30. Marrakesch Marathon am 29. Januar 2019 -
Bericht und Bilder von Jürgen Sinthofen
Das Laufjahr 2019 wurde eingeläutet. Ein knappes halbes Jahr nach meiner Bypass
Operation wollte ich meinen ersten Marathon wieder laufen. Im Rahmen meiner
Marathonsammlung der Länder rund um das Mittelmeer bot sich hierzu der 30.
Marrakesch Marathon an.
Der Flug mit Ryanair ab Frankfurt Hahn war für 19,98 € hin- und zurück mit
Handgepäck, was für eine Woche reicht, schnell gebucht. Leihwagen sind auch
recht günstig; aber Achtung, die Verleiher bestehen auf die Rückgabe eines
sauberen Fahrzeuges und zwingen einen mangels einer eigenen Infrastruktur, das
Auto selbst an einer Tanke waschen zu lassen – unmöglich! Also etwas mehr Zeit
einplanen; ansonsten war die Fahrerei über die sehr guten Autobahnen in die vier
Königsstädte problemlos und die Maut sehr günstig. Auch das Parken in den
Städten funktionierte bestens indem man den allgegenwärtigen Parkwächtern 50€
Cent bis 1€ gab.
Übernachtungen in Riads (Pensionen bzw. B&B in meist alten, schön restaurierten
Privathäusern) sind schon mal empfehlenswert. Da diese aber oft mitten in der
Altstadt liegen, sind diese schwer zu finden und die Parkerei ist etwas
komplizierter. Irgendwann haben wir dann wieder gute Mittelklassehotels gebucht
(Riads dafür storniert). Wir hatten im Schnitt ca. 38€ für ein anständiges
Doppelzimmer mit Frühstück bezahlt.
Am Freitag holte ich meine Startunterlagen am Platz 16. November ab. Kein
Problem das Veranstaltungszentrum zu finden, da ein großes aufblasbares Werbetor
den Weg wies. Auch war in der ganzen Stadt mit vielen Plakaten auf den Marathon
hingewiesen worden.
Das Starterpaket bestehend aus einer Biotüte (Plastiktüten sind seit letztem
Jahr in Marokko verboten!) mit Startnummer inklusive Chip und einem schönen
Funktionsshirt (allerdings gab es verschiedene Farben – System unklar) erhielt
ich ohne Anstehen. Der beigelegte Routenplan war nicht aussagekräftig – besser
den großen aufgestellten Plan mit dem Smartphone abfotografieren! Ansonsten war
nichts geboten, also dafür 5 Minuten einplanen.
Startnummernausgabe am Platz des 16. November
Auf dem Weg zum Start (der so nahe Hohe Atlas auf dem Poster ist eine
Fotomontage!)
Treffen mit Morris im Nebel fast so wie die Gischt auf der Brücke beim Victoria
Falls Marathon in Zimbabwe
Die kleine Welt der Marathonläufer – man kennt sich
Fliegender Start
Sonntag, Marathontag. Mit dem Taxi (5km kosten ca. 2€ - ein teures Hotel in der
Nähe von Start/Ziel macht deshalb kaum Sinn) ging es um 7.30 Uhr ruck zuck durch
die leere Stadt zum Start hinter dem Sofitel Palais Imperial – hier evtl.
nochmals die Toilette benutzen. Im Startbereich sah ich nicht viele Dixies. Die
Kleiderbeutelabgabe funktionierte unkompliziert. Hier traf ich Morris aus
Zimbabwe, mit dem ich letztes Jahr eine Weile zusammen den Victoria Falls
Marathon gelaufen war – klein ist die Marathonwelt! Es war um 8 Uhr noch dunkel,
etwas neblig und geschätzte 8°C kühl.
Ich traf vier weitere Lauffreunde vom Country Club, großes Hallo und Fotos!
Dabei verpassten wir das Aufrücken des ca. 1.000 köpfigen Marathonstarterfeldes
zur Startlinie. Egal, der Start erfolgte pünktlich um 8.30 Uhr und da es eine
Brutto- und Nettozeitnahme gab, war es eh nebensächlich, wann es für uns los
ging, zumal wir alle langsamere Läufer waren.
Über für den Verkehr völlig für den Autoverkehr gesperrte Boulevards ging es auf
den Einrundenkurs um die ganze Stadt. Zunächst waren kaum Zuschauer an der
Strecke, aber später kamen immer mehr kleine Stimmungsnester. Die Menschen
hatten uns prima angefeuert. Nach 5 km durch Wohngebiete ging es durch die
Gärten von Menara, eigentlich nichts besonderes, für mich ein großer Olivenhain.
Hier überholten uns die ersten um 9 Uhr gestarteten über 5.000 Halbmarathonis.
Über breite, neu angelegte Straßenzüge ging es durch viel Bauerwartungsland und
einem Geistereinkaufszentrum bei km 10. Dann vorbei am Start/Ziel des Formel E
Rennkurses, wo gerade zwei Wochen zuvor das Rennen stattfand. Vorbei am
königlichen Golfplatz erreichten wir bei etwa km 20 die Stadtmauer. Ja, von den
mit Lehm gebauten Mauern gibt es in den vier Königsstädten viele. Hier war reges
Markttreiben, viele Zuschauer und auch wieder ein Teilabschnitt, wo wir uns die
Strecke mit den Halbmarathonis teilten. Die verschiedenen Strecken wurden prima
durch auf der Straße aufgeklebte Richtungspfeiler markiert. Auch durch Helfer
und aufgestellte Schilder wurde es dem letzten klar gemacht, wie zu laufen war.
Es wurde gerade hell
Man kann Marathone nach den verschiedensten Kriterien sammeln
Aber man hilft sich auch
Da haben sich schon einige Halbmarathonis 30 Minuten früher ins Renngeschehen
geschmuggelt
Gelbe Nummern sind Halbmarathon! Die haben ihre PB um 30 Min. verbessert
Hier waren echte internationale Marathonexperten unterwegs
Stimmung im Nebel
Immer wieder Stimmungsnester mit vielen Kindern
Im Menara Garten
Die ersten Halbmarathonis überholen uns
Die müssen noch eine Weile warten
Marathon rechts weiter
Die anderen geradeaus
Das verlassene Einkaufszentrum
Immer geradeaus (nur alle 5km so ausgeschildert)
Und die Parallelstraße zurück
Die Südkoreaner sind immer gut drauf
Auf der Formel E Rennstrecke
Sehr freundliche Helfer (es gab Wasser, Mandarinen und teilweise Datteln)
Typisch Marokko, Lehmmauern und Pferdefuhrwerke
An den „Remparts“
Noch können alle lachen
Ab km 25 ging es für etwa 7 km durch ein Hotelgebiet. In herrlich angelegten
Gärten versteckten sich schöne Ressorts, auf den freien Flächen dazwischen
Palmen, unter denen Kamele und Esel auf Touristen warteten. Auf der schmalen
Teerstraße fuhren hier allerdings einige Autos, was doch etwas störte. Nach
Passieren des Golfressorts „La Palmeraie“ mit seinem von Störchen besetzten
großen Eingangstor ging es am nicht schönen Golfplatz entlang. Ein weiterer
Verkehrskreisel, dann ging es wieder auf großen Einfallsstraßen und Boulevards
zum Ziel. Leider waren davon ca. 5km auf einer schnurgeraden Straße, welche für
den Verkehr zum Teil bereits wieder freigegeben war, und da war die Luft echt
miserabel.
Na ja, das Ende nahte, noch vorbei an der Oper und dem Hauptbahnhof, ein letzter
Kreisel und es ging unter diversen aufblasbaren Werbebögen hindurch zum Ziel.
Die Strecke war durchgängig asphaltiert, aber nur alle 5km bei den
Versorgungsstellen (Wasser in 0,3l Flaschen, Mandarinen und teilweise Datteln)
eindeutig mit einem Kilometerhinweis versehen. Dazwischen alle 2,5km eine kleine
Markierung auf dem Boden wo sich meist auch eine Schwammausgabe befand. Bei
einem so großen Marathon erwarte ich aber jeden Kilometer eine eindeutige
Kilometerangabe. Da wir den ganzen Marathon bei bedecktem Himmel und ca. 16°C
laufen konnten, reichte die Verpflegung auch für die letzten LäuferInnen. Bei
einem Wärmelauf wäre es allerdings kritisch geworden, wenn man nicht eine
Flasche Wasser mit sich getragen hätte. Der bedeckte Himmel beraubte uns
allerdings die Aussicht auf den leicht mit Schnee bedeckten Hohen Atlas.
Gut war, dass es immer wieder Dixies an der Strecke gab. Auch zwei oder drei
Folkloregruppen sorgten wohl für etwas Stimmung.
Vor mir erreichten das Ziel als Sieger der Äthiopier Fikadu Girma Teferi in
2.08,43 vor einem Kenianer und weiteren Äthiopiern jeweils in unter 2.10 h das
Ziel, wohl um das Preisgeld abzuräumen.
Bei den Damen gewann in 2.29,57 die Äthiopierin Zewdu Asefa Mulunesh.
Trotz der offiziell genannten Zielschlusszeit von 5,5 Stunden wurde der letzte
Finisher mit 6.11 h noch gewertet. Alle weiteren Ergebnisse
gibt es hier .
Im Ziel gab es eine ansprechende Medaille und etwas Wasser und Mandarinen. Sehr
spärlich bei einem Startgeld von 70 €! Das Zelt für die Aufbewahrung der
Kleiderbeutel war bereits abgebaut, aber freundliche Helfer brachten mir meine
Tüte schon entgegen. Massage gab es keine und die Siegerehrung war bereits
gelaufen.
Trotz Zwischenzeitnahmen wurden diese in der Ergebnisliste nicht aufgeführt
Hinter den Mauern liegen schöne Urlaubsressorts
Dazwischen warten Kamele auf zahlende Reiter
Ländliche Idylle beim Stadtmarathon
Das war der schönste Streckenabschnitt über etwa 5 km
La Palmeraie
Der Golfplatz aber zum vergessen
Hart, über 5 km nur geradeaus mit teilweise nervendem Autoverkehr
Noch gut 1 km und die Sonne kommt raus
So viele aufblasbare Werbebögen sieht man selten
Fast geschafft
Geschafft
Mein Resümee:
Für 70 € Startgeld für Ausländer (50 € für in Marokko lebende Ausländer,
Marokkaner 13 €) wurde wenig geboten. Keine Expo, Pasta Party, Massage im Ziel
oder Werbepräsente. Auch die nicht durchgängig je Kilometer markierte Strecke
sowie der teilweise störende Autoverkehr auf der Strecke sollte bei einem zum
30sten Mal stattfindenden Event unter der Schirmherrschaft des Königs nicht
sein. Die Strecke selbst ist teilweise attraktiv, flach und für eine persönliche
Bestzeit gut.
Die Verpflegung unterwegs und im Ziel ist nur Mindeststandard – bei diesem
Startgeld auf alle Fälle enttäuschend – für einen Lauf bei kühlen Temperaturen
aber ausreichend. Die Infos und
Streckenbeschreibung auf der Website sind rudimentär. Die Ergebnisliste wurde erst zwei Tage später
offiziell eingestellt (Name anklicken für Zwischenzeiten und Urkunde) und die
Altersklasseneinteilung wurde bei der Datenerfassung teilweise falsch gemacht.
Im Rahmen einer sehr empfehlenswerten Rundreise durch Marokko kann man den
Marrakesch Marathon integrieren – nur zum Marathon anzureisen lohnt nicht recht.
Links
Der nächste Marrakesch Marathon findet am 27.1.2020 statt. Weitere Infos hierzu
auf der verbesserten
Homepage des Veranstalters .
Falls Ihr weitere Laufberichte von Jürgen Sinthofen lesen möchtet
Es gab eine ansprechende Medaille
Und Wasser sowie Mandarinen im Ziel
Da stand mal das Zelt der Kleiderbeutelabgabe
Die Ausbeute |