Kieler Hochbrückenlauf 2011
Dreimal habe ich in der Vergangenheit schon an
diesem recht anspruchsvollen Lauf teilgenommen. Dieses Mal wollte ich aber nicht
um Bestzeiten kämpfen – sofern das an der Grenze zu M60 überhaupt noch möglich
ist – sondern meinem in meinem Buch Lauf:Genuss selbst definierten Ziel
nachkommen: Nicht die Zeit soll im Vordergrund stehen, sondern das Lauferlebnis,
eben der Laufgenuss.
Daher habe ich meinen Fotoapparat mit auf die
Strecke genommen. Das Wetter bot beste Voraussetzungen. Strahlend blauer Himmel,
Sonne pur, nur sehr wenig Wind. Und das Thermometer zeigte nur wenige Grade über
Null.
Die Parkplatzfrage war vom Veranstalter gelöst,
nur kurze Wege zu den Umkleideräumen, Toiletten und Startnummernausgabe. Alles
klappte reibungslos.
Der Stadienmoderator gab fundierte
Informationen, Musik und Aufwärmgymnastik sorgten für gute Stimmung.
Insgesamt gingen 1.400 Starter auf 16,8 km bzw.
29,2 km, die Kurzstreckler 15 Minuten vor uns Langstrecklern.
Unser Verein hatte auch eine talentierte
Nachwuchsläuferin ins Rennen geschickt. Joe sollte die Langstrecke nutzen, um
sich auf ihr Marathondebüt in Hamburg vorzubereiten. Meine Aufgabe war es, sie
in ihrem Eifer zu bremsen und nicht zu schnell werden zu lassen!
Um 10 Uhr der Startschuss. Aus dem Stadion am
Charles-Ross-Ring ging es zu den Klängen einer Sambaband direkt in hügeliges
Waldgelände, dann auf die Straßen im nördlichen Kiel. Schon bei Kilometer 4
erfolgte ein Anstiege auf die Levensauer Hochbrücke: Wir überquerten in knapp 50
m Höhe den meistbefahrenen Kanal der Welt, den Nord-Ostseekanal. Früher nannte
man ihn den Kaiser-Wilhelm-Kanal, international ist es der Kiel-Kanal. Die
Schifffahrt tat mir den Gefallen und schickte ein Containerschiff just in dem
Moment vorbei, als ich auf der Brücke war. Der Fotoapparat kam erstmals zum
Einsatz.
Abbildung 1: Blick von der Levensauer Hochbrücke
Der Blick nach Südosten zeigt, welch
prachtvolles „Kaiserwetter“ und am „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ geboten wurde!
Abbildung 2: Kaiserwetter
Von nun an ging´s bergab – könnte man meinen,
nachdem wir die höchste Stelle der altehrwürdigen Hochbrücke überquert hatten.
Gern wurde das leichte Gefälle genutzt, um sich dann auf den Weg über Waldwege
und Dorfstraßen auf die weitere Strecke zu begeben. Leicht welliges Gelände
wechselte sich mit Kleinsiedlungen, Dörfern, Gehöften und Gütern ab.
Langweilig wurde die Strecke nicht, zu
abwechslungsreich war sie vom Veranstalter ausgesucht. Und die Zuschauer an der
Strecke taten ihr Bestes, um uns zu unterstützen und bei Laune zu halten.
Etwa bei KM 18 ging es runter zum Kanal. Der
entpuppte sich einmal mehr als Solarium. Eingebettet in höher gelegenes
Ufergelände stand die Sonne im Tal der künstlichen Wasserstraße. Laufen mit
Strandkorb-Feeling eben, Kieler Art!
Abbildung 3: Joe (im Hintergrund) auf der Strecke
Mein Schützling Joe hatte keinerlei
Schwierigkeiten. Immer wieder kontrollierte ich die Geschwindigkeit und musste
feststellen, dass wir langsam aber sicher schneller wurden, vor allem, als sich
am Kanal noch ein weiterer Mitstreiter zu uns gesellte. Aber Joe zeigte keine
Ermüdungserscheinung und fühlte sich pudelwohl. Der Marathon kann kommen!
Direkt AM Kanal ging es zurück Richtung Kiel
Holtenau. Auch hier kam uns ein Schiff entgegen.
Abbildung 4: " Im Lauf-Solarium"
Während ich fotografierte, enteilte Joe mir
(rechts vorne, im roten Dress). Im Hintergrund die Holtenauer Hochbrücke, die
wir noch überqueren mussten, um an das andere Kanalufer zu gelangen.
Zuvor aber ging es nun unter die Hochbrücke
Levensau, die wir zuvor überquert hatten:
Abbildung
5: Alte und neue Levensauer Hochbrücke von unten
Der Weg verlief unter die kühnen
Brückenkonstruktionen, dann begann der doch recht anstrengende Anstieg. Auf der
Brücke selber war es dann nicht mehr so steil, aber die 23 zurück gelegten
Kilometer machten sich doch bemerkbar!
Als Belohnung erhielten wir von oben einen Blick
auf die Schleusenanlagen Holtenaus und die Kieler Förde:
Abbildung 6: Blick auf die Schleuse Holtenau und
Kieler Förde
Wer aber glaubte, dass mit diesen beiden
Brückenquerungen die Schwierigkeiten des Laufes zu Ende sind, der sah sich
getäuscht. Direkt nach einem kurzen Stück am anderen Kanalufer ging es durch
stark hügeliges Waldgelände mit diversen Anstiegen und Gefällstrecken. Und das
nach mehr als 25 Kilometern.
Und genau hier entdeckte Joe zwei weiblichen
Konkurrentinnen, die uns vor etwa 10 Kilometern überholt hatten. „Die schnapp´
ich mir!“ Und ab ging die Post. Sie hatte genug Körner zum Überholen. Und unsere
Kräfte reichten auch noch für einen Zielspurt im Stadion.
Ein sehr schönes Lauferlebnis und ein wahrer
Genusslauf! |