Unterwegs in Suhl - Ein Laufbericht von Jochen Brosig
Spätabends stapfen wir durch den Schnee. Der „Heiliger Berg“
zu unserer Rechten, der „Ehrenberg" zu unserer Linken. Aus einem anfänglichen
Nieseln sind mittlerweile dicke Regentropfen geworden. Eine dicke Suppe hängt
über unserer Laufstrecke. Mein Laufpartner erzählt mir gerade seine Erlebnisse
vom Schwäbisch-Alb-Marathon. Platsch, mit meinem rechten Fuß bin ich bis zu den
Knöcheln in eine Pfütze gestiegen. Knirsch, mit meinem linken Schuh lande ich in
einem Schneehaufen. „Prima!“, beide Schuhe nass, meine Jacke vom Regen
aufgeweicht und auf dem Weg hierher fuhr ich mitten durch den größten
Schneesturm dieses Winters. Chaos auf den Straßen. Doch ich war vorsichtig. Nun
bin ich da und mache ein lockeres Trainingsläufchen. Warum der Aufwand?
Seit 10 Jahren führen mich nun meine Touren als Außendienstmitarbeiter nach
Thüringen. Schon lange ist Thüringen für mich meine zweite Heimat geworden. Der
Thüringer Wald, besonders der Rennsteig, hat es mir angetan. Darum bin ich
bisher zweimal den langen Kanten gelaufen. Mit den 100 KM habe ich letztes Jahr
noch eins drauf gesetzt. Beim Stöbern im Internet auf Laufberichtseiten habe ich
den „Dresdner Troll“ Mirko kennen gelernt. Es entstand ein reger
Email-Austausch. Und dann stellte sich heraus: Mirko kommt aus Suhl! Witzig, ein
Dresdner Troll aus Suhl. Von da an bis zu einer Verabredung zu einem gemeinsamen
Trainingslauf war es dann nicht mehr weit.
Platsch, wieder eine Pfütze. Wurscht, ich bin sowieso durchnässt. Heute ist kein
Rennsteigwetter. In Oberhof war es so windig, da hätte es uns nur weggeblasen.
Deshalb laufen wir hier: Im Lautenbergtal? Oder wie heißt die Gegend hier? Egal,
heute bekomme ich von der Landschaft nichts mit. Mirko und ich tauschen unser
Läuferlatein aus. Pläne und Ziele werden besprochen und abgewägt, Trainingstipps
diskutiert. Mirko sammelt Jubiläumsmarathons. „Wie wäre es dann mit dem
Fränkische Schweiz Marathon?“, frage ich. „Das wäre eine Option!“, wägt Mirko
ab. Thüringen-Ultra, 12-Stundenlauf, Transeuropalauf, Achim Heukemes, Saltin-Diät
ja oder nein. Viel zu schnell geht unser Lauf zu Ende. Statt ins Bad zu gehen,
wollen wir beim Italiener unsere eigene Pasta-Party machen. Dort werden wir den
Abend ausklingen lassen.
So eine Internetbekanntschaft ist schon etwas Tolles und die Thüringer
Gastfreundschaft weltbekannt. Bis zum Herbstmarathon in Forchheim ist es noch
weit. Da bieten sich Trainingsläufe im Sommer auf dem Rennsteig geradezu an.
Run happy and smile!
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