Ein kurzes Stück laufen wir auf Schnee. In manchen Jahren führt der Trail am
Petit Ballon über eine geschlossene, manchmal sogar vereiste Schneedecke. In
diesem Jahr liegen aber nur noch kleine Schneereste am Berg.
Ich reduziere mein Tempo, filme, fotografiere und genieße die Landschaft. Bernie
verschwindet bald vor mir in der Ferne. Der letzte Teil des Aufstiegs führt über
einen schönen Trail oberhalb der Baumgrenze zum Gipfel (1272 m).
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Oben bleibe ich wegen der Kälte nur ganz kurz stehen. Wegen der tiefen
Wolkendecke sehe ich leider weder die Gipfel von Hoheneck und Grand Ballon noch
auf der anderen Seite der Rheinebene den Schwarzwald. Doch die Licht- und
Wolkenstimmung fasziniert mich.
Ein steiler Abstieg führt nun weglos auf direkter Linie den Hang hinunter.
Annette sagte später, ihr hätte dieser Abstieg am besten gefallen, denn der sehr
weiche Boden fühlt sich so an als würde man auf einer Matratze laufen. Bei
Schnee und Eis ist diese Stelle sicher recht schwierig. |
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Unterhalb der Baumgrenze beginnt ein schmaler, schöner Single-Trail, der uns nun
viele Kilometer weit bergab führt. Vom Gipfel bis zum Boenlesgrab steigen wir
auf nur 2,7 km 407 Höhenmeter bergab. Trittsichere Trailrunner können hier
ordentlich Gas geben.
Jeder Lauf bleibt in unserem Gedächtnis wegen einer anderen Besonderheit haften.
An diesen werde ich mich sicher noch lange Zeit wegen einer zusätzlichen
sportlichen Betätigung erinnern. Der Gummizug am Bund meiner Hose gibt immer
mehr den Geist auf. Beim Aufstieg und bei relativ flachen Wegstrecken hält die
Hose noch, aber vor allem bei steilen Downhills muss ich ständig die Hose wieder
hochziehen, streckenweise sogar mit einer Hand festhalten, damit nicht
irgendwann mein Hinterteil mit zu viel frischer Luft verwöhnt wird. Echt nervig! |
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Auch weiterhin führt unsere Route lange Zeit mit nur wenigen kurzen
Gegenanstiegen überwiegend auf Pfaden bergab. Erst kurz vor Osenbach laufen wir
wieder längere Zeit auf breiten Wegen mit leichten Auf- und Abstiegen. Wer nicht
vorher den Streckenplan angeschaut hat, verliert völlig das Gefühl für
Entfernungen. Mit einer Ausnahme sehe ich unterwegs keine einzige
Kilometermarkierung.
Alle Wetterberichte hatten für heute sehr viel Regen angekündigt. Es regnet zwar
tatsächlich immer wieder mal, aber nie lange und vor allem nie stark. Richtig
durchnässt wird man heute zu keinem Zeitpunkt. |
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In Osenbach gibt es laut Ausschreibung ein Zeitlimit. Innerhalb von 5,5 Stunden
sollte man hier die Verpflegungsstelle erreichen. Ich habe noch genug Zeit,
halte mich hier aber trotzdem nur ganz kurz auf. Alle Verpflegungsstellen wurden
heute mit viel kulinarischer Abwechslung ausgestattet. Für wohl jeden
Läufergeschmack gibt es etwas, von Kuchen bis zu Wurst, von Rosinen bis zu
Salzgebäck. Allerdings reicht der Vorrat an Cola leider nicht für alle Läufer.
Ich trinke im Alltag nie Cola, aber auf der zweiten Hälfte einer
Wettkampfstrecke brauche ich die schwarze Brühe ebenso dringend wie Salz. Ich
hatte mich schon darauf gefreut, wie angekündigt auch mal Elsass-Cola probieren
zu dürfen, aber egal wo ich am Rückweg anhalte - die Cola ist schon weg. Wie ich
später erfahre, trank an einer Stelle Bernie den letzten Schluck. Sogar Bier
soll es an der letzten VP gegeben haben. Aber nur für die schnelleren Läufer! |
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Nun folgt wieder ein längerer Aufstieg auf einem leicht zu laufenden bzw.
gehenden Trail. Nachdem ich in der Mitte der Strecke deutlich langsamer voran
kam als ich es eigentlich erwartet hatte, fühle ich mich nun wieder fit und kann
wieder viele der Läufer überholen, die in den letzten zwei Stunden an mir vorbei
gezogen sind.
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Ein kurzer Abstieg lässt hoffen, dass die Steigung nun endet, doch dann geht es
schon wieder hinauf. Endlich erreichen wir den Rand der Rheinebene. Weit unter
uns liegen die Weinberge.
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Doch noch dürfen wir nicht zu den Dörfern hinab. Ein herrlicher Trail führt uns
auf und ab, vorbei an kleinen, mit Moos bewachsenen Felsen. Dieser
Streckenabschnitt gefällt mir ganz besonders gut.
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Nach der nächsten Verpflegungsstelle müssen wir noch einmal steil aufwärts
steigen. |
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Erneut führt uns dann ein schöner Trail auf und ab. Erst beim Beginn vom Abstieg
wird der Weg wieder breiter. Kurz bevor wir den Wald verlassen hole ich auch
wieder Bernie ein. Eine letzte Verpflegungsstelle, ein Trommler, dann folgt bald
der zwischendurch kniefressend steile Abstieg durch die Weinberge.
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Drei Stunden nach dem Sieger, aber immerhin 75 Minuten vor dem letzten Läufer,
erreichen Bernie und ich das Ziel.
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Insgesamt schaffen heute 665 Teilnehmer den Trail. Dieser Lauf kann wirklich
empfohlen werden, und ich bin sicher, dass ich in den nächsten Jahren noch oft
hier starten werde.
Schon kurz nach Zieleinlauf trinke ich im Hotel fast auf ex einen halben Liter
Gemüsesaft und danach noch Multivitaminsaft, was schon seit langer Zeit meine
natürliche Alternative zu künstlichen Regenerations-Pülverchen, -riegeln oder
Gels ist. Ein langer Aufenthalt unter der heißen Dusche, danach gehe ich zwei
Stockwerke nach unten, wo ich Bernie, Wolfram und Janosch treffe, mit denen ich
noch den Rest des Abends feiere. Bald kommt auch Annette dazu, die heute ihren
ersten ersten Eintrag in die Ultramarathon-Ergebnisdatenbank der DUV geschafft
hat.
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Am Morgen schlagen wir im Hotel beim äußerst reichhaltigen Frühstücksbuffet
kräftig zu, bis wir uns verabschieden. In vier Wochen werden Bernie, Wolfram und
ich erneut in die Vogesen aufbrechen, um dann die neue Defi des Seigneurs zu
testen. Ich freue mich schon darauf.
Und hier ist mein erster, 3,5
Minuten langer Lauffilm ==> |
Links
Homepage des Veranstalters:
www.rouffach-athletisme.org
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