Rio de Janeiro Marathon am 23. Juni 2019 -
Laufbericht und Bilder von Jürgen Sinthofen
Heute möchte ich vom Cosan Rio de Janeiro Marathon berichten.
Mit diesem Marathon konnte ich meinen nächsten Kontinent (viele Länder kennen 7
Kontinente – Südamerika und Antarktis kommen zu unseren 5 Kontinenten hinzu)
marathontechnisch absolvieren. Zum Komplettieren der Kontinente kommt Australien
im Oktober dazu, die Antarktis im Januar 2020.
Zudem war es mein 80. Land in welchem ich Marathon lief und es fehlen mir jetzt
nur noch fünf Städte (von 23) in denen es olympische Sommerspiele gab (von
Sydney und Melbourne berichte ich im Oktober 19, Peking und St. Louis sind 2020
geplant und Mexico City ist noch offen). Auch ist Rio der älteste Marathon
Südamerikas.
Mit meiner Frau flog ich drei Wochen vor dem Rio Marathon nach Brasilien. Ich
hatte 7 Inlandsflüge gebucht, um die Highlights Brasiliens zu besuchen (mit dem
Auto wäre das über 13.000km gewesen!). Zuerst ging es an die Iguassu
Wasserfälle, dann nach Brasilia, ins Pantanal, nach Manaus an den Amazonas oder
besser gesagt an den Rio Negro, nach Belem und nach Florianopolis in das
„Europäische Tal“, um dann als Abschluss Rio zu erkunden.
Es war ein genialer Urlaub, alle Flüge haben bestens geklappt (Wertung der
Airlines: 1. Azul, 2. GOL, 3. Latam), gute Leihwagen, günstige Hotels und tolle
Steaks bzw. Rodizio.
Eintritte günstig, ab 60 Jahren meist umsonst bzw. 50% Nachlass auch für
Ausländer!
Von wegen unsicher – alles Blödsinn, wir fühlten uns überall sicher und von den
Brasilianern überaus herzlich aufgenommen. Nur sprechen die meisten nur
portugiesisch, es war aber trotzdem kein Problem durchzukommen. Davon abgesehen,
Engländer und Amerikaner sprechen ja auch nur englisch!
Und wenn es mal nicht zu Fuß oder mit dem Leihwagen sein sollte, Uber gibt es
fast überall in Brasilien und funktionierte tadellos (20km Fahrt ca. 9€, was
einer Ersparnis gegenüber einem Taxi von ca. 30% entsprach).
Startnummernausgabe am Freitagnachmittag um 16.30 Uhr bei 8.000 Teilnehmern!
Hier gab es das schöne Funktions T-Shirt
Die Marathon Expo
Kleiderbeutelabgabe 50 Min vor dem Start – keine Schlange!
Auch bei den Dixies nicht!
Die Laufvereine hatten überall ihre Zelte aufgebaut – wie in Südafrika
Die gab es zum Glück auch
Das VIP Zelt
Die EliteläuferInnen bereiten sich vor
Wir vom Country Club schaffen es immer, uns vor dem Start zu treffen
Nun aber zum Rio Marathon. Die Online Anmeldung gestaltete sich für einige
internationale Teilnehmer etwas schwierig, war aber zu schaffen. Die Homepage in
Englisch könnte evtl. auch etwas aussagekräftiger sein. Leider haben die
Organisatoren den Start des Marathons relativ kurzfristig (zum Vorteil der
Aktiven) verlegt. Zwei Country Club Lauffreunden (insgesamt waren wir fünf in
Rio) hatten am ursprünglichen Start ein nicht stornierbares Hotel gebucht –
waren aber trotzdem mit der Wahl sehr happy, da wie gesagt, mit Uber ist man
schnell überall!
Tipp: Sucht Euch ein schönes Hotel aus, egal wo Start oder Ziel sich befinden –
hin – und weg kommt man immer.
Die Startunterlagen konnte man sich am Freitag und Samstag im Kongresszentrum
„Südamerika“ abholen. Wir waren Freitags um 16.30 Uhr da, keine Wartezeit –
alles klappte wie am Schnürchen.
Mit der Startnummer integriert war der Transponder – leider aber ohne Namens-
oder Nationalitätsaufdruck. Mit der Startnummer konnte man am Lauftag auch
freien Transport erhalten – habe ich aber wegen des billigen Uber nicht weiter
abgecheckt. Auch für die Seilbahn am Zuckerhut (Normalpreis ca. 23€/Person gab
es 15% - über 60 allerdings 50%). Tipp zum Zuckerhut – am Wochenende nachmittags
eine riesige Schlange – wir sind am Montag morgen um 8 Uhr alleine oben gewesen!
Zudem gab es ein leichtes Funktions-T-Shirt, einen Beutel für die Kleiderabgabe
und ein paar Proben (Spaghetti, Müsli, etc. - gab ich dem Rezeptionisten unseres
Hotels, der sich darüber sehr freute) in einem schönen Stoffbeutel mit dem
offiziellen Rio Marathon Logo. Da es keine Pasta Party gab trafen wir CCler uns
zum Abendessen zu einem tollen Rodizio im „Foca de Chao“ (etwas teurer, aber
sehr gut) mit herrlichem Blick über die Botafogo Bucht.
Start der Elite; Sieger und Siegerin nicht in der ersten Reihe
Und dem Rest der Welt
Es geht in die historische Altstadt
Der Palast
St. Candelaria
Km 6, im Tunnel geht es zunächst bergab
Und dann wieder hoch – Saunagefühl!
Am Aquarium
Die historischen Lagerhallen am Hafen
An allen Wasserstellen sah es bis zum Schluss so aus - super
Die auf der Streckenkarte nicht eingezeichnete Schleife, bevor es wieder in den
Tunnel ging
Da kamen mir noch viele entgegen
Sonntag, Marathontag. Der Start war um 5.30 Uhr, um den „winterlichen“
Temperaturen und der Sonne (es wurden ca. 26°C) zu entgehen. Unser Hotel hatte
für die LäuferInnen bereits um 4.30 Uhr Frühstück angeboten (eigentlich auch
schon etwas spät– aber doch sehr nett!).
Mit dem Uber ging es an die Flamengo Bucht, wo sich Start und Ziel befanden.
Viele Laufclubs hatten ihre Zelte aufgebaut, Busse standen für die
Kleiderbeutelabgabe bereit (hatte ich nicht genutzt bei bereits ca. 20°C in der
Früh) und auch für reichlich Dixies inklusive Klopapier war gesorgt. Manche
LäuferIn hatte das VIP Startnummernpaket gebucht und kam so in den Genuss, im
VIP Zelt direkt am Start Kaffee zu trinken, Fruchtsaft, Toast, Kuchen, Früchte
etc. als Frühstück zu genießen und dabei die EliteläuferInnen bei ihren
Startvorbereitungen zu beobachten. Zudem gab es im VIP-Paket noch ein Käppi und
ein Finisher-Shirt sowie eine gesonderte Startnummernausgabe.
Um 5.25 Uhr starten die Handicapper, um 5.30 Uhr die Elite LäuferInnen und um
5.35 ging es für ca. 8.000 Marathonis los. Der im Programm genannte „VIP“ Start
für 5.32 Uhr fiel flach. Am Samstag gab es bereits den Halbmarathon, mit uns am
Sonntag auch noch einen 5km und 10km Lauf. Dies erklärte warum die Stadt so voll
war, zudem war es ein langes Wochenende und der Copa America wurde in Brasilien
ausgespielt.
Ohne viel Aufhebens erfolgte der Start noch im Dunkeln pünktlich. Es ging auf
für den Verkehr völlig gesperrter Strecke zunächst auf 4 Fahrspuren in östliche
Richtung an der Flamengo Bucht entlang. Nach der Gloria Bucht wurde das Geläuf
dann am Museum für Moderne Kunst etwas schmaler. Meine Lauffreunde starteten
alle wesentlich weiter hinter mir, sagten aber, dass es zu keinen
Laufbeeinträchtigungen kam.
Nach etwa 3km liefen wir ein Stück durch die historische Altstadt von Rio, bis
wir bei km 6 durch einen über 1km langen Tunnel liefen, zunächst bergab, dann
aber auch wieder merklich bergan. Schlimm war allerdings die laute Musik am
Anfang des Tunnels und die Schwüle.
Nun das Aquarium von Rio und alte Lagerhallen am Hafen. Hier wurde ein Schlenker
als Wendepunkt eingebaut, der auf dem offiziellen Streckenplan an anderer Stelle
verzeichnet war, was aber auch nicht weh tat. Damit waren etwa die ersten 10km
gelaufen bevor es den gleichen Weg - wieder mit dem „Sauna“ Tunnel - zurück
ging. Das offizielle Höhenprofil stimmte hier erstmalig wohl nicht.
Der Landtag
Das historische Museum
Der Corcovado grüßt uns
Abkühlung gefällig?
Wir liefen auch viel auf der olympischen Marathonstrecke
Bei km 15 laufen wir am Start-/Zielbereich vorbei
Zuckerhut mit Hut
Corcovado zwischen Himmel und Erde
Bei km 17 waren wir wieder am Startbereich, wo uns viele Zuschauer anfeuerten.
In weitem Halbkreis ging es nun um die Botafogo Bucht weiter. Dann ging es durch
einen flach zu laufenden Tunnel unter dem Bergrücken durch, wo die Kabinenbahn
zum Zuckerhut startete.
Wir erreichten die Copacabana, schwenkten nach rechts und liefen die nächsten
3km in der langsam wärmer werdenden Sonne.
Mein Ziel war, mindestens 21km zu laufen, bevor das Thermometer richtig über
20°C ging. Dies gelang, um 8 Uhr war ich bei km 23 und somit auf der
schattenlosen Copacabana schon halb durch. Etwas zur Linderung trug eine
leichte, kühlende Brise bei. An der anschließenden Ipanema Bucht gab es wieder
Schatten, der fast bis zum Wendepunkt bei km 29 am Ende des Leblon Strandes war.
Auf gleicher Strecke ging es nun wieder zurück. Die Sonne stieg höher und der
Schatten schwand. Bei HM war ich für meine aktuellen Verhältnisse mit 2.16h gut
dabei, aber am Ende der Copacabana bei km 37 wo wir noch einen kleinen out/back
über 1km absolvieren mussten, ging es für mich zeitlich bergab. Na ja, wenn ich
langsamer angelaufen wäre (geht das überhaupt noch?) wäre ich länger der Sonne
ausgesetzt gewesen...
Unterwegs gab es ca. alle 2,5km Wasser in 0,3l Bechern mit verschweißtem
Aludeckel. Die Becher waren alle aufwändig eisgekühlt und bis zum Schluss
ausreichend vorhanden. Das war prima, zumal ich nach den ersten Wasserstationen
darauf kam, die Becher nicht mühsam aufzupoppeln, sondern einfach mit dem
Zeigefinger ein Loch in den Deckel zu drücken! An verschiedenen Stellen gab es
zusätzlich eisgekühlte Gatorade in offenen Bechern und auch einmal bei km 33
verschiedenes Obst sowie Kekse und Kuchen. Die Verpflegung war für den warmen
Lauf absolut läufergerecht und die HelferInnen alle super!
Da auch jeder Kilometer klar markiert war und die Strecke bis zum Schluss völlig
verkehrsfrei gehalten wurde, gab es hier absolut nichts zu meckern. Eine
weitere, positive Überraschung war, dass der auf dem Höhenprofil angezeigte
Anstieg bei km 40 nicht kam – mit dem Höhenprofil hat der Veranstalter noch
Verbesserungsbedarf.
Die ersten kommen entgegen und wir müssen nach dem Tunnel noch 21km laufen
Es geht auf die Copacabana
Hier gab es kaum Schatten; die erste Dame nahm es wohl gelassener
Das Copacabana Palace Hotel – damit fing es an
Es gab einige DJs am Streckenrand, aber nicht eine Trommlergruppe – typisch
brasilianisch?
Copacabana am frühen Morgen
Das war auch prima
Es geht zur Ipanema Bucht
Ipanema, schöner als die Copa? Auf alle Fälle Schatten!
Hier beginnt die Leblon Beach
Wendepunkt bei km 29
Leblon und Ipanema
Und wieder die Copacabana
Lecker – und für 4.45 plus Läufer noch so reichhaltig gefüllt!
Es wird sehr warm in der Sonne
Besenwagen und Zuckerhut
Endlich Zieleinlauf, tolle Stimmung auch noch bei den 5h plus Finishern!
Vor mir genossen diesen bei den Herren Geovanni dos Santos in 2.18,47 und bei
den Damen Cristiane Alves Silva in 2.50,20 netto. Alle weiteren Ergebnisse
gibt es hier .
Die Ergebnisliste gibt, zumindest mir, keine Gesamtliste sondern nur die
Altersgruppenergebnisse. Diese ist auch etwas unglücklich, da hier nur der Name
und die Gesamtposition des Läufers ersichtlich ist. Für weitere Details wie die
Zeit muss man jeden einzelnen Namen anklicken! Hat man dies für sich gemacht,
kann man sich aber gleich auch seine Siegerurkunde ausdrucken.
Nach dem Zieleinlauf mussten wir ca. 300m wandern, um eine schöne Medaille zu
erhalten. Dann noch ein paar Meter und es gab eine Plastiktüte mit Apfel,
Banane, Wasser und Gatorade. Außerdem noch eine Tüte Chips und Kekse. Wieder
großes Lob, dies erhielten auch noch die letzten Aktiven!
Da die Flamengo Bucht und der Strand von der Straße durch einen schönen Park
getrennt war, trafen sich die LäuferInnen unter den Bäumen oder ihren
Vereinszelten im Schatten und feierten. Eine angenehme Stimmung. Die VIP
gebuchten Starter (etwa 20€ höhere Startgebühr) konnten wieder im VIP Zelt
schlemmen, diesmal auch ein paar warme Kleinigkeiten kosten und sich massieren
lassen. Andere, ich auch, marschierten dann gleich zum angrenzenden Strand
weiter und nahmen im schön warmen Wasser des Atlantiks vor der Kulisse des
Zuckerhuts ein erfrischendes Bad!
Wendepunkt an der Ostecke der Copa am Leme Fort
Ab hier ging es für mich bergab
Der Wohnmobilist hatte bei seinem Frühstück gegrüßt
Copa America Stimmung – alles friedliche Fußballans
Botafogo Bucht mit Zuckerhut links und Zwischenstadion der Kabinenbahn rechts
Auffällig viele Fotografen; geschätzte 50 auf der gesamten Strecke
Tolle Stimmung schon 500m vor dem Ziel
Fast geschafft
Geschafft!
Hier gab es die schöne Medaille
Und den Verpflegungsbeutel
Mein Resümee:
Das Startgeld von ca. 83€, der Preis ändert sich nicht bei späterer Anmeldung,
erscheint im ersten Moment für das Land etwas hoch, dies relativiert sich
allerdings. Die Startnummernausgabe im riesigen Kongresszentrum war super
organisiert, die Läufermesse war für brasilianische LäuferInnen sicherlich auch
sehr attraktiv.
Die Streckenführung immer an der Küste entlang und teilweise durch die
historische Altstadt war ein Traum! Die Startzeit und Streckenführung war super
gewählt damit auch langsamere LäuferInnen noch möglichst viel Schatten und eine
frische Brise zur Kühlung abbekamen.
Die Verpflegung auf der Strecke und im Ziel war wirklich gut und bis zum Schluss
in ausreichender Menge und immer eisgekühlt vorhanden. Auch gab es zwei
„Durchlaufduschen“ zur Abkühlung unterwegs, was allerdings für meine Kamera
etwas abträglich gewesen wäre. Die sehr vielen Helferinnen und Helfer waren
überall sehr freundlich und hilfsbereit.
Die Strecke war total verkehrsfrei und einwandfrei markiert, eine persönliche
Bestzeit wäre wohl für LäuferInnen bis zu 3h30min trotz des Tunnels bei km 6
drin.
Die Zielschlusszeit von offiziell 6 Stunden war angemessen; es wurden aber auch
noch Finisher nach 6h gewertet. Nicht so gut gefallen hatte mir die
intransparente Ergebnisliste, welche auch Tage nach dem Lauf nicht zuverlässig
funktionierte.
Insgesamt aber ein sehr empfehlenswerter Lauf, zumal mit einem verbundenen
Brasilienurlaub oder einem Städtetrip. Hierfür würde ich neben dem Marathontag
etwa 4 Tage einplanen (ein Tag Rio allgemein, ein Tag zur Christusfigur -
Corcovado - vom Park Lage aus hoch wandern – runter mit der Zahnradbahn und
Zuckerhut möglichst an einem Wochentag, ein Tag mit öffentlichem Bus nach
Petropolis, um ein kleines Etwas vom Land und seiner Geschichte zu sehen und
einen Strandtag).
Links
Weitere Infos zum Rio Marathon auf der
Homepage des
Veranstalters . Wann der nächste Rio Marathon stattfindet ist noch
nicht bekannt.
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Whirlpool gefällig?
Oder gleich in den Atlantik?
Wer am Samstag HM und am Sonntag Marathon lief hatte diese Medaillenausbeute
Und ich diese Ausbeute |