Lauf in den Frühlingssturm
Jedes Jahr im Frühling veranstalten der Rotary Club Uffenheim und der
TV 1860 Bad Windsheim einen besonders schönen Halbmarathon und 10 km -
Lauf.
Schon fast aus Tradition will ich wieder teilnehmen, da ich schon bei allen
vorherigen Weinturmläufen mit gemacht habe. Na ja, es gab bislang nur zwei
in den Jahren zuvor.
Leider ist das Wetter sehr stürmisch und regnerisch als Gaby, Mathias,
Susanne und ich anreisen.
Gaby wird zusammen mit Susanne die 10 km laufen und Mathias und ich werden
uns an die Halbmarathondistanz heranwagen.
Obwohl es ziemlich mild ist, empfinden wir gerade die Sturmböen als sehr
kalt und so wissen wir nicht recht, was wir für den Lauf anziehen sollen.
Ich entscheide mich zwar für Shorts, aber auch für einen leichten
Windbreaker, den ich notfalls ausziehen kann.
Endlich ist es so weit, dass wir zum Start laufen können. Das
Starterfeld wirkt heute nicht so groß wie letztes Jahr. Na ja die
Schönwetterläufer sind wohl heute zu Hause geblieben.
Ich unterhalte mich noch etwas mit Mathias als der Startschuss ganz
unerwartet und ohne Vorankündigung fällt. So betätige ich die Starttaste
meiner Stoppuhr 2-3 Sekunden zu spät.
Da Mathias schneller als ich ist, verabschieden wir uns gleich auf den
ersten Metern voneinander.
Ich will die ersten Kilometer erst einmal etwas ruhiger angehen.
Anfangs bläst der Wind brutal von links und ich weiß, dass wir bald
nach links abbiegen dürfen. Und prompt als der Weg sich Richtung Westen
wendet sind wir ganz brutal den Sturmböen ausgesetzt.
Noch ist das Feld nicht so sehr auseinander gezogen und so kann ich mir
immer wieder einen Läuferpulk aussuchen, in dessen Windschatten ich laufen
kann. Leider finde ich nicht gleich den Pulk mit den passenden Tempo und
muss immer wieder überholen um zum nächsten Pulk aufzuschließen.
Nun geht es auch noch bergauf und so zieht sich leider die schützende
Läufergruppe vor mir immer mehr auseinander, so dass ich bald nur noch ein
bis zwei Läufer vor mir habe.
Wie bin ich froh als ich der Weg endlich nach Norden wendet. Nun bläst
der Sturm wieder von der Seite.
Endlich wendet die Strecke Richtung Osten und wir haben den Wind voll
im Rücken. Dazu geht es noch leicht bergab. Ich komme Richtung in Schwung,
ich hebe fast ab und fühle mich wie ein Rennpferd. Nur fliegen ist schöner
...
Wieder eine kurze Wendung nach Norden und wieder Seitenwind, aber schon
geht es wieder nach Westen und ich werde brutal abgebremst. Ich fühle mich
wie eine Schnecke, die nicht vom Fleck kommt.
Wie gut, dass hier der erste Verpflegungsposten ist.
Noch ein paar Hundert Meter und bald haben wir den Wind gleich für
mehrere Kilometer im Rücken. Wieder kann ich richtig schön Tempo machen.
"Ich düse, düse im Sauseschritt ..."
Bei Kilometer 9 erreichen wir den nächsten Wendepunkt der Strecke und
nun geht es für etwa 5 Kilometer und später noch einmal 1-2 Kilometer nur
dem Sturm entgegen.
Die Zehnkilometerläufer biegen nun auch noch zum Ziel ab und so finde
ich nur wenige Läuferinnen und Läufer in deren Windschatten ich mich
mogeln könnte.
Der Anstieg zwischen Kilometer 11 und 13 ist hart. Aber irgendwie macht
es trotz des Gegensturms Spaß. Frei nach dem Motto, was mich nicht
umbringt, macht mich stärker und ich freue mich schon wieder auf die
Rückenwindpassagen. Zwischen Kilometer 16 und 20 haben wir den Sturm
wieder meist im Rücken und so kann ich zuvor verloren gegangene Zeit
teilweise wieder wett machen.
Hart ist noch einmal der letzte Kilometer, wo der Orkan mir wieder voll
ins Gesicht bläst. Wie gut, dass ein paar Läufer in gleicher Höhe sind.
Wir bilden zu fünft eine Kette, wie man es sonst nur bei den im
Windschatten fahrenden Skatern sieht. Das macht ja richtig Spaß! So was
habe ich beim Laufen noch nicht erlebt.
Endlich biegen wir in die 200 - 300 m lange Zielgerade ein. Ich lege
noch einmal einen Zwischenspurt rein und kann dabei noch zwei Läufer
unserer Fünferkette überholen.
Mit zur Siegerpose erhobenen Armen überquere ich als Sieger über den
Sturm die Ziellinie.
Im Ziel tauschen wir uns Läufer und Organisatoren noch über die
Sturmböen aus, bevor wir ich mich ins Kurhaus zurückbegebe, wo man sich
duschen und umziehen kann. Dort kann man sich auch gut mit Speis und
Trank versorgen.
Bei der Verlosung gehe ich bei Hauptgewinnen wie einer Reise nach Paris
oder einem Spanferkelessen für 10 (!) Personen leider leer aus. Aber
vielleicht klappt das ja nächstes Jahr, da ich gerne wieder kommen möchte.
Die Organisation und das Ambiente der Veranstaltung war schon wie in den
Vorjahren vorbildlich. |