5. Kellerwald Crosslauf und noch 133 Tage bis zum Annafest - Ein Bericht von
Jochen Brosig
Bis zum Annafest dauert es noch ein paar Tage. Doch wir testen
schon heute die Keller. „Der Forchheimer Kellerwald, eine ausgedehnte Waldfläche
mit teilweise bis zu 200 Jahre altem Baumbestand östlich von Forchheim, wird von
einem weit verzweigten Kellersystem durchzogen, über dessen Entstehungszeit
leider keine Urkunden vorliegen.“, so schreibt der Tourismusverband Forchheim
auf seiner Homepage. Und in diesem Kellersystem lagerten früher die Bierbrauer
das flüssige Gold.
Bier hat traditionell seit jeher in Franken einen erstaunlichen Beliebtheitsgrad
und wird mittlerweile sogar als echtes Sportgetränk eingesetzt. Bier als
Sportgetränk? Na klar, erfahrene Läufer wussten es schon immer: isotonisch –
reich an Mineralien – vitaminhaltig. Deshalb stellt sich für mich schon vor dem
Start die Frage: Gibt es heute Verpflegungsstellen? Und wenn ja: Wird an ihnen
Bier ausgeschenkt? Am Parkplatz im Kellerwald winken mir schon Brigitte und
Birgit zu. Vielleicht wissen die zwei mehr.
Auch heute treffe ich wieder viele Bekannte Gesichter. Die Tatsache, dass in 133
Tagen das Annafest beginnt, scheint keinen zu interessieren. Für Thomas
Schmidtkonz von www.laufspass.com
ist die Strecke eigentlich viel zu kurz. „Bei Dir beginnt doch ein Lauf erst ab
Marathon.“, scherze ich noch. In der Zwischenzeit kommen Brigitte und Birgit von
der Kurzstrecke wieder ins Ziel. Wenn ich in ihre Gesichter sehe, ahne ich für
meinen Lauf nichts Gutes.
KM 0 Promille – Am Start kenne ich bereits die ganze Wahrheit. Die Strecke ist
zu kurz für Verpflegungsstellen. Mist! Und im Ziel gibt es Tee. Was für ein
Stilbruch an so einer historischen Stätte. Ich brauche diesen lebenswichtigen
Edelstoff im Ziel. Mein Magen hatte sich schon darauf eingestellt. Vitamine,
Mineralien, kühles Nass – Power. Bier! Sofort! Aber wir müssen los. Wir zählen
runter: 3, 2, 1 – Gsuffa! Der Startschuss schickt uns auf den Rundkurs. Ziemlich
„ernüchternd“, man beachte das Wortspiel, ist auch die Streckenführung für mich.
Den Greif-Keller und den Schindler-Keller im Rücken, laufen wir in die
entgegengesetzte Richtung! So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich dachte an
einen Lauf a la Medoc-Marathon: Start beim Schindler-Keller, vorbei am
Greif-Keller weiter zum Hebendanz. Nach dem Passieren der unteren Keller weiter
zu den oberen Bierkeller, wie Schwanen-Keller und Hofmann's-Keller. Und
natürlich trinken wir an jedem Keller a Seidla. Deswegen hätte meine Strecke
dann auch nur aus einer Runde bestanden, ist doch eh klar.
Bier hat etwa gleich viele Kalorien und Kohlehydrate wie ein isotonisches
Sportgetränk. Hier die 4 ultimativen Gründe, Bier zu trinken:
1. Bier verbessert die Cholesterinwerte
2. Bier senkt den Blutdruck
3. Bier hat eine vorbeugende Wirkung gegen Osteoporose und senkt das
Alzheimer-Risiko.
4. Im Blut von Biertrinkern befindet sich 30 Prozent mehr Vitamin B6.
Bier ist also eine gute Getränkewahl nach einem Lauf, wenn es den eines gäbe.
Aber hier gibt´s keins. Das einzige kühle Nass was wir sehen ist ein kleiner
Bach. Um eines in aller Deutlichkeit klarzustellen, ich habe kein
Alkoholproblem. Aber an was soll man den auf dem Gelände des Annafests anderes
denken? Jetzt kommt schon wieder dieser gemeine Anstieg. Die Strecke ist wie
eine Achterbahn. Rauf und runter. Oder wie singen wir am Annafest: „Auf und
nieder, immer wieder. Hammers erst gestern gmacht, mach mers heit ah.“ Doch weit
und breit kein Keller und die Musik fehlt. Vorsicht Kurve! Rutschgefahr! Von nun
an ging´s bergab.
Im Internet berichtet eine Diplom-Oecotrophologin: Weizenbier ist als
isotonisches Getränk für Sportler gut geeignet. Das ist aber nicht neu! Wir vom
FSV haben das doch schon immer gewusst. Unser Laufguru und Gründer des
Langstreckenteams vertritt bis heute diesen Standpunkt. Außerdem ist Bier ein
Naturprodukt ohne chemische Zusätze. Genau, keine Zusätze in Getränken. Ich
nehme ja nicht einmal Zucker in den Kaffee. Auch bei anderen Flüssigkeiten bin
ich eigen. Dafür halte ich ein schönes Weißbier, oder zwei oder drei, durchaus
für ein isotonisches Getränk. Weißbier passt auch zu so gut wie allem, selbst zu
Eis mit Sahne, Obstkuchen oder Salat mit Dressing und Öl. Man muss als Läufer
eben sehr bewusst essen und trinken. Und bewusst laufen. Wieder einmal rutsche
ich weg. Crosslauf eben! Zum letzten Mal diesen glitschigen, steilen Anstieg
hoch. Dann ist es fast geschafft.
Ziel – immer noch 0,0 Promille. Es gibt auch keine Dopingkontrolle. Na klar, wir
kommen ja auch alle stocknüchtern reingelaufen. Bin ich kaputt. Viermal dieser
fiese Anstieg. Das geht in die Oberschenkel. Brigitte schießt noch ein Foto.
Birgit reicht mir den Tee. Eine nette Unbekannte stützt mich. So könnte es immer
sein. Das Leben ist schön!
Schnell vorbei – dieser Lauf, denke ich mir. Aber für heute reicht es auch.
Schon im „Journal von und für Franken“ aus dem Jahr 1792 heißt es, dass „die
Forchheimer zu viel und zu oft auf ihre Keller liefen …..“ So ist es heute immer
noch. Siehe Kellerwaldlauf. Anstatt zu laufen, hätten wir uns eine Halbe und
eine anständige Brotzeit gönnen sollen. Die Halbe ist kein Problem für mich. Als
erfahrener Läufer habe ich natürlich mein Sportgetränk immer dabei. PROST!
Love it – taste it – drink it! Run happy!
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