Hunsbuckeltrail 2017 am 20.08.2017 – Schreien für den Geierley
Einen Laufbericht über den ganz neuen HuBuT, den HunsBuckelTrail, zu schreiben,
geht schnell. Und es wird ein sehr, sehr kurzer Bericht werden. Ich zitiere
einfach die Worte eines Läufers, in diesem Fall von Stephan, die er auf Facebook
gepostet hat:
„Leute, ich war heute auf der Taufe eines neuen Traillaufes und die Eltern
dürfen sowas von stolz auf ihr Baby sein!
Wunderbare, tolle Strecke, so abwechslungsreich, „best of Trailrunning“, ich bin
total geflasht, eine perfekte Organisation mit einer Medaille aus Schiefer und
einem Finishershirt, auf dem die Strecken verewigt sind und mit wunderbaren
Menschen an den VPs und als Streckenposten.
Und es traf sich das „whoiswho“ der lokalen Laufszene: So viele Bekannte, dass
ich nicht wirklich alle begrüßen konnte.“
Ganz ehrlich, in diesen Sätzen steckt alles drin, was für Dich wichtig ist, über
den HuBuT zu wissen. Melde Dich für die Veranstaltung 2018 an, Du wirst, Du
kannst, es nicht bereuen.
Und damit könnte ich diesen Bericht auch beenden.
Dennoch will ich auch noch ein paar eigene Worte zu diesem Event beisteuern.
Ich erinnere mich noch gut an 2015, an die ersten Fotos der Hängebrücke Geierley,
die ich in den Sozialen Medien gesehen habe. Und ich war sofort fasziniert von
dieser Brücke und ich wollte dort unbedingt mal hin.
Zwei Jahre lang war dann diese Brücke den Horden von Touristen vorbehalten, die
sintflutartig auf das kleine 610-Seelen-Dorf Mörsdorf, immerhin staatlich
anerkannter Erholungsort, einströmten.
Bis Torsten Franz mit seiner Truppe und seiner Idee kam.
Und diese Idee, die Hunsbuckel zu laufen, garniert mit dieser Brücke, zog. Sie
zog immerhin 450 Läufer*innen an, eine der drei angebotenen Streckenlängen (13
km und 37 km ohne die Hängebrücke und 63 km mit der Brücke Geierley) unter die
Füße zu nehmen. Eine Premierenveranstaltung also, die komplett ausgebucht war,
das findet man selten.
Ich war gespannt auf diese Erstaustragung. Wir alle wissen, was gerade bei
Eventpremieren alles passieren kann. Aber es passierte – nichts, absolut nichts.
Nichts lief verkehrt, kein Fehler war zu verzeichnen, nirgendwo ging etwas aus,
keiner der freundlichen Helfer an den Verpflegungsständen tat oder sagte etwas
Falsches, das Event war schlichtweg perfekt organisiert.
Unterstützt von, für eine Erstausgabe immens vielen, Sponsoren hat das Team um
Torsten ganz liebevoll Singletrails herausgesucht, die alles hatten, was das
Trailläuferherz begehrt: Matsch, Enge, auf und ab, immerhin 1.600 Höhenmeter bei
der vollen Distanz, viel Wald und nahezu keine Asphaltanteile. Man merkt sofort,
dass da „einer von uns“ die Regie geführt hat. Ein Lauffest von Läufern für
Läufer, ganz so, wie wir alle das lieben.
Und jeder, mit dem ich sprach, war begeistert und will wieder kommen. Es scheint
so, als würde sich der HuBuT harmonisch und unauslöschlich in den
Ultra-Laufkalender einschmiegen, so perfekt, als hätte es ihn schon immer
gegeben.
Für mich selbst war der HuBuT endlich mal ein Lauf in meinem „Vorgarten“. Ein
Ultralauf in Rheinland-Pfalz, keine Hundert Kilometer Anreise, das passiert mir
äußerst selten. Ganz viele Gründe also, dort an der Startlinie zu stehen. Der
Start war um 7.00 Uhr morgens, also holten wir unsere Startunterlagen gegen 6.30
Uhr ab. Die Startunterlagen kamen in einer Jute-Tasche, die mit einigen
Kleinigkeiten gefüllt war. Und die Startnummern hatten einen Zeiterkennungschip,
alles vorbildlich.
Es gab noch ein kurzes Briefing kurz vor sieben Uhr und dann ging es auch
pünktlich auf die 63 Kilometer lange Strecke.
Das Teilnehmerfeld war weitgehend ein Auszug aus meinem Adressbuch. Fast alle
Ultraläufer*innen waren Freunde, viele sogar enge Freunde. Es waren letztlich so
viele aus der Ultralauffamilie da, dass mir nicht jeder einzelne auffiel. Alles
war also angerichtet, um ein Tag zum Verlieben zu werden.
Dass das Rennen gewonnen hat übrigens Matthias Krah, der lange mit Martin
Schedler in einem Höllentempo zusammen lief, bis Martin zu schwächeln begann und
zu Matthias sagte: „Geh und hol Dir das Ding!“
Aber Läufer wie Matthias oder Martin laufen einfach in einer anderen Liga,
machen wir uns darum keinen Kopf und nutzen wir die Chance, wo wir ja alle nur
auf „ankommen“ laufen, die Schönheit der Strecke zu genießen und zu würdigen.
Und diese Schönheit der Strecke beinhaltete viele seilgesicherten Abschnitte.
Schon beim ersten davon durfte ich den Boden küssen. Mal nicht stolpern, sondern
der Regen der vielen Tage zuvor hatte die Strecke teilweise so glitschig
gemacht, dass es mir da einfach die Beine unter dem Körper wegzog. Und weil ein
Körper ohne Beine nicht lange oben bleibt, sondern der Schwerkraft folgt … es
war ein Weckruf für mich, ab dann bewusster und konzentrierter zu sein.
Aber die seilgesicherten Abschnitte sind auch ein Beleg dafür, dass es teilweise
sehr fordernde Passagen gab, alles andere als eine „Pussy-Lane“ also.
Eigentlich kann die gesamte Strecke mit zwei Begriffen abgekürzt werden: Wald
und Brücke!
Und diese Brücke ist tatsächlich ein Highlight, ein „stand alone Faktor“, für
den alleine ich immer wieder dort aufschlagen würde. Es ist erhebend und schön,
da drüber zu laufen.
Ich weiß, dass es auch Menschen gibt, die schon beim Anblick der Fotos
schweißnasse Hände bekommen. Höhenangst sollte man also nicht haben. Da die
beiden kürzeren Distanzen, 37 km und 13 km, aber nicht über die Brücke führen,
wären diese noch eine Alternative für die, die sich ob der Brücke Sorgen machen.
Die Brücke schaukelt jedoch viel weniger als ich zuerst dachte. Die Hängebrücke,
2015 anfangs ohne Anbindung an einen Trail einfach in die Landschaft gebaut, ist
immens fest verspannt und hat sich zu einer Touristenattraktion sondergleichen
entwickelt. Wenn wir nicht am Vormittag darüber gelaufen wären, dann hätten wir
uns durch Horden übergewichtiger Touristen durchschlängeln müssen, aber da die
Brücke fast exakt 20 Kilometer von der Startlinie entfernt war, kamen die Läufer
irgendwann zwischen 9 Uhr und 10 Uhr über die Brücke. Und welcher Tourist ist
dann schon mit dem Frühstück fertig, geschweige denn bis zum Parkplatz der
Hängebrücke Geierley gefahren?
Auf den „Buckeln des Hunsrück“ laufen, auf den „Hunsbuckeln“, das bedeutet viel
Nähe zur Natur. Dort, nahe der Autobahn A61, ist die Welt dort noch in Ordnung.
Die Dörfer sind überschaubar und meist klein. Sie heißen Laubach, das war auch
der Startort des HuBuT, Kastellaun, die größere Verbandsgemeinde, Mörsdorf,
Hollnich oder Sosberg. Das Leben ist beschaulich, die Menschen sind ehrlich. Es
gibt viele Windräder und noch mehr Wald. Wald mit Singletrails. Wie die, die wir
beim HuBuT laufen durften.
Und die wir alle ganz sicher wieder laufen werden. Weil dieser Lauf nach
Dutzenden von Wiederholungen schreit. Schreie 2018 einfach mit!