Die Anreise
Es ging etwas chaotisch los. Schuld daran war ein
angeblicher Fluglotsenstreik in Italien, von dem wir aber dann zum Glück
nichts bemerkt haben. Statt 12 Uhr mussten wir aber nun schon 6.45 in der
Frühe fliegen. Das hatte zur Folge, dass wir schnell noch jemanden
überzeugen mussten, dass es toll ist, uns gegen 4.15 zum Flughafen zu
chauffieren. Zum Glück hat das geklappt. Pünktlich zum Abheben des
Flugzeuges in Tegel, fing es an zu schneien. Umsteigen in Mailand aber man
kriegte ja nur die Transit-Lounge zu sehen. Aber der Kaffee war nur halb
so teuer wie in Tegel. Als wir dann in Florenz aus dem Flugzeug stiegen
hatte sich der Schnee in Regen verwandelt und wollte uns auch unbedingt
das ganze Wochenende über begleiten. Also ab in den Bus, klatschnass im
Hotel angekommen, das Zimmer das man uns zeigte, muss früher die
Besenkammer gewesen sein, umdrehen war schwer.
Florenz im Regen
Egal, wir fahren jetzt erst mal zur Messe. Wieder in einen
Bus, wieder nass, zu früh ausgestiegen und ca. ne halbe Stunde durch den
Regen gewandert. Ich habe mich da bemüht, mir etwas vom Wesen der
Italiener anzueignen. Die bleiben nämlich bei Dauerregen keineswegs zu
Hause, sondern nehmen ihren Schirm und dann vergessen sie, dass es regnet
und machen alles wie sonst auch. Die Straßen waren voller Menschen. Jörg
wurde etwas missmutig, er gehört zu den Menschen, die bei nassen Füssen
sofort krank werden und sah seinen ersten Marathon schon den Arno hinab
schwimmen. Endlich im Stadion, etwas zugig auf der Messe aber trocken. Der
erste Laufschuhstand war unser, trockene Socken erworben und dann eben
auch noch Schuhe, was solls, er brauchte sowieso noch welche. (Aber jedes
mal bei nassen Füssen neue Schuhe ??? )
Startpaket erhalten inklusive eines schönes Asics-Rucksackes, den man
hinter sich herziehen kann, wenn man nach dem Marathon zu schwach zum
Tragen ist, viele freundliche Leute überall, nur der Regen, Regen ...
Für die Rückfahrt zum Hotel fanden wir aber einen Bus vor der Tür vom
Stadion und dann habe ich mich einfach getraut, die Chefin im Hotel zu
fragen, ob sie noch ein anderes Zimmer hätte, im Internet hätten sie doch
sehr anders ausgesehen. Sie wusste aber gleich was ich meine und versprach
Abhilfe für den kommenden Tag. Obwohl wir durch den frühen Flug eigentlich
noch den ganzen Tag gehabt hätte, um uns Florenz anzuschauen, konnten wir
uns bei dem strömenden Regen nicht dazu entschließen. Also suchten wir uns
eine Pizzeria danach aus, wie gut sie beheizt ist und ließen uns dort
nieder. Inklusive Rotwein und Spaghetti. Danach war der Bauch schön
durchgewärmt und das Leben viel schöner.
Der große Tage
Am nächsten Morgen standen wir gegen halb 9 im
Frühstücksraum des Hotels und alles war dunkel. Was jetzt? Zum Glück gab
es eine Telefon-Nr. für Notfälle an der Tür und mit uns italienische
Gäste, die auch leicht verunsichert waren. Sie riefen dann beim Chef an,
der dann 10 min später wortreich versicherte, dass er auch nicht weiß,
warum sein Mitarbeiter nicht da sei und sich nur vielmals entschuldigen
könne. Aufregen wäre Quatsch gewesen, er machte ja nun Frühstück. Hier
lernten wir dann noch Stefan aus Mainz und Andreas aus München kennen, die
am Sonntag auch Marathon laufen wollten. Gemeinsam versuchten wir das
ganze witzig zu finden, nach einer Weile (als der Kaffee fertig war),
klappte das auch.
Schön, dass wir jetzt auch beim Frühstück über den Marathon reden konnten
und auch noch auf Deutsch. Also hier verkürze ich die Geschichte des
drumherum mal ein wenig, ist wohl ausführlich genug. Wir haben wenig von
der Kultur von Florenz genossen, zum einen wegen des Wetters und zum
anderen, weil dafür nicht die Zeit war. Nur in der Medici-Kapelle und in
verschiedenen Restaurants und Cafes waren wir, die anderen Highlights
sahen wir uns von außen an.
Ein Starttag ohne Regen
Ich gehe dann mal endlich zum Lauftag über. Schön war zu
sehen, dass mein sonst so gelassen wirkender Ehemann sehr sehr aufgeregt
war. Ich konnte da schon richtig abgeklärt wirken (habe sogar ganz gut
geschlafen) . Heute hat das mit dem Frühstück zum Glück gut geklappt und
ich hatte sogar richtig Hunger. Die Sachen waren natürlich alle bereit und
so konnten wir uns gemeinsam mit unseren neuen Bekannten auf den Weg zum
Startplatz machen. Sachen abgeben, ab in den Bus, der uns zum
Michelangelo-Platz fuhr, dem Startort mit schöner Aussicht. Und das
Schönste: kein Regen! In den Startblocks alles sehr relaxt, alle sehr
fröhlich. Wir hatten beschlossen, dass jeder sein Rennen läuft, logisch.
So trennten wir uns schon am Start.
Ein schöner Marathonlauf
Mir ging es total gut, ich hatte Spaß an dem Gewusel
ringsum und vor allem an der guten Laune meiner Mitmenschen. Irgendwann
setzte sich dann alles in Bewegung aber es war nicht schlimm, zu warten.
Die Zeitmessung beginnt ja erst an der Matte. Zunächst ging es ganz leicht
bergan und danach ganz leicht bergab, ich fand die 3:45 Pace-Maker und
beschloss, einen Versuch auf 3:45 zu starten. Als sie aber bei km 8 immer
noch im 5er Schnitt liefen, fragte ich einen netten Italiener neben mir
(Stefano), ob ich mich irre, oder ob sie zu schnell seien? Nein, meine Uhr
war in Ordnung, sie waren zu schnell, alle drei. Na toll. Das hätte ich
auch ohne Pace-Maker hinbekommen mit dem zu schnellen Loslaufen. Ich hielt
es für eine gute Idee, den 5er Schnitt nicht weiter mitzugehen und hoffte
nur, dass mir das nicht am Ende wieder so viel zu schaffen machen würde.
Statt dessen nun weiter mit Stefano aus Rimini. Ich kann kein Wort
Italienisch, er kein Englisch und 3 Brocken deutsch aber wir haben uns
prima unterhalten. Die Stimmung an der Strecke war unglaublich. Zwar nicht
so mit Trommlern oder Samba-Bands, es waren einfach nur Zuschauer. Die
waren so herzlich und begeistert, das war toll. Der Vorteil, dass wir die
rasenden 3:45er los waren war der, dass es an den Getränkestellen nicht
mehr so voll war. Es war jetzt ein entspanntes Laufen ohne Gedränge. Bei
km 30 bekam ich dann schon ein wenig zu spüren, dass der Marathon bei mir
nur Nebenprodukt trainingstechnisch war, es wurde schon etwas schwer. Aber
lange nicht so schlimm wie im Frühjahr. Mir war schon klar, dass lediglich
ein langer Lauf etwas wenig war und bei mir eigentlich alles auf HM
ausgerichtet war im Training aber trotzdem ging es mir noch ziemlich gut.
Ich lief einfach etwas langsamer und alles war schön. Die Strecke wurde
hier ein wenig eintönig, es war ein großer Park aber das macht mir immer
nicht so viel aus. Später kamen wir dann wieder zu den Sehenswürdigkeiten,
damit auch zu dem historischen Pflaster von Florenz, was so bei km 38
schon etwas weh tut. Ich wusste aber hier schon, dass auf jeden Fall die
Zeit unter 4 Stunden ganz locker funktioniert, selbst wenn ich den Rest
wandern würde.
Musste ich aber gar nicht, einfach nur weiterlaufen. Bei km 40 lief ich an
einem jubelnden, glücklichen Ehemann vorbei, der mir was von 3:23, die er
gelaufen sei zurief und meinte, ich sei ne Schnecke und solle mich mal
etwas beeilen. Unglaublich der Kerl. Aber gut, ich beeilte mich und als
ich meine Uhr im Ziel abdrückte stand da was von 3:47. Da kamen mir doch
glatt die Tränen, obwohl es nicht der erste Marathon war.
Nachlese
Ich bekam dann meine wunderschöne Medaille und leider fing
jetzt auch der Regen wieder an, die ganze Zeit über hat er uns verschont.
(Dank an den Wettergott)
Dazu ein paar Sturmböen, wir waren klitschnass und konnten so keine
Zielstimmung mehr genießen sondern liefen schnell zum Hotel zurück. Aber
total glücklich alle beide.
Kurz ausruhen, heiß duschen, ab in die Pizzeria, unsere neuen Bekannten
getroffen, die zwar nicht so wie erhofft gelaufen waren aber alles
gelassen nahmen und mit uns feierten.
Inzwischen ist auch meine Netto-Zeit im Internet auf 3:47:31 korrigiert,
wer Interesse hat findet unter
http://www.tds-live.com/wtr/index.jsp alle Angaben mit
Zwischenzeiten (die belegen, dass mir die langen Läufe fehlen, ich weiß).
Aber ich brauche ja für das nächste Jahr auch noch Ziele für den normalen
Marathon .
Wer sich beim Lesen jetzt bis hier durchgekämpft hat, dem sei noch
versichert, dass es mir total gut geht, ich heute wieder laufen gehe, am
nächsten Sonntag 12 km Crosslauf mache und mich auf den Paarlauf mit Axel
am nächsten Dienstag freue.
Links
Offizielle
Website des Florenz - Marathons: Firenze Marathon
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