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Florenz - Marathon
am 27.11.2005

 

Zu schneller Pacemaker in Florenz

Autor:  Silke Stutzke

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Die Anreise

Es ging etwas chaotisch los. Schuld daran war ein angeblicher Fluglotsenstreik in Italien, von dem wir aber dann zum Glück nichts bemerkt haben. Statt 12 Uhr mussten wir aber nun schon 6.45 in der Frühe fliegen. Das hatte zur Folge, dass wir schnell noch jemanden überzeugen mussten, dass es toll ist, uns gegen 4.15 zum Flughafen zu chauffieren. Zum Glück hat das geklappt. Pünktlich zum Abheben des Flugzeuges in Tegel, fing es an zu schneien. Umsteigen in Mailand aber man kriegte ja nur die Transit-Lounge zu sehen. Aber der Kaffee war nur halb so teuer wie in Tegel. Als wir dann in Florenz aus dem Flugzeug stiegen hatte sich der Schnee in Regen verwandelt und wollte uns auch unbedingt das ganze Wochenende über begleiten. Also ab in den Bus, klatschnass im Hotel angekommen, das Zimmer das man uns zeigte, muss früher die Besenkammer gewesen sein, umdrehen war schwer.

Florenz im Regen

Egal, wir fahren jetzt erst mal zur Messe. Wieder in einen Bus, wieder nass, zu früh ausgestiegen und ca. ne halbe Stunde durch den Regen gewandert. Ich habe mich da bemüht, mir etwas vom Wesen der Italiener anzueignen. Die bleiben nämlich bei Dauerregen keineswegs zu Hause, sondern nehmen ihren Schirm und dann vergessen sie, dass es regnet und machen alles wie sonst auch. Die Straßen waren voller Menschen. Jörg wurde etwas missmutig, er gehört zu den Menschen, die bei nassen Füssen sofort krank werden und sah seinen ersten Marathon schon den Arno hinab schwimmen. Endlich im Stadion, etwas zugig auf der Messe aber trocken. Der erste Laufschuhstand war unser, trockene Socken erworben und dann eben auch noch Schuhe, was solls, er brauchte sowieso noch welche. (Aber jedes mal bei nassen Füssen neue Schuhe ??? )
Startpaket erhalten inklusive eines schönes Asics-Rucksackes, den man hinter sich herziehen kann, wenn man nach dem Marathon zu schwach zum Tragen ist, viele freundliche Leute überall, nur der Regen, Regen ...
Für die Rückfahrt zum Hotel fanden wir aber einen Bus vor der Tür vom Stadion und dann habe ich mich einfach getraut, die Chefin im Hotel zu fragen, ob sie noch ein anderes Zimmer hätte, im Internet hätten sie doch sehr anders ausgesehen. Sie wusste aber gleich was ich meine und versprach Abhilfe für den kommenden Tag. Obwohl wir durch den frühen Flug eigentlich noch den ganzen Tag gehabt hätte, um uns Florenz anzuschauen, konnten wir uns bei dem strömenden Regen nicht dazu entschließen. Also suchten wir uns eine Pizzeria danach aus, wie gut sie beheizt ist und ließen uns dort nieder. Inklusive Rotwein und Spaghetti. Danach war der Bauch schön durchgewärmt und das Leben viel schöner.

Der große Tage

Am nächsten Morgen standen wir gegen halb 9 im Frühstücksraum des Hotels und alles war dunkel. Was jetzt? Zum Glück gab es eine Telefon-Nr. für Notfälle an der Tür und mit uns italienische Gäste, die auch leicht verunsichert waren. Sie riefen dann beim Chef an, der dann 10 min später wortreich versicherte, dass er auch nicht weiß, warum sein Mitarbeiter nicht da sei und sich nur vielmals entschuldigen könne. Aufregen wäre Quatsch gewesen, er machte ja nun Frühstück. Hier lernten wir dann noch Stefan aus Mainz und Andreas aus München kennen, die am Sonntag auch Marathon laufen wollten. Gemeinsam versuchten wir das ganze witzig zu finden, nach einer Weile (als der Kaffee fertig war), klappte das auch.
Schön, dass wir jetzt auch beim Frühstück über den Marathon reden konnten und auch noch auf Deutsch. Also hier verkürze ich die Geschichte des drumherum mal ein wenig, ist wohl ausführlich genug. Wir haben wenig von der Kultur von Florenz genossen, zum einen wegen des Wetters und zum anderen, weil dafür nicht die Zeit war. Nur in der Medici-Kapelle und in verschiedenen Restaurants und Cafes waren wir, die anderen Highlights sahen wir uns von außen an.

Ein Starttag ohne Regen

Ich gehe dann mal endlich zum Lauftag über. Schön war zu sehen, dass mein sonst so gelassen wirkender Ehemann sehr sehr aufgeregt war. Ich konnte da schon richtig abgeklärt wirken (habe sogar ganz gut geschlafen) . Heute hat das mit dem Frühstück zum Glück gut geklappt und ich hatte sogar richtig Hunger. Die Sachen waren natürlich alle bereit und so konnten wir uns gemeinsam mit unseren neuen Bekannten auf den Weg zum Startplatz machen. Sachen abgeben, ab in den Bus, der uns zum Michelangelo-Platz fuhr, dem Startort mit schöner Aussicht. Und das Schönste: kein Regen! In den Startblocks alles sehr relaxt, alle sehr fröhlich. Wir hatten beschlossen, dass jeder sein Rennen läuft, logisch. So trennten wir uns schon am Start.

Ein schöner Marathonlauf

Mir ging es total gut, ich hatte Spaß an dem Gewusel ringsum und vor allem an der guten Laune meiner Mitmenschen. Irgendwann setzte sich dann alles in Bewegung aber es war nicht schlimm, zu warten. Die Zeitmessung beginnt ja erst an der Matte. Zunächst ging es ganz leicht bergan und danach ganz leicht bergab, ich fand die 3:45 Pace-Maker und beschloss, einen Versuch auf 3:45 zu starten. Als sie aber bei km 8 immer noch im 5er Schnitt liefen, fragte ich einen netten Italiener neben mir (Stefano), ob ich mich irre, oder ob sie zu schnell seien? Nein, meine Uhr war in Ordnung, sie waren zu schnell, alle drei. Na toll. Das hätte ich auch ohne Pace-Maker hinbekommen mit dem zu schnellen Loslaufen. Ich hielt es für eine gute Idee, den 5er Schnitt nicht weiter mitzugehen und hoffte nur, dass mir das nicht am Ende wieder so viel zu schaffen machen würde. Statt dessen nun weiter mit Stefano aus Rimini. Ich kann kein Wort Italienisch, er kein Englisch und 3 Brocken deutsch aber wir haben uns prima unterhalten. Die Stimmung an der Strecke war unglaublich. Zwar nicht so mit Trommlern oder Samba-Bands, es waren einfach nur Zuschauer. Die waren so herzlich und begeistert, das war toll. Der Vorteil, dass wir die rasenden 3:45er los waren war der, dass es an den Getränkestellen nicht mehr so voll war. Es war jetzt ein entspanntes Laufen ohne Gedränge. Bei km 30 bekam ich dann schon ein wenig zu spüren, dass der Marathon bei mir nur Nebenprodukt trainingstechnisch war, es wurde schon etwas schwer. Aber lange nicht so schlimm wie im Frühjahr. Mir war schon klar, dass lediglich ein langer Lauf etwas wenig war und bei mir eigentlich alles auf HM ausgerichtet war im Training aber trotzdem ging es mir noch ziemlich gut. Ich lief einfach etwas langsamer und alles war schön. Die Strecke wurde hier ein wenig eintönig, es war ein großer Park aber das macht mir immer nicht so viel aus. Später kamen wir dann wieder zu den Sehenswürdigkeiten, damit auch zu dem historischen Pflaster von Florenz, was so bei km 38 schon etwas weh tut. Ich wusste aber hier schon, dass auf jeden Fall die Zeit unter 4 Stunden ganz locker funktioniert, selbst wenn ich den Rest wandern würde.
Musste ich aber gar nicht, einfach nur weiterlaufen. Bei km 40 lief ich an einem jubelnden, glücklichen Ehemann vorbei, der mir was von 3:23, die er gelaufen sei zurief und meinte, ich sei ne Schnecke und solle mich mal etwas beeilen. Unglaublich der Kerl. Aber gut, ich beeilte mich und als ich meine Uhr im Ziel abdrückte stand da was von 3:47. Da kamen mir doch glatt die Tränen, obwohl es nicht der erste Marathon war.

Nachlese

Ich bekam dann meine wunderschöne Medaille und leider fing jetzt auch der Regen wieder an, die ganze Zeit über hat er uns verschont. (Dank an den Wettergott)
Dazu ein paar Sturmböen, wir waren klitschnass und konnten so keine Zielstimmung mehr genießen sondern liefen schnell zum Hotel zurück. Aber total glücklich alle beide.
Kurz ausruhen, heiß duschen, ab in die Pizzeria, unsere neuen Bekannten getroffen, die zwar nicht so wie erhofft gelaufen waren aber alles gelassen nahmen und mit uns feierten.
Inzwischen ist auch meine Netto-Zeit im Internet auf 3:47:31 korrigiert, wer Interesse hat findet unter http://www.tds-live.com/wtr/index.jsp  alle Angaben mit Zwischenzeiten (die belegen, dass mir die langen Läufe fehlen, ich weiß). Aber ich brauche ja für das nächste Jahr auch noch Ziele für den normalen Marathon .
Wer sich beim Lesen jetzt bis hier durchgekämpft hat, dem sei noch versichert, dass es mir total gut geht, ich heute wieder laufen gehe, am nächsten Sonntag 12 km Crosslauf mache und mich auf den Paarlauf mit Axel am nächsten Dienstag freue.

Links

Offizielle Website des Florenz - Marathons:  Firenze Marathon
 

 

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