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Jetzt wo sich der Magen beruhigt hat, wieder feste
Nahrung zulässt und die Beine sich auch schon wieder halbwegs bewegen
lassen.
Geplant war ein Tempo von etwa 6:10, weil es noch ein Vorbereitungslauf
für Bernau sein sollte. Selbst dieses Tempo muss auf 77 km erstmal
gelaufen werden.
Der Tag begann früh, ich hatte mich entschieden doch erst am
Wettkampftag an die Müritz zu reisen. Ich wollte einfach gerade nicht in
einer Turnhalle nächtigen und dauernd Hotel geht auch ins Geld. War ja
auch machbar. Um 3:45 klingelte der Wecker, Tasche war gepackt.
Frühstück und Kaffee eingepackt und los ging es. Problemlose Anfahrt,
ich fahre zwar nicht gern im Dunkeln aber musste ich heute durch. So war
ich auch schon etwa halb 7 in Waren, gute Zeit. Ich stellte das Auto
vorschriftsmäßig am Landratsamt ab, wie vom Veranstalter empfohlen und
machte mich auf den Weg durch die schlafende Stadt. Einmal hoch und
runter und endlich kam mir jemand entgegen, der zwar auch nicht wusste,
wo der Start ist aber ich entsann mich, etwas von Hafen gelesen zu haben
und zumindest da wusste er den Weg.
Dort standen dann auch schon Jan und Micha, die waren natürlich nicht
das erste Mal hier und wussten, dass man sein Auto sehr wohl hier am
Start parken kann. Ach, das war nun auch egal, es blieb jetzt stehen, wo
es stand. Erstmal den Kaffee und ne Butterstulle genießen, Startnummer
holen, umziehen brauchte ich nicht mehr, hatte schon Laufsachen an. |
Vor dem Start |
Ich fühlte mich schon da total locker und gut aber noch
immer ging ich davon aus, sehr ruhig zu laufen. Startaufstellung,
Startschuss, erstmal locker los. Haben aber eigentlich alle so gemacht.
Als ich bei Kilometer 3 immer noch im gleichen Tempo wie Jan und Micha
lief, wusste selbst ich, die ja immer noch zu schnell losläuft, das ist
so nicht richtig und nahm wenigstens einen leichten Gang raus. Aber mir
ging es insgesamt sehr gut, es rollte einfach. Zwei Radbegleiter kamen
heran und befragten mich nach meinem Zeitziel, welches ich mit um die 8
Stunden angab. Es gab keine Kilometermarkierung, das machte eine
Einteilung sehr schwer. Ich lief dadurch total nach Gefühl, dass ich
weit vorn immer noch Jan sah, wenn er an den VPs wieder loslief, gab mir
aber zu denken. Aber irgendwann waren sie zum Glück doch weg. Ein
Radbegleiter hatte zu mir aufgeschlossen und fragte, ob ich während des
Rennens über den Abstand zu der Zweiten informiert werden wollte. Ich
zögerte kurz, willigte aber ein. Zu dem Zeitpunkt, muss so bei Kilometer
30 gewesen sein, waren es noch 8 Minuten. Klingt viel, kann aber schnell
weg sein auf 77 km. Die Verpflegung war dicht und mir recht. Ich nahm am
Anfang nur Wasser, später Cola, und Schokolade. Einmal Banane, geht aber
bei mir meist nicht gut. Der Magen fühlte sich aber ok, trotz der vielen
Cola. Ein bisschen Probleme bereitete der Darm aber es ging noch.
Bei Marathon (etwa, ich fragte immer die Radbegleiter mit Tacho nach dem
Kilometerstand oder die VPs, die es aber nicht immer wussten und oft
auch falsch ansagten) hatte ich eine kleine Krise, aber nicht schlimm.
Tempo raus und dann ging es.
Ich testete dann den Energy-Drink an den VPs. Hatte das Gefühl, neue
Kraft zu bekommen, ging aber wieder leicht auf den Darm. Meine
Taschentücher waren jetzt alle, zum Glück gab es da gerade zwei radelnde
Urlauber, die ich um Taschentücher angebettelt habe. "Was denn, laufen
sie um die ganze Müritz? Nehmen Sie doch gleich zwei."
So kam ich dann irgendwann nach Röbel an den vollen Hafen, viele Touris,
schöner Hafenblick. Viel Stimmung. Auch waren eigentlich fast alle uns
wohl gesonnen. Nur einmal waren etwas mürrische und zu viert
nebeneinander radelnde Leutchen etwas unwirsch, aber das war die
Ausnahme. Immer gratulierte man mir schon unterwegs, das war mir gar
nicht recht, abgerechnet wird im Ziel. Inzwischen war mein Vorsprung
nämlich auch auf vier Minuten zusammengeschmolzen und später sagte mir
der Radbegleiter, dass es auch mal nur 3 waren, das hatte er aber für
sich behalten. Hätte er gar nicht müssen, schon die 4 Minuten ließen mir
Flügel wachsen. Gehpausen gab es wenig. Nur an den (entgegen allen
Ankündigungen, Mensch ich bin vom platten Lande ...) doch vorhandenen
Anstiegen, aber die waren ja dennoch kurz, die Anstiege, boten aber
genug Erholung. Gleich darauf lief es wieder. Die Strecke war
wunderschön, viel Natur, Abwechslung durch viele Orte, oft schöner
glatter Radweg, alles dabei. Selten ein schwer zu laufender Untergrund.
Das war nicht schlimm. Und ich fühlte mich immer noch bzw. wieder gut.
Zwischendurch fragten mich ein paar kleine Jungs ehrfürchtig, ob ich so
was schön öfter gemacht hätte, 77 km seien doch sehr weit. Die waren
total niedlich. Sie liefen wohl glaube ich, in einer Staffel mit.
Zwischendurch in den Dörfern Kinder, die auch Wasserstände aufgebaut
hatten, da trank ich, obwohl ich eigentlich gerade gar nicht gemusst
hätte. Das fand ich so toll. Ich habe unglaublich viel wahrgenommen am
Streckenrand, das kenne ich gar nicht von mir. Das Wetter meinte es auch
sehr gut mit uns. Oft Wolken, die Temperaturen wohl etwas über 20 Grad,
mir gefiel es. Der Wind war mitunter etwas schlecht für die Moral, kam
doch viel von vorn und auf den mitunter geraden langen
Straßenabschnitten war das etwas zum Beißen. Aber einfach locker gegenan
gelaufen, mit Wind kenne ich mich ja ganz gut aus.
Zwischendurch hielten mal Zuschauer auf dem Rad an und einer meinte, für
die erste Frau, würde er sogar extra mal stehenbleiben und Beifall
spenden. Das war 9 km vorm Ziel und ich wusste, jetzt kann ich
durchlaufen und wenn der Vorsprung geblieben ist, dann schaff ich das
heute.
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Einlauf ins Ziel |
Annett |
Zwischendurch hatte sich auch mal die Vernunft mit den Worten gemeldet:
"Du weißt aber schon, dass es in 2 Wochen in Bernau dann auch schief
gehen kann, wenn Du Dich von dem Tempo hier nicht rechtzeitig erholst."
Aber da sagte ich mir: wer weiß was in 2 Wochen ist und wann gewinnt man
schon mal einen Ultralauf. Es überholten mich zwei Herren und
berichteten mir wieder von mindestens 4 Minuten Vorsprung und meinten
dazu: "die Zweite sah aber nicht mehr frisch aus." Na die waren ja
witzig, wie sah ich denn aus? An jeder Wasserstelle, das Wasser schnell
über Gesicht und Beine gekippt, Wasser trinken ist im späteren
Rennverlauf nicht so meine Sache, geht mir auf den Magen dann. Cola ging
gut und dann saßen Leute rum und hatten vor sich so eine große Flasche
mit so verdünntem Sirup. Das hab ich schon von weitem gesehen und konnte
nicht widerstehen. Ich bettelte sie einfach um einen Schluck an und
bekam ihn auch. An einer der letzten Getränkestellen meinte eine Frau,
es seien noch 4 Kilometer, kurz danach kam aber ein Schild auf dem
stand, es seien noch 5. Ich glaubte lieber dem Schild. Und machte mir
Mut: so ein kleines Stück nur noch. Das ist grad mal von Wandlitz bis
nach Hause, das ist doch nicht weit. Und dann bei 3 (hier hatten sie
plötzlich lauter Schilder), Ortseingang Klosterfelde bis nach Hause,
einfach locker weiter. Bei 2 km fing es schon an zu kribbeln und ich
konnte noch mal Gas geben. Man war auch schon wieder in Waren. Es waren
Leute an der Strecke und einige meinten: "Guck mal, das ist die
Siegerin". Was war ich stolz! Und lief nochmals ein Stück schneller. Im
Hafen gab es ein Getümmel, man musste sich fast seinen Weg bahnen durch
die Urlauber. Aber das war zum Genießen. Ich, ja ich, durfte die Arme
hochreißen. Weil, ich hatte gewonnen! Und auch in einer respektablen
Zeit. Ich hatte eine unglaubliche Gänsehaut. Der erste den ich sah, das
war Ecky. Der war hier Staffel gelaufen. Ich fiel ihm um den Hals und
stammelte: "Ecky, ich hab gewonnen, ich hab wirklich gewonnen." Der
freute sich mit und meinte noch, und die Zeit ist auch gut, rechne mal,
was für ein Kilometerschnitt. Scherzkeks, der.
Und später erfuhr ich, dass ich am Ende meinen Vorsprung wieder auf 9
Minuten ausgebaut hatte.
Der Pokal ist eine Augenweide. Nicht die üblichen Pötte mit Deckel,
sondern ein wunderschöner und sehr schwerer Pokal, der so eine
geschwungene Form hat.
Bei den Männern haben die LG-Nord Jungs Jan Prochaska und Michael
Vanicek mal wieder alle in Grund und Boden gerannt und in 6:11 gewonnen.
Beide zugleich. |
Siegerehrung |
Gruppenfoto der Sieger |
Links
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