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Im Fluge vergehen so die Kilometer. Fast wie aus dem Nichts stehe ich auf
einmal bei km 39 vor den Gleisen der Gornergratbahn, jener legendären
wie traditionsreichen Zahnradbahn, die Zermatt mit dem 3.100 m hoch
gelegenen Gornergrat verbindet. Wir müssen die Gleise überqueren und
über eine Treppe zum Bahnsteig hochsteigen, wo uns der Applaus eines
wartenden Zuschauerpulks empfängt. Nur noch 3 km! Ich rechne mir kurz
aus, dass mir noch ein knappes halbes Stündchen verbleibt, wenn ich
unter 5 Stunden bleiben will. Um es vorweg zu nehmen: Ich habe mich grob
verschätzt.
Zunächst führt der Pfad durch dichten Wald weiter flach dahin. Bei km
39,7 passieren wir das auf 2.222 m üNN gelegene 5-Stern-Nobelhotel
Riffelalp, wo die Hotelgäste entspannt von ihren Legestühlen vom penibel
gepflegten Garten aus das Treiben beobachten. Erst hier verlässt die
Laufstrecke den Wald, weitet sich der Horizont – und bietet sich ein
wahrlich ernüchternder Blick über den weiteren Verlauf unserer
Laufstrecke, die von hier zum großen Teil dem Verlauf der Bahnstrecke
der Gornergratbahn bis zur nächsten Station folgt, die gleichzeitig
unser Marathonziel ist: der Riffelberg auf 2.582 m üNN. Das bedeutet,
dass wir zumindest 360 Höhenmeter auf den nächsten zwei Kilometern
überwinden müssen. Und das in praller Sonne, denn das Gelände ist völlig
offen. Auch wenn es eigentlich eben nur zwei, an sich lächerliche
Kilometerchen sind: Der Riffelberg scheint von der Riffelalp aus
betrachtet noch eine kleine Ewigkeit entfernt zu sein. Nicht gerade
dezent sind die massiven Einhausungen, die hoch oben auf dem letzten
steilen Stück der Bahntrasse die Bahn vor Lawinen schützen, aber
beeindruckend sind sie allemal. |
Es geht weiter bergauf |
Wunderschöner Blick aufs Matterhorn |
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Aber es hilft nichts: da muss ich hinauf und so füge ich mich in mein
Schicksal. Die nächsten zwei Kilometer dürften dann wohl die langsamsten
in meiner „Laufkarriere“ gewesen sein. Im Kriechtempo schleiche ich den
staubigen Weg hinauf. Den anderen geht es aber auch nicht besser. So
wenig attraktiv diese letzte Passage für sich betrachtet sein mag – so
grandios ist der Ausblick, der sich auf die Umgebung bietet, und zwar
umso mehr, je höher ich komme. Vor allem das Matterhorn zeigt sich
wieder in seiner ganzen Größe und Pracht und ich nutze meinen
Fotoapparat eifrig als Alibi für die eine oder andere Gehpause.
Besonders unangenehm ist das Stück, das schließlich entlang der
eingehausten Bahntrasse entlang führt. Nach einem finalen Steilstück
über eine Rampe scheint das Ziel zum Greifen nah. |
Zum Ende zu wird es noch einmal so richtig steil
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Über einen schmalen Pfad, der sogar wieder so etwas schnelleren Trab
erlaubt, nähere ich mich dem menschenbevölkerten Zielareal und der
angrenzenden großen Berghütte, kann schon den Lärm im Ziel und die
Stimme des Zielsprechers hören. Aber da habe ich mich zu früh gefreut:
Denn wir werden in gebührendem Abstand am Ziel vorbeigeleitet und wieder
in die scheinbar endlose Weite der Bergwelt gelotst. Zum Glück habe ich
schon vorher von der Existenz dieser „speziellen“ Abschlussschleife
gehört, aber dass sie sich dann doch so in die Länge zieht, hätte ich
nicht gedacht. Ich versuche diese Schleife, die immer wieder fiese
kleine Anstiege bereit hält, mit möglichst viel Gleichmut – auch wenn es
schwer fällt - über mich ergehen zu lassen. Und nach einer kleinen
Ewigkeit ist es dann soweit – im Galopp geht es auf den letzten Metern
ins Ziel hinab.
Nur wenige Meter hinter dem Ziel gibt ist es die erste „Belohnung“ –
kühles alkoholfreies Weißbier. Welch ein Genuss! Davon mache ich erst
einmal reichlich Gebrauch, ehe ich mir die Finisher-Medaille umhängen
das wirklich schöne Finisher-Shirt aushändigen lasse. Während der
Besucherandrang vor dem Ziel eher bescheiden ist, ist der Rummel vor der
Berghütte und auf der vorgelagerten großen Wiese um so größer. Zahllose
Läufer strecken hier Ihre müden Beine aus und ziehen es vor, ganz in
Ruhe nochmals das großartige Panorama, insbesondere in Richtung
Matterhorn, zu genießen. |
Klaus im Ziel
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Die Teilnehmer sonnen sich bei Riffelberg im Ziel
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Das Matterhorn
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Ich komme gerade recht, um die Siegerehrung der Männer mitzuerleben.
Helmut Schiessl hat mit einer Zeit von 3:06:32 noch alle überholt und
abgehängt und freut sich über seinen Sieg. Der Südtiroler Gerd Frick und
der Engländer Tim Short folgen mit 3:08:38 und 3:12:38 auf den nächsten
Plätzen. Bei den Frauen holt sich der weibliche Shooting Star der
Berglaufszene, die Britin Lizzy Hawker, mit 3:32:49 den Titel. Ich
selbst habe zwar meine insgeheim angepeilte 5-Stundenmarke letztlich
nicht nur knapp verfehlt, aber was soll es: Ich freue mich, dass ich bei
absolut optimalen Wetterbedingungen einen unvergesslichen Lauf auf einer
harten, aber wunderschönen Strecke erleben durfte, und weiß: Dies ist
es, was mir letztlich in der Erinnerung bleiben wird. |
Reges Treiben auf dem Riffelberg
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Viel los ist auch am angrenzenden Bahnhof Riffelberg. Hier kann man sich
entscheiden, mit der Gornergrat-Bahn nach Zermatt zurückzufahren, oder
sich noch zwei Stationen weiter nach oben, bis zum Endpunkt, dem
Gornergrat auf 3.089 m üNN, befördern zu lassen. Für mich ist es keine
Frage, auch noch das Highlight des Gornergrats mitzunehmen. Und
tatsächlich: Das, was sich dort oben von den diversen
Aussichtsplattformen an Ausblicken bietet, ist atemberaubend. Wo kann
man schon auf einen Blick fünf Gletscher sehen, die zwischen den
zahlreichen 4000ern, darunter dem Monte Rosa Massiv mit dem höchsten
Schweizer Berg, der Dufourspitze (4.634 müNN), heraus quellen? Für mich
ist dies ein besonderer Abschluss eines besonderen Laufes. |
Blick auf den imposanten
Gornergletscher
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Am Gornergrat mit
Blick aufs Matterhorn
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Die Gornergratbahn
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Zurück in Zermatt, in der Talstation der Gornergrat-Bahn, wartet auf die
Läufer eine letzte kleine Überraschung: Jeder erhält kostenlos ein von
ihm unterwegs vor der Kulisse des Matterhorn aufgenommenes Foto – ein
Geschenk, das für wohl jeden einen besonderen Erinnerungswert haben
wird.
Für weitere Fragen stehe ich unter
E-Mail gerne zur Verfügung. |
Teil 1 ==> |
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