Trails 4 Germany Koblenz am
13.05.2017 - Hochzeitsparty im Rheinland - Laufbericht von
Thomas Eller
Dass ein Lauf meist nicht einfach
nur ein Lauf ist, das wissen wir alle. Ein Lauf ist auch Kommunikation. Du
triffst Dutzende von Lauffreunden und Du lernst neue Freunde kennen. Du erlebst
Kulturstätten oder phänomenale Landschaften, coole Trails oder liebevoll
agierende Volunteers. Und manchmal, ganz manchmal, platzt Du sogar mitten in
eine Hochzeit oder eine Hochzeitsfeier.
Beim Berliner Mauerweglauf 2015 beispielsweise heirateten die Rohwedders auf
halber Strecke, alles war vorbereitet, alle waren zur Hochzeit eingeladen. Und
bei der neuen Serie „Trails 4Germany“ in Koblenz? Da heirateten die
Chef-Organisatoren Pirmin und Jasmin just zwei Tage vorher, um uns alle auf
ihrer Hochzeitsparty willkommen zu heißen.
Mit weißen Blümchen im Haar und mit Zylinder auf dem Kopf begrüßten uns also
Jasmin und Pirmin Braun und die Wärme und Zuneigung, die aus Pirmins Satz:
„Willkommen auf unserer Hochzeitsparty!“ sprach, die spürten die Läufer*innen
auf den beiden Distanzen 10 K und 20 K in jeder Minute.
Aber zurück zum Anfang. Trails4Germany? Trails für Deutschland?
Es war die Eventagentur Plan B, ihres Zeichens seit Jahren erfolgreiche
Ausrichterin des legendären TransAlpineRuns und des überaus beliebten Zugspitz
Ultratrails, die die Idee hatte, dass eine Kombination aus deren
Professionalität in der Organisation von Events und der persönlichen Färbung
durch kleinere, lokale Laufikonen, auch gute Events hervorbringen konnte.
Und so lud Plan B zu einem Video-Bewerbungswettbewerb ein, bei dem einzelne
lokale Ausrichter sich mit einem Video über ihre Lieblingstrails für die Serie
Trails4Germany bewerben konnten.
Vier Teams sollten dabei den Zuschlag bekommen und die Auswahl dazu trafen vor
allem wir Läufer*innen – per Internetvoting.
Es war mein Freund Pirmin Braun, der sofort „Feuer und Flamme“ dafür war und der
sich ein Team von Helfern zusammengestellt und eine attraktive Bewerbung
gebastelt hat. Sein Einsatz sollte sich lohnen und mit einem der ersten vier
Plätze bedacht werden.
So kam Koblenz ganz überraschend zum einem Trailevent wie seinerzeit Maria zum
Kind. Und wie damals sollte auch das eine Erfolgsstory werden.
In den kurzen 8 Wochen zwischen
der Entscheidung für Koblenz und dem Trails4Germany Event in Koblenz
organisierten Plan B und Pirmin in beeindruckender Weise alles, von der
Festlegung der Strecke über die Helferschar, die Verpflegungspunkte, die
vorbildliche Situation im Start-/Zielbereich bis hin zu Jasmins und Pirmins
Hochzeit. Dort allerdings hatten die beiden Verliebten wohl die ausschließliche
Federführung inne.
Zwei Strecken wurden angeboten, 10 K für die Einsteiger und 20 K für die, die
„mehr Drama“ wollen. Alles unterhalb der Marathonlänge ist für mich meist eher
wenig attraktiv, den Beginn der Serie Trails4Germany in Koblenz wollte ich
allerdings unbedingt erleben.
Gut, dass Pirmin noch kurz vor dem Start den Läufern der 20 K mitgeteilt hat,
dass eine Änderung der Strecke einen kleinen Zuschlag von 4 Kilometern gebracht
hat – ohne Zuschlag auf die 30 EUR Startgeld versteht sich.
Nicht jeder hatte das aber mitbekommen und ich durfte einigen Läufern, die ich
begleitete, darauf hinweisen, dass man sich noch ein paar Körner für den Schluss
aufheben sollte.
Die Strecken, die ausgesucht
wurden, fand nicht nur ich wirklich zauberhaft. Keiner der vielen Läufer*innen
war davon nicht beeindruckt. Nahezu ausschließlich lief man auf schönen und
wilden Single-Trails und auch die Rahmenbedingungen waren nahezu perfekt.
Es war richtig warm, heiß fast, und die Sonne brach immer durch das zarte Grün
der jungen Blätter. So viel Wald hast Du selten bei einem Lauf und selten passt
der Termin so gut in den Zyklus der Vegetation wie der in Koblenz.
Ein paar Wochen vorher waren die Bäume noch unbelaubt und schon ein paar Wochen
später wäre das zarte Hellgrün der Blätter einem dunkleren Grün gewichen. Alles
also richtig gemacht, Plan B und Pirmin!
Der Start war um 14 Uhr, recht spät, wie ich finde, aber nach dem Überqueren
einer Brücke ging es auch sofort in den Wald. Und rauf. Vier Kilometer hinauf zu
einem der schönsten Aussichtspunkte der Strecke, zur Aussicht Kühkopf. Dort
hatten wir einen tollen Blick über das Rheintal, ein Traum in Grün.
Und überall standen Volunteers, die den Läufer*innen halfen, den Weg wiesen und
für Fragen offen waren. Für mich war dieser Lauf, der ja fast vor meiner
Haustüre stattfand, ein ganz besonderes Fest, weil ich fast jeden der Volunteers
kannte. Es ist so schön, Mitglieder der Familie zu sehen und in strahlende
Gesichter blicken zu dürfen.
Verlaufen war also nicht möglich
in Koblenz und drei Verpflegungspunkte auf der 20 K (24 K) Strecke, das ist
schon purer Luxus, sind wir Ultraläufer doch schon daran gewöhnt, dass ein
Veranstalter die Errichtung von einem Verpflegungspunkt alle 40 Kilometer als
„Kindergarten-Betreuung“ verkauft.
Angesichts der Hitze des Tages war ich aber länger in den VPs präsent als
üblich, ausreichend trinken war da die Devise.
Nach der Aussicht Kühkopf ging es erst einmal runter zum ersten VP, dann wieder
ein wenig rauf und wieder runter, einem kleinen, wilden Bach folgend, über
kleinere Brücken, aber ständig mit Konteranstiegen versehen. Ich war eher
gemütlich unterwegs, ich hätte allerdings wohl auch kaum schneller sein können.
Die Strecke war wirklich anspruchsvoll und vollkommen ausreichend für solch
einen Lauf.
Beim zweiten Verpflegungspunkt nach etwa 12 Kilometern wurde ich ob meiner weit
hinter dem Hauptfeld liegenden Position gelästert, aber die Besetzung des VPs
dort durfte das, das waren allesamt ganz enge Freunde.
Zu Trinken und zu Essen gab es ausreichend, Iso, Wasser, PowerBar Energie-Kekse,
einer der Läufe also, aus dem man schwerer rausgeht als man rein gegangen ist.
Der Rückweg war dann viel leichter
als der Hinweg. Wieder „Wald ohne Ende“, weicher, geschmeidiger Waldboden und
weil ich zwei neue Lauffreunde kennengelernt und lange mit den beiden gelaufen
bin, habe ich kaum gemerkt, dass schon wieder der erste VP, der nun der VP 3
war, kam.
„Nach dem VP 3 kommt noch ein Konteranstieg,“ sagte Pirmin beim Briefing. Dieser
Konteranstieg war eine Treppenpassage, auf der dann der Chef von Eventfotografie
24, Thorsten Holler, stand.
Treppen gehen ist ja OK, aber nicht, wenn da ein Fotograf ist. Aber schon nach
der Fotostation drosselte ich mein Tempo wieder. Und von da an ging es nur noch
abwärts.
Ich verließ meine neuen Laufpartner, verschärfte das Tempo und rannte durch den
Wald, die Trails und später den Forstweg entlang. Einige Läufer*innen zeigten
hier Ermüdungserscheinungen, mein Ziel aber war es, wenigstens noch unter der
3-Stunden-Marke im Ziel zu sein.
Große Anteile der Gesamtstrecke fanden auf dem RheinBurgenWeg statt, der selbst
schon ein attraktives Ziel für Wanderer und Läufer sein kann. Nicht ganz so
bekannt wie der RheinSteig, aber mindestens genauso schön, nur als Trainingstipp
nebenbei. Das rote „R“ auf weißem Grund verspricht und hält „Natur pur“.
Irgendwann hörst Du dann den Moderator, typisch Plan B, mit einer warmen Stimme,
professionell wie alles, was sich im Start-/Zielbereich befand. Noch einmal
herum um einen Biergarten, in dem später auch die Siegerehrung stattfand und
rein in die Einlaufzone zum Finish.
Ich hörte meinen Namen und auch meinen Verein, also den Namen dieses
Laufportals, verbunden mit dem Hinweis, dass ich es auch noch unter drei Stunden
geschafft hätte. Alles gut.
Viele kamen nicht mehr hinter mir, ich aber durfte diejenigen bewundern, die
diese Strecke in bis zu einer Stunde weniger bewältigen konnten. Aber wir
bewundern, aber wir beneiden nicht.
Für mich und für die meisten von uns ist die Freude an der Natur, die gute,
sauerstoffreiche Waldluft, das Erlebnis mit Anderen und das Laufen an sich genug
Antrieb, nach solch einem Event gleich wieder an das nächste Event zu denken.
Und weil Trails4Germany ja eine
Laufserie ist und keine Serie ohne Anschlussevents auskommt, gibt es die
Trails4Germany heuer noch drei Mal, nach Koblenz noch in Landau in der Pfalz, in
Kulmbach im Frankenwald und auf der Schwäbischen Alb.
Drei weitere Male können wir also Uta Albrecht lächeln und wirbeln sehen und
drei weitere Male können wir lokale Partner erleben, die aus einem
professionellen Event eines mit viel Persönlichkeit machen.
Details findest Du unter www.trails4germany.com
Ein Schlussgedanke sei mir noch erlaubt: ich hätte dieser Veranstaltung mehr
Teilnehmer gewünscht, sie hätte es definitiv verdient gehabt. Ein kleiner Lauf,
der für mich aber ein ganz Großer war.
Danke, Pirmin, Jasmin und Plan B, für diese rheinische Hochzeitsparty.
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