Wie ich ungewollt Coach beim Nürnberg Marathon wurde |
Inhalt
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Ursprünglich wollte ich beim Nürnberg Marathon nur
zuschauen, weil ich meine Achillessehne schonen wollte. Ich wollte
lediglich von der Veranstaltung Fotos schießen. Nun fiel aber dummer Weise
ein Laufcoach des
Team Bittel aus gesundheitlichen Gründen aus.
So erkläre ich mich am Sonntag Morgen etwa eine Stunde vor dem Start ganz
spontan bereit als Coach mit zu laufen. Gott Lob habe ich Laufklamotten
dabei.
Als Startnummer übernehme ich die Nummer des ausgefallenen Coaches und
laufe ohne Chip außerhalb der Wertung mit.
Ich soll dabei die mittlere Gruppe mit einer Zielzeit von etwa 4:40
begleiten.
Meine Gruppe ist dabei die kleinste. In ihr sind nur
Hiroyuki Ulrich Matsui aus Japan und Michael
Sperber aus dem Fürther Umland vertreten. Das ist gut. So kann ich
unterwegs gut auf die individuellen Bedürfnisse der beiden eingehen.
Nach der Halbmarathonmarke stellt es sich schließlich heraus, dass
Hiroyuki der schon 17 Marathons gefinisht hat, sehr gut alleine zurecht
kommt. So lassen Michael und ich ihn ziehen und laufen die zweite Hälfte
sehr gemütlich durch. Michael konnte im Vorfeld nicht so viel trainieren
und so liegt dann schließlich unsere Zielzeit bei 5:07. Dafür kam
Michael super und mit einem guten Feeling durch und war nicht einmal
gezwungen Gehpausen einzulegen.
Die folgenden Bilder schildern nach dem Motto ein "Bild
sagt mehr als 1000 Worte" wie es uns dabei unterwegs erging. Viel Spaß
beim Angucken und Lesen ... |
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Beim Team
Bittel laufen in drei Gruppen knapp 20 Läuferinnen und Läufer mit, die von
drei Coaches geführt werden. Hier sieht man uns bei den obligatorischen
Dehnübungen vor dem langen Lauf. |
"Zur
Veranschaulichung meiner Gedanken ließ ich eine romantische Zeichnung
anfertigen: sie stellte dar, wie die Tribüne des Zeppelinfeldes nach
Generationen der Vernachlässigung aussehen würde, überwuchert von Efeu,
mit eingestürzten Pfeilern ... aber in den großen Umrissen noch deutlich
erkennbar", Albert Speer Erinnerungen Seite 69
Der Start befindet sich auf dem ehemaligen
Reichsparteigelände am Zeppelinfeld.
Die von Albert Speer entworfene Tribüne hat eine Länge von 390 Metern und
ist 24 Meter hoch!
Etliche der hier verwendeten Steine mussten KZ-Häftlinge in den
Steinbrüchen der Konzentrationslager unter unmenschlichsten Bedingungen
herausbrechen.
Auf dem Podest links standen bei den Aufmärschen der Reichsparteitage die
Nazigrößen und nahmen dabei die Paraden endloser Massenaufmärsche ab.
In dieser Gigantomanie ehemals brauner Baukunst gehen wir
kleines Häufchen von gerade mal 2000 Läuferinnen und Läufer ganz unter.
Hier könnten getrost 50.000 starten und hätten immer noch problemlos Platz
...
:-) Anders als in der braunen Vergangenheit versammeln wir
Läufer uns heute zu einem weit friedvolleren Anlass. So kann sich
Geschichte ins positive wandeln und wir werden heute Läufergeschichte
schreiben! ... |
Blick zum
Starttor |
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Kaum ist der
Startschuss gefallen, setzt sich der Läuferlindwurm in Bewegung ... |
... so auch
das Team Bittel hier noch in einer großen Gruppe. Später werden wir uns in
drei Leistungsgruppen aufteilen ... |
Hier
überqueren wir die Startmatte, wo der Startzeitpunkt via Chip am Laufschuh
erfasst wird. |
Locker und
fröhlich die Marathonis des Team Bittel ... |
Kein Wunder,
wenn wir so angefeuert werden! |
Michael und
Hiroyuki im flotten Trab! Dahinter heizt uns
eine Sambaband ein.
Leider sind die Musikgruppen bei diesem Marathon sehr rar gesät.
:-) Liebe Veranstalter da besteht noch Steigerungspotential! |
Hinter dieser
Brücke geht es ins Grüne auf einem sehr schönen Streckenabschnitt, der am
Wöhrdersee entlang führt. Die Teilnehmer der alljährlichen Nürnberger
Stadtläufe (immer am 3.10.) kennen diesen Streckenabschnitt bereits sehr
gut. |
Mal was
anderes: Fan mit Wikingerhelm |
Hier lasse
ich mir einen (vorsichtshalber mit Wasser verdünnten) Iso-Drink
munden ... |
In der
Innenstadt ist leider wenig los. Lediglich bei der Lorenzkirche spürt man
etwas Stadtmarathonambiente. |
In der
Breiten Gasse, der best besuchten Einkaufsstraße Nürnbergs ist es gähnend
leer.
Ein Tipp für die Veranstalter: In der Innenstadt wenigstens ein
Streckenfest mit Musikbands und Fressbuden usw. veranstalten. Dann kommen
auch die Zuschauer ... |
Der "Heartbreakhill"
vom Nürnberg Marathon bei KM 31 ist schnell überwunden und schon geht es
zurück zum Zeppelinfeld, wo in der Nähe auch das Ziel zu finden ist. |
Wieder auf
der endlos breiten und langen Aufmarschstraße des Reichsparteitagsgelände,
das in heutigen Zeiten als gigantischer Parkplatz für das Messegelände
genutzt wird. |
Der
Streckenabschnitt um den Silbersee ist wieder recht schön. Interessant
sind die Gasblasen, die im vorderen Teil dieses Sees blubbern. Wegen
dieser Gasblasen sind hier schon viele ertrunken und das Baden ist hier
daher nicht sonderlich empfehlenswert wie etliche Schilder mit
Totenkopfschädel deutlich unterstreichen ... |
Wir denken jedoch nicht an Badevergnügungen sondern
erfreuen uns an der Vorstellung, dass das Ziel nun immer näher rückt ...
Im Hintergrund die riesige Nürnberger Kongresshalle.
Ebenfalls ein Bauwerk aus Nürnbergs brauner Vergangenheit. Hier hat die
Stadt Nürnberg ein historisch interessantes
Dokumentationszentrum über Deutschlands dunkelste 12 Jahre
eingerichtet.
Wir beschäftigen uns zu diesem Zeitpunkt weniger mit Deutschland finsterer
Vergangenheit, sondern freuen uns hier über die magische Kilometermarke
40. |
Hier gesellt
sich links ein Mitstreiter zu uns und so gibt es wieder etwas Abwechslung
in der Unterhaltung auf dem vorletzten Kilometer. |
Abwechslung
bieten auch diese beiden lustig verkleideten Gesellen. |
Micha beim
Endspurt auf der Zielgeraden |
Hinter dem Ziel
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Nach guten 5 Stunden Laufzeit lasse ich mich hier nach meinem 25.
gefinshten Marathon (Ultras nicht mit gezählt) fotografieren. Somit habe
ich das erste Viertel von 100 Marathons geschafft.
Möge das zweite "Viertele" genauso munden wie das erste ... |
Aber zuerst lassen wir uns mal die Apfelsaftschorlen im Zielbereich
schmecken ... |
Links: |
http://www.nuernberg-marathon.net , Website des Veranstalters |
Wetter: |
Trüb, mild, etwas drückend, um die 20 Grad |
Höhenmeter: |
ca. 60 - 70 m |
Schulnote Schönheit der Strecke |
2 |
Schulnote Organisation |
1-2 |
Schulnote Service |
2 |
Schulnote Zuschauer
(Anzahl / Motivation) |
3 (gerade in der Innenstadt herrschte gähnende
Leere) |
Schulnote Gesamteindruck |
2 |
Verbesserungsvorschläge |
- Es konnten nicht genügend Zuschauer motiviert werden. Es ist m.E. mehr
Werbung in der Presse nötig und Streckenfeste könnten ebenfalls ein
Anziehungspunkt für Zuschauer sein.
- Kilometermarkierung stimmten teilweise gar nicht, darunter wohl KM 20,
21, 27, 30, 31, 35, 36, 37
- Bei der Streckenführung statt der Straßenabschnitte wie z.B. im
Stadtteil Gleißhammer vermehrt schöne Streckenabschnitte wie die um den
Silbersee mit aufnehmen
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