New York, Monschau, Tokyo …
Auf dem Weg zum Start
Eigentlich müsste Jürgen
Sinthofen ja diesen Bericht schreiben, er hätte diesen Monschau-Marathon
laufen müssen, wo er doch „Hauptstadt-Marathons“ sammelt.
Und Monschau ist ja die
Hauptstadt der Eifelregion, zumindest die läuferische Hauptstadt des welligen
Landes an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden.
3:45 Zugläufer
Aber für mich war Monschau einfach näher und deshalb kam ich
in den Genuss, diese 42.195 Meter Trail unter die Laufschuhe nehmen zu dürfen.
In Monschau laufen geht einfach nicht alleine. Dieser Marathon hat
Kult-Charakter und die vielen „Wiederholungstäter“ belegen, dass dort nicht nur
ein Marathon gelaufen wird, sondern dass da auch viel Kultur stattfindet. Rund
1.300 Sportler, die an den verschiedenen Bewerben teilgenommen haben, zeigen den
Erfolg dieser Veranstaltung, die schon zum Standardprogramm nicht nur der
Marathonis zwischen Bonn und der Landesgrenze geworden ist.
Mini-Marathon, Walking, Staffellauf, Marathon und ein Ultramarathon, die Familie
der Bewerbe ist groß, da ist für jeden etwas dabei.
Kurz nach dem Start
Natürlich ist der Monschau-Marthon seit Jahren erfolgreich,
denn wo findet man sonst noch, dass sich zu den vielen und üppig ausgestatteten
offiziellen Verpflegungspunkten noch einige rein privat finanzierte und
betriebene Verpflegungsstände gesellen? Da freuen sich Menschen, dass andere
Menschen, ihres Zeichens Ultraläufer, Marathonläufer, Staffelläufer oder Walker,
in „ihrer Eifel“ zum Laufen gehen und so werden die Menschen mit der Startnummer
von denen mit der Rassel oder der Trillerpfeife in der Hand liebevoll
angefeuert.
Noch kein Standardprogramm ist der heuer zum dritten Mal durchgeführte
Ultra-Marathon über 56 Kilometer, bei dem die rund 200 Teilnehmer vor dem
eigentlichen Marathon auf der bekannten Eifel-Strecke ab
Konzen erst einmal eine 14
Kilometer-Schleife zu absolvieren hatten. Da sie diese Schleife alle in weniger
als 2 Stunden bewältigt hatten, waren die Ultraläufer, die früh morgens um 6 Uhr
starten durften, schon vor dem offiziellen Start des Marathons um 8 Uhr erneut
durch das Starttor gelaufen. Die 550 vorangemeldeten Marathonis bekamen die
Ultraläufer dann meistens irgendwann auf der malerischen Strecke von Konzen nach
Konzen zu Gesicht.
Bestzeitenfähig ist die Strecke durch die putzige historische
Altstadt von Monschau und die hügelige Eifellandschaft natürlich nicht, dennoch
verblüffen die Siegerzeiten immer wieder.
Die Marathon-Distanz gewann Andre Collet nach 2:39:09 Stunden. Zweiter wurde
Markus Werker (2:41:30 Stunden) vor Christian Niessen (2:47:03 Stunden).
Bei den Frauen siegte Svitlana Smitiukh aus der Ukraine in sehr guten 3:15:06
Stunden, knapp gefolgt von Eva Offermann (3:15:39 Stunden) und Iris Walter
(3:32:02 Stunden).
Aber wer will schon Bestzeiten laufen? Hier ist das Erleben wichtig und schon
die ersten Kilometer durch Monschau, vorbei an der „Historischen Senfmühle“, von
der auch wirklich erstklassiger Monschauer Senf stammt, machen klar, dass der,
der langsamer läuft, länger genießen kann.
Hier geht es an der Historischen Senfmühle vorbei!
Nach den Kilometern durch Monschau durch geht der Rest der
Strecke an einem Flüsschen entlang, über Kuppen und Höhen, aber häufig auch
durch den Eifler Wald. Es geht eifrig rauf und runter, aber es gibt nur wenige
Anstiege, die nicht laufbar sind. Für mich waren viele eben „gerade noch so“ zu
laufen, ein gutes Training für die nächsten Events, die bald kommen werden.
Asphaltanteile sind selten und Straßenüberquerungen sind noch seltener, die
wenigen, die aber da sind, sind allesamt bestens abgesichert.
Der Lauf scheint Spaß zu machen!
Die vielen Verpflegungsstellen habe ich ja schon erwähnt,
dass sie ungewöhnlich gut ausgestattet waren, sei aber noch vermerkt. Mir haben
zwei Dinge ganz besonders imponiert. Zum einen gab es an vielen Stationen
richtige Salztabletten, genau so, wie ich sie liebe. Du nimmst sie ein und
schluckst sie, Du hast keinen Salzgeschmack im Mund, aber das Salz wirkt
schnell, gut und lange und hilft Dir, die nächsten Anstiege zu bewältigen. Zum
anderen gab es etwas, was ich bislang so noch nie gesehen habe. Es gab Honig,
süßen, klebrigen, leckeren Honig. Am letzten Verpflegungspunkt, als letzten
„Kick“ vor dem Finish. Dargereicht wird der Honig als kleiner Honig-Batzen an
einem kleinen Plastiklöffelchen, perfekt, lecker und extrem begehrt.
Nichts für Veganer, zugegeben, aber für mich war es zugleich Motivation und
Kraftzufuhr, wie ein Freundschaftskuss auf die Läuferwange.
Mit meinen 4:18:48 Stunden lag ich am Ende fast exakt im
Mittelfeld. Ein wenig besser hätte es schon sein dürfen, aber ich darf da nicht
lamentieren, immerhin habe ich die erste Hälfte des Rennens schlichtweg
verschlafen und habe so etwas mehr als 2:16 Stunden dafür vertrödelt. Aber mir
schien die erste Hälfte auch etwas schwerer gewesen zu sein als die zweite
Hälfte.
Das muss ich unbedingt überprüfen. Mit zwei Mal 2:02 Stunden, also bei zwei
gleich guten Hälften, hätte meine Platzierung schon erheblich besser ausgesehen.
Nächstes Jahr muss ich unbedingt prüfen, ob diese zwei Mal 2:02 Stunden für mich
machbar sind.
Bis dahin bleibt mir nur übrig, das wunderschön weiche
Funktions-Shirt des Monschau-Marathons so oft anzuziehen wie möglich und von mir
hier in der Kölner Bucht aus Richtung Eifelhöhen zu sehen und mich an diesen
Lauf zu erinnern, an ein perfekte Organisation, an so viele befreundete
Mitläufer wie ich es selten erlebt habe und an einen Abschluss des Events durch
eine Marathonfete auf dem Dorfplatz, der auch der dann einsetzende Regen nichts
anhaben konnte.
In der Mitte Autor Thomas Eller
Und in mir höre ich das Lied über die läuferische Hauptstadt
der Eifel, über New York und Tokyo:
„New York, Monschau, Tokyo …“ |