Nachbericht zur Tour de Tirol 2008 - Ein Bericht von
Brigitte Eberharter
Postkartenpanorama und begeisterte Sportler
„Das wunderschöne Ambiente entschädigt für die höllischen Strapazen!“ So und
ähnlich beschrieben viele Sportler das Tour de Tirol-Wochenende, das von 10. bis
12. Oktober in Tirol über die Bühne ging.
Zum dritten Mal fand die Tour de Tirol heuer statt und von Jahr zu Jahr begeben
sich mehr Läufer auf die Strecken. „Im Vergleich zum Vorjahr nahmen um 40
Prozent mehr Sportler an der Veranstaltung teil“, erklärte Organisator Martin
Kaindl von der Firma Jol Sport in Bad Häring. Zur Berglauf-Weltmeisterschaft im
nächsten Jahr, die in die Tour de Tirol integriert sein wird, wird noch einmal
ein mehr an Sportlern und Fans erwartet. „Die Bedingungen hier in Söll sind für
die Berglauf-WM ideal. Auch das gesamte Drumherum passt hervorragend“, schwärmte
der Vertreter der World Mountain Running Association, der als Beobachter dem
Kaisermarathon beiwohnte. Die Tourismusverbände von Söll, Reith und Walchsee
haben, so wie die Hauptsponsoren aus der Wirtschaft, ihre finanzielle und
ideelle Unterstützung bereits wieder zugesagt.
3 Tage, 73 km, 2000 Höhenmeter
10 km am ersten Tag, 42 km am zweiten Tag und 21 km am dritten Tag – das ist die
Tour de Tirol. Und für etliche Sportler heißt das nicht etwa hier oder dort
starten, sondern Start an allen drei Tagen! Bei der Abschlussfeier in Walchsee
stolzierten sie zu recht mit dem roten Tour de Tirol-Shirt mit der Aufschrift „Finisher“
durchs Festzelt.
Alpbachtaler Zehner
Auftakt der Tour de Tirol bildete am Freitag der „Alpbachtaler Zehner“. Zehn
Kilometer durch das Dorf und Tausende Zuschauer entlang der Strecke. Die Sieger
von Reith heißen Lizzy Hawker (GB) und Daniel Bett. Der Kenianer und sein
Landsmann Ambrose Bitok lagen auf der leicht hügeligen Strecke klar vor dem
Neuseeländer Jonathan Wyatt.
Kaisermarathon
Am zweiten Tag stand in Söll der Kaisermarathon auf dem Programm; das Highlight
der Tour de Tirol. Über 300 Starter drängten sich im Dorfzentrum von Söll, um
sich auf die Hohe Salve zu plagen. Die ersten 20 Kilometer stellten für
Marathonläufer keine besonderen Hindernisse dar. Der Tiroler Albuin Schwarz
führte lange Zeit den Tross an – weit abgeschlagen vor den Kenianern und Wyatt.
Über Scheffau ging es nach Ellmau und vor dort den Berg hinauf. Wie zu erwarten,
war dies die Stunde für Jonathan Wyatt. Der amtierende Berglauf Weltmeister
setzt beim Anstieg seine eigene Maschinerie in gang, bei der keiner mitkommt.
Beim Hexenwasser in Söll, wo es noch einmal leicht bergab geht, bevor der
unerbittliche Aufstieg zum Gipfel beginnt, lag Wyatt rund sieben Minuten vor
Daniel Bett. Für die Zuschauer stellte sich die Frage, was da geschehen war.
Tausende Laufbegeisterte hatten sich entlang der Strecke eingefunden, um den
Läufern mit ihren Zurufen die letzten Kraftreserven zu entlocken. Ab
Hexenwasser-Hochsöll begann die wahre Strapaze für die Bergläufer. Dort, wo im
Winter die Skifahrer vergnügt den Hang hinunter carven, wo der Großteil der
Läufer ins Gehen wechselten, dort setzte Wyatt unermüdlichen seinen Laufschritt
fort. Einzig die herrliche Aussicht auf unzählige Berggipfel als Entschädigung.
Ein Schluck an den Labstationen, ansonsten, den Blick nach oben und einen Fuß
vor den anderen. Die letzten paar Hundert Meter wurde er vom Jubel der Zuschauer
ins Ziel getragen, das er schließlich in 3.06 Stunden erreichte. Sein Traum von
unter drei Stunden blieb ihm verwehrt, doch immerhin hatte er einen Vorsprung
von 15 Minuten auf den Zweitplatzierten Daniel Bett und vor dem besten Tiroler
Albuin Schwarz. Knapp eine Stunde später, nämlich mit einer Zeit von 4.05
Stunden erreichte die ersten Frau den Gipfel und das war die ehemalige
Triathletin Monika Feuersinger aus Niederndorferberg. Sie wurde am Gipfel von
ihren drei Kindern in Empfang genommen und zeigte sich überglücklich, dass sie
trotz mangelnden Trainings die Tour geschafft hatte. Nach ihr die beiden
Deutschen Waltraud Berger und Beate Bauer.
Nordic Walking Festival
Eine Stunde nach dem Start des Kaisermarathons begaben sich in Söll die Nordic
Walker auf die Strecke. Rund 800 waren es, die aus nah und fern angereist waren,
um mit der Olympiateilnehmerin Eva Dollinger und der Nordic Walking
Weltmeisterin Sabine Siebenförcher den Berg hinauf zu wandern. „Nordic Walking
ist für mich ein herrliches Ausdauertraining“, erklärte Dollinger. Beim
Hexenwasser erhielten die Walker ein kleines Präsent und für etliche war dort
die sportliche Arbeit getan, etwa die Hälfte ließ aber noch einmal die Stöcke
schwingen und bezwangen, so wie Wyatt & Co auch das letzte Stück zum Gipfel.
Kaiserwinkl Halbmarathon
Mit strahlendem Herbstwetter und Tausenden Zuschauern begrüßte der Kaiserwinkl
noch einmal die Sportler aus der ganzen Welt. Als Ausgleich für die Strapazen
des Vortages, sozusagen als Ausklang, galt es, einen flachen Halbmarathon in
vier Runden um dem Walchsee zu bewältigen. Ohne Steigung hatte Jonathan Wyatt
keine Chance und die beiden Kenianer Daniel Bett und Ambrose Bitok, sowie Simon
Lechleitner vom LC Decker Itter verwiesen ihn vom Stockerlplatz. Bei den Damen
war wiederum Lizzy Hawker die Schnellste. Zweite wurde Kathrin Thaumiller aus
Deutschland vor Tanja Harpes aus Luxemburg.
Finisher
In der Gesamtwertung, also der Summe aller drei Bewerbe, siegte Monika
Feuersinger vor Waltraud Berger und Beate Bauer. Bei den Herren waren es
Jonathan Wyatt vor Daniel Bett und Albuin Schwarz.
Resümee des Veranstalters
„Es war eine Unmenge Arbeit für uns, die sich allerdings gelohnt hat. Denn von
den Teilnehmern haben wir unzählige positive Reaktionen erhalten – sie waren
rundum zufrieden. Sowohl mit der Veranstaltung selbst, als auch mit den
Unterkünften und dem Rahmenprogramm in den Regionen. Die Tour de Tirol ist
unfallfrei abgelaufen und so können wir uns nur auf nächstes Jahr freuen, wenn
wir zusätzlich die Weltmeisterschaft im Berglauf ausrichten werden“, erklärte
Martin Kaindl.
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