Bereits zum 5. Mal fand vom
26. März bis 2. April 2010 der Rheinsteig-Erlebnislauf statt. Unter der
Organisation von Brigitte und Rudolf Mahlburg wollen wir mit unseren „gesunden
Muskeln für kranke Muskeln“ eine Spende erlaufen. Jeder Teilnehmer spendet so
für jeden gelaufenen Kilometer 50 Cent, immerhin eine stattliche Summe von 160
Euro für die gesamte Strecke, die dann die Arbeit des Vereins „aktion benni & co“
bei der Förderung der Muskelschwund-Duchenne-Forschung unterstützen soll.
An der Jugendherberge am Venusberg in Bonn startete ich mit weiteren 20
Läufer(innen) und 5 Walker(innen) am Freitagmorgen. Mit uns liefen auf den
ersten 100 Metern Kinder des Kindergartens der Auferstehungskirche. Nach knapp
10 Kilometern erreichten wir den Ausgangspunkt des Rheinsteigs auf dem Bonner
Marktplatz. Doch vorher gab es noch einen Empfang durch den OB im Rathaus,
wieder begleitet von Kindern eines Bonner Kindergartens. Solche Treffen sollten
wir in den nächsten Tagen noch öfter erleben, weil dies zu der gewollten
Öffentlichkeitsarbeit des Rheinsteig-Erlebnislaufes gehört, um auf die „Duchenne
Muskeldystrophie“ hinzuweisen. |
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Doch dann sollte es endlich
losgehen: In 8 Tagen wollten wir den Premiumwanderweg „Rheinsteig“, der zu den
„Top Trails of Germany“ gehört, von Bonn nach Wiesbaden mit 320 Kilometern und
ca. 11700 Höhenmeter schaffen. Besonders wichtig war es für Rudolf, dass wir
gemeinsam starten und auch gemeinsam ankommen, also auf keinen Fall einen
Wettkampf laufen wollten. Für die schnelleren Läufer(innen) sollte dies auch
kein Problem darstellen, denn sie liefen auch immer mal wieder voraus, um dann
Zeit für Pausen zu haben und Aussichtspunkte zu genießen.
1.
Tag:
Gleich am ersten Morgen mussten wir bei strömendem Regen
in Bonn unsere Wetterfestigkeit testen. Nachdem wir in Bonn den Rhein querten
und die Häuser hinter uns gelassen hatten, kamen wir schon bald auf schöne Wald-
und Wirtschaftswege. Die erste Etappe führt durch das Siebengebirge vorbei an
Königswinter mit dem Schloss Drachenburg. Obwohl es fast den ganzen Tag regnete,
konnte dies unsere gute Stimmung auf den ersten 44 Kilometer und 1740 Höhenmeter
bis nach Unkel nicht trüben. Dort erwartete uns dann ein kleines gemütliches
Hotel, wo wir auch unser Reisegepäck mit trockenen Kleidern vorfanden. |
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2.
Tag:
Zum Glück scheint es heute Morgen trocken zu bleiben und wir konnten nach einen
steilen Anstieg zur Erpeler Ley die Aussicht ins Rheintal genießen. Heute stand
auf unserem Programm ein Empfang im Rathaus von Linz am Rhein, wo wir eine
Stunde zu früh ankamen. So hatten wir Zeit, uns bei kalten Temperaturen den
Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern und die engen kopfsteingepflasterten
Gassen anzuschauen. Im Rathaus erwarteten uns dann leckere Schnittchen, kalte
Getränke und Kaffee. So konnten wir uns gestärkt auf den weiteren Weg machen.
Der Rheinsteig durchquert nun den westlichsten Rand des Westerwaldes und gibt
uns immer wieder Blicke auf den Rhein frei. Vorbei an Bad Hönningen laufen wir
auf unser nächstes Etappenziel Neuwied-Feldkirchen zu. Nach etwa 48 Kilometern
und 1700 Höhenmeter erreichten wir dann unser Hotel, wo wir uns über eine warme
Dusche und ein leckeres Abendessen freuten. |
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3.
Tag:
Nach einer kurzen Nacht (Umstellung auf die Sommerzeit) starteten wir heute zu
unserer Königsetappe mit mehr als 50 Kilometern und 2015 Höhenmeter. Unser Weg
führt uns nun entlang dem idyllischen Fluss Wied vorbei an der Burgruine Altwied,
weiter in den Westerwald bis nach Rengsdorf hinein. Heute konnten wir Nachbauten
des historischen Römischen Limes bestaunen. Eigentlich umrundeten wir die Stadt
Neuwied in einem großen Bogen und zum Abschluss dieser Runde machten wir am
anderen Ende von Neuwied einen kurzen Stopp im Zoo. Nun ging es weiter
rheinaufwärts in Richtung Koblenz, unserem heutigen Etappenziel. Doch bis dahin
mussten wir noch knapp 20 Kilometer laufen. Eine nette Abwechslung war dann der
Schmetterlingsgarten am Schloss Sayn in Bendorf und ein kurzes Aufwärmen auf dem
Wüstenhof, einer gemütlichen Gaststätte am Rheinsteig. Immer wieder blickten wir
auf die Kühltürme des Kernkraftwerkes Mühlheim-Kärlich. Langsam näherten wir uns
der Festung Ehrenbreitstein und konnten uns auf eine komfortable Unterkunft in
Koblenz direkt am Rhein freuen. |
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4. Tag:
Nach diesen ersten drei langen Etappen erwarteten uns heute „nur“ etwa 35
Kilometer und 1830 Höhenmeter, um von Koblenz nach Filsen zu gelangen.
Landschaftlich verließen wir das eher weitläufige untere Mittelrheintal und
kamen in das enge, von steilen und schroffen Felswänden gesäumte obere
Mittelrheintal. Zunächst ähnelten die Wege und Trails den Gegebenheiten der
vorigen Tage. In der Ruppertsklamm allerdings hangelten wir uns links oder
rechts des Bächleins am seilgesicherten Felsen entlang. Leider konnten wir es
nicht immer vermeiden, auch mal in eine Schlammpfütze oder gar ins Wasser zu
treten. |
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Bald liefen wir ein Stück an
der Lahn entlang und überquerten diese, um dann auf der anderen Talseite wieder
hinaufzusteigen. In Braubach kehrten wir im Gasthaus „Zum Goldenen Schlüssel“
ein, um uns für den zweiten Streckenabschnitt zu stärken. Kurz vor Braubach
sahen wir die Marksburg vor uns liegen – zu Beginn der Veranstaltung hat jeder
ein Laufshirt mit dem Motiv der Marksburg und seinem Namen erhalten. Nun hatten
wir diese imposante Burg direkt vor unseren Augen. Und wir ließen diese auch
schon wieder hinter uns, denn der Weg führte uns weiter nach Osterspai. Nun sind
es nur noch wenige Kilometer, bis wir hinter der nächsten Rheinbiegung den
kleinen Ort Filsen erreichten. Als kleine Besonderheit möchte ich erwähnen, dass
das bevorstehende Abendessen von Rudolf selbst ausgewählt wurde: „Döppekooche“
mit Apfelmuss (ein Reibekuchen mit Speck ausgebacken, in einer Pfanne serviert). |
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5.
Tag:
Nach einem Gruppenfoto für die Presse machten wir uns auf die 31 Kilometer und
1715 Höhenmeter. Wir starteten wie fast jeden Morgen mit einem saftigen Anstieg,
belohnt durch eine wunderschöne Aussicht auf den Ort Boppard auf der anderen
Rheinseite. |
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Danach konnten wir die
vielen Windungen des Rheins bewundern, vorbei an Burgen und Burgruinen wie
Sterrenberg und Liebenstein oder auch den weitaus bekannteren Burg Katz und Burg
Maus. An der „Oase“ mussten wir einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Diese nette
Raststätte am Rheinsteig wurde uns bereits einen Kilometer vorher angekündigt
und befand sich in Lykershausen. Dort verweilten wir bei eisigem Wind und
ziemlich kühlen Temperaturen auf einen Kaffee oder Tee und natürlich ein Stück
Kuchen. Am Dreiburgenblick genossen
wir noch einmal die Aussicht auf Burg Katz und Maus und auf die
gegenüberliegende Burg Rheinfels. |
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In wenigen Kilometern kamen
wir dann nach St. Goarshausen, vorbei an dem erst kürzlich eröffneten
Rabenacksteig, einem Klettersteig an den Rheinfelsen mit alpinem Charakter. Ein
letzter heftiger Anstieg brachte uns dann auf die Loreley. Für den heutigen
Abend überraschte uns Jens Niemeyer vom Rheinsteigbüro mit einer Sektprobe in
der Sektkellerei Delikat. Der Abend schloss dann mit einem reichhaltiges
Abendbuffet in unserem Hotel an der Loreley. |
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6.
Tag:
Kühl aber sonnig war es am 6. Tag, um zum berühmten Loreleyfelsen zu laufen, der
immerhin 125 m über den Rhein ragt. Heute wurden wir von „Frau Rheinsteig“
(Karin Hünerfauth-Brixius) begleitet, die für die Planung und die Durchführung
des Rheinsteigs verantwortlich ist. Immerhin war die heutige Etappe wieder
einmal 45 km lang und hatte ca. 2300 zu überwindende Höhenmeter. Das Ziel war
ein kleines Hotel im zu Rüdesheim gehörenden Ortsteil Assmannshausen.
Wunderschöne Wege und Trails führten uns teils kräftig ansteigend entlang
mächtiger Felswände und -formationen. Belohnt wurden unsere Mühen mit
gigantischen Ausblicken auf das Rheintal. |
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Besonders ins Auge fällt
hierbei die Burg Pfalzgrafenstein, auf einer kleinen Insel mitten im Rhein
gelegen. Zur Besichtigung bringt ein kleines Schiff die Besucher hinüber und
wieder zurück. |
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Vorbei an Kaub, dessen
Straßen teilweise tiefer liegen als der Rheinwasserspiegel, ging es wieder durch
steile Sonnenhänge hinauf. Auf der anderen Rheinseite hatten wir den bekannte
Ort Bacharach vor unsern Augen. Später passierten wir das „Tor zum Rheingau“.
Noch war das Rheintal eng und steilwandig wie auch die Wege und Trails, was sich
dann in den letzten beiden Tagen im Rheingau ändern sollte.
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Im Hotel in Assmannshausen
erwarteten uns schon Vertreter und Eltern von „aktion benni & co“. Vorm
Abendessen wurde dann eine Spende von 5.500 Euro durch Rudolf Mahlburg an den
Verein, der sich für die Erforschung
dieser immer noch unheilbaren Krankheit eingesetzt, überreicht. |
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An dieser Stelle möchte ich
ein paar Worte zu dieser Krankheit anbringen, um die Ziele des
Rheinsteig-Erlebnislaufes zu vertiefen.
Was ist DMD - „Duchenne-Muskeldystrophie“?
DMD ist vor allem eins: unheilbar, derzeit noch. Von 3.500 neugeborenen Jungs
hat einer diese genetische Krankheit. Zunächst entwickelt er sich völlig normal.
Doch bald merken die Eltern, dass ihr Sohn nicht so schnell laufen und auch
nicht so gut klettern kann wie
gleichaltrige Jungs. Ihr Sohn wirkt tollpatschig, zieht sich immer mehr zurück
und gilt manchmal sogar als faul. Erst die Diagnose schafft Klarheit: Rollstuhl
mit acht bis zehn Jahren, maschinelle Beatmung als Teenager und ein früher Tod
mit etwa 20 Jahren sind die Aussichten für die kranken Jungs. Starke Medikamente
wie Cortison können die fortschreitende Krankheit nur lindern. Die 2.500
betroffenen Kinder in Deutschland (weltweit eine halbe Million) haben nicht viel
Zeit. Deshalb ist die Forschung ihre einzige Hoffnung, um die Krankheit besser
therapieren und vielleicht irgendwann heilen zu können.
Der Verein „aktion benni & co“ wurde von Eltern mit an DMD erkrankten Jungen
gegründet und fördert seriöse Wissenschaftler bei der Erforschung der Duchenne-Muskeldystrophie
und der Suche nach dem heilenden Medikament.
Die private Initative
laufendhelfen.de unterstützt
unter anderem die Arbeit von „aktion
benni & co e.V.“. So haben wir Läufer beim Rheinsteig-Erlebnislauflauf Spenden
für diesen Zweck gesammelt und durch häufige Pressekontakte auf dieses seltene
Krankheitsbild aufmerksam gemacht. |
7.
Tag:
Heute verließen wir bei
eisigen Temperaturen den Ort Assmannshausen und das enge Rheintal. Vor uns lagen
wieder viele Touristenattraktionen entlang des Rheinsteigweges: Historische
Zauberhöhle, Niederwalddenkmal, Abtei St. Hildegard, Kloster Marienthal, Schloss
Vollrads, Kloster Eberbach, um nur einige zu nennen. |
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Auf unseren 36 km und 1080
Höhenmetern durch die Weinberge des Rheingaus konnten wir nun weit über die
Hügel nach Bingen, sogar bis Mainz blicken. Die Anstiege wurden flacher und die
Wege winden sich eher sanft über die Berge. So erreichten wir schon am
Nachmittag den bekannten Weinort Kiedrich. Beim Empfang im Rathaus erzählte uns
der Bürgermeister über die historische und wirtschaftliche Bedeutung des kleinen
Weinortes. Zum Abendessen wurden wir vom ansässigen Lauftreff in ein Weingut
entführt und mit einen leckeren Abendessen und Rheingauer Weinen verköstigt.
8. Tag:
So schnell gehen 7 Tage entlang des Rheinsteigs vorbei und der letzte Tag mit
36 km und 860 Höhenmetern brach an. Ich
konnte es kaum glauben! Verstärkt durch den Kiedricher Lauftreff war auch
für unsere Laufgruppe ein besonderer Tag. Mit etwa 40 Läufern starteten wir in
Kiedrich, um nach Schlangenbad, einem netten kleinen Kurort, zu laufen. Hier
verließ uns unsere Laufverstärkung und kehrte nach Kiedrich zurück. Über
Frauenstein ging es nun immer weiter in Richtung Ziel, am Schloss Biebrich in
Wiesbaden. Je weiter wir in Großstadtnähe kamen, umso weniger abwechslungsreich
wurde die Strecke, bis wir schließlich unter der Autobahnbrücke in Schierstein
die ersten Häuser von Wiesbaden erreichten. |
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Vorbei an Schrebergärten und
langsam aufblühenden und grün werdenden Sträuchern und Bäumen liefen wir am
Schiersteiner Hafen entlang und gelangten ans Rheinufer. Nur noch wenige
Kilometer bis wir auch schon das Biebricher Schloss erblickten. Ein
Abschlussfoto auf der großen Schlosstreppe beschloss die offizielle
Rheinsteigstrecke.
Jetzt lagen aber noch knapp 10 Kilometer quer durch die Stadt vor uns, um in der
Wiesbadener Aukammtal-Therme unsere müden Muskeln zu entspannen. Viel Zeit blieb
uns hierfür allerdings nicht, da uns Wiesbadens Bürgermeister zu Kaffee, kalten
Getränken und Kuchen eingeladen hatte. Nachdem wir uns alle gestärkt hatten,
traten wir den Heimweg an oder wurden bereits direkt in der Therme von ihren
Angehörigen erwartet. |