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8. Ford-Köln-Marathon am 12.9.04 - Bericht von Matthias Lehnerer
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17.000 Teilnehmer, 700.000 Zuschauer an der Strecke,
100.000 Liter Duschwasser, 20.000 Liter Trinkwasser an der Strecke, 5.000
Liter Tee, 50.000 Bananen und 20.000 Meter Absperrband – das sind nur ein
paar Zahlen, die verdeutlichen, welcher Kraftakt nötig ist, um den
Köln-Marathon (fast) fehlerfrei abwickeln zu können. |
Am Sonntag, 12.09.04 startete um 10:30 der 8.
Ford-Köln-Marathon und ein Freund und ich waren dabei. Nachdem wir am
Samstagabend unsere Startunterlagen abgeholt haben und uns mit den
Örtlichkeiten am Start vertraut gemacht hatten, ließen wir den Abend, noch
gemütlich im „Sünner im Walfisch“ und im Brauhaus „Früh“ ausklingen.
Das Wetter am Samstagabend war alles andere als optimal: Regen! Die
Vorhersage für Sonntag lautete: bewölkt, mit einzelnen Schauern, ab Mittag
trocken aber immerhin 17°. Gott sei Dank sollten sich alle Prognosen als
fehlerhaft erweisen. Es war ein sonniger Spätsommertag, mit leicht
bewölktem Himmel und etwa 20°. |
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Am Sonntag um 10:30 fiel dann der Startschuss –
zumindest für die Top-Läufer. Und da ging der Veranstalter auf Nummer
sicher und ließ noch ein paar Spitzenathleten aus Äthiopien einfliegen, um
den Streckenrekord brechen zu wollen. Für uns zwei war es etwa 15 Minuten
später soweit. Endlich ging es los!
Die Streckenführung in Köln wurde im Gegensatz zu den
vorherigen Läufen geändert – nicht nur der Start war auf der Schäl Sick in
Deutz, sondern diesmal auch der Zieleinlauf in der Nähe des Deutzer
Bahnhofs – aus Platzgründen und um den Läufern eine größere Auslaufzone zu
gönnen.
Über die Deutzer Brücke und einem herrlichen Ausblick auf den Kölner
Dom und Groß St. Martin ging es in Richtung Altstadt. Nach etwa 3
Kilometern läuft man auf den Rudolfplatz und biegt dort auf den
Hohenzollernring ab. Die Stimmung ist hier bereits exzellent – eine
Samba-Truppe sorgt für Gänsehaut- Feeling!
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Entlang des Ringes ist die Stimmung sowieso
hervorragend (das sollte auch später ab KM 32 beitragen, dass man den
Marathon beenden muß!) und man begegnet einem Teil der vorher gestarteten
Läufer. In der Südstadt am Chlodwigplatz kocht die Kölsche Stimmung! Die
Kölner sind ein begeisterungsfähiges Volk – ohne Frage. Nach etwa 6
Kilometern läuft man am Rhein entlang nach Bayenthal. Hier ist es erstmals
ruhig – kaum Zuschauer, was aber nicht verwundert, da es an etlichen
Firmen und Unternehmen vorbeigeht. Erst als es nach weiteren 2 Kilometern
in die Brühler Strasse geht, sind wieder Zuschauer an der Strecke. Der
nächstgelegene Stadtteil ist Marienburg, in dem Harald Schmidt seine Villa
stehen hat. Bei Kilometer 9 ist übrigens auch der südlichste Punkt der
Strecke erreicht und man läuft wieder in Richtung Altstadt. Dem Körper
geht es noch gut, man hat jetzt ein gutes Viertel der Strecke hinter sich
gebracht. Und die erste Verpflegungsstation auch schon hinter sich
gelassen. Dazu noch angemerkt: Großes Lob an den Veranstalter, der mit
Wasser, Tee und Bananen die Läufer bestens versorgte. Ab dem Halbmarathon
wurde nochzusätzlich Cola angeboten – eine Unterversorgung fand also nicht
statt!
Bei Kilometer 11 passierte man wieder den
Chlodwigplatz. Entlang des Sachsenrings ging es wieder in Richtung
Barbarossaplatz. Dort biegt man dann wieder ab – diesmal in Richtung Sülz.
Die Strecke des Marathons sieht dem einer Hand ähnlich, wobei man die Fünf
Finger mit den Stadtteilen vergleichen kann, die man durchläuft. In Sülz
war die Stimmung am „Wendepunkt“ Berrenrather Straße optimal – meine
Kölner Freunde habe ich zwar am vereinbarten Treffpunkt nicht gesehen,
aber aufgrund der unzähligen Samba-Truppen entlang der Strecke konnte ich
das verschmerzen. Von Sülz ging es direkt nach Lindenthal und auf den
langweiligsten Streckenabschnitt – die Aachener Straße. Vorher durfte man
sich aber noch an der Dürener Straße vom Publikum anfeuern lassen. Die 2
Kilometer an der Aachener hat man Zeit, sich etwas mit anderen Läufern zu
unterhalten. So traf ich dort einen Läufer aus Nürnberg. Unterwegs gab es
übrigens ein Plakat, dass an alle Läufer aus der Oberpfalz gerichtet war –
wie viele sich da angesprochen fühlten, weiß ich leider (noch) nicht.
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Bei Kilometer 20 überkam mich ein Schmerz der
besonderen Art – Kopfweh! Bei den Temperaturschwankung der letzten zwei
Tage sicher auch verständlich. Aber wie geht man am Besten damit um?? Die
Rettung naht zur Halbmarathonmarke: ein Verpflegungsstand mit Cola! Das
Koffein hält nicht nur den Kreislauf in Schwung, sondern lässt auch die
Kopfschmerzen vergessen machen! Vorbei geht’s an Colonius, dem Kölner
Fernsehturm nach Ehrenfeld – dem ehemaligen Arbeiterviertel Kölns,
zugleich der größte Stadtteil. Hier ist die Stimmung eigenartigerweise
etwas ruhiger. Erst als ich die Zuschauer auffordere, uns Läufer etwas
mehr zu unterstützen, kommt Leben in die „Ihrefelder“. Am Mediapark vorbei
geht es nun, bei etwa KM 24, wieder auf den Ring, diesmal den Abschnitt
Hansaring. Hier wäre wieder eine Gelegenheit, bei dem sich die Läufer
begegnen könnten. Da aber die Zuschauer den Läufern nur eine Gasse von
etwa 4 Metern Breite lassen, erkennt man die entgegenkommenden Läufer nur
schwer. Nun geht es weiter in den nördlichen Abschnitt des Marathons –
nach Nippes und direkt hin zum berüchtigten Kilometer 30. Vorbei am Zoo
sind die Zuschauer nur noch spärlich anzutreffen. Erste Enttäuschung macht
sich breit, da man gerade in Nippes mit Massen gerechnet hätte.
Es geht links weg in die Xantener Straße, direkt ins
Herz von Nippes, und man trifft auf eine Wand von Zuschauern!!! Zwischen
Kilometer 28 und 30 ist hier der Teufel los! Musik, Samba-Truppen,
Zuschauer, die nur Sieger sehen – der Mann mit dem Hammer kann zwar hinter
der nächsten Ecke stehen, aber gegen diese Zuschauer kommt er nicht an.
Man fragt, was hier an Fasching – pardon: Karneval – los ist!! Trotzdem
fordert der Marathon seinen Tribut: Wir müssen die erste Gehpause
einlegen. Nach einer Versorgungsstation und 2 Stunden und 45 Minuten kann
man auch einmal eine Gehpause einlegen. Nur ein paar Meter Erholung gönnt
man sich, dann geht es in unvermindertem Tempo weiter. Zurück auf den
Hansaring, über den Ebertplatz – auch hier herrscht jetzt
Karnevalsstimmung – geht es nach in Richtung südliche Altstadt. Langsamere
Läufer kann man hier fast nicht mehr überholen, da die Zuschauer so weit
in die Laufstrecke drängen, dass wir bestenfalls zu zweit nebeneinander
laufen können.
Vorbei am Friesenplatz, einer der unzähligen Fun- und
Partymeilen Kölns, geht es wieder in Richtung Rudolfplatz. Die Kölner
Zuschauer wollen jetzt jeden ins Ziel bringen. Am Neumarkt sind etwa 5.000
Zuschauer, die mit Musik bei Laune gehalten werden – eigentlich sinnlos,
da hier sowieso gefeiert wird. Weiter geht’s nach Süden, noch einmal zum
Chlodwigplatz. Nun verliert man auch langsam den Überblick Wo geht’s jetzt
hier weg, in Richtung Dom? Ah ja, da vorne. Dieser Abschnitt ist jetzt
gegenüber den bisherigen Läufen geändert. Jetzt geht es die Severinstraße
hoch (man sieht die gleichnamige grüne Brücke zur Rechten) und läuft dann
in die Fußgängerzone, die Hohe Straße. Dort schlägt der Marathon
unbarmherzig zu. Knapp 2,5 Kilometer vor dem Ziel müssen hier immer wieder
Läufer entkräftet aufgeben. Ein Lob an dieser Stelle an die
Rettungskräfte: es war sofort jemand zur Stelle und man wurde nie alleine
gelassen. Mein Laufkollege musste sogar während des Laufens helfend
eingreifen. Unter der Burgmauer biegt man rechts ab und steuert nun
geradewegs auf den Dom zu. Ein gigantisches Bild! Auf den Startnummern
steht auch der Vorname und die Zuschauer nutzen dies, um einen persönlich
anzufeuern. Unsere kleine Laufgemeinschaft wurde nun jedoch jäh
auseinandergerissen, da Thommy nur noch laufen konnte, sonst hätte er
einen Krampf bekommen und bei mir war es genau umgekehrt. Sobald ich in
den Laufschritt fiel, merkte ich, dass die Waden zwickten.
Wenige Meter nach dem Dom versetzte ich eine äußerst
nervige junge Dame in Sprachlosigkeit, indem ich ihr das Kölschglas aus
der Hand nahm und auf einen Zug leerte – das musste sein!!! Danach ging es
übrigens auch deutlich besser.
Über den Heumarkt ging es nun wieder auf die Deutzer
Brücke. Es war fast geschafft – trotzdem wollte das Kölner Publikum nicht
zufrieden sein. Jeder munterte einen auf, dass es nur noch wenige Meter
bis zum Ziel sind. Und endlich, nach 4 Stunden und 3 Minuten (die magische
Grenze wieder nicht geknackt) läuft man jubelnd über die Ziellinie. Den
Runner’s High genießt man in vollen Zügen – man gratuliert wildfremden
Leuten und fällt sich in die Arme. Mein Laufpartner ist zwar nur 2,5
Minuten vor mir angekommen, aber es sollte fast 45 Minuten dauern, bis wir
uns wieder sehen.
Die Organisation nach dem Lauf ist perfekt. Man gönnt den Läufern einen
abgesperrten und abgeschirmten Bereich, um sich zu erholen. Es werden
Wasser, Tee und Cola angeboten. Äpfel, Bananen, Riegel, Krapfen, ja sogar
Wurstbrote werden verteilt. Die medizinische Betreuung ist spitze und es
gibt sogar die Möglichkeit, ein kühles Kölsch zu genießen!
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Alles in allem ein gut organisierter Lauf, bei dem es
zwar Kleinigkeiten gibt, die noch zu verbessern sind, aber bestimmt auch
noch abgestellt werden. Ein Publikum, dass die Auszeichnung Weltklasse
verdient (abgesehen, von ein paar etwas ruhigeren Ecken) – Läuferherz, was
willst Du mehr!
Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, ins Ziel
gekommen zu sein, da ich im Sommer ein ziemlich heftiges Tief durchmachen
musste. Dies hätte sogar mein letzter Marathon sein sollen!
Aufgrund des guten Ergebnisses werde ich aber auf jeden
Fall noch mindestens einen Marathon laufen müssen, denn: die 3:59:59
schaffe ich auch noch! Jetzt erst Recht!
Ach ja: Gewonnen haben schließlich James Rotich aus Kenia in
hervorragenden 2:10:22 (und damit neuem Streckenrekord) und die
Magdeburgerin Claudia Dreher, die damit ihren Erfolg von 2002 wiederholte,
in 2:32:04. Aber heute durften sich 17.000 andere als Sieger fühlen! |
Links
Offizielle Website des Köln -
Marathons |
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