Innsbruck Alpine Trail Festival am 30.04.2016 - Ein Festival
der Läufer
Ich hatte etwas Zeit, darüber nachzudenken, was das
„Innsbruck Alpine Trail Festival“, liebevoll mit #IATF16 abgekürzt, für mich
war.
Und ich bin mir sicher, dass es für mich eine Veranstaltung mit Licht und
Schatten war, aber sicherlich mit viel mehr Licht als Schatten.
Bildquelle: www.sportograf.com
Ich hatte etwas Zeit, nachzulesen, was Andere über dieses „Innsbruck Alpine
Trail Festival“ geschrieben haben. Und ich fand fast ausschließlich sehr
positive Berichte. Alles war perfekt, bis auf einen Punkt. Also alles gut?
Bildquelle: www.sportograf.com
Ich hatte etwas Zeit, um mir zu meinen eigenen Fotos auch die
Aufnahmen des „Sportograf“
von mir schicken zu lassen, netterweise noch garniert mit einigen hervorragenden
allgemeinen Aufnahmen vom Event. Ein Lob an dieser Stelle an das Fotografenteam,
das durchweg und von allen tolle Aufnahmen gemacht hat, aber auch an das
Unternehmen „Sportograf“, das diese Aufnahmen in einer „Flatrate“ für knapp 20
EUR angeboten hat. Ein Schnäppchen, mindestens, finde ich.
Die Markierung und die Strecke
Die Markierung, insbesondere in der Nacht, fiel leider bei
allen Schreibenden durch. Und auch bei mir. Verlaufen war also Ehrensache und
deshalb hat das die Natur schon bei der Entwicklung des Menschen berücksichtigt
und sie hat in ihrer Güte dem Menschen zehn Finger gegeben, damit man seine
Verlaufer beim „Innsbruck Alpine Trail Festival“ an beiden Händen abzählen kann,
eine Hand hätte ja dafür ja nicht gereicht.
Bildquelle: www.sportograf.com
Bildquelle: www.sportograf.com
Dabei war die Markierung gar nicht allzu schlecht, nur eben viel zu selten.
Klar, es gab ein paar Schilder, die so merkwürdig angebracht waren, dass wir uns
fragten, wie wir das interpretieren sollten. Aber dann, jeweils nach etwa 20
Metern, kam ja auch gleich eine Bestätigung durch ein Flatterband, dass Du
richtig bist. Leider aber nicht immer.
Vor allem aber hat die Markierung mich Vertrauen gelehrt. Du musst vertrauen,
Vertrauen haben. Und diesen Punkt haben diejenigen, die die Markierung
angebracht haben, wohl unterschätzt. Oft war es so, dass beim Trail tatsächlich
über einen längeren Zeitraum hinweg kein Weg abging, nicht nach rechts, nicht
nach links. Aber wenn Du ähnlich gestrickt bist wie ich und die anstehenden
Gespräche mit Deinen Kindern, Deinem Partner, Deiner Chefin oder Deinen
Bowling-Kollegen während des Laufens im Geiste durchspielst, wenn Dir der
Refrain eines Liedes nicht aus dem Kopf und dieser dann stundenlang durch
denselben geht, wenn Du Dir über Gott und die Welt Gedanken machst und beim
Laufen wie ich in eine Art Trance verfällst und Du dann irgendwann daraus wieder
auftauchst, dann brauchst Du eine Bestätigungsmarkierung.
Weil Du Dich sonst permanent fragst, ob Du nicht vielleicht doch eine Abzweigung
verpasst hast, weil Du gerade mal wieder nicht konzentriert warst.
Um Innsbruck herum habe ich darauf vertrauen gelernt, dass ich bestimmt richtig
sein muss, auch wenn kein Flatterband das bestätigt hat. Und dieses Vertrauen
wurde auch meist belohnt, zumindest ging es mir dort so.
Thomas auf einem Foto von Erwin Bittel
Die Strecke selbst ist jedoch ein echter Genuss. 3.600
Höhenmeter auf einer Strecke von gut 86 Kilometern Länge, da bleibt kaum Raum
für flache Abschnitte. Und das ist gut so. Und die Höhen, die erklommen werden
mussten, hatten einen Klang wie Musik. Alpenzoo, Hungerburgbahn, Alpengasthof
Rauschbrunnen, Kranebitten, Götzner Alm, Mutterer Alm, Kreither Alm,
Sillschlucht, Lanser Kopf, Absam, Enzianhütte, Arzler Alm und wieder Alpenzoo,
jeder dieser Begriffe erinnert mich daran, wer ich eigentlich bin und wie nahe
ich doch an Innsbruck aufgewachsen bin.
Die Anstiege, erst rund 500 Höhenmeter rauf, dann 1.100 Höhenmeter rauf und ganz
am Ende noch einmal 600 Höhenmeter rauf, sind alle moderat, gut für „Stöckeschieber“
wie mich und auch die Downhills sind alle nicht technisch, nicht schwer. Und
dennoch fluchte ich am letzten, dem steilsten, Berg doch arg. Er mag mir das
nachsehen, es war nicht persönlich gemeint und nur meinen leicht krampfenden
Oberschenkeln geschuldet.
Bildquelle: www.sportograf.com
Bildquelle: www.sportograf.com
Aber fast die gesamte Strecke wurde mit traumhaften Ausblicken über die Stadt
Innsbruck und das Inntal garniert und immer wieder, wenn wir unten im Tal waren,
um dieses zu queren, belohnten uns wunderschöne Holzbrücken für jede
Wasserüberquerung. Der Inn ist halt ein toller Fluss und wird vom Menschen dafür
mit fantastischen Brücken belohnt.
Das Wetter
Ich packte meine Siebensachen schon am Mittwoch vor dem
Event, weil ich vorher noch einen privaten Termin im schönen Niederösterreich
hatte. Und da lag noch viel Schnee. Es war noch sehr kalt und ich hatte
regelrecht Bammel vor den Höhen. Und den Nächten. Und überhaupt vor allem.
Aber Frau Holle, über die noch in der Woche vor dem „Innsbruck Alpine Trail
Festival“ von einem Schreiber, der wirklich kein Anhänger von Gewalt ist, zu
lesen war, dass man ihr „eines auf Maul geben“ sollte, hatte dann doch ein
Einsehen.
Oder sie hatte von Anfang an einen echt coolen Plan:
die Strecke stark einschneien, Schneepassagen machen sich immer gut und Fotos im
Schnee auch, und dann die Wolken verschwinden lassen und puren Sonnenschein auf
die Laufstrecke scheinen lassen. Und das geschah schon am Donnerstag, spätestens
am Freitag vor dem Lauf.
Und so erlebten die rund 900 Läufer aus 30 Ländern auf den fünf angebotenen
Distanzen (15 K, 25K, Marathon, 65 K und „meine Distanz“, die 85 K mit dem
schönen Namen „Heart of the Alps“) ein fast perfektes Wetter. Sehr kalt beim
frühen Start um vier Uhr, es ging deutlich ran an die Null-Grad-Grenze, aber
dann stetig steigende Temperaturen, ohne dass es richtig heiß wurde. Sonne satt,
ein echtes Sonnenbrandwetter also, schlichtweg ein Traum für die Läufer und die
Veranstalter.
Bildquelle: www.sportograf.com
Die Versorgung
Leckeren Bio-Apfelsaft in einer bisher noch nicht gekannter
Qualität gab es an den vielen Verpflegungsstellen, die so häufig waren (alle 6
bis 10 Kilometer), dass ich meine eigene Verpflegung gar nicht gebraucht hätte,
am zweiten VP gab es schon leckeren vegetarischen Nudelsalat, die Brühe, die es
gab, war auch eine vegetarische Gemüsebrühe, ein Hoch auf die, die an uns
Vegetarier gedacht haben. Überhaupt war die Verpflegung so reichhaltig und so
liebevoll zusammengestellt, dass ich jedes Mal das Weiterlaufen bedauert habe.
Es gab schlichtweg alles, was ich mir gewünscht hatte, es wäre zu viel, das
alles aufzulisten.
Der Inn
Aber für eines liebe ich den Veranstalter: ich konnte stets
frisches Hollerwasser machen!
Ein guter Spritzer Holundersirup in die Trinkflasche, Wasser obendrauf und die
nächste Etappe bis zum nächsten VP ist Dein Freund.
Und für noch etwas liebe ich das Veranstalterteam: jede*r Einzelne der
unzähligen Helfer war freundlich, motiviert und gut gelaunt, eine selten
homogene Teamleistung haben wir alle rund um Innsbruck erleben dürfen. Dafür ein
herzliches DANKE SCHÖN an alle, die uns den Trail zum Festival gemacht haben.
Wer lief da?
Ich bin ja nicht derjenige, der allzu sehr auf die Laufcracks
achtet, aber die ersten drei Männer, der Sieger, der Deutsche Martin Schedler
vom Team Salomon Deutschland, der diese Strecke in wahnsinnigen 8:32:46 Stunden
gerockt hat, Daniel Jung vom Gore Running Wear Team in 8:48:52 Stunden und Rene
Langgartner als Dritter in 10:10:54 Stunden, die drei verdienen es wirklich,
immer wieder erwähnt zu werden, damit wir deren Leistung huldigen können.
Die ersten drei Frauen, allen voran die großartige Ildiko Wermescher vom FT Jahn
Landsberg (11:26:31 Stunden), die ich schon einige Jahre kenne und schätze und
mit der ich einige gemeinsame Events verbinde, Daniela Karigl (11:38:40 Stunden)
und Bettina Freynhofer (11:51:33 Stunden), auf diese Ladies schaue ich schon
eher, eben weil ich Ildiko kenne und mit ihr in der Schlange zum Materialcheck
stand.
Ansonsten schaue ich viel mehr auf „die Familie“. Und die war reichlich
vertreten. Die Fraktion des „Guerilla Run“ auf dem GR-20, Korsika, war mit Kathi
Schichtl und mit Manfred Hackl vertreten, den ich schon im Zug Richtung
Innsbruck HBF traf und dessen Freudensprung von einem „Sportograf“ die pure Lust
am Trailrunning zeigt.
Manfred Hackel, Bildquelle:
www.sportograf.com
Die Facebook-Familie war da mit Barbara Schulz, mit der ich die ersten Kilometer
gemeinsam lief, mit Harald Bajohr und mit Bernd Kalinowski, aber noch viel mehr
Facebook-Freunde durfte ich drücken und herzen, die meisten, wie „Running Tiffy“
Anja Tegatz, Martin Joist oder Kurt Süsser, liefen aber kürzere Strecken. Der
B’jak war mit einem Verkaufsstand auf der Expo und der Chef des
Veranstalterteams, Alexander Pittl, ist auch ein langjähriger Facebook-Kontakt
von mir.
Wahre Freude, wahre Freunde also.
Bildquelle: www.sportograf.com
Meine eigenen 14:28:37 Stunden bedeuteten übrigens nur einen vorderen Platz in
der zweiten Hälfte der Ergebnisliste (42. von 72 Startern M, 66 Finisher M), die
Kurzstrecke liegt mir ja bekanntermaßen nicht allzu sehr.
Die Abschlussparty
Auf jeden Fall kam ich mehr als 90 Minuten vor dem Beginn der
Siegerehrung und der Abschlussparty im noblen Hotel „Grauer Bär“ ins Ziel. Es
war noch hell, der Moderator war noch sehr motiviert und der „Sportograf“ machte
noch ein sehr schönes Finisherfoto von mir.
Alles gut also.
Fazit
Wer gerne Trail läuft und wer gerne Trail genießt, der ist
beim IATF richtig, vom Trail-Rookie bis zum Alpenherzler. Interessierte sollten
sich das Event schon vormerken und dann zügig buchen, alle fünf Strecken waren
ja ausverkauft.
Nur zu einem würde ich dem Veranstalter raten, nämlich zum Einsatz eines
Trackersystems, damit die vielen manuellen Nummernkontrollen überflüssig werden
und jeder das Rennen online im Internet verfolgen kann.
Mächtig viel Vorfreude auf 2017 also …
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