„Viel anspruchsvoller als erwartet“
HERMANN ACHMÜLLER,
erfolgreicher Langstreckenläufer aus Bruneck, über den „Brixen Dolomiten
Marathon“, der am 3. Juli am Domplatz startet und über die klassische
Marathon-Distanz zur Plose führen wird.
Herr
Achmüller, was unterscheidet den „Brixen Dolomiten Marathon“ von anderen
Bergläufen?
Hermann Achmüller:
Bitte erlauben Sie mir einen Exkurs: Ich bin eigentlich kein reiner
Bergläufer, ich komme von der Flachstrecke und habe auf eine Wette hin
oder eigentlich aus einem Spaß heraus 2007 zum ersten Mal den
Jungfrau-Marathon im Berner Oberland absolvidert, das war damals die
Berglaufweltmeisterschaft in Langdistanz. Dort bin ich ganz überraschend
Zweiter geworden; in den letzten Jahren ist der Bergmarathon zu meiner
Spezialdisziplin geworden. In Brixen findet der Bergmarathon zum ersten
Mal statt, und man muss sehen, wie er bei den Leuten ankommt. Die Idee
ist super – ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Christian Jocher, der
Mitorganisator ist. Er hat mich auf diesen Marathon hingewiesen. Es ist
der erste Marathon dieser Art in Südtirol, da muss man ja fast dabei
sein. |
Hermann Achmüller (* 17.
Februar 1971 in Bruneck, Südtirol) ist Langstreckenläufer und derzeit
einer der erfolgreichsten Südtiroler Leichtathleten.
Bekannt wurde er durch seine
Dienste als Tempomacher für Eliteläuferinnen beim Berlin-Marathon, wo er
2001 Naoko Takahashi zum damaligen Frauenweltrekord (2:19:42) und
2004 Yōko Shibui zum japanischen Rekord (2:19:39) begleitete.
2004 siegte er gemeinsam mit seinem
Landsmann Reinhard Harrasser beim Südtirol-Marathon in 2:19:26. 2005
gewann er den München-Marathon, nachdem er dort im Jahr zuvor das Tempo
für den ebenfalls siegreichen Harrasser gemacht hatte.
2006 gewann er beim Vienna City
Marathon den Halbmarathon-Wettbewerb. 2007 wurde er als Zweiter
des Jungfrau-Marathons Vize-Weltmeister auf der Berglauf-Langdistanz,
nur geschlagen von Jonathan Wyatt, der seinen sechsten WM-Titel holte.
2008 gelang ihm dann beim selben Marathon der Sieg. |
Gibt es im alpinen
Raum mehrere solcher Marathons?
Hermann
Achmüller: Diese Art von
Marathon ist vor allem in der Schweiz sehr bekannt. Dort gibt es einige große
Events, zum Beispiel der Jungfrau-Marathon, ein Bergmarathon in Zermatt oder
Graubünden. Die Nummer eins ist sicher der Jungfrau-Marathon. In den letzten
Jahren sind einige dazu gekommen, auch in Österreich. Aber in Südtirol ist das
eine einmalige Sache, und ich sehe große Chancen, dass der „Brixen Dolomiten
Marathon“ mit den Jahren ein großer Erfolg werden wird. Man darf nicht gleich im
ersten Jahr tausende Leute erwarten; es muss über Jahre Aufbauarbeit geleistet
werden.
Haben
Sie sich die Brixner Strecke angesehen?
Hermann
Achmüller: Letzte Woche bin
ich den ersten Teil der Strecke bis Kilometer 22 abgelaufen, weiter war es noch
nicht möglich, weil noch Schnee lag. Aber den zweiten Teil werde ich laufen,
sobald der Schnee geschmolzen ist.
Welchen
Eindruck haben Sie von der Strecke?
Hermann Achmüller:
Die Strecke ist viel anspruchsvoller als erwartet, vor allem von den
Höhenmetern. Es gibt keine steilen Steigungen, aber es geht immer anspruchsvoll
bergauf. Zeitmäßig ist er sicher länger als der Jungfrau-Marathon. Vom Panaroma
her ist der „Brixen Dolomiten Marathon“ eine wunderschöne Strecke, die übrigens
auch für Hobbyläufer geeignet ist. Wenn man sich nicht allzu sehr selbst unter
Druck setzt und mit Köpfchen läuft, müsste jeder gut ins Ziel kommen.
Weil der Marathon
anspruchsvoll ist, bietet der Veranstalter ja auch einen Staffellauf an.
Hermann
Achmüller: Das ist eine
sehr gute Idee; man kann die Strecke auf vier Läufer aufteilen. Ziel wird jedoch
sein, dass möglichst viele Läufer die lange Distanz bewältigen.
Das heißt, Sie
sind der Meinung, dass der Jungfrau-Marathon im Vergleich zu Brixen weniger
schwierig ist?
Hermann
Achmüller: Der
Jungfrau-Marathon hat einen anderen Charakter. Dort sind die ersten 25 Kilometer
flach, und erst dann geht es bergauf. In Brixen beginnt die Steigung gleich nach
zwei Kilometern mit insgesamt mehr Höhenmetern. Das ist etwas völlig Anderes. Es
ist schwer zu sagen, was schwieriger ist. Ein Flachmarathon ist – und das glaubt
man kaum – sogar schwieriger zu laufen als ein Bergmarathon. In Brixen besteht
die Schwierigkeit darin, dass man sich die Strecke sehr gut einteilen und mit
mehr Kopf laufen muss. Man darf sich nicht antreiben lassen und muss unbedingt
auf seinen Körper hören. |