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Rennsteiglauf am 12.05.2012 - Ein Ehepaar läuft gemeinsam einen Ultra - Bericht von Gaby und Thomas SchmidtkonzÜbersichtsseite Rennsteiglauf - Bilder - Film - Weitere Laufberichte - Über den Autor |
Einer der vielen schönen alten Baumstümpfe beim Rennsteiglauf 2012 |
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EinführungLetztes Jahr liefen wir als Ehepaar den
Rennsteig-Marathon. Nun
wollten wir uns gemeinsam an den Supermarathon wagen. Für Gaby sollte
das gleichzeitig der erste Lauf über 50 km werden. Die Anreise / Tiere der NachtDiesmal wollen wir frühmorgens von daheim anreisen, weil
man Dank durchgehender A73 nun schnell von Forchheim nach Schmiedefeld
fahren kann. Dennoch ist es für uns beide hart, als der Wecker schon um 1:00
morgens klingelt. Um 2 Uhr morgens fahre ich auf der leeren Autobahn, während es immer noch vom Himmel schüttet. Erst ein gutes Stück hinter Bamberg lässt der Regen nach und das Thermometer zeigt immer tiefere Temperaturen. Also ist in Richtung Nordwesten die Hauptschlechtwetterfront ein Stückchen weitergezogen! Das sieht ja doch ganz gut aus! Bei Schleusingen verlassen wir die Autobahn. Ich erzähle gerade Gaby, dass wir 2010 bei der Busfahrt einen Hirsch sahen, als am Straßenrand eine Hirschkuh verschreckt aufspringt. Der Thüringer Wald scheint mittlerweile sehr wildreich zu sein, was zu DDR-Zeiten noch anders gewesen sein soll, da die russischen Truppen oft ihre Kost durch Wildbret aufbesserten. In Schmiedefeld angekommen, müssen wir erst einmal etwas
hin- und herfahren bis wir einen passenden Parkplatz entdecken. Die
Ausschilderung lässt dabei etwas zu wünschen übrig. Aber kein Problem, schon
kurz nach 3:00 stehen wir am Busparkplatz , wo sich schon eine Schlange
gebildet hat. Der erste Bus ist schon voll, aber bald erscheint ein zweiter
netter Busfahrer und bittet uns in den Bus für 10 Euro Fahrtgeld hinein. Auf der Autobahn wird es dann ruhiger. So döst Gaby noch etwas vor sich hin, während ich etwas mit dem Smartphone bei facebook poste und dabei feststelle, dass ich da nicht der einzige Rennsteigläufer so am frühen Morgen bin. Start in EisenachDas Wetter in Eisenach ist super, 12 Grad warm und trocken, als wir aus den Bus aussteigen. Natürlich treffen wir gleich allerlei bekannte Gesichter. Der Rennsteig ist ja trotz der großen Teilnehmerzahlen so was wie ein großes Familienevent. Die Anonymität von Stadtmarathons kommt hier niemals auf.
Starterfeld in Eisenach kurz vor dem Start Wir holen noch schnell unsere Startunterlagen ab, ziehen uns im Festzelt um und geben unser Gepäck ab, dass zum Ziel transportiert wird. Erstmals müssen da dabei in einer Schlange stehen. Kein Wunder bei den diesjährigen riesigen Teilnehmerzahlen zum 40. Laufjubiläum! Während ein Hubschrauber über unseren Köpfen kreist, fällt pünktlich um 6:00 zur Melodie des Rennsteiglieds der Startschuss. Erste Kilometer mit StauZuerst laufen wir durch die Fußgängerzone Eisenachs. Dabei kommt etwas Stadtmarathonfeeling auf. Aber schon bald weist uns eine Schild mit Aufschrift "Schmiedefeld 72km" aus die Stadt hinaus. Dahinter beginnt auch schon der erste längere Anstieg. Gaby und ich gehen dabei flott hoch. Zu flott wie sich bald zeigt. Bei der Verengung des Weges geraten wir dort doch noch in den alljährlichen Stau. Wir stauen uns durch, was uns etwa 3 zusätzliche Minuten kostet, die uns vielleicht dann am Grenzadler fehlen werden! Aber Gaby ist heute anfangs flott unterwegs und so verliere ich schnell wieder meine Zweifel wegen der blöden Zielschlusszeit. Im weiteren Verlauf öffnen sich immer wieder schöne Ausblicke, auch einmal auf die Wartburg und die Morgenstimmung ist wie alle Jahr unbeschreiblich schön. Nur die ersten wärmenden Sonnenstrahlen fehlen. Wie gut, dass es bei der ersten Verpflegungsstelle nach 7 Kilometern Laufstrecke heißen Morgentee gibt. Der wärmt! In Stufen nach obenDie Strecke geht nun bis zum Gipfel des Großen
Inselsbergs hinter KM 25 meist nach oben, aber nicht beständig. Steile
Rampen wechseln sich mit flachen Passagen und auch Gefällen ab. An einer
Stelle mutiert die Strecke sogar zur Achterbahn, auf einen steileren Anstieg
folgt ein noch steilerer Abstieg. So ziehen sich dann die ersten 25
Kilometer recht in die Länge. Am Streckenrand gibt es immer wieder schöne Aussichtspunkte, oft nur 20 - 50 Meter vom eigentlichen Weg entfernt. Wer etwas Zeit hat, für den lohnen sich diese kleinen Umwege. Einmal ist die Rensteiggrotte angeschrieben. 100 Meter solle es dorthin sein, als der Weg aber steil bergab führt, kehre ich doch lieber unverrichteter Dinge wieder um, weil ich Gaby nicht zulange alleine lassen möchte. Großer Inselsberg und Gabys erste kleine KriseAm Oberen Beerberg, noch weit vom Großen Beerberg
entfernt, erreichen wir den Grat, der uns zum Schlussanstieg auf den Großen
Inselsberg führt. Hier herrscht ein raues Klima. Entsprechend zerzaust und
mystisch sieht die Vegetation aus.
Der Ausblick vom Oberen Beerberg ist jedenfalls beeindruckender als vom Großen Beerberg Nun geht es sehr steil zuerst Stufen und dann auf einem
Asphaltweg bergab. Das mögen Gabys Knie nicht. Also müssen wir langsam tun.
Auch mein rechtes Knie meckert nun. Wie war das mit Freud und Leid teilen?
Unten angekommen, fassen wir erst mal wieder reichlich Verpflegung. Vielleicht zuviel, weil es dahinter schon wieder bergauf geht. Gaby hat nun plötzlich Probleme und wir müssen hier langsamer tun. Kritisch gucke ich auf meine Uhr. Die Zeit rennt uns davon. Das macht mich bange. Hinter dem Anstieg wird es aber nun flach und bald geht es sogar etwas bergab. Gaby fängt sich wieder und wir können sogar etwas Gas geben. Noch ist nichts verloren! EberhardswieseBis zur Eberhardswiese bei KM 37,5 kommen wir ganz gut
voran. Trotzdem erreichen wir sie als eine der letzten Läufer. Als ich in
früheren Jahren hier durchlief, war hier immer richtig was los. Nun sind all
die zahlreichen Helfer ganz alleine für uns da! Trotz der großen
Teilnehmerzahlen sind die obligatorischen heißen Würste hier noch da, wovon
ich eine mit reichlich Senf und Genuss verspeise. Die schweren VierzigerDer lange Anstieg zur Schmalkaldener Loibe ab etwa KM 43 ist nicht nur eine Schlüsselstelle der ganzen Strecke sondern auch unser Schicksalsberg. Wieder verlieren wir hier viel Zeit aber entdecken beim Anstieg auch den bekannten Laufautor Werner Sonntag, der sich heute als Walker mit seinen knapp 86 Jahren immer noch die langen und holprigen Kanten des Rennsteigs wagt. Das ist schon beachtlich! Mit den besten gegenseitigen Wünschen trennen wir uns wieder.
Laufautor Werner Sonntag mit fast 86 Jahren beim steilen Anstieg zur Schmalkaldener Loibe Waren die 30er vergleichsweise einfach, geht es bei den schweren 40ern ständig bergauf und bergab. Außerdem ist die Schmalkaldener Loibe sicher auch der Eiskeller des ganzen Rennsteigs. 2010 lag hier teilweise sogar noch Schnee. Dieser ist diesmal weg, aber es ist dennoch bitterkalt. Trennung und Sprint zum GrenzadlerJenseits der KM 45 Marke, wissen wir, dass wir es gemeinsam nicht mehr unter 9 Stunden bis zum Grenzadler schaffen. Ich habe mich eigentlich schon damit abgefunden, dort gemeinsam mit Gaby aus dem Rennen genommen zu werden. Aber Gaby gibt mir bei Kilometer 49 Mut und sagt ich solle es doch noch alleine versuchen.
Gaby kurz bevor wir uns trennen Spontan beschließe ich es zu wagen. Etwas traurig trenne
ich mich von ihr und schiebe schnell ein Gel rein. Bislang hatte ich mich
mit Würsten und Schmalzbroten unterwegs ernährt. Das ist nun nicht mehr die
richtige Kost. Der Körper braucht nun schnelle Energie in Form von leicht
verdaulichen Kohlehydraten und dazu ist ein Gel da! Gott Lob wird die Strecke bald flacher, so dass ich wieder auf 10 - 12 km/ beschleunigen kann. Dabei überhole ich einen langsamen Läufer. Ich frage ihn: " Du ziehst das auch noch durch oder?" "Nein, die Zielschlusszeit in Grenzadler ist schon abgelaufen!" Oha, er weiß wovon er redet, er erlebt das wohl nicht das erste mal und ich bin nun etwa 10 Minuten zu spät dran! Ich bin vorgewarnt, sie müssen dort sehr streng sein! ;-) Aber die haben die Rechnung ohne mich gemacht! Schon sehe ich die Zeitmessmatte und das
"Empfangskomitee" dahinter. Gut, dass es hier bergab geht. Ich beschleunige
noch einmal und renne wohl im Tempo der Rennsteig-Elite mit 15 km/h ++ über
die Matte. Zu spät bemerkt das Empfangskomitee, dass ich gar nicht anhalten
will, ja gar nicht aufzuhalten bin. Sie schreien mir nach. "Halt an! Für
Dich ist hier das Ende! Du musst raus! Wenn Du weiterläuft, läufst Du auf
eigene Gefahr". Das tue ich doch sonst auch immer! Grenzadler gnadenlos, Rondell, Beerberg, SchmückeAuf dem Weg zum Rondell passiere ich eine
Bergwachtrettungsstelle. Alles noch besetzt und bei der Trinkstelle am
Rondell wundert man sich warum ich so eilig den Trinkbecher leere. Das ist
ein gutes Zeichen, ich kann nun beim Anstieg gleich dahinter endlich Tempo
rausnehmen und den lästigen Stein aus dem linken Schuh entfernen, weswegen
ich mir eine Blutblase geholt habe, wie ich später feststelle. Von alldem weiß ich noch nichts, als ich den letzten Anstieg zum Großen Beerberg in Angriff nehme. Dank der "Wellnesstour" auf den ersten 49 Kilometern fühle ich mich noch super, als ich den höchsten Punkt der ganzen Strecke überhaupt erreiche. Dahinter geht es etwas bergab, bevor mich noch einmal ein kleiner Gegenanstieg von etwa 20 Höhenmeter erwartet. Da ich alpine Läufe gewohnt bin, ist das für mich ein Witz. Nach Schmücke geht es mal wieder bergab, wo schon ein leckeres Leberwurstbrot auf mich wartet. Ich kann nun wieder auf Normalkost und Normaltempo umsteigen, weil ich nun auf eine Zeit um die 11:50 hinlaufe, was ja voll im erlaubten Rahmen liegt. So kann ich den 40. Rennsteiglauf sozusagen im vollen Zeitrahmen auskosten. Warum soll man da ein paar Stunden verschenken, ;-) außer man ist schon geil auf die Rennsteigparty! Mordfleck, Bierfleck und das Ziel in SchmiedefeldBeim Mordfleck folgt eine etwas monotone, langgezogene flache Strecke. Die tat mir früher schon mal weh. Heute ist das ein Klacks und die Zeit verfliegt in Nu. Unterwegs überhole ich ein paar Bekannte, die sich noch an meinen Lauf 2010 mit der Frankenfahne erinnern können. Damals ging es hier mir nicht so gut und der Lauf am Ende in einer kleinen Gruppe tat sehr gut. Heute will ich lieber allein bleiben und mein Tempo laufen. Vor dem Bierfleck geht es noch einmal ein paar Hundert Meter leicht bergauf. Ich jogge gemütlich hoch. Dahinter der letzte Verpflegungspunkt am Bierfleck. Heute gibt es kein Bier, weil ich nachher noch heimfahren will. Das Bier gibt es erst daheim.
Schöne Aussicht auf dem Weg zum Bierfleck etwa 5 km vor dem Ziel Das letzte Stück zieht sich noch einmal etwas in die
Länge. KM70 kommt so glaube ich auch etwas zu spät und die letzten 2,7 km
kommen mir auch etwas länger vor.
Gaby und ich im Ziel FazitDer Rennsteiglauf hat absoluten Kultstatus. Das bewies auch die 40. Auflage dieses einzigartigen Laufes. Gaby und ich freuen uns schon auf die 41. Auflage. Dann wollen wir aber gemeinsam in knapp unter 12 Stunden über die Ziellinie laufen! Jedenfalls einen 2. Versuch ist es sicher wert! |
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