Watt-Moor Ultra über 65km am 13. Juli 2019 -
Laufbericht und Bilder von Jügen Sinthofen
Oje, in Facebook las ich ein Post von Wilfried Seehafer aus Bremen. Wilfried
hatte zu seinem Einladungslauf über 100km, 65km und 33km von der Insel Neuwerk
zu seinem Feriendomizil in Spieka-Neufeld eingeladen. Da ich alle deutschen und
auch die meisten europäischen Inselmarathons gelaufen bin, musste ich natürlich
auch an diesem Lauf teilnehmen!
Dies würde mein erster Ultra nach 7 Jahren sein – also musste ich mich
vorbereiten. Dafür nutzte ich diesmal die Werra, ich paddelte in fünf Tagen die
220km von Meiningen bis Hann. Münden, wo mich meine Frau dann mit dem Wohnmobil
auf dem Weg nach Cuxhaven abholte.
Am Freitag trafen sich die Teilnehmer des Laufes in Cuxhaven-Sahlenburg, wo
einige Aktive mit Wilfried die 12km nach Neuwerk gingen. Die Insel gehört zu
Hamburg und überwachte seit dem 13. Jahrhundert die strategisch wichtige
Elbmündung. Die meisten LäuferInnen ließen sich aber mit dem Wattwagen nach
Neuwerk fahren – so auch ich. Einige wählten das Schiff.
Um ca. 15.30 Uhr ging es los, die Zweispänner zogen uns durch das Weltnaturerbe
und teilweise 1,40m tiefe Priele zuverlässig zum „Alten Fischerhaus“ auf Neuwerk.
Hier war das Läuferhauptquartier. Werner Fock, der Eigentümer, bot
Übernachtungen im Heu für 26€ und im Bettensaal für 31€ jeweils mit Frühstück
(eigenen Schlafsack mitbringen) an. Einzel bzw. Doppelzimmer gab es auch. Ich
entschied mich für das Heu – eine gute Wahl – wir waren nur 7 Leute verteilt auf
ca. 2 x ca. 10m Heulager. Die Bettensäle mit jeweils ca. 30? Betten dagegen
waren knackvoll.
Nach einer überschaubaren Erkundung der Insel mit Leuchtturm, Inselladen und
Friedhof der Unbekannten ging es zurück zum preiswerten und guten Abendessen ins
Gasthaus. Anschließend erklärte uns Wilfried die Strecke und verteilte die
Startnummern. Da die Strecken nicht markiert waren, musste jeder den Track
seiner Strecke auf sein Smartphone laden. Dank der Hilfe von Bent und Paschy
funktionierte dieser dann bei mir im Rennen einwandfrei und es gab keinerlei
Zweifel über die Richtigkeit der zu laufenden Strecke.
Früh ging es ins Heu, Start war ja bereits um 3 Uhr in der Früh bei Ebbe. Die
Nachtruhe wurde prima eingehalten und ich schlief super.
Aufstehen um 2 Uhr, dann ein gutes Müsli gegessen – das Frühstück war prima –
und letzte Vorbereitungen. Nach ein paar Startfotos ging es kurz nach 3
Uhr los. Es war stockdunkel, viele liefen mit Stirnlampen die ersten knapp
3km auf der Insel. Ein Schreckmoment – nach einem Kilometer regnete es plötzlich
dicke, kalte Tropfen – das würde ja was werden. Glücklicherweise hörte es aber
gleich wieder auf und es blieb während des restlichen Laufes trocken.
Nach der Inselschleife liefen wir über den Deich ins Watt. Die nächsten 12km
bildeten das Highlight des Laufes. Überall kleine Wasserpfützen, der
Laufuntergrund teilweise etwas tiefer. Hielt man sich aber an die Pricken
(Reisigbündel als Markierung in den Sand gesteckt) die auch die Fahrwege der
Wattwagen markierten, fand man meist ein recht gutes Geläuf. Nur einmal blieb
ein Laufschuh von mir im Modder stecken.
Die Aktiven trafen sich in Cuxhaven-Sahlenburg
Diese 3 sind mit Wilfried (der mit Schuhgröße 47+X) nach Neuwerk gegangen
Die meisten fuhren mit dem Wattwagen
Immer an den Pricken entlang
Ein flacher Priel und Neuwerk im Hintergrund
Dieser Priel sorgte für Gesprächsstoff und musste am nächsten Morgen auch
durchwatet werden
Bei Ebbe ist was los und die Fahrwege entsprechend fest
Der Wehr/Leuchtturm – Hamburgs ältestes Bauwerk von 1310
So sieht das aus
Alles verbindlich geregelt
Das Briefing durch Wilfried
Das Heulager
Beim Frühstück um 2.30 Uhr früh
Kurz vor dem Start
Langsam wurde es hell, eine tolle Stimmung und ein einzigartiges Naturerlebnis.
Dann kam der Priel, welcher bereits am Abend zuvor für viele Diskussionen
sorgte. Wegen des Windes war dieser ca. 40m breite und etwa 1,40m tiefe Priel zu
durchwaten. Da das Wasser aber mit ca. 18°C angenehm warm war und ich so gerade
ohne die Hosen nass zu machen durchkam, war das für mich nicht so schlimm. Den
etwas kleineren LäuferInnen ging es aber nicht so gut, und so waren diese froh,
an Land in Duhnen die Klamotten wechseln zu können.
Meine Frau erwartete mich nach gut zwei Stunden bei km 16 an der ersten
Verpflegungsstelle in Duhnen mit trockenen Socken und Laufschuhen. Für Aktive
ohne Begleitung war ein Transport entsprechender Wechselkleidung vom
Veranstalter organisiert. Die Füße konnten vom Matsch gereinigt werden, eine
gute öffentliche Toilette war auf der anderen Deichseite und Verpflegung konnte
aufgenommen werden. Ich nutzte erstmalig einen Trinkrucksack, da es nur alle ca.
15km eine offizielle Verpflegungsstelle gab.
Mit Gerhard lief ich an der Küste entlang nach Cuxhaven, vorbei an der Kugelbake
und der „Alten Liebe“ durch den Hafen und ein Industriegebiet. Bei etwa km 20
wurde es ländlich. Auf kleinen geteerten Straßen, Feld-, Wiesen- und Waldwegen
ging es durch die Natur. Wir sahen zwar kein echtes Moor (ich dachte an das
Teufelsmoor bei Worpswede), aber es war trotzdem eine kurzweilige Strecke. Es
gab zwei Verpflegungsstellen, die erste wurde von Wilfrieds Bruder betreut und
es gab neben anderen Leckereien auch Kaffee! Das half uns, da ich zu diesem
Zeitpunkt echt gelitten hatte. Dann aber lief es, beim Marinefliegerhorst rollte
es plötzlich und ich lief eigentlich bis ins Ziel durch. Leider „verlor“ ich
hier Gerhard und lief von da an immer alleine.
Die zweite Verpflegung ca. 15km vor dem Ziel wurde vorzüglich von drei Damen
gemanagt. Von Obst über Kuchen, Stullen, Jellies, es gab Kaffee und diverse
andere Getränke – und obendrein eine tolle motivierende Stimmung!
Nach 10.16h erreichte ich das Ziel im Ferienhaus von Wilfried. Ich erhielt eine
schöne, in Algerien handgefertigte Medaille und im Wohnzimmer dann Getränke und
leckere Nudeln. Und das alles stilgerecht auf Worpsweder Möbeln! Gegen Abend
wurde dann noch gegrillt, da Wilfried seine erste Rentenzahlung feierte.
In 7.59 gewann den 65km Lauf Rainer Huneke aus Herford und Sophie Hermes (Omen
est Nomen) aus Luxemburg in 8.06h. Aber Ergebnisse waren bei diesem Lauf nicht
das Wichtigste.
Alle weiteren Ergebnisse unter
https://www.watt-moor-ultra-60.de/ergebnisse/
Noch ist es stockdunkel im Watt
Ein flacher Priel
Hier wurde es tiefer
Es wird heller
Duhnen kommt näher
Sonnenaufgang – immer an den Pricken entlang
Duhnen ist erreicht
Füße reinigen und Schuhe wechseln
Prima Verpflegung
Nur noch 50km
Mit Gerhard aus Bremen lief ich ca. 20km
Wifrieds Bruder sorgte für die zweite Verpflegung
Ab hier lief es für mich
An den Sandgruben
Es gab einige Waldpassagen
Tolle Truppe bei der letzten Verpflegung bei ca. km 50
Teilweise auch anstrengenderes Geläuf
Auch Wiesenwege sorgten für Abwechslung
Mein Resümee:
Dieser Einladungslauf war gleichzeitig ein Spendenlauf. Wilfried bat alle
Teilnehmer, eine angemessene Spende an das Nationale Register für angeborene
Herzfehler e.V. zu überweisen.
Für mich war dieser Lauf in mancher Hinsicht ein Novum, zuerst die Fahrt mit dem
Wattwagen, dann im Heu geschlafen, durchs Watt gelaufen und mit dem Smartphone
einen Track abgelaufen, um dann in einem Privathaus zu feiern. Mir hat der Lauf
sehr gut gefallen – ein sehr empfehlenswertes Event in familiärer Atmosphäre.
Die Homepage und die Informationen im Vorfeld hätten vielleicht etwas
übersichtlicher aufbereitet werden können – aber vielleicht lag es auch an
Linux? Die Ergebnisliste war rudimentär – aber um die ging es bei diesem Lauf eh
nicht primär. Der 7. Watt-Moor Lauf findet am 20.6.2020 statt.
Eine frühe Anmeldung ist empfehlenswert da der Lauf jährlich sprunghaft höhere
Teilnehmerzahlen erfährt!Links
Homepage des Veranstalters
Falls Ihr weitere Laufberichte von Jürgen Sinthofen lesen möchtet
Es war nicht mehr weit
Fast geschafft
Geschafft
Lockeres Beisamensein in Wilfrieds Ferienhaus |