Requiem für einen Lauf …
„Liebe Läufergemeinde,
wir sind hier, um Abschied zu nehmen von drei Buchstaben, von einem M, noch
einem M und noch einem M. Diese drei Buchstaben beschrieben einen Ultramarathon,
der dem Namen nach als Marathon daherkam und der genau 10 Austragungen alt
wurde.
Verneigen wir uns, ziehen wir die Hüte und trauern wir nun um den MMM.“
Laufberichte schreiben macht mir ungeheuren Spaß. Das
Schreiben an sich, das „mit Sprache arbeiten“, alles erinnert mich jedes Mal
aufs Neue daran, dass ich ja „eigentlich“ Journalist werden wollte.
Dabei ist es beim Schreiben immer mein Ziel, Dir, Euch, Lust zu machen auf gute
Läufe, die ich kennenlernen durfte oder auch meine Bedenken zu äußern, wenn ich
bei manchen Läufen Dinge erlebt habe, die ich lieber nicht erlebt hätte.
Meistens aber sind die Läufe großartig und ich brenne darauf, darüber euphorisch
zu berichten und ich freue mich dann, wenn meine Berichte im Idealfall dazu
führen, dass dort im Folgejahr die Teilnehmerzahlen steigen oder wenn es
wenigstens einen einzigen Läufer gibt, der sich dort einschreibt, weil mein
Bericht dafür den Boden bereitet hat.
Noch nie aber habe ich etwas geschrieben über einen
großartigen Lauf, den ich Dir, Euch so gerne ans Herz gelegt hätte, das aber
nicht darf, weil es diesen Lauf nicht mehr geben wird.
Der MMM, der Mainzer Maaraue Marathon, ist so ein Lauf. Genau 10 Mal wurde er
von den „Schlümpfen“ Biggi Mollnar und Sascha Kaufmann organisiert, anfangs fand
er fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Keine 10 Läufer fanden sich
manchmal bei den ersten Austragungen zu diesem letzten Lauf vor dem
Weihnachtsfest ein, aber die Veranstaltung gewann sukzessive an Fahrt und an
Teilnehmern.
2011 gab es sogar eine „night edition“ davon und spätestens
2013 gab es mehr Interessenten für diesen Lauf als es dafür Plätze gab. Und
dieses Jahr wurde die maximale Teilnehmerzahl noch einmal erhöht und dennoch war
ich froh, einen der begehrten „Startplätzchen“ ergattert zu haben. Ich verrate
dabei nicht, wie oft ich lieb mit freundlichem Augenaufschlag blinkern musste,
um diese Startzusage zu erreichen, nur so viel sei erwähnt: es hat sich mal
wieder mehr als gelohnt.
Mein insgesamt vierter Start in Gustavsburg war auch der schönste von allen
gewesen. Dank der erweiterten Starterzahl und dem illustren Läuferfeld hätte ich
ohne Probleme stundenlang mit den Läuferkollegen reden können, so viele enge und
engste Lauffreunde waren dort versammelt.
Mitten in diese Gespräche hinein kam aber dann das Startsignal und wir mussten
dann doch tatsächlich auch noch laufen. Ich hatte für dieses Rennen eine klare
und logische Strategie. Nach drei Zielzeiten, die immer besser wurden einerseits
und nach drei Monaten ohne schnelle Läufe, dafür aber mit deutlich mehr
Körpergewicht andererseits war es für mich klar, dass ich für die 45 Kilometer
länger brauchen würde als bisher.
Um mich also selbst vom Zeitdruck zu befreien, sagte ich mir, dass ich die
Runden eins, drei und fünf zügig, die Runden zwei und vier aber locker und
langsam laufen wollte. So viel zum Plan.
Das Leben aber ist dann doch anders. Ich lief die erste Runde
viel zu schnell mit Petra und Moritz, 9 Kilometer in unter 46 Minuten und dann
wollte, musste ich langsam tun. Aber dann kam Dieter und ich lief fast drei
weitere Runden mit ihm, zweifellos etwas langsamer, aber eben auch viel
schneller als geplant. Aber schön war es. Wir hatten fantastische Gespräche, die
Art von Gesprächen, die nur Läufer untereinander führen können. Und jedes Mal,
wenn wir den Start/Ziel-Bereich passierten, jedes Mal, wenn uns Biggi Mollnar
bejubelte und Thomas Hagel uns motivierte, wenn es Red Bull, Cola, Wasser,
Apfelschorle, Bier (normales Bier und auch das Zeug mit Alkohol) und einige
Leckereien zu essen gab, wenn Sascha uns laufend fotografierte, dann blieben
Dieter und ich für einen Moment stehen, um kurz zu klönen, zu posen und auch, um
Anwesende zu drücken. Und gleich ging es weiter, Du kennst das ja, es läuft ja
eine Uhr und die hast Du immer im Sinn.
Das schnelle Laufen mit Dieter motivierte mich zu meiner
insgesamt zweitbesten Zeit bei diesem Bewerb. Darauf hatte ich überhaupt nicht
gezielt. Aber angesichts der Beerdigung dieses Laufs war es dann doch ein toller
Abschluss für mich.
Biggi sagte so schön: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“ Das
verstehe ich gut. Die Strecke an sich werde ich wohl kaum vermissen, dafür war
sie nicht spektakulär genug. Viel Asphalt, einige Anstiege auf die Brücken, die
von Biggi persönlich von Runde zu Runde weiter angehoben wurden, drei Brücken
und ein Brückchen, aber auch ein kleiner Mainhafen mit einem modernen Bootshaus,
in dem die Anwohner für kleines Geld auch mal bei einem Sternekoch essen gehen
können, einen Ruderclub und viele Blicke auf den Main, die 9-Kilometer-Runde hat
schon kleine Leckereien zu bieten, gelebt aber hat die Veranstaltung vom Flair,
von den Ausrichtern und natürlich auch von den anderen Läufern.
Mir stehen die Tränen in den Augen, wenn ich daran denke,
dass es diesen Lauf nun nicht mehr geben wird. Und dass ich nicht gänzlich
geknickt bin verdanke ich nur dem „Blick in ferne Zukunft“, den Biggi und Sascha
am Ende wagten. Die beiden versprachen, schon bald einen neuen Lauf aus der
Taufe zu heben, ähnlich, aber eben nicht gleich. Und auf diesen Lauf in der
Zukunft freue ich mich schon jetzt, denn alles, was Biggi und Sascha machen,
strahlt in dem Glanze dieser beiden wunderbaren Menschen.
Der MMM ist tot, lang lebe sein Nachfolger! |