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Swiss Snow Walk & Run in Engelberg  am 06.03.2010 - Wintersport für Läufer - Laufreportage von Günter Kromer

Teil 1

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Mehr über den Autoren Günter Kromer

Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Winterliche Hochgebirgslandschaft beim Engelberg Snowrun 2010

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Swiss Snow Walk & Run in Engelberg - Wintersport für Läufer
Laufbericht von Günter Kromer
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Anfang März sitzen hoch über den Schweizer Alpen ein paar Wettergötter zusammen beim Pokern. Gerade eben hatte noch ein frühlingshafter Dandy für nettes Tauwetter gesorgt, doch jetzt konzentriert sich das Spiel immer mehr auf einen fetten, düster blickenden Griesgram, der nun den Einsatz erhöht und ein paar trotzige Wolken auf den Tisch legt.
Ein Anfänger, der noch grün hinter den Ohren ist und gerade ein paar Frühlingswinde über das Land gepustet hatte, fragt: „Ist an diesem Wochenende irgendwo in der Schweiz etwas Besonderes los?“ Ein smarter Sonnyboy lacht und erklärt: „Ja, am Samstag muss ich unbedingt für blauen Himmel und gute Fernsicht sorgen, denn dann findet in Engelberg der Swiss Snow Walk & Run statt. “ „Was ist denn das?“ wundert sich das Greenhorn. „Das ist ein Sportevent im Schnee, mit Wettkämpfen für Läufer und für Nordic-Walker. Dabei stehen drei Strecken mit 21,1 km und 800 Höhenmetern, 12 km und 260 hm sowie 6,5 km und 140 hm zur Auswahl." „Und wo ist Engelberg?“ „Das liegt 35 km von Luzern entfernt auf 1000 m Höhe am Ende eines Tales, in ruhiger Lage ohne Durchgangsverkehr und umgeben von hohen Bergen."
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Am Mittwoch steht das Pokerturnier noch unentschieden. Jeder der Kontrahenten fühlt sich als Sieger. Der Griesgram gibt einem Online-Wetterdienst den Tipp: "Freitag, Samstag und Sonntag null Sonnenschein", der Sonnyboy dagegen meldet an einen anderen Wetterbericht "Drei Tage lang sehr sonnig". Die Spannung steigt.
Als ich am Freitag mit dem Zug nach Engelberg fahre, steht das Spiel nach wie vor unentschieden, aber der dicke Nebelgott grinst immer unverschämter, während der smarte Sonnyboy immer panischer auf seine Karten schaut.
Wer will, kann heute Mittag in einem der offiziellen Partnerhotels des Walk & Run, dem Europäischer Hof Hotel Europe, an einem für Event-Teilnehmer kostenlosen Fitness- und Gesundheitsforum teilnehmen. Ich halte mich aber lieber draußen in der Natur auf. Eigentlich hatte ich geplant, heute mit der Gondelbahn auf den 3238 m hohen Titlis zu fahren oder von der auf der anderen Talseite liegenden 1860 m hohen Brunnihütte hinab nach Engelberg zu wandern, aber aufgrund der vielen Wolken fahre ich mit der Gondelbahn nur bis Ristis auf 1606 m und spaziere auf bequemem Weg runter.
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Im Hotel erlebe ich mal wieder, wie unterschiedlich die Quartiere bei verschiedenen Wettkämpfen sind. Vor einem Monat bei der Brocken-Challenge dicht gedrängte Schlafsäcke auf dem Fußboden - heute Drei-Sterne-Hotel, beim Brocken Frühstück auf Bierbänken in einem rustikalen ehemaligen Tanzsaal - heute in alter Grand-Hotel-Eleganz. Ganz nett, aber ich bin doch mehr der einfache Typ, kein richtiger Hotelgänger.
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Am Samstagmorgen räumt der fette Wolkengott den Pokertisch leer, während der Sonnyboy schluchzend in der Ecke sitzt und alles verloren hat. Das kann ja heiter werden (bzw. natürlich genau das Gegenteil)! Der Sieger des Spiels schickt seine Freundin Frau Holle nach Engelberg, wo sie einen ganzen Monatsvorrat an Schneeflocken über das Tal schüttet. Für die nächsten Stunden herrscht hier ein kompromissloses Blauer-Himmel-Verbot.
Als ich zum Fenster hinaus schaue schwindet meine Hoffnung, heute für die Reportage Fotos mit der herrlichen Aussicht knipsen zu dürfen. Es schneit saumäßig. Daher bleibe ich so lange wie möglich im Hotel und gehe erst kurz vor dem Start rüber zum Freizeitzentrum. Statt eine halbe Ewigkeit mit der U-Bahn durch eine Großstadt zu sausen oder (noch schlimmer) auf einer endlose Odyssee ins Niemandsland am Stadtrand die Nerven zu verlieren, erreicht man in Engelberg den Startplatz vom Bahnhof bzw. vom Hotel aus zu Fuß in nur fünf Minuten.
Statt dem tollen Bergpanorama sehe ich heute um mich herum nur monotones Grau. Der Schneefall nimmt von Stunde zu Stunde zu. Daher überrascht es wohl auch keinen Teilnehmer, als schließlich die Meldung kommt, dass die extremen Neuschneemengen zu hoher Lawinengefahr führten und der obere Streckenabschnitt des Halbmarathons gesperrt ist. Auch alle Halbmarathonis müssen sich heute mit der 12 km Runde begnügen. Trotz Enttäuschung über das miese Wetter findet jeder diese Entscheidung richtig, denn Sicherheit hat Vorrang. Außerdem macht es ohne Aussicht ohnehin wenig Spaß, stundenlang durch Nebel und Schneetreiben zu rennen.
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Nach der Aufwärmgymnastik gibt Viktor Röthlin, einer der besten europäischen Marathonläufer, den Startschuss. Röthlin läuft heute nicht mit, aber nach seinem gesundheitlichen Katastrophenjahr 2009 blickt er jetzt endlich wieder optimistisch in die Zukunft.
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Weitere offizielle Paten sind der aktuelle Mr. Schweiz André Reithebuch (er erreicht bei den Läufern heute Rang 28!) und der Bahn-Radfahrer Bruno Risi, der als Walker teilnimmt.
Zu Beginn folgt ein flacher Kilometer, auf dem es stellenweise etwas Gedränge gibt, da entgegen der eigentlichen Planung beide Halbmarathon-Startblocks und die Teilnehmer der mittleren Distanz nun gemeinsam starteten. Zu Beginn des ersten Aufstiegs kommt es sogar kurz zum Stau, was aber erfahrungsgemäß so früh im Rennen keine negativen Auswirkungen hat.
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Schon bei km 2 sind die Abstände wieder größer und jeder kann in seiner Geschwindigkeit den teilweise recht anstrengenden Aufstieg bewältigen. Durch tief verschneiten Winterwald marschieren wir bergauf.
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Zum Laufen ist es hier zu steil. Hier darf ich wieder Turbopinguin spielen. Diesen Namen bekam ich übrigens nicht bei einem Lauf, sondern auf dem Weg zu einer Kneipe, als ich immer etwas schneller durch den Schnee watscheln wollte als meine Begleiterin. Ich finde aber, dass er auch zu meinem nicht gerade Gebreselassie-mäßigen Laufstil passt. Die einen rennen vorne mit, die anderen watscheln hinterher :-)
Tja, manchmal zeigt einem das Leben extreme Kontraste. Um mich herum wirbeln die Schneeflocken in weihnachtsapokalyptischer Pracht, aber vor mir läuft einer OBEN OHNE und mit kurzen Hosen! Ist das nun eiserne Härte oder einfach nur verrückte Gesundheitsgefährdung? Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Äußerst unfair finde ich es allerdings, dass dieser Läufer von einer uns entgegen kommenden Gruppe Schneeschuhgeher lautstark verspottet und ausgelacht wird.
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Auf den ersten drei Kilometern zottele ich vom Wetter enttäuscht etwas missmutig vor mich hin, habe eigentlich gar keinen Bock mehr auf den Lauf, aber plötzlich merke ich, dass es mir nun doch wieder Spaß macht. Statt weiter Fernsicht genieße ich nun den Blick auf den Wintermärchenwald, statt blauem Himmel gibt es Schneeflocken in der Megapackung. Es ist toll, hier zu laufen! Auf einmal habe ich wieder supergute Laune.
Wir erreichen nun die weite, offene Fläche der Gerschnialp, wo natürlich das ersehnte herrliche Rundum-Alpenpanorama heute einem konturlosen Grau wich.
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
Dann laufen wir einige Zeit ohne allzu große Höhenunterschiede durch Wald. Inzwischen schneit es so stark, dass ich eine Weile auf das Fotografieren verzichte, da ich davon ausgehe, dass man auf den Bildern ohnehin außer Flocken nichts erkennen wird. Aufgrund der tiefen Neuschneeauflage laufen wir oft nicht wie erwartet auf gut präparierten Schnee-Wanderwegen sondern auf einem Untergrund, der Trailrun-Charakter hat. Aber genau dies mag ich ja am liebsten. Von Kilometer zu Kilometer steigt für mich der Laufspaß.
Bei Untertrübsee kreuzen wir von Ordnern beschützt die Skipiste und beginnen einen letzten Aufstieg. Hier kommen mir einige Zeit lang die schnelleren Läufer entgegen (also fast alle). Oben folgt eine weite Schleife, dann darf auch ich mit dem Abstieg beginnen.
Als Brillenträger hat der Wettkampf für mich etwas von Blindflug an sich. Die Brille steckt wegen dem Schneetreiben natürlich längst in der Jackentasche, und bei dem diesigen Licht ist das Profil der Schneeoberfläche nur schwer zu erkennen. Die unebene Piste beim Abstieg stellt meine Trittsicherheit vor große Herausforderungen. Mehrmals stolpere ich durch kleinere Löcher im Boden. Aber ich liebe solche steilen Abstiege. Während sich um mich herum einige Läufer nur sehr zaghaft den steilen Hang hinab tasten gebe ich hier Vollgas. Welch eine Gaudi!
Swiss Snow Walk & Run Engelberg 2010
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