4. Carthage Marathon, Tunesien am 25. Februar 2018
- Laufbericht und Bilder von Jürgen Sinthofen
Nachdem ich dieses Jahr bereits zwei Marathonreisen nach Katar und Hongkong
unternehmen konnte, war nun meine Sammlung der „Rund um das Mittelmeer“
Marathons an der Reihe. Ein Check in meinem Terminkalender und ein günstiger
Flug von Nürnberg nach Tunis mit Air France für 200€ sowie ein netter Kontakt
zum Renndirektor Naamen machten die Entscheidung einfach – ab nach Tunis!
Vom Flugplatz ging es mit dem Taxi zum ca. 13km entfernten Römischen Theater in
Karthago, wo die Startnummernausgabe am Samstag bis 19 Uhr geöffnet war.
Die Taxifahrt für pauschal ca. 7€ war wahrscheinlich etwas zu teuer, da es ein
Pauschalpreis, allerdings von etwas außerhalb des Flugplatzes, war. Auf dem
Rückweg von der Stadtmitte in Tunis zum Flugplatz zahlte ich für 8km ca. 1,50€
mit Taxameter. Für uns also recht günstig, aber eine Zugfahrt von Karthago in
die Innenstadt von Tunis kostete auch nur 20 Cent.
Am Theater traf ich mit großem Hallo weitere Mitglieder des Country Clubs aus
Finnland, Japan, Frankreich und Deutschland.
Die Startnummernausgabe hatte prima geklappt. Schön das auf der aus sehr
stabilem Kunststoff gedruckte Startnummer der Marathonläufer mit elektronischem
Chip auch noch der Vornamen und die entsprechende Landesfahne gedruckt waren.
Weiter erhielten wir ein schönes Funktionsshirt, wobei wir die Wahl zwischen
neongelb oder blau hatten.
Nach einem und einer kleinen Führung über das Gelände des antiken Theaters durch
Naamen spazierten wir noch zu einer Pizzeria in der Nähe zum Abendessen. Leider
gab es keine weitere Auswahl von Restaurants in der Nähe. Trotzdem, das Essen
passte und wir hatten uns viel zu erzählen. Anschließend ging ich mit Esa aus
Helsinki, mit dem ich ein Apartment direkt neben dem Präsidentenpalast geteilt
hatte, zu einem weiteren angenehmen Plausch in unsere Unterkunft.
Startnummernausgabe am Römischen Theater
Start-/Zielbereich im antiken Karthago
Naamen, der Race Director (Mitte), gab uns Informationen
Pasta Party mit einem Teil der Country Club Gruppe
Folklore vor dem Start
Die CC Gruppe komplett
Beste Stimmung – das Massagezelt im Hintergrund wartete schon
Antikes Ambiente im Startbereich
Beste Stimmung, im Hintergrund das Theater
Kurz vor dem Start (Nr. 2 wurde Zweiter)
Die LäuferInnen freuen sich auf den Start
Start
Nachts hatte es geregnet, aber als wir um kurz nach 8 Uhr das Apartment
verließen hatten wir blauen Himmel bei ca. 14°C – perfekt! Auf dem einen
Kilometer langen Weg zum Start- und Zielbereich am Römischen Theater ging es
auch am Präsidentenpalast vorbei. Diesen durfte man nicht fotografieren - worauf
auch scharf geachtet wurde.
Nach Abgabe des Kleiderbeutels trafen sich die Country Club Mitglieder zu den
obligatorischen Gruppenfotos. Hierzu gesellte sich dann noch ein traditioneller
Tänzer, der mit seinen Musikanten zuvor im Startbereich für Stimmung sorgte.
Gemeinsam mit 5 Zweierteams waren wir ca. 90 Marathonis, 400 Halbmarathonis und
ca. 350 LäuferInnen über 10km pünktlich zum 9 Uhr Start angetreten. Nach einer
kurzen Ansprache wurde die Nationalhymne angespielt und nachdem die Anlage
ausfiel, von den Tunesiern ohne Begleitung inbrünstig zu Ende gesungen. Der
Start erfolgte „mit alle Mann“ ohne Startschuss um kurz nach 9 Uhr.
Nach 100m ging es rechts ab und dann ca. 50 Höhenmeter bergan. Das Läuferfeld
zog sich auf dem zweispurigen Boulevard de l‘Invironnement sehr schnell
auseinander und die ersten Highlights der Strecke im antiken „Odeon Distrikt“
wurden passiert.
Karthago wurde von den Phöniziern im 8. Jahrhundert vor Christus gegründet, dann
von den Römern 126 v. Chr. erobert und vollständig zerstört und neu aufgebaut, bis
dann nach einem kurzen Intermezzo der Vandalen die Araber im 7. Jahrhundert n.C.
die blühende Stadt von dem Oströmischen Reich eroberten.
Zuerst sahen wir die auf der rechten Seite der Straße liegende 2003 geweihte
riesige Moschee Malik ibn Anas. Nach 200m leicht bergab wieder rechts die
antiken Ruinen der einstmals größten Basilika Afrikas „Damous el Karita“.
Nach etwa zwei Kilometern ging es am Kreisverkehr rechts ab und auf der Rue de
Maroc wieder über einen guten Kilometer leicht bergan nach Sidi Bou Said, dem
bekannten Künstlerort nördlich von Karthago, wo Anfang des 20. Jahrhunderts auch
deutsche Künstler wie Paul Klee und August Macke lebten. Nach dem Kreisverkehr
bei der Kirche mussten wir nun rechts einen kurzen, steilen Anstieg zum höchsten
Punkt der Strecke bei 102 HM erlaufen. Belohnt von einer tollen Aussicht auf
Stadt und Meer und viel Grün, schöne Villen waren zu sehen, rollten wir nun
wieder bergab nach Sidi Dhrif.
Alle sind konzentriert
Es geht gleich bergan
Die Malik ibn Anas Moschee
Mit Schwung geht es an den ...
... Ruinen der einstmals größten Basilika Afrikas „Damous el Karita“ vorbei
Die laufen den Halbmarathon, Rollis waren keine am Start
Auf noch regennassen Straßen geht es bergan nach
Sidi Bou Said, dem bekannten Künstlerort
Das Wetter passte
Der rasende Reporter
Hier ging es richtig hoch
Dafür gab es schöne Ausblicke
Gleich ist mit 102m der höchste Punkt der Strecke erreicht
Es geht bergab Richtung La Marsa
Diesen Kreisverkehr sollten wir noch 4 Mal sehen
Fünf Kilometer waren gelaufen, als wir den Kreisverkehr mit dem schönen Brunnen
in der Mitte und die Avenue de la Republique erreichten. Vorbei an der
Universität ging es auf dieser wieder zweispurigen Straße für einen Kilometer
bis es rechts in die Route Roosvelt ging. Hier war dann auch der Wendepunkt für
die 10km LäuferInnen und es wurde dadurch gleich ruhiger auf der Strecke. Vorbei
am amerikanischen Friedhof für die Gefallenen des zweiten Weltkrieges ging es
auf leicht profilierte Strecke zu einem Kreisverkehr bei einem Park. Von hier
ging es rechts eine 2km lange, ein Mal zu laufende Pendelstrecke.
Wieder am Kreisverkehr ging es geradeaus weiter zur Diskothek „Le Phenix“ die
wir umrunden mussten. Sensationell, rechts von uns lag das Weltkulturerbe „Malga
Zisternen“, sehr gut erhaltene Zisternen der Römer mit einem Fassungsvermögen
von ca. 50.000m³ Wasser und Teilen des Aquäduktes.
Die weitere Streckenbeschreibung möchte ich uns hier ersparen, es ging auf den
oben beschriebenen Straßen nun mit verkürzten Wendepunkten mehrfach hin und her.
Dies war für die LäuferInnen recht verwirrend, zumal die tatsächlich gelaufene
Streckenführung zum Teil nicht der offiziell dargestellten Strecke entsprach.
Der Veranstalter hatte sich zwar sehr bemüht, durch viele Helfer
sicherzustellen, dass die Aktiven rechtzeitig abbogen bzw. die richtige
Rundenzahl auf den Teilstrecken zu laufen. Leider hatte dies bei vielen
LäuferInnen aber nicht geklappt. Speziell bei ca. km 19 wurden viele anstatt
nach rechts direkt geradeaus weitergeleitet. Dadurch kamen sie nicht am
Präsidentenpalast und dem Start-/Zielbereich am Theater vorbei und liefen am
Ende ca. 2km zu kurz.
Allerdings dachte ich mir, dass mit etwas mitdenken man dies auch hätte
vermeiden können, da es logisch war rechts zu laufen, damit die Halbmarathonis
ihr Ziel nach 21km erreichten. Ich bin mir sicher, dass die Ergebnisliste aus
diesem Grunde recht zweifelhaft ist. Allerdings für unsere Aktiven des Country
Club hatte dies keine Konsequenzen, da die wenigen, die hiervon auch betroffen
waren, von uns informiert wurden und sie die fehlenden zwei Kilometer auf einer
der Pendelstrecken zusätzlich gelaufen waren. Für die, die mit GPS Uhr die
richtige Strecke gelaufen waren, blieb der Streckenmesser bei 42,44km stehen,
was insgesamt in Ordnung war.
Die meisten Aktiven drehten hier und es wurde ruhiger
Am amerikanischen Friedhof
Die Spitzenläufer kommen entgegen (Nr. 3 wurde Marathonsieger)
Am Park entlang
Die „IG Deutschland“ - blieben das ganze Rennen zusammen!
Diesen Wendepunkt in Marsa les Pines sahen wir nur 1 Mal
Die Verpflegung max. alle 3km war sehr gut
Die römischen Wasserzisternen „La Malga“
Und die Reste des Aquäduktes
Mit viel Aufwand wurden die Runden der Aktiven dokumentiert
Diese profilierte Strecke mussten wir 5 Mal pendeln
Wir hatten viel Platz
Die nette Dame lachte jedesmal an diesem Wendepunkt
Die Verpflegung an der Strecke wurde in unregelmäßigen Abständen, aber nie
weiter als 3km voneinander entfernt, von sehr netten HelferInnen gereicht. Es
gab Wasser aus Plastikbechern, Datteln, Rosinen, Zuckerwürfeln, Bananen und
Orangen sowie teilweise Schwämme. Alles prima.
Die Kilometer waren nicht beschildert, allerdings gab es auf dem Asphalt rote km
Angaben, die aber nicht als verbindlich anzusehen waren. Die Straßen waren für
den Verkehr für 4 Stunden komplett gesperrt, danach fuhren die Autos, teilweise
sehr schnell, an uns vorbei – das war nicht schön, zumal die Zielschlusszeit mit
5 Stunden angegeben war!
Auf dem letzten halben Kilometer bis zum Ziel erwischte mich noch ein kurzer
Regenschauer – Wasserkühlung für den Schlussspurt leicht bergan zum Römischen
Theater! Vor mir erreichten Alaa Hrioued aus Marokko in 2.32,34 und Leila Ruiz
aus den USA in 3.25,27 das Ziel. Alle weiteren Ergebnisse
findet man hier .
Im Ziel gab es eine Medaille (für alle Strecken dieselbe) sowie Wasser,
Orangensaft, Orangen, Datteln und Rosinen. Auch eine Massageliege wurde
frequentiert. Die Siegerehrung ging etwas unter, da diese weiter hinter dem
Zielbereich vor der Kulisse des antiken Theaters stattfand.
Links der Präsidentenpalast hinter der Mauer
Es geht bergan zur Halbzeit am Römischen Theater
Marathonis bitte geradeaus
Hier hätte man nach km 19 rechts abbiegen müssen
Diesen Wendepunkt gab es 2 Mal zu sehen
Ein paar Wolken zogen auf und nach 4h wurde die Straße für Autos wieder
freigegeben
Fast geschafft
Mein Resümee:
Für ein Startgeld von 40€ wurde eine familiäre Veranstaltung mit Funktionsshirt,
Medaille, Massage und einer läufergerechten Verpflegung geboten. Die teilweise
aus anderen Städten Tunesiens angereisten Helferinnen und Helfer waren alle sehr
engagiert und nett.
Die Streckenführung war recht verwirrend, dies war aber sicherlich auch dem
Umstand geschuldet, dass der Marathonlauf in Tunesien nicht die allgemeine
Akzeptanz wie z.B. in Deutschland genießt und deshalb nur sehr limitiert
Streckensperrungen genehmigt wurden. Die Probleme mit den Rundenzählungen gab es
allerdings bereits im letzten Jahr. Dem Veranstalter könnte man raten, bei
gleicher Streckenführung 2019 generell offizielle Kilometerschilder
aufzustellen. An neuralgischen Punkten, wo abgebogen werden muss (z.B. bei km
19), sollte einfach ein zusätzliches Schild mit dem nächsten Kilometer (km 20)
und einem Pfeil nach rechts darunter aufstellt werden.
Die Strecke mit ca. 300 kumulierten Höhenmetern ging an verschiedenen
Aussichtspunkten, historischen (Welterbe) Stätten und viel Grün vorbei und war
trotz der vielen Pendelstrecken auch deshalb kurzweilig, da man seine
Lauffreunde immer wieder sah. Leider wurden aber die Straßensperrungen bereits
nach 4 Stunden wieder aufgehoben. Stimmung am Streckenrand herrschte kaum, das
Wetter war, bis auf einen etwas kühlen Wind oben bei der Moschee, ideal.
Die Ergebnislisten ohne Zwischenzeiten (obwohl Messmatten unterwegs ausgelegt
waren) waren zügig ausgehängt, die offiziellen Ergebnisse wurden auf der
Homepage am nächsten Tag veröffentlicht. Die Homepage selbst informierte über
das Nötigste. Gut, dass der Race Director noch kurz vor Abreise eine Email an
die Aktiven geschickt hatte, wo u.a. auch gesagt wurde, wo die Startunterlagen
abzuholen waren.
Der Termin für den 5. Carthage Marathon steht noch nicht fest. In Verbindung mit
einem langen Wochenende in Karthago und Tunis ist der Karthago Marathon eine
Empfehlung, aber bestzeitentauglich ist die Strecke nicht.
Links
Geschafft
After Race Party im Apartment
Diese netten Mädchen waren 500km gereist, um beim Marathon zu helfen
Die Ausbeute |