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Inhalt
Sonntag morgens um sieben reisen Mathias mit Freundin,
Robert der Transeuropaläufer und ich nach Bad Staffelstein an. Wir trauen
unseren Augen nicht als uns einige Schneeflocken entgegen geflogen kommen.
Brr das kann ja kalt werden und so zittern wir auch als wir zu der Halle
gehen, wo es die Startunterlagen gibt.
Dort gibt es kein Gedrängel und so gestaltet sich das ganze stressfrei.
So haben wir noch genügend Zeit für Mathias ein bereits offenes Café zu
finden, da er vor jedem Marathon seinen Kaffee braucht. Ich begnüge mich
mit einer Tasse Schokolade und verzichte heute mal ausnahmsweise auf fette
Sahnetörtchen ...
Neben dem Café ist gleich das Startgelände und so wissen
wir dann gleich wo wir nachher hin müssen.
Am Rückweg treffe ich zu meiner Freude vor der Halle
Erwin Bittel mit Anhang.
Vor der Toilette in der Halle hat sich eine lange
Warteschlange gebildet. Wie gut, dass ich in dieser Warteschlange meinen
Freund Anton Lautner treffe. So können wir uns mit unserem
Erfahrungsaustausch die Wartezeit verkürzen.
Nach diesem dringenden Bedürfnis ist es nun höchste Zeit, dass ich mich
schnell umziehe. In Anbetracht der recht frischen Temperaturen verzichte
ich heute auf die Shorts und bleibe so lange wie möglich in der warmen
Halle.
Trotzdem bekomme ich noch den Start der Halbmarathonläufer mit, die fünf
Minuten vor uns starten: |
Start der
Halbmarathonläufer |
Nun müssen auch wir uns einreihen. Ich entferne mich von
der Startlinie nach hinten, da ich "Laufschnecke" sonst noch beim Start
von den Laufgeparden, die schon in Lauerstellung bereit stehen und wie
Rennpferde mit den Hufen scharren, über den Haufen gerannt werde.
Und schon erfolgt der Countdown zum ersten Obermain -
Marathon. "Auf die Platze - fertig - los!" und das Häufchen von 300
Marathonverrückten startet seine mehr oder weniger pietätvolle
Wallfahrt auf über 42 Kilometern vorbei an eine der schönsten
Kulturlandschaften und an zwei der bedeutendsten Barockkirchen
Deutschlands. |
Die Marathon- Wallfahrt nach Kloster Banz
Das vordere Feld der Marathonprozession entfernt sich
schnell aus dem Blickfeld der hinteren Marathonpilger, weil wir da hinten
unsere Pilgerreise ohne Hast und Eile angehen wollen. Gleich auf den
ersten Metern entdecke ich meinen Freund Jürgen Löwenstein und so
beschließen wir die ersten Kilometer gemeinsam anzugehen. Diese ersten
drei Kilometer sind sehr flach und so haben wir genügend Muße das hoch
über uns thronende für manchen Flachlandläufer wohl aber eher drohende
Kloster Banz in der Ferne zu bewundern. Hinter uns erhebt sich der
Staffelberg, wo wir später auch noch hoch müssen.
Die ebene Strecke endet abrupt, nachdem wir den hier noch als Flüsschen
fließenden beschaulichen Main überquert haben. Auf den nächsten drei
Kilometern geht's nun bergauf: |
Bergauf zu
Kloster Banz hoch |
Ich verabschiede mich hier von Jürgen, da ich langsamer
laufen will als er.
Dabei spreche ich einen Läufer mit Laufshirt vom
100 Marathonclub an: "Wieviel
Marathons bist Du denn schon gelaufen?". Über 800 erhalte ich völlig
erstaunt
als Antwort.
Von den Erlebnissen all dieser Läufe könnte mir Hans-Joachim Meyer so viel
erzählen, dass es bei weitem den Rahmen dieses Laufes sprengen würde. Wir
unterhalten uns dennoch gut und Hans weist mich darauf hin, dass Horst Preisler der Weltrekordhalter mit über 1300 Marathons, was die Anzahl der
absolvierten Marathonläufe betrifft, knapp vor uns läuft. Da ich beide auf
ein Bild bannen möchte, sprinten wir etwas um ihn einzuholen und so komme
ich zu diesem schönen Foto: |
Links Weltrekordhalter Horst Preisler vom LAV Hamburg-Nord und rechts
Hans-Joachim Meyer vom 100 Marathonclub. Horst ist Hans um etwa 500
Marathons voraus.
|
Jetzt sind hier gerade mal 300 Läufer unterwegs und dann
lernst Du so interessante Marathonläufer kennen. Wow das ist schon Klasse!
Ich verabschiede mich von beiden, die gestern schon beim auch nicht ganz
ebenen Kyffhäuser Marathon
auf teilweise sehr glitschiger Strecke herum geschlittert sind und
trotzdem heute noch so frisch aussehen als hätten sie ne dreiwöchige
Wellnesskur hinter sich.
Kurz danach lerne ich bei einem Überholmanöver Guy kennen.
Guy ist mit etwa 30 Laufkilometern pro Woche der klassische
Freizeitläufer. Trotzdem wagt er sich heute ganz unbekümmert an diese doch
sehr anspruchsvolle Strecke. Vielleicht liegt es daran, dass er früher
viel in den Bergen geradelt ist. Jedenfalls ist das schon bewundernswert. |
Sündige Wallfahrtsläufer tun Buße
auf dem Weg nach Vierzehnheiligen und dem Staffelberg hoch
Bei Kloster Banz verlieren wir uns kurz, da ich mich
ausgiebig am reich bestückten Läuferbüffet der hiesigen Verpflegungsstelle
bediene. Aber beim darauf folgenden Abwärtssprint hole ich Guy wieder ein
und setze zum 2. Mal zum Überholmanöver an. Er will mich aber nicht ziehen
lassen und so sprinten wir halt gemeinsam gen Tal.
Er hat es besonders auf die Laufkonkurrentinnen abgesehen und versucht sie
zu animieren langsamer zu laufen, da er als Vertreter des starken
Geschlechtes doch schneller sein müsse. Aber leider blitzt er bei den
Laufdamen mit solchen Sprüchen immer wieder ab. Na ja obwohl wir beiden
Laufmachos dadurch etwas gedemütigt werden, haben wir trotzdem reichlich
viel Spaß und albern mit unseren Laufmitbewerbern herum wie es nur geht.
So verfliegt die Zeit im Flug.
Beim nächsten Anstieg bei Kilometer 12 begrüßen uns
Schlachtenbummler wie in der Schweiz mit Kuhglockengeläute. Guy versucht
sich als laufender Taschendieb, schnappt sich eine der Kuhglocken und
sucht sein Heil in der Flucht. Na das ist schon frech und die armen
Schlachtenbummler sind schon sehr geschockt, während Guy wie eine wild
gewordene Gebirgskuh mit ihrer Glocke von dannen rennt. Schade, dass ich
da nicht schnell meine Kamera gezückt habe. Natürlich will Guy die Glocke
wieder zurückgeben. Aber er muss sich gar nicht darum kümmern, da sich die
Schlachtenbummler schnell vom Schock erholt haben. Sie schicken einen
Mopedfahrer hinterher, der mit einer wohl gerechtfertigten Schelte das
geraubte Eigentum zurückfordert.
Nach dieser wenig heiligen Einlage auf unserer
Wallfahrtstour nach Vierzehnheiligen hoch, werden wir mit einem dornigen
und nicht enden wollenden Anstieg abgestraft und auch Guy muss für seinen
erst so kurz zurückliegenden Sündenfall reichlich Buße tun. Amen. |
Vor mir
Guy und noch ein Läufer schon mit Vierzehnheiligen im Blick |
Bei der Basilika angekommen steht eine Dame mit einem
verlockenden und gut gefülltem Bierglas da. Da wir gar so leidend
aussehen, dürfen auch wir einen kräftigen Schluck nehmen. Das gefällt
natürlich gleich dem Fotografen, der bei der Basilika steht und so werde
ich als "laufender Schluckspecht" für die Nachwelt auf ein Bild gebannt.
Wir verlassen diese barmherzige Pilgerin, die Speis und Trank mit den
Ärmsten der Armen geteilt hat - mit deutlich leererem Bierglas.
Guy hat den Sündenfall mit der Kuhglocke schon längst
wieder vergessen und schnappt sich als ehemaliger Bergradfahrer ein
herumstehendes Rad, da ihm der Anstieg zum Laufen nun endgültig reicht,
wie er ganz trocken meint. Aber im Angesicht der mahnenden altehrwürdigen
Basilika steigt er reuig bereits nach 10 Metern wieder ab. Der
geläuterte Sünder überreicht das Rad dankbar an seinen alten
Besitzer, der ihm diese kleine Showeinlage zur Belustigung aller
Beteiligten vergönnt hat.
Nach so viel Mitgefühl der Zuschauer auf unserer dornigen
Pilgerreise fallen uns gen Himmel strebend auch die restlichen ein bis
zwei Kilometer nicht schwer bis wir endlich das Hochplateau erreichen, das
uns nun auf vier weiteren Kilometern zum Staffelberg führen wird.
Da ich ein paar Fotos schieße, lasse ich Guy schon mal
alleine vorauslaufen und so bahnt sich schon neues Unheil an. In diesem
Augenblick kommen uns bereits die schnellen Läufer der Elite entgegen, die
uns schon 8 Kilometer voraus sind. So auch mein Freund Robert, den Guy am
liebsten noch einmal zum Staffelberg zurückgeschickt hätte. Robert , der
Guy gern sonst wo hin geschickt hätte, ist über diese falsche
Richtungsweisung verstimmt, kann aber schon wieder lächeln als ich ihn mit
meinem Foto, das ich von ihm schießen will, gleich noch einmal in seinem
Vorwärtsdrang aufhalte.
Als ich zusammen mit Guy Kilometer 16 nach einer Stunde
und 48 Minuten passiere, sehe ich wie viel der schönen Zeit schon
vergangen ist. Da ich meine wesentlich schnelleren Laufkollegen vom
unserer Fahrgemeinschaft nicht über Gebühr warten lassen will, beschließe
ich einen kleinen Zahn zuzulegen und mich dezent von Guy zu trennen.
Dieses Mal ohne Abschiedserklärung, da er sich sonst wieder an mich
ranhängen wird. Also steigere ich langsam mein Tempo bis ich mich bei
einem 5 Minutentakt einpendle ohne nach hinten zu gucken. Dabei sehe ich
all meine Bekannten wie Erwin, Jochen Brosig, Mathias, Fuzzy, Jürgen usw.
mir entgegenkommen. Sie liegen alle schon viele Kilometer vor mir. Fuzzy
warnt mich dabei vor den letzten saftigen Anstieg vor dem Staffelberg. Er
weiß nicht, dass mir solche Anstiege immer viel Freude bereiten und so
nehme ich diese Ankündigung freudig auf.
Und schon geht es dem Staffelberggipfel entgegen. Der letzte Anstieg ist
zwar mit bis zu 20 % Steigung relativ heftig aber auch relativ kurz, so
dass ich das ganze mit Schwung nehmen kann und trotz Fotografierpausen
beim schweren Kilometer 19 unter 7 Minuten bleiben kann.
Ich umrunde nun den Staffelberg Gipfel, wo ich trotz des
etwas trüben Wetters einen phänomenalen Ausblick habe: |
Kurz
vor dem letzten Anstieg auf den Gipfel.
Rechts Ausblick vom Gipfel. |
|
Nach einer Stärkung bei der Gipfel - Jausenstation rausche
ich so flott gen Tal, dass ich selbst heute noch ganze zwei Tage nach dem
Marathon meine Oberschenkelmuskulatur deutlich spüre.
Es geht nun erst einmal etwa 4 Kilometer auf dem Plateau
den gleichen Weg zurück, bevor wir ab Kilometer 24 Richtung Uetzing steil
den Berg hinabrauschen. So ist dann Kilometer 25 mit einer Kilometerzeit
von 4:35 auch mein schnellster Kilometer der Strecke.
Im weiteren Verlauf geht es nun meist leicht bergab und auch mal mit
leichteren Gegenanstiegen durch die schönen Ortschaften Uetzing, Stublang
und Loffeld Richtung Bad Staffelstein zurück.
In Horsdorf komme ich mit den besonders netten Betreuern
eines Verpflegungsstandes ins Gespräch. Dieser Stand ist besonders schön,
da daneben ein herrlicher Osterbrunnen zu bewundern ist: |
Verpflegungsstelle in Horsdorf mit Osterbrunnen links |
Die Landschaft ist jetzt im weiteren Verlauf der Strecke
nicht mehr so reizvoll. Dafür werden wir von den meist überschaubaren
Zuschauergruppen um so euphorischer begrüßt.
Ich bedanke mich mit ein paar Luftsprüngen und "Einmann - Laolawellen",
was immer dankend entgegen genommen wird. Viele Läufer gucken auf den
meist so schweren Dreißigern doch immer etwas verbissen drein.
Weniger verbissen hält eine Zuschauergruppe ganz speziell auf
Bernhard, dem Marathon - Geburtstagskind Ausschau: |
Alle
warten auf das Geburtskind Bernhard |
So purzeln die Kilometer dieser Marathonwallfahrt nur so
dahin.
Auf den letzten Kilometern unserer flotten Wallfahrt umrunden wir noch die
"Staffelsteiner Seenplatte", was eigentlich eine Kette von Baggerweihern
ist. Aber sie ist trotzdem schön anzusehen und gibt dem Lauf noch einmal
einen ganz anderen Charakter und seinen ganz eigenen Reiz: |
Weiher mit kleiner Insel. Daneben wir Läufer. |
Nach Kilometer 41 verlassen wir die Seenplatte. Ich
denke mir jetzt sind es leider nur noch 1195 Meter bis zum Ende unserer
Wallfahrt nach Sankt - äh - Bad Staffelstein. Aber als könnte der
Veranstalter meine Gedanken gelesen, hat er beim letzten Streckenkilometer
etwa 200 Meter als Zugabe dazugelegt.
So passieren wir erst einmal nicht die magische 42 er - Marke sondern noch
die Staffelsteiner Kuranlagen, wo im Kurgarten das Grün in diesem
verspäteten Frühling noch recht spärlich sprießt. Dafür werden wir mit der
imposanten Fontäne eines Springbrunnens entschädigt.
Die Kuranlagen hinter mich lassend, passiere ich noch eine
oder waren's gar zwei Unterführungen, die mit ihrem kleinen Gegenanstiegen
beim Schlussspurt etwas weh tun. Dafür darf ich nun ins Sportstadium
einbiegen und noch eine gute halbe Ehrenrunde auf der Bahn laufen.
Da ist doch noch ein Läufer vor mir! Der Abstand zu ihm
ist zwar noch happig aber dennoch machbar. Ein später Wettkampfehrgeiz
packt mich und so setze ich zum Schlusssprint an. Ich kann ihn nach 4
Stunden und 12 Minuten Laufzeit auf der Zielgeraden wie ein kleiner Sieger
mit zum Triumph hoch erhobenen Armen überholen.
Gleich hintern Ziel warten meine Lauffreunde teilweise
schon über ein Stunde vor Kälte bibbernd auf mich.
:-) Das nennt man Freundschaft! So was gibt es halt nur auf Wallfahrten.
Wir begrüßen uns herzlich und tauschen kurz unsere Erlebnisse aus.
Jeder Finisher erhält eine hübsche Medaille und einen
Bierkrug, den man sich bei dem kalten Wetter heute so oft nachfüllen
lassen kann wie man will.
Wegen der Kälte belasse ich es auch lieber bei nur ein paar Schlucken und
stoße dafür hier noch einmal virtuell mit dem Organisationsteam des
Obermain Marathons mit einem dreifachen Marathon - Horrido an.
:-) Meine herzliche Gratulation für diese gelungenen
Erstveranstaltung! |
Glücklich im Ziel des Obermain Marathons |
Infos / Bewertung
Links: |
Offizielle Website des Obermain
Marathons |
Wetter: |
Kühl, knapp über 0 Grad beim Start, ziemlich
windstill |
Teilnehmer: |
1200 Starter gesamt in den Disziplinen
Halbmarathon, Marathon und Nordic Walking. 290 Finisher beim Marathon. |
Höhenmeter: |
Etwa 700 Höhenmeter. Nach knapp 20 Kilometern
Strecke ist am Staffelberg der höchste Punkt der Strecke erreicht. Danach
keine wesentlichen Anstiege mehr. |
Schulnote Schönheit der Strecke |
1 |
Schulnote Organisation |
1-2 |
Schulnote Service |
1 |
Schulnote Zuschauer
(Anzahl / Motivation) |
2 |
Schulnote Gesamteindruck |
1-2 |
Verbesserungsvorschläge |
- Distanz zwischen Kilometermarkierung 41 und 42 war zu lang und
zwischen Start und Kilometer 1 war sie zu kurz
- Streckenführung etwas besser auszeichnen, da man sich nicht immer
sicher war noch auf der richtigen Route zu sein
- Größere Wegweiser für Anfahrt der PKWs
|
Lob |
- Sehr gute Verpflegung
- Getränke waren wegen der Kälte teilweise angewärmt
- Feste Reihenfolge der Getränke
- Sehr gutes Preis / Leistungsverhältnis!
- Gute Stimmung und sehr freundliche Helfer
- Wunderschöne Streckenführung
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Zum Bildbericht
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