Vor dem Start
Als ich zeitig in meinem Zelt erwache, ist es noch
dunkel. Dennoch stehe ich gleich auf, da ich schon voll freudiger
Erwartung auf den heutigen Lauf bin. Außerdem möchte ich gleich das
heutige Wetter checken. Außer ein paar Nebelschwaden am Thunersee, wovon
ein spitzer Berg das Nebelmeer eindrucksvoll überragt, ist überall ein
sternenklarer Himmel zu sehen. Von den paar Nebelschwaden über den See
abgesehen, sind überall klare Sichtverhältnisse. Sogar das Jungfraumassiv
lässt sich in der Ferne trotz Dunkelheit schon erahnen.
Mittlerweile ist es hell geworden, als Gaby und ich uns auf unseren knapp
drei Kilometer langen Marsch zum Startfeld begeben. Es ist ein
kristallklarer Morgen und unsere Stimmung und Laune könnte nicht besser
sein. Je näher wir uns dem Startareal nähern, umso mehr Gleichgesinnte
streben dem Startplatz entgegen. |
Strahlender Sonnenschein mit herrlichem Blick zum Jungfraumassiv |
Obligatorisches Foto von mir vor dem Start und dem Eingang zum mondänen
Hotel Victoria - Jungfrau |
Die gefühlvollen und tiefen Töne der Alphornbläser am
Start wecken in mir ein Gänsehautfeeling.
Ach, das ist einfach nur schön! Dazu werfen
Fahnenschwinger die Fahnen des
Kanton Bern und die Schweizer Nationalflagge kunstvoll in die Luft und
fangen sie genauso gekonnt wieder auf. So werden heute nicht nur unsere
Bergläuferwaden durchtrainiert, sondern wir erhalten auch noch Einblicke
in Schweizer und Berner Folklore. Da soll nochmals einer sagen, dass
Laufen nicht bildet! |
Alphornbläser und
Fahnenschwinger |
Nicht recht viel weniger Gänsehaut löst bei mir das
Gedränge vor den Wagen der Gepäckabgabe aus. Leider dieses Mal im
negativen Sinne. Hier herrscht so ein Andrang, dass man meinen
könnte, dass hier Schweizer Luxusuhren gratis verteilt werden. Dem ist
aber leider nicht so! Hier will nur jeder sein Gepäck möglichst schnell
loswerden. Das Gepäck wird später zum Ziel auf der Kleinen Scheidegg hoch
transportiert, damit wir nicht in durchnässter und luftiger Laufkleidung
oben am Berg frieren müssen. Wie hieß es bei der
Ausschreibung: "Es kann max. 5 kg Gepäck zum Ziel transportiert werden!"
Wenn ich dabei die gigantische Größe so mancher Taschen und Rucksäcke
betrachte, muss ich davon ausgehen, dass manche Läufer hier Federn oder
ähnliches Leichtgewichtiges transportieren lassen, es sei denn sie nehmen
es mit den 5 Kilo nicht so genau ... |
Starker Andrang bei der Gepäckabgabe |
Letzte Vorbereitungen der Veranstalter vor dem Start. Nachher muss
alles wie am Schnürchen klappen! |
Ich bin froh mit nur ein paar Quetschungen diesem
Gedränge entgangen zu sein. Ich muss erst ein mal tief durchatmen, bevor
ich mich zum Startgelände begebe, wo jetzt schon ein sehr reger Andrang
herrscht. |
Derweil reihen sich viele Starter schon mal auf |
Trotz der Läufermassen treffe ich zufällig meinen
Freund Stefan mit seinen Freund Michel. Wie gut, dass noch genug Zeit für
ein Startfoto ist. So können wir "Drei Laufheroen der Berge" uns für die
Nachwelt von Gaby ablichten lassen. |
Gruppenfoto. Von links: ich ,
Stefan und Michel |
Vorne das Starterfeld, hinten das Hotel Victoria |
Während es die beiden gleich zum Startblock drängt,
laufe ich mich noch ein klein wenig warm, bevor auch ich mich ins große
Starterfeld der Bergläufer einreihe. |
Nun reihe auch ich mich ins Starterfeld hinten ein, da ich es nicht
eilig haben werde. |
Trotzdem sind auch noch hinter mir einige Läufer aufgereiht |
Die Spannung unter uns Läufern steigt: Gleich wird der Starschuss mit
Kanonengetöse fallen ... |
Kanonensalven beim Start
Der Startschuss ist hier unüberhörbar, da er mit Ohren
betäubenden Kanonensalven angekündigt wird. Uns Ausländern wird dabei
gleich mal "vor Ohren geführt", dass die Schweiz immer noch ein wehrhaftes
Volk ist. 1989 sollen mit den Reservisten übrigens noch knapp 1 Million
Mann in der Schweiz unter Waffen gestanden haben, wobei das
Schweizer Heer
mit seinem
Milizcharakter heute mit Reservisten immer noch an die 200.000
Soldaten hat. So weit geht aber unser kriegerisches
Denken heute nicht, wenn gleich gerade unsere Schweizer Laufkonkurrenten
aus stahlhartem Eisen geschmiedet sind. Aber wir wollen keine fremden
Schützengräben oder ähnliche militärische Objekte erstürmen. Vor uns liegt
die Moräne vor Eiger, Mönch und Jungfrau. Die gilt es hoch zu stürmen!
Trotzdem wird auch dieser Lauf seine Opfer fordern, da die Strecke nicht
nur gnadenlos 42195 Meter lang ist, sondern auch noch mit über 1800
Höhenmeter aufwarten kann, wovon die meisten auf den letzten 16 Kilometern
mühevoll überwunden werden müssen. Auch die herunter stechende Sonne wird
dabei ihren schmerzhaften Tribut fordern. Aber an so was denken erst
einmal wohl nur die wenigsten bei der anfänglichen Laufeuphorie, als sich
der aus 4000 Gliedern bestehende Lauflindwurm in Bewegung setzt ... |
... und schon setzt sich der Läufer - Lindwurm stockend in Bewegung |
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