Ultrawandern, der „Bavaria Königsmarsch“ – 50 Kilometer um den Starnberger See!
Ja, ich bin ein Läufer. Aber ich wandere auch gerne. Und ich will über ein Event
schreiben, dass es mir ganz besonders angetan hat, über den Bavaria
Königsmarsch.
Anlässlich des 130. Todestages des bayrischen Königs Ludwig II., dem
„Märchenkönig“, der für allerlei Großartigkeiten wie die Prachtbauten Schloss
Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee, aber auch für allerlei
Wunderlichkeiten und eine extreme Exaltiertheit bekannt war, veranstalteten die
Laufcoaches.com eine Ultrawanderung rund um den See, in dem der „Kini“ seine
letzten Atemzüge tat, 50 Km Wandern um den Starnberger See im Süden von München.
Für Ortsunkundige sei gesagt, dass der Starnberger See dort ist, wo sich die
Reichen und Schönen treffen, wo Stars und Prominente Ihre Zweit-, Dritt- oder
Viertdomizile haben, ganz nahe am teuren und angesagten Münchner Stadtteilen
Grünwald.
50 Kilometer Wandern, ist das machbar, auch für uns Läufer? Und all das durch
die Nacht?
Aber genau diese beiden Punkte waren es, die mich angesprochen haben. Dass ich
ein bekennender Nachtläufer bin, weißt Du vielleicht nicht, aber ich liebe es
tatsächlich, durch die Nacht zu laufen. Warum also nicht auch mal durch die
Nacht wandern?
Interessant für mich war dabei, zu erleben, ob ich mit einer niedrigen
Pulsfrequenz müder werde als bei einem Lauf oder eben nicht.
Und wenn man in der Nacht startet, dann kann man schon den Start sehr
stimmungsvoll gestalten. Es war noch halbdunkel, als das Gruppenfoto gemacht
wurde und viele der insgesamt 167 Teilnehmer trugen die Bluse oder das
Trachtenhemd, das es beim Sponsor „Daller Tracht“ für jeden Teilnehmer gab.
Manche wählten sogar die krachlederne Trachtenhose dazu, manche Mädels ließen
mich mit ihren Dirndln von der „guten alten Zeit“ träumen.
Zum besseren Sehen spendierte der Sponsor Bayernwerk jedem Teilnehmer noch ein
Kopflicht – und all das bei einem Startgeld von nur 50 EUR.
Wir starteten also am Freitagabend, 10. Juni, um 22 Uhr in Starnberg. Ich war
mit einer kleinen Gruppe guter Freunde und meiner Lebensbegleitung unterwegs.
Das ist ja meiner Ansicht nach das Schöne, dass man nicht auf Zeiten und
Geschwindigkeiten achtet, sondern gemütlich und entspannt auch mit denen wandern
kann, die einem auf der Laufstrecke zu langsam sind oder mit denen, die sonst
immer im Ziel auf Dich warten, weil sie einfach zu schnell für Dich sind.
Die Stimmung war prächtig und der Weg führte zunächst zum Schloss nach
Possenhof. Hier wuchsen Sisi, die spätere Kaiserin Elisabeth von Österreich und
ihre Schwester Sophie Charlotte, die Verlobte des Königs, auf.
Und kaum losgewandert kam auch schon der erste Verpflegungspunkt bei km 19, beim
Häring in Tutzing. Und weil wir in Bayern sind gab es dort bayerischen Leberkas
mit Senf oder, für die Vegetarier, eine leckere warme Suppe. All das gab es auf
einer romantischen, durch Kerzenlicht illuminierten, Terrasse. Klar, dass ich
mich für ein alkoholfreies Weizenbier zur Suppe entschied.
Und weiter ging es durch die Nacht. Für eine meiner Begleiterinnen war die
Gesamtdistanz die längste Strecke ihres Lebens und sie war stolz, diese
Herausforderung bewältigt zu haben. Und auch für die Frau an der Seite meines
Lebens war die Distanz die Längste der letzten 10 Jahre und selten sah ich sie
im Ziel so fröhlich und zufrieden.
Irgendwann kommst Du dann an das Südende des Sees, der fast tropfenförmig
aussieht. Im Norden ist er spitz und schmal, im Süden eher breit, daher hast du
einen gehörigen Anteil an einer Querpassage zu wandern. Du kommst auf dieser
Querpassage auch durch den Ort Seeshaupt durch. Und Du hast Hunger.
Der zweite Verpflegungspunkt war ebenfalls wieder sehr bayrisch. Es gab am sehr,
sehr frühen Morgen echte Dampfnudeln mit Vanillesauce, lecker mit Mohn bestreut,
so wie es sich g’hört halt! Eine perfekte Mahlzeit nach etwa 30 gewanderten
Kilometern.
Und weiter ging es durch die Nacht und so langsam begann der neue Tag. Und mit
ihm erkennst Du, wo Du da gelandet bist. Da wechseln sich riesige moderne Villen
mit traditionellen Häusern ab, gemeinsam ist ihnen nur, dass sie alle immens
groß sind und von Gärten umgeben sind, in denen man ganze Kleinstädte
unterbringen könnte. Ich jedenfalls kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und
wenn ich mein „Lieblingshaus“ hätte wählen sollen, ich wäre damit vollkommen
überfordert gewesen.
Und spätestens in Leoni beschloss ich, im nächsten Leben Starnberger See
Bewohner zu werden. Was für ein schöner Ort! Und dann kommt der riesige Wald
rund um das Monument Ludwig von Bayern, das Kreuz im Wasser. Zeit, ein paar
Minuten zu verweilen und sich zu besinnen.
Es ging noch ein paar Kilometer weiter bis zu den Seestub’n Percha, wo es die
dritte Verpflegung gab, die Urkunde und einen kleinen Einkaufsgutschein.
Wieder war es bayrisch-zünftig, Weißwürste für die „Normalesser“, ein
vegetarisches Baguette für die Vegetarier, wieder mit alkoholfreiem Weißbier und
am Ende sogar mit einem leckeren Eis als Nachtisch. Und mit einem Schnaps.
Der aber wäre gar nicht nötig gewesen, weil man sich dieses Event wirklich nicht
schön trinken musste.
130 der 167 Wanderer hatten es wirklich geschafft. Was am Anfang für viele fast
unglaublich war, war möglich. Ein unvergesslicher Moment und viele Glücksgefühle
durchschwärmten die vielen Menschen, die aber platt waren und schlafen wollten.
Mein Fazit: Der „Bavaria Königsmarsch“ ist eine tolle Veranstaltung, ich kann
sie Dir für 2017 nur wärmstens ans Herz legen.
Links
Weiter Informationen findest Du auf der Homepage
www.koenigsmarsch.de
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