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Luxemburg
- Marathon am 15.05.2010 - Bericht von Matthias Lehnerer

E-Mail an Matthias - Mehr über Laufautor Matthias

Luxemburg Marathon 2006

Luftballons beim Start des Luxemburg - Marathons
(Bildquelle: Luxemburg-Marathon 2006)
 

Dr. Willmar Schwabe - Pflanzliche Arzneimittel

 

5. Luxemburg-Marathon, 15.05.2010

Strecke:

Sehr anspruchsvoller Rundkurs durch Luxemburg; 550 Höhenmeter

Die Streckenführung ist sehr abwechslungsreich. Start am Messegelände, anschließend durch ein Wohngebiet. Schlagartig ändert sich die Umgebung und man läuft durch das sterile und kühle Banken- und EU-Viertel. Von KM 8 bis KM 37 ist man in der Innenstadt unterwegs – teils durch Altstadtviertel, aber auch durch reine Wohnviertel. Erstaunlicherweise geht es häufig durch Parks bzw. Grünzonen. Der Altstadtbereich zum Ende führt durch die Fußgängerzone und sogar über Kopfsteinpflaster; die letzten 5 KM führen wieder durch das Bankenviertel zurück zur Messe.

 Teilnehmer:

Der Veranstalter sprach von rund 8.000 Teilnehmern. Nimmt man sämtliche Kategorien zusammen (Minimarathon, Staffelmarathon, Halbmarathon, Marathon), mag das zutreffen. Der Marathon war trotzdem mit 1.053 Finishern sehr gut besucht. Etwas stolz bin ich darauf, zusammen mit Faurja Singh auf einer Strecke gewesen zu sein, der an diesem Tag als 99jähriger HM-Finisher einen Weltrekord als ältester Finisher aufstellte.

Zuschauer:

Für uns Läufer aufgrund der Streckenführung natürlich ein geteiltes Lauferlebnis. Sehr gut besuchte Stellen in stetem Wechsel mit Abschnitten ohne jegliche Zuschauer. Dort, wo Leute an der Strecke standen, vernahm man permanent das aufmunternde „Allez“ und „Bravo“. Der enorm hohe Anteil von Kindern wollte permanent abgeklatscht werden. Meine Reisebegleitung sah die Sache jedoch aus etwas anderem Blickwinkel und beschrieb die Stimmung als weniger euphorisch. Zwar war an ein paar Stellen an der Strecke wirklich was los. Die aus Köln, Hamburg oder auch Regensburg bekannte „brennende Luft“ jedoch und das Festivalfeeling konnte nicht festgestellt werden. Selbst bei manchen 10 KM-Stadtläufen sei die Stimmung besser gewesen.

Preis-Leistungsverhältnis:

Die Startgebühr beträgt 60 Euro, wenn man ein Finisher-Shirt dazu haben will. Im Kleiderbeutel, der ausnahmsweise nicht aus einer Plastiktüte besteht, befindet sich neben dem Shirt noch ein Handtuch, zwei Getränke (Wasser und alkoholfreies Bier), sowie 4 Flyer und eine Shampoo-Probe. Auf der Strecke wird man an 17 (!) Verpflegungsstationen mit Wasser, Iso und frischem Obst versorgt; ab KM 20 gibt es Cola. Im Zielbereich, der nur für Läufer zugänglich ist, gibt es reichlich Wasser, Cola und Obst. Genügend Massageplätze sorgen für Entspannung nach dem Lauf; die Duschmöglichkeiten sind etwas knapp bemessen – aber sauber!

 Der Lauf:

Als ich mich im Januar dazu entschlossen habe, in Luxemburg zu laufen, war die erste Frage stets, wie ich denn ausgerechnet auf diesen Marathon gekommen bin.

Hierzu die einzig gültige Erklärung: Ich habe vor drei Jahren die Werbung dazu gelesen und irgendwie hat es mich gereizt, hier mal zu laufen.

Eine weitere ist, dass ich 2007 nach der Hitzeschlacht in Regensburg geschworen habe, von Mai bis September keinen Marathon zu laufen. Da der Luxemburg-Marathon aber abends gestartet wird, ist die Wahrscheinlichkeit natürlich gering, hier einen Hitzekoller zu erleiden. Allerdings musste ich 4 Wochen vorher feststellen, dass der Kurs extrem hügelig war und man insgesamt 550 Höhenmeter überwinden musste.

Die Marathonmesse ist mit 8 Ständen extrem klein gehalten, also keine Gefahr, sich lange die Beine in den Bauch stehen zu müssen. Wir sind am Samstagmittag eingetroffen und ich habe mit hoher Aktivität rund um den Start- bzw. Messebereich gerechnet. Alles ging aber äußerst ruhig und freundlich zu, so dass ich selbst ebenfalls ein wenig ruhiger wurde. Das Starterpaket beinhaltete neben 2 Getränken (Wasser und alkoholfreies Bier) auch das bestellte Laufshirt (sehr gute Qualität) und ein Handtuch. Für 60 Euro Startgebühr also schon einmal ein guter Beginn (auf der Strecke sollten 17 (!) Verpflegungsstationen für eine ausreichende Versorgung sorgen, also ist der Preis durchaus in Ordnung).

Mein Dilemma begann aber bereits eine knappe Woche vorher, als ich Schmerzen im rechten Oberschenkelansatz spürte und mir nicht sicher war, ob meine alte Verletzung einen Start möglich machen sollte. Die Fahrt über 500 KM sorgte dann ebenfalls für Panik, als ich fies stechende Schmerzen in den Waden verspürte.

Nach einer ausgedehnten Ruhepause am Nachmittag, machte ich mich dann knapp eineinhalb Stunden vorher auf den Weg zum Start.

Es herrschte bei allen Beteiligten weiterhin unglaubliche Ruhe, so dass man nie Angst haben musste, zu spät zu kommen. Die Abgabe der Kleiderbeutel und die letzten Maßnahmen vor dem Start klappten ebenfalls reibungslos, so dass ich noch genügend Zeit hatte, mich einzulaufen und in Ruhe den Startblock aufzusuchen. Ich dehnte mich noch einmal ausgiebig und stellte fest, dass ich nahezu schmerzfrei war – der Angriff auf eine neue Bestzeit konnte beginnen.

Der Lauf wurde pünktlich um 18:00 Uhr gestartet und nach wenigen Metern ging es nach einer Kurve gleich bergauf.

Meine Renntaktik war klar und ich ließ mich nicht davon abbringen, als jede Menge Läufer an mir vorbeizogen. Bei diesem Lauf sind rund 8.000 Marathon-, aber auch Halbmarathonläufer und Staffelmarathonis gleichzeitig gestartet, was natürlich zu einem anfänglichen Überholen führen musste. Dadurch war es auch fast unmöglich, bis man eine Gruppe fand, die einen ähnlichen Zeitplan einhalten wollte.

Die Beschilderung war erstklassig und man konnte permanent seine Zeiten überprüfen. Da ich bereits zu Beginn konstant meinen Plan einhielt, war ich die Sorge, ob ich zu schnell oder zu langsam anging, schon einmal los. Ein sehr beruhigendes Gefühl!

Das erste Highlight war bei KM 8 der Place Robert Schuman. Hier war für den Läufer schon einiges los. Sambatruppen, eine Wand von einigen tausend Zuschauern und überall die orangefarbenen Tupfer (die Farbe des Hauptsponsors). Von hier bog man in die nördliche Altstadt ab und es begann die erste „Bergetappe“. Ich versuchte, nicht übermäßig Gas zu geben und meine Kräfte weiterhin einzuteilen. Die erste Zeitmessung nach 10 KM bestätigte mich und ich war mit 44 Minuten exakt im Zeitplan.

Schlagartig fand man sich in einem Wohngebiet wieder – die plötzlichen Wechsel sollten sich nahezu während des gesamten Laufs wiederholen. Bei KM 14 sortierte ich mich wieder und überprüfte Zeit (1 Stunde – voll im Plan) und Gesundheit (keine Schmerzen in den Beinen). Ohne Probleme konnte ich entspannt weiterlaufen und die Stimmung auf dem Place Robert Schuman ein zweites Mal genießen.

Die Strecke führte nun in die Altstadt. Bei KM 15 trennten sich Halb- und kompletter Marathon. Rechtzeitig vorher wurde man hingewiesen, sich einzuordnen, und ich war kaum überrascht, dass der größere Läuferanteil sich für den HM entschied. Wir liefen nun Richtung Westen in ein weiteres Wohngebiet, natürlich mit dem obligatorischen Anstieg verbunden. Hier hatte ich mir ursprünglich vorgenommen, ein wenig Gas zu geben, aber die lange Steigung veranlasste mich, das Vorhaben zu vergessen.

Ich versuchte nun wieder einen Läufer oder gar eine Gruppe auszusuchen, die in etwas mein Niveau bzw. meine Zeit laufen würde, aber es wollte nicht so richtig gelingen. Etliche Läufer gingen die Steigung noch vorsichtiger als ich an und so musste ich an ihnen vorbeiziehen.

Nach 1:32:54 Stunden überquerte ich die HM-Marke und war mir sicher, meine Bestzeit erneut zu verbessern.

Eigentlich wollte ich den Frühjahrsmarathon in 3:00 beenden; dafür war dieser Lauf aber nicht geeignet. Trotzdem wollte ich die 3:10 angreifen – eine Verbesserung um 15 Minuten. Mit meinem Zeitplan war ich weiterhin voll im Soll und lief präzise wie ein Schweizer Uhrwerk die 4:24/km.

Als ich bei KM 28 meine Frau sah, rief ich ihr zu, dass ich in einer Stunde im Ziel bin. Ich erschrak selbst fast über diese optimistische Prognose, da der harte Teil ja noch auf mich wartete. Da ich aber immer noch zeitlich und auch gesundheitlich auf Kurs war, ging ich die Sache positiv an.

Nur 2 KM später ging es steil bergab in die nächste Grünzone. Wir liefen nun 60 Meter unterhalb der Altstadt; von nun an mussten 120 Meter an Höhe überwunden werden.

Ich schaltete nun vollkommen ab und blendete alles aus, was sich um mich herum abspielte.

Ein kleiner Fehler holte mich aber sehr bald wieder in die Laufrealität zurück: statt einem Isogetränk griff ich daneben und hielt nun Cola in der Hand. Keine Panik, Alter, in 10 Minuten kannst Du wieder alles ausmerzen. Ich verschob dadurch auch meinen Plan, den nächsten Traubenzucker hier einzuwerfen. Leider hatte ich nicht so viel Glück, da der Reißverschluss meiner Laufhose nicht mehr aufging und ich nicht mehr an die süße Kraftreserve rankam. Leicht verärgert, aber trotzdem ruhig schob ich den Frust sofort beiseite.

Der nächste steile Anstieg zurück zur Altstadt forderte die ersten Opfer. Glücklicherweise gehörte ich nicht dazu, aber einige Läufer hatten schwer mit sich und der Strecke zu kämpfen.

Der nun folgende Teil wurde jedoch auch für mich zur Schwerstarbeit, da es neben dem permanenten Anstieg nun auch für rund 1,5 KM auf Kopfsteinpflaster weiterging. Auch die nun folgenden ständigen Richtungswechsel waren nicht sehr hilfreich, da ich kurzzeitig die Orientierung verlor.

Ich überprüfte noch einmal meine Zeit bei KM 35 und stellte beruhigt fest, dass ich sehr gut lag. Meine angestrebten 3:10 waren aber leider kaum noch erreichbar, obwohl ich noch zwei kurze Abschnitte hatte, in denen es ein wenig bergab oder zumindest eben voranging. Ich versuchte wieder alles auszublenden und ging die letzten Kilometer systematisch durch.

Als ich nach etwas mehr als 36 KM in die unendlich lange Avenue John F. Kennedy einbog, packte mich der erste Anflug von Euphorie. Ich hatte noch genügend Reserven, um die letzten Kilometer schneller anzugehen. Aber: jetzt bloß nicht zu früh anfangen!

Nun forderte der Marathon natürlich seinen Tribut. Reihenweise mussten Läufer aufgeben und gingen eher dem Ziel entgegen. Die einzigen, die mich jetzt noch überholten, waren Staffelläufer, die natürlich noch über deutlich mehr Kraft verfügten. Auch die letzten Halbmarathon-Läufer konnte ich nun überholen – unter anderem den 99jährigen Faurja Singh.

4,5 KM vor dem Ziel sah ich in rund 200 Metern Entfernung meinen „persönlichen Gegner“ für dieses Rennen. Ein älterer Läufer, den ich einige Male direkt vor der Nase hatte, der aber leider immer diverse Abkürzungen fand. Ich hatte mir vorgenommen, den Herrn noch vor dem Ziel zu überholen – persönliche Genugtuung!

Ich beschleunigte nun und begann erneut zu rechnen – meine 3:10 waren zwar kaum mehr möglich, aber ich wollte so nah wie möglich an die Zeit herankommen.

Meter um Meter schraubte ich mich an ihn heran – um dann festzustellen, dass er den langen Bogen bei KM 40 erneut nutzte, um abzukürzen. Aber kurz vor dem 41. KM hatte er dann keine Chance mehr: mit einem leichten Lächeln zog ich an ihm vorbei. Mission erfolgreich beendet.

Ich spielte die letzten vor mir liegenden Meter gedanklich noch einmal durch und ein wohliger Schauer überkam mich, als ich oberhalb der Messe in den mit Kerzen gesäumten Zielweg einbog. Der Lärm aus der Halle war so etwas wie das Startsignal für die Ausschüttung des Adrenalins – das Runners High in Vollendung.

Mit einem befreienden Schreien lief ich in die Messehalle ein und wurde namentlich begrüßt und gratuliert. Nach 3:11:19 überquerte ich die Ziellinie.

Das Gratulieren der Läufer untereinander tat verdammt gut und auch der große Schluck aus der Wasserflasche war unbeschreiblich.

Meine Frau war danach völlig von den Socken, da sie noch überhaupt nicht mit mir gerechnet hat. Auch meine Warnung bei KM 28 hat sie nicht ganz ernst genommen.

Dank einer starken Vorbereitung und einer exzellenten Unterstützung meines Freundes und Trainers Mario ist es mir nun gelungen, innerhalb eines Jahres meine PB um 50 Minuten zu verbessern.

Am Ende bin ich von 1.053 Finishern 69. geworden. Bei den Männern von 915 als 66. gewertet worden; in meiner Altersklasse wurde ich von 146 Läufern 10.

Besonders stolz bin ich natürlich darauf, als 9.-bester Deutscher angekommen zu sein. Auch wenn die Zeit dazu nicht gerade überragend ist, aber den Platz kann mir keiner mehr nehmen – den habe ich nun ein Leben lang!

Auf einer flachen Strecke wäre die 3-Stunden-Marke sicherlich ins Wanken geraten, da ich die Reserven nicht so lange gehalten hätte bzw. von Beginn an schneller gewesen wäre. Aufgrund der unsicheren Oberschenkelsache und des Profils bin ich aber äußerst stolz auf meine Zeit.

Und außerdem braucht man ja auch noch Ziele für das nächste Mal.

Resümee:

Ein anstrengender, aber schöner Lauf. Es gibt natürlich diverse Verbesserungen, so wäre eine weitere Zeitnahme bei KM 30 sinnvoll, da es doch Läufer gab, die mehr als nur ein paar Meter abkürzten – was das bringen soll, erschließt sich mir immer noch nicht, da man sich ja letztendlich selbst betrügt.

Die Organisation war erstklassig! Selten einen derart gut organisierten und angenehmen Lauf erlebt. Die Chill-Out-Lounge in der Messehalle wurde von mir (und natürlich auch anderen Läufern) dankend angenommen, um noch das verdiente Siegerbier zu genießen und auch einen kleinen Snack einzunehmen. Die Stimmung an der Strecke ist noch ausbaufähig; die Teilnehmerzahl kann ruhig beibehalten werden – es müssen nicht überall 20.000 Läufer sein. Ich denke, aufgrund des Profils besteht diese Gefahr auch nicht.

Wann meine (Zeit-)Grenze jedoch erreicht ist, steht noch nicht fest. Ich bin mir sicher, meine Bestzeit noch zu verbessern.

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