Die verrückte Pace in der Gluthitze für ein Gutmanbier
Bin am Samstag in Unterwurmbach, zum Lauf rund um den Altmühlsee
gestartet.
Zwei Tage später kann ich nur sagen: Nicht noch einmal, wenn 90% der
Strecke in der prallen Sonne liegen und das Thermometer um 18 Uhr immer
noch bei 29 Grad steht. Nun traf ich dort zufälliger Weise, einen von
meinen ehemaligen Trainingspartnern, der dort im Orga-Team mithalf.
Der sagte: "Hi Sven, schön dich hier zu sehen ... Wenn du es schaffst
unter 1:40h zu laufen, gebe ich dir ein
Gutmann Bier aus." Ein Mann,
ein Wort und auf ging's ran an den Start, gleich in die dritte Startreihe
aufgestellt. Das war echt vermessen von mir, bei diesen leichten und
sehnigen Gestalten hier vorne, aber ich hatte nicht viel Zeit darüber
nachzudenken, weil es schon losging.
Die ersten zwei Kilometer in 8:10min, der Puls gleich auf 172 dachte ich
nur: "Mann das hältst du nie und nimmer durch, mach mal lieber etwas
langsamer".
Gesagt, getan, nur der Puls wollte nicht mehr runter. Bei Kilometer 5
dachte ich schon das erste mal, wie schön es doch wäre, wie all die
anderen am oder im See zu liegen. Dann blieben auch schon die ersten
Läufer einfach stehen und schnappten nach Luft. Das Teufelchen in mir
schrie: "He, was die können, möchte ich jetzt am liebsten auch tun!" Der
Wille aber flüsterte nur: "Nein, sei stark und gib dir nicht solch eine
Blöße, wenn du durchhältst kannst du dir was Gutes tun, gleich noch baden
gehen und denke ganz besonders an das Bier als Belohnung, wenn du diese
Zeit schaffst.
Also ging es weiter, leider ohne Getränkeflaschen dabei. Nie wieder,
das schwöre ich! |
Kilometer 10, die Uhr zeigte 45:31min , noch 11 Kilooooooomeeeeeter,
Hilfeeee.
Dann kam ein kleinerer Läufer, max. 30 Jahre und überholte mich und meinte
dann, dass es nicht fair sei, ihn so zu behindern und gar abzudrängen. Ich
sagte nur: "Warum sollte ich, ich laufe auf meiner Ideallinie und immerhin
war ich gerade noch vor dir." Das sah er dann wohl auch so und reichte mir
die Hand zum Abklatschen. Da hatte ich jemanden gefunden, der mich von
meinen Gedanken ablenkte und mir von sich erzählte. Er, mit seinen 59 kg,
heute ohne Pulsmesser und Zielzeit 1:40h, ist schon öfter diese Strecke
gelaufen und da lag sein Puls immer so bei 135. Wie schön für ihn! Mein
Blick fiel sofort auf meinen Pulsmesser. Oh Gott, schon 175 Schläge! Bloß
nicht mehr drauf sehen. Er fragte noch so nebenbei, wie ein Kerl mit
meinem Gewicht, solch ein hohes Tempo laufen kann. Ja wie? Das habe ich
mich auch schon bei der Quelle
Challenge in Roth gefragt.
Kilometer 15 = 1:12h, die linke Wade fängt an sich zu verhärten.
Bei der Challenge, hatte ein etwas höheres Tempo geholfen und der
Schmerz war weg. Also probieren wir das doch noch einmal .Schneller ok,
aber wie??
Aber es ging, mein kleinerer Begleiter blieb dann etwas zurück und sofort
kamen wieder diese dummen Gedanken. Nein, weiter, los, weiter. Ein paar
hagere Läufer, so um die 50 Jährchen, ziehen ganz locker an mir vorbei.
Egal, weiter. Ein heiß ersehnter Getränkestand kommt in Sicht, diesmal
auch mit Cola. Gleich drei Becher fassend, konnte ich nicht mehr laufen
und ging dann "ruhig" bis sie alle leer waren.
Jetzt waren es noch 3 Kilometer. Los Sven, das schaffst du auch noch!
Ich kann noch ein paar weitere Läufer überholen. Dann sehe ich die Jungs,
die mir vom Getränkepunkt an, weggelaufen sind. Die Kraft reicht jetzt
aber für nichts mehr, ich bleibe hinter ihnen.
Ein Schild: Noch 500 Meter, ich bekomme fast keine Luft mehr, mir wird
schwindelig. Meine Startnummer und mein Name werden gerufen. Ziiielll!
Aus und vorbei. Welch armselige Figur ich abgab, weiß ich nicht mehr. Kann
mich noch gerade so am Getränke-Tisch festhalten. War es das wert? Nach
einer halben Stunde, 1,5l Apfelschorle, Banane, Melone, Apfel,
Vitaminsaft, Brombeerlimonade im Bauch gluckernd bewege ich mich aus dem
Zielbereich heraus, natürlich stolz meine Medaille präsentierend. Ende
gut, alles gut? Ah, ich sehe den Gutmann-Stand. Schnell noch ein Leichtes
Weizen hinterher .Duuurst. Die Ergebnislisten sind schon ausgehängt ( ich
hatte meine Uhr zu spät abgedrückt ), also nichts wie hin. Platz 103
uuuund ein Gutmann verdient, da die Zielzeit bei 1:39:21h liegt. Aber mir
war leider nicht nach "Hurra" zumute, denn mein Körper wehrte sich gegen
diese übermäßige Belastung und dem zu schnellen und gierigen Essen und
Trinken danach. Also schnell wieder alles von sich gegeben und sich noch
schlechter fühlen. Und nun? The show must go on! Also bloß zusammenreißen,
damit die anderen nichts merken. Dann zum Auto geschlichen, die letzten
Läufer kommen gerade ins Ziel, und ab nach Hause, zum Wunden lecken.
Eigentlich wollte ich ja nur, nach der Challenge, ein ruhiges Läufchen, so
zum Ausklang machen. :-) |