen konnte. So mussten sich die meisten im stehen in
aller Öffentlichkeit umziehen – an Duschen war unter diesen Bedingungen
kaum zu denken.
Fazit
Bis auf die organisatorischen Mängel war es ein super Marathon. Ich bin
glücklich und stolz es geschafft zu haben – der nächste Marathon kommt
bestimmt! Meine Zeiten für die erste bzw. zweite Hälfte waren mit 2:28 und
2:32 h recht konstant. Mit etwas mehr Selbstvertrauen und Erfahrung hätte
ich vielleicht schneller sein können, aber so hatte ich einen sicheren
Zieleinlauf und bin ohne Gehpausen (außer an den Verpflegungsstationen)
gut ins Ziel gekommen – und darum ginge es ja. Mit den 5 h bin ich auch
sehr zufrieden –was hatte ich mir vorher Sorgen gemacht....
Am Montag taten mir die Gräten noch etwas weh, Dienstags ging es wieder
recht gut. Lediglich ein schwarzer Zehennagel und eine
Sehnenscheidenentzündung am rechten Fuß blieben zurück.
An dieser Stelle nochmals meinen herzlichen Dank an Thomas für seine
Unterstützung und seine Tipps. |