4. Chisinau Marathon am 1. Juni 2013 -
Bericht und Bilder von Jürgen Sinthofen
Moldavien, wo kann man da laufen?
Antwort hierzu wusste mein Lauffreund Guiseppe aus Frankfurt - in
Chisinau, der
Hauptstadt dieses kleinen Landes mit gut 3 Millionen Einwohnern zwischen
Rumänien und der Ukraine.
Das passte, ein weiterer europäischer Hauptstadtmarathon konnte unter die Füße
genommen werden.
Lufthansa flog uns für knapp unter 200€ von Nürnberg nach Chisinau. Ein
Leihwagen war am Flugplatz für 30€ pro Tag problemlos zu mieten und so konnten
wir das Land zwei Tage lang bereisen. Viel Landwirtschaft, kaum Industrie und
fast keine touristische Infrastruktur. Auch sprachen nur sehr wenige Moldavier
auf dem Lande etwas Englisch. Aber all das machte den Reiz dieser Reise in eine
etwas andere Welt aus, in der wir viele nette und hilfsbereite Menschen
kennenlernten.
Samstag morgen trafen wir im Hotel beim Frühstück die Läufer aus Frankfurt. Gut
so, denn wir erfuhren, dass der Start für den Marathon auf 9.00 Uhr vorverlegt
wurde. Wie geht das?
Nun, Moldavien ist nicht gerade eine Läuferhochburg und so war der Vorsitzende
des moldawischen Ultramarathon Verbandes Rashid Burtiev doch froh, dass im
Rahmen der geplanten moldawischen 24- und 12 Stunden-Laufmeisterschaften sich
ein paar internationale Läufer für den Marathon eingefunden hatten.
Wegen der Wettervorhersage mit angesagtem warmen Wetter und dem Ausfall des 24h
Laufes wurde kurzerhand am Freitagnachmittag entschieden, der Sonne etwas
auszuweichen und eine Stunde früher zu starten.
Na gut, Samstag morgen, wir 5 deutschen Marathonis fuhren für kleines Geld vom
Hotel mit dem Taxi zum Park "Valea Mirilor". Dieser bei den Chisinauern sehr
beliebte Park lag nahe des Botschaftsviertels. Im Park lag ein See mit einer
2.621 Meter langen Uferpromenade, unsere Laufstrecke.
Wir wurden von Rashid herzlich begrüßt, dann kurz die Anmeldung ausgefüllt und
umziehen hinter einem Baum. Es war eine sehr familiäre Atmosphäre und die 9
gemeldeten Läufer, davon noch einer aus Holland, 2 Moldavier und eine Ukrainerin
(die am Abend um 22.00 Uhr dann noch den 12h Lauf unter ihre Füße nahm) gingen
gemeinsam zum Start beim Kanuclub. |
Auf geht's für die deutsche Delegation zum Start |
Anmeldung |
Rashid (rot/schwarz in der Mitte) hält eine kleine Ansprache kurz vor dem Start |
9 Uhr, Start, der Eigentümer eines großen Autohauses klatschte in die Hände, der
Präsident des moldawischen Ringerverbandes applaudierte und los ging es auf die
erste von 17 Runden gegen den Uhrzeigersinn rund um den See herum.
Für manchen geneigten Leser dieser Zeilen mag es vorkommen, als wenn dieser
Marathon mit seinen 17 Runden langweilig gewesen wäre. Aber nein, für mich war
das eine sehr positive neue Erfahrung.
Da sich unser Läuferfeld sehr schnell auseinander zog, lief ich bald alleine,
freute mich aber über Begegnungen mit Freizeitläufern, welcher in
entgegengesetzter Richtung ihre Runden drehten. Aber auch einige Hochzeitspaare
nutzten den schönen Park für ihre Hochzeitsfotos. Im Wasser quakten die Frösche,
die Kanuten trainierten fleißig und ab und an wurde ein Mitläufer überrundet.
Das Wetter war für den Lauf angenehm, nicht zu warm, Sonne und kein Wind. Kurz
vor Ende der Runde auf sonst gepflasterten Wegen ging es ein kurzes Stück über
einen Sandweg leicht bergab, eine angenehme Unterbrechung im Laufrhythmus. Die
letzten Meter gingen durch einen kleinen Vergnügungspark, der von vielen
Familien mit ihren kleinen Kindern besucht wurde. Diese nahmen uns wenige Läufer
kaum war, wie gesagt, der Laufsport scheint in Moldawien noch nicht so beliebt
zu sein.
Am Ende der Runde gab es einen kleinen Verpflegungsstand unter Bäumen etwas ab
vom See, der aber alles bot was ein Läuferherz erfreut. Neben Wasser, Kaffee,
Keksen und Kirschen haben uns die Betreuer fleißig angefeuert, damit wir mit
Schwung in die nächste Runde gingen. |
Start |
Das Feld zieht sich auseinander |
Die erste Runde ist geschafft |
Es geht ca. 200m über einen unbefestigten Weg |
Der Lauf macht sichtlich allen Spaß |
Vom Zielbereich zurück an den See |
Fast geschafft |
Geschafft! |
Irgendwann war dieser Lauf auch vorbei, es gab zwar keine Dusche, dafür aber
nette Gespräche. So ergab es sich ganz natürlich, dass peu-a-peu die Läufer
finishten, sich unterhielten bis dann auch die letzte Läuferin, von allen
Helfern und Aktiven beklatscht, strahlend ob diesem "full house" Empfang nach
über fünfeinhalb Stunden laufen die Füße hochgelegen konnte.
Nach kurzer Diskussion mit Rashid wurde gemeinsam festgelegt, dass die Übergabe
der Finishermedaille und der Urkunde nach Ende des 12 Stundenlaufes am Sonntag
um 10.30 stattfinden sollte. Gut, also dann tschüss, Ron und ich gingen zu Fuß
zum Hotel zurück und lernten so noch vieles von Chisinau kennen.
Am Sonntag wurden dann die Ehrungen vorgenommen, wieder eine sehr herzliche
Atmosphäre, alle waren gekommen, das spricht für sich.
Gewonnen hatte der Autor, auf eine Ergebnisliste oder auf einen Internet Link
müssen wir verzichten.
Mein Resümee:
Dieser Marathon wird (noch) nicht im Internet oder so beworben und es wurde von
uns keine Startgebühr verlangt. So hatten wir uns abgesprochen und jeder
internationale Läufer spendete 20 Euro. Für eine sehr herzliche Stimmung, prima
Verpflegung, Medaille und Ergebnisliste angemessen.
Wer also mal Moldawien kennenlernen möchte und dann auch noch einen liebevoll
organisierten Marathon mitnehmen möchte, kann sich für weitere Informationen an
Rashid wenden:
burtiev_rashid@mail.ru |
Die Verpflegungsstelle
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Die ersten drei des Marathons |
Fast alle sind im Ziel |
Kaffeewasser wird noch mit Holz im Samowar erhitzt |
Rashid nach seinem 12h Lauf (links) im Ziel |
Die Marathonis haben ihre Medaille, flankiert von den 12h Läufern und Helfern |
Konfetti zum Abschluss eines schönen Laufwochenendes |
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