8. Tokio Marathon am 23. Februar 2014 - Bericht und Bilder von Jürgen
Sinthofen
Tokio, ein ganz großer Marathon. Mehr als 300.000 Marathonis möchten jährlich am
Tokio Marathon teilnehmen, aber nur 35.500 haben das Glück, eine Startnummer zu
erhalten.
Big Six oder WMM (World Marathon Majors), ein Zauberwort für viele
MarathonläuferInnen. Ich traf auf der Läufermesse viele internationale
LäuferInnen, welche die vermeintlich prestigeträchtigsten Marathons (Berlin,
Boston, Chicago, London, New York und seit 2013 Tokio) finishen möchten. Zwei
Österreicher hatten sich sogar zum Ziel gesetzt, alle 6 Marathons in 2014 zu
laufen.
Aber der Reihe nach.
Über Umwege erhielt ich relativ kurzfristig eine Startzusage für den 8. Tokio
Marathon und so plante ich die Kombination, welche mir schon lange vorschwebte,
nämlich drei Wochen nach Tokio auch am Seoul Marathon teilzunehmen, um meine
Sammlung von gelaufenen Marathons in Olympischen Sommerspielorten weiter zu
komplettieren.
Ein Flug von München nach Tokio und zurück von Seoul nach München mit KLM/Air
France schlugen mit 590€ zu Buche (neben mir saßen Mikel, der auch den Marathon
lief, mit Freundin), ein Japan Rail Pass für zwei Wochen mit weiteren 325€ und
der Flug von Osaka nach Busan in Korea mit Peach mit 70€.
Damit war ich in Japan mobil und konnte nach Herzenslust mit allen Zügen,
einschließlich der tollen "Shinkansen" Schnellzüge, Japan kreuz und quer
bereisen - echt empfehlenswert!
Die weiteren Kosten der Reise waren sehr überschaubar, das Image, Japan wäre
teuer, ist völliger Humbug. Auf Backpacker Niveau (Hostel mit Einzelzimmer),
Frühstück und einer warmen Mahlzeit am Tag kostete mich jeder Tag Urlaub ohne o.
g. Transportkosten, aber inklusive verschiedener Eintritte zu
Sehenswürdigkeiten, Metrotageskarten und Bädern (Onsen) auch in Korea im Schnitt
40€. Das ist echt nicht teurer als bei uns!
Am Tag nach der Ankunft in Tokio fuhr ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln
(Metro) zur Marathonmesse (Expo) zur "Big Sight". Die Orientierung in der Metro,
null Problem, es gibt sehr transparente Übersichtspläne auch in Englisch, die
Tageskarte kostet knapp 7€, und die Züge fahren fast im Minutentakt.
Alles läuft diszipliniert ab - alle Japaner stellen sich an und es geht ohne
Gedränge in die Züge, auf die Rolltreppe, total angenehm.
Big Sight, das ultramoderne Messegelände auf neu aufgeschüttetem Land vor der
imposanter Tokioer Skyline (Tokyo Waterfront City) erreichte ich mit dem "Skytrain".
Echt empfehlenswert, schon alleine wegen der tollen Aussicht auf die ganzen
Wolkenkratzer und Brücken der Megacity.
Ab dem Bahnhof zur Marathonmesse überall Helfer, welche einem die Orientierung
erleichtern. Überhaupt, man wunderte sich wie die Organisatoren über 11.000
freiwillige Helfer rekrutiert und sinnvoll eingesetzt hatten!
Die Expohalle war gefunden, nach Check der Eingangsberechtigung eine weitere
Kontrolle mit Passkontrolle und Stempel, dann die Startunterlagen abgeholt.
Alles problemlos ohne Anstehen am Freitag Vormittag; ich möchte aber den
Freitagabend bzw. Samstag nicht erlebt haben...
Neben Startnummer, Kleiderbeutel und Einmal-Zeitnahmechip gab es ein T-Shirt,
bevor man dezent japanisch weiter in die Expohalle geleitet wurde ("this way").
Sehr schön, zuerst ein riesiger Hinweis auf die WMM Zugehörigkeit, ja, da sind
die Organisatoren wirklich stolz drauf, dann eine stilvolle Galerie mit Pokalen,
Medaillen etc. der big six Veranstaltungen (Tokio hat die kleinste Medaille).
Die Messe selbst war ein Highlight, viele Verkaufsstände, alle sehr
phantasievoll gestaltet und überall eine dezente Lärmkulisse, resultierend von
den fast singend vorgetragenen Aufforderungen der Verkäufer, doch den jeweiligen
Stand zu besuchen. Keine tollen Sonderangebote, aber eine sehr gute Übersicht
aller aktuellen Angebote der weltweit führenden Laufausrüster. Es hat Spaß
gemacht und zwei Stunden waren sofort rum.
Den am Samstag stattfindenden "International Friendship Run" hatte ich nicht
besucht, da die 1.500 Startplätze zu ca. 20€ einschließlich einem anschließenden
Badbesuch ausverkauft waren.
Big Sight, das Messezentrum mit der Läufermesse
Eingang zur Messe
Zutrittskontrolle
Startnummernausgabe
Kleine Ausstellung zu den "big six" Events
Interessante Aufgabe für die österreichischen Lauffreunde, die "big six" in
einem Jahr zu laufen
Schuhanprobe
Laufen wird bunt
Eine phantasievolle Expo
Da ist Farbe drin
Sonntag, mit der Metro ging es zum Shinjuku Bahnhof (größter der Welt mit 3,5
Mio. Fahrgästen täglich), dann zu Fuß etwa 1,5km bis zum Startgelände. Die
Läufermassen gingen ohne Hektik, vorbei an der Uni, in Richtung der riesigen
Doppeltürme der Stadtverwaltung, wo man umsonst von den in 246m Höhe
befindlichen Besucherplattformen einen tollen Blick auf Tokio, und
entsprechendem Wetterglück, auf den Mount Fuji genießen kann.
Kurz vor dem hermetisch abgesperrten Startbereich wurde, wegen des Vorfalles in
Boston letztes Jahr, das Gepäck und die Menschen wie am Flughafen gecheckt. Aber
kein Gedränge, alles ging reibungslos ohne viel Aufhebens und Zeitverlust von
statten.
Umziehen und Abgabe der Klamotten nur im offiziellen Kleiderbeutel, massenweise
Dixie-Toiletten (mit mobilen Waschbecken) und eine perfekte Ausschilderung (auch
in englisch) sowie viele Helfer machten die Orientierung und Auffindung des
jeweiligen Startblocks (wurde echt kontrolliert) leicht. Es wurden vor dem Start
auch noch Getränke und Bananen gereicht - das gibt es selten, man musste aber
auch schon 25 Minuten vor dem Start in seinem Block sein.
Kurz vor neun Uhr, es wurden Ansprachen gehalten, ein Chor der Stadtverwaltung
sang die Nationalhymne, dann erfolgte um 9.05 Uhr der Start der 25 zugelassenen
Rollstuhlfahrer (130 wollten mitmachen).
Pünktlich 9.10 Uhr Start der Marathonis, riesige Konfettikanonen färbten den
sonnigen Morgenhimmel bunt. Bei ca. 4°C schaute jeder, angespornt von vielen
Zuschauern, sich erst einmal etwas einzulaufen.
Vorbei an den Türmen der Stadtverwaltung ging es auf breiten Straßen erst rechts
in Richtung Shinjuku Bahnhof, vorbei an markanten Hochhäusern wie dem "Egg".
Überall Leuchtreklame, aber tagsüber leider ausgeschaltet, dafür viele Zuschauer
und auch Aktive phantasievoll verkleidet, eine total lockere Stimmung, ich war
fasziniert...
Viele internationale LäuferInnen, es gab genug zu erzählen. Auffällig, Helfer
ca. alle 30m an beiden Straßenrändern Helfer, die anzeigten, wo eine Toilette
ist, Helfer die nochmals auf Gefahren wie die noch am Straßenrand liegenden zusammengeschobenen Schneehaufen hinwiesen und die mit sehr vielen Helfern
ausgestatteten tollen Verpflegungsstellen.
Überhaupt die Verpflegungsstellen, teilweise beidseitig aufgebaut, bestückt die
ersten 100m mit Wasser, dann weitere 100m mit einem sehr guten Isogetränk, alles
in drei Etagen übereinander aufgeschlichtet. Und das Beste, alle Becher wurde
von den Protagonisten in reichlich zur Verfügung gestellten Behälter geworfen
bzw. in von weiteren Helfern hingehaltenen Plastiksäcke geworfen! Hier warf
niemand einen Becher einfach auf die Straße! So eine Disziplin, noch nie erlebt,
und auch von den internationalen Läufern voll angenommen - das lag wohl an der
unaufdringlichen Art der Japaner "ihr Ding" durchzusetzen...
Auf dem Weg zum Startbereich
Sicherheitskontrolle
Die Japaner sehen es locker
Versorgung vor dem Start, vorbildlich
Ausreichend Dixies, sogar mit Waschbecken
Alles perfekt ausgeschildert
Kleiderbeutelabgabe
Noch 30 Minuten bis zum Start
Ab in den Startblock
Viel Spaß beim Laufen
Die obligatorischen Reden vor dem Start
Die Nationalhymne wird gesungen
Start der Rollstuhlfahrer
Die Eliteläufer kommen
Der spätere Sieger (Nr. 7) Dickson Chumba
Impressionen vor dem Start
dto.
der Zweite (Nr. 2) Tadese Tola und der Dritte (Nr. 4) Sammy Kitwara. Nr.1 Abel
Kirui (2maliger Weltmeister und Olympiazweiter London)
Kurz vor dem Start
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