Gerade am Fluss in der zweiten Hälfte der Runde wird es
nun unangenehm nasskalt. Die heraufziehende Winternacht lässt mich
schaudern. Wie viele Runden muss ich noch laufen, um einen Marathon
zurückzulegen? Die Abwechslungen sind immer rarer
gesät. Wo sind meine Mitstreiter? Alle sind von der undurchdringlichen
Dunkelheit verschluckt! Ich sehe kaum noch Fußgänger. Nur selten
erblicke ich einen Hundebesitzer, der mit seinem Vierbeiner Gassi geht.
Wieder ein Strich auf meiner Liste. Wie viele Striche sind es schon? Es
sind schon deutlich über 20! Der Verpflegungspunkt ist verlassen. Roland
wurde es zu kalt. Er dreht wieder einmal eine Aufwärmrunde.
Aber nun kommt ja bald wieder mein Liebespaar, an dessen Anblick ich
mich schon so gewöhnt habe. War es nicht hier oder dort? Nein, diese
beiden treulosen Tomaten haben sich nun auch schon verzogen. Nur noch
die zänkischen Krähen kreischen noch immer von ihrem Schlafbaum herab.
Einsam und verlassen jogge ich alleine durch die Nacht und Kälte eines
Großstadtparks bei immer länger dauernden Runden. Lief
ich zuvor eine Runde in gut 8 Minuten bin ich jetzt schon mal bis zu 12
unendliche Minuten unterwegs.
Die Beine und das Kreuz schmerzen. Erste Anzeichen meines
fortgeschrittenen Alters? Ach, ich glaub ich habe in letzter Zeit
einfach zu wenig trainiert und dafür zuviel Weihnachtsplätzchen
gegessen. Du musst nun für Dein sündhaftes vorweihnachtliches Leben und
Vergnügen büßen, lieber Thomas Oha! War da nicht was?
Ein Aufflackern am Horizont. Ein Stern? Gar ein Weihnachtsgruß vom Stern von
Bethlehem? |