Als Zielzeit habe ich mir eine Zeit um die 50 Minuten gesetzt
und versuche ab dem zweiten Kilometer daher etwas unter einem 5 Minutentakt zu
laufen. Wegen der hügeligen Strecke ist es aber nicht immer einfach, seine
Kräfte konstant einzuteilen.
Am Ende jeder Runde erwarteten uns beim Zieltor reichlich
Zuschauer, die uns kräftig anfeuern. So lege ich in der zweiten Runde einen Zahn
zu. Das rettet mich aber nicht vor der ersten Überrundung durch den Spitzreiter
bereits zum Ende der zweiten Runde. Dieser Kenianer vom LCC Wien, der im Rahmen
der Tour nur an diesem "Sprintwettkampf" teilnimmt, fliegt förmlich an mir
vorbei. Wow, hat der ein Tempo drauf! In der Tat legt Jonathan Koilegei
mit einer Endzeit von 29:47 auf dieser schweren Strecke einen neuen
Fabel-Streckenrekord hin, der selbst auf flacher Strecke beachtlich wäre. Wenn
er seine Form weiter so steigern kann, wird man sicher noch bei noch größeren
Rennen von ihm hören.
Ich lauf schon im Anfang der dritten Runde, als mich auch die
beiden anderen Kenianer und schließlich auch Jonathan Wyatt überrunden.
Ob mich noch die erste Läuferin überrunden kann? Das wird nun zu meiner fixen Angst.
Von regelrechten Verfolgungswahn besessen gebe ich daher zum Ende der dritten Runde
Gas.
Glücklich durchrenne ich zum dritten Mal das Zieltor und höre nur etwa 100 Meter
später wie der Speaker den Zieleinlauf der ersten Dame ankündigt. Uff, das ging
ja gerade noch mal gut. Die Ukrainerin Inna Lebedeva siegt mit einer Zeit von
37:24 Minuten vor Patrizia Rausch.
Nun kann ich unbesorgt die letzte Runde angehen, da mich nun
keiner mehr überrunden kann, es sei denn er legt eine Fleißrunde ein. Da solch
fleißige Läufer rar gesät sind, darf ich mal zur Abwechslung mit stolz gewölbter
Brust selbst eine kleine Laufgruppe überrunden, denen es offensichtlich wie mir nur ums
Mitmachen
geht.
Schließlich setze ich zum Schlussspurt an und überquere vor
Glück strahlend nach 49 Minuten und 2 Sekunden Laufspaß die Ziellinie der ersten
Etappe der Tour.
Da das ganze ja nur ein Auftakt vor dem großen Hammer am
morgigen Tag ist, fahre ich schnell zu meinem Hotel heim und schaue, dass ich
trotz meines dortigen Fanclubs, der ja auch unterhalten sein will, nicht zu spät
ins Bett komme ... |