Prolog - Freitag 10.6.05 - 16:00 - Grenzübergang Hohenems - Diepoldsau
Martin Linek und ich werden gefilzt. Unser Wagen wird nach
rechts raus gewunken, während der silberne Mercedes mit meiner Schwester
Petra und meiner Frau Gaby weiterfahren darf.
Was hat den Schweizer Zöllner misstrauisch gemacht? Unsere vom Laufen
gestählten Körper oder unsere so vertrauenserweckenden Gesichter?
Während die beiden Damen ein Stück weiter vorne anhalten und sich schon
die Bäuche vor lauter Gelächter aus Schadenfreude halten müssen,
fragt mich der Zöllner im "Schwyzer Hochdeutsch", wo wir hin wollen.
Über die kluge Frage erstaunt antworte ich: "In die Schweiz!".
Aber Beamte wollen immer alles so genau wissen und lassen sich nicht gerne
verarschen.
"Ja wir fahren den Liechtensteinmarathon!". Aus Aufregung vor seiner
Ehrfurcht gebietenden Gestalt habe ich statt "zum" "den" gesagt.
Noch misstrauischer geworden: "Soo! Soo! Sie fahren den Liechtenstein
Marathon! Machen Sie doch mal den Kofferraum auf!". Ich
muss mich nun an meine Fahrradtour 1995 erinnern, wo ich von Österreich
nach Liechtenstein einreiste und gefragt wurde, was ich denn alles in
meinen Packtaschen mit führte. "Ein Zelt, Ein Schlafsack, Hose, Hemden,
Unterwäsche ungebraucht und gebraucht ...". Erschrocken wurde ich ins
Fürstentum eingelassen und nicht weiter behelligt. Aber dieses Mal
keine dreckige Unterwäsche. Aber so ein Pech auch! Und schon wühlt dieses übereifrige Männchen in meiner sauberen Wäsche
herum und bringt meine schöne Unordnung durcheinander. Grrrr ...
"Haben Sie Lebensmittel dabei?". "Ja und auch ein Zelt, weil wir zelten
wollen", um das Frage- und Antwortspiel etwas abwechslungsreicher zu
gestalten.
Schon wird meine Kiste mit Lebensmitteln für den Urlaub danach
begutachtet.
In kluger Voraussicht habe ich ein Schinkenbrot eingepackt, das beim
Frühstückstisch heute morgen übrig blieb. "Ah ja, das ist für die Brotzeit
nach dem Marathon nicht wahr?". "Ja so was macht hungrig! Da brauche ich
schon eine Brotzeit!". Diese Brotzeitmentalität scheint ihn zu gefallen.
Ein letzter Blick noch schnell ins Handschuhfach, wo auch keine
geschmuggelte Schnapsflasche zu finden. Wir dürfen in die
Alpenrepublik einreisen ... |