Am 19.April starteten 37 Läufer und 7
Läuferinnen zum TransEurope - Footrace von Lissabon nach Moskau.
Die Teilnehmer reisten aus Ländern der ganzen Welt an. So waren
Läuferinnen und Läufer aus den USA, Japan, Brasilien, Finnland,
Frankreich, Italien, Schweiz und Deutschland vertreten.
Wir bewältigten in 64 Tagen eine Gesamtdistanz von 5056 km. So machte
unser durchschnittliches Tagespensum knapp 80 km pro Tag aus und das ohne
jeglichen Ruhetag.
Die Strecke selbst führte uns von Portugal über Spanien, Frankreich,
Belgien, Deutschland, Polen, Weißrussland bis schließlich tief nach
Russland hinein.
Für ein interessantes Laufprofil sorgten unter anderem Gebirgszüge wie die
Pyrenäen, Ardennen, Eifel und der Harz.
Aufgrund der unterschiedlichen Sprachen,
Kulturen und Gesetze stellte dieses Vorhaben auch in Hinsicht der
Organisation durch Ingo Schulze alles bisher da gewesene in den Schatten.
Hier mein Dank an Ingo und alle Betreuer
für diese Wahnsinnsleistung!
Ich benötigte einige Etappen, um meinen
Körper und meinen Verstand an diese Herausforderung zu gewöhnen. In den
ersten Tagen neigten wir dazu, zu schnell zu laufen und sich mit den
anderen an der Spitze mittels Zielsprints zu messen. Aber bald reifte die
Erkenntnis, dass man diesen Lauf nur dann finishen kann, wenn man seine
Kräfte exakt einteilt und sich nur von einer Etappe auf die nächste
konzentriert.
Von Portugal bis Polen hatten wir einen
landschaftlich sehenswerten Lauf mit guter Versorgung hinsichtlich
Nahrung, Hygiene und Unterkunft.
Ab Weißrussland bis Moskau mussten wir jedoch unsere Ansprüche auf Null
herunterfahren, um mental bestehen zu können.
Aufgrund der hygienischen Situation hatten viele, so auch ich, mit starken
Magen- und Darmproblemen zu kämpfen. Bei mir war das verunreinigte
polnische Leitungswasser schuldig.
So konnte ich mehrere Tage über weite Strecken nur gehen und ich dachte
hierbei schon mal daran aus gesundheitlichen Gründen aufgeben zu müssen.
Aber ich konnte Dank meiner erlernten mentalen Kraft und insgesamt
robusten körperlichen Verfassung diese Krise gut überwinden.
So wurde dann ein Lebenstraum wahr:
Ich konnte diesen Lauf über 5056 km in
480 Stunden gewinnen, da ich mich in vielen Belangen professionell
vorbereitet hatte:
-
Mentaltraining durch den
Extremradfahrer und Freund Hubert Schwarz
-
Lauftraining mit bis zu 520 km in der
Woche mit Betreuung durch Dr. Thomas Prochnow (Sportwissenschaftler)
-
Ernährungsumstellung auf vegetarische
Kost mit 10 kg Gewichtsreduktion mit Hilfe von Dr. Wolfgang Feil von
Ultra-Sports
-
Streichung von Alkohol und Zigaretten
-
einjähriger Berufspause
-
Unterstützung durch Sponsor Bär-Schuhe
-
und natürlich der Rückhalt in meiner
Familie durch meine Frau Ursula und unsere beiden Kinder Oliver, 4 Jahre
und Klein Franziska mit 3 Monaten.
Gerne erinnere ich mich an die vielen
Zuschauergruppen am Straßenrand und den Medien vor Ort.
Besonders habe ich mich in Frankreich
über eine ältere Dame gefreut, die mit dem Fahrrad gerade vom Einkaufen
kam. Sie sah mich, stieg vom Fahrrad ab und applaudierte mir spontan und
begeistert zu.
Besonders herzlich wurden wir in Polen
empfangen, wo wir an jedem Etappenziel vom Bürgermeister empfangen wurden,
einer Volkstanzvorführung beiwohnen durften und sowohl reichlich, als auch
vielseitig verköstigt wurden.
Die problematischsten Umstände hatten
wir dann in Hinsicht auf Nahrung, Unterkunft und Hygiene im armen
Weißrussland, wo wir teilweise in „Rattenlöchern“ untergebracht waren.
Der Transeuropalauf war der längste und
für mich persönlich der vielleicht härteste Wettlauf, der jemals auf
diesem Globus stattfand.
Nun werde ich mich auf den Transamerika
- Lauf 2004 vorbereiten, um zu testen, ob ich danach fit bin meine
ultimative Lauf-Vision zu verwirklichen:
In 220 Tagen auf einer Strecke von
22.000 km um die ganze Welt!
Euer Robert Wimmer |