100. Kosice Marathon am 1. Oktober 2023
Eine meiner Sammlungen von Marathonthemen ist die jeweils ältesten Marathone je
Kontinent zu erlaufen. Da der 100. Kosice Marathon der älteste Marathon in
Europa und der dritt älteste weltweit ist, war es klar an diesem Jubiläumslauf
teilzunehmen. Hoffentlich läuft es besser als meine Teilnahme am 100. Boston
Marathon ….
Am Donnerstag ging es zu Dritt mal wieder mit dem Auto von Bamberg 1.100km in
Richtung Kosice in der Ostslowakei. Mit Zwischenübernachtungen in Brünn und
Levoca war die Anreise sehr interessant und angenehm. Zudem sparten wir eine
teure Übernachtung in Kosice. Die Übernachtungspreise waren bereits ein halbes
Jahr vor der Veranstaltung explodiert und es standen fast keine Betten mehr zur
Verfügung! Das war nicht schön, ja schon unverschämt. Also eventuell zwanzig
oder dreißig Kilometer außerhalb der Stadt günstig buchen und dann morgens rein
fahren da der Start erst um 9 Uhr ist – parken ist auch in der Nähe von Start
und Ziel problemlos und am Sonntag kostenfrei! Zudem kann man bei Präsentation
der Startnummer von Freitag bis Sonntag den ÖPV kostenlos benutzen.
Wir holten unsere Startunterlagen im Kulturpark, ca. 400m von Start/Ziel am
Samstag Vormittag ab. Keine Warteschlange, alles klappte prima. Aber unbedingt
den Personalausweis mitnehmen – da wird echt penibel kontrolliert! Die
EliteläuferInnen gaben gerade eine Autogrammstunde, die mini Expo bot nichts
Interessantes. Aber Achtung, am Samstag Nachmittag warteten Lauffreunde in einer
450m langen Schlange bei leichtem Nieselregen im Freien auf ihre Startnummer mit
Namen und Nationalflagge und einem Programmheft nur in Slowakisch.
Sonntag, Renntag. Es war bedeckt, ca. 14°C und etwa 4.100 Marathonis warteten
auf den Start ganz in der Nähe des Hilton Hotels. Eine richtige Blockeinteilung
gab es nicht, trotzdem ging es ganz ohne Gedrängel im Startbereich.
Pünktlich um 9 Uhr erfolgte der Start, nach ca. 2,5 Minuten überquerte ich die
Startlinie. So weit so gut – aber für die LäuferInnen welche bis zu 4 Minuten
bis zur Startlinie verloren hatten, und in der Regel langsamere Protagonisten
waren, sollte sich das noch rächen – aber dazu später mehr.
Unter sehr viel Beifall und bester Stimmung ging es locker los, links und rechts
am Archäologischen Museum und der St. Elisabeth Kirche vorbei. Wir konnten frei
laufen und ich fand bald meinen Schritt – was nebenbei gesagt in meinem Alter
auch diffiziler wird. Nach 3km schloss ich zu einer schweizerischen Läuferin
auf, die ihren ersten Marathon lief. Wir umrundeten einen Park und liefen dann
auf recht uninteressanten Straßen an der Kunsthalle vorbei bis km 13. Wir
unterhielten uns prima und ich war motiviert mit Christin bis km 21 mitzulaufen.
Für mich inzwischen eine echte Herausforderung …
Dann 1,5km auf einer Pendelstrecke rechts der Straßenbahn hoch Richtung Ziel,
dann auf der anderen Bahnseite zurück und 3,5km eine lange gerade Straße wieder
Richtung Innenstadt. Hier überholte uns das keniatisch/äthiopische Elitefeld auf
dem Weg zu einem neuen Streckenrekord. Die letzten 2km der ersten Runde liefen
wir wieder auf bekannter Strecke zum Start/Ziel, nur dass wir nun auf ekligem
Kopfsteinpflaster laufen mussten damit die LäuferInnen zum Zieleinlauf auf dem
glatten Asphaltstreifen rennen konnten.
An der Strecke gab es genügend Wasser in Bechern oder 0,33l Flaschen und ein
isotonisches Getränk alle 2,5km. Alle 5km dazu noch Bananen, Zuckerwürfel und
irgendein Energieriegel. Die Strecke war mit blauen Pfeilen super markiert, auch
jeder Kilometer wurde klar angezeigt.
Nach 2.28h erreichte ich die 21,1km Marke. Ich war kaputt, hatte aber mit
Christin bis hierhin, wie erhofft, mitgehalten. Ich wünschte ihr eine gute
zweite Runde und prognostizierte ihr eine 4.50 Endzeit – tatsächlich lief sie
eine 4.50,44 netto!
Ich wusste, dass ich überpaced hatte und bezahlte sofort. Meine Zeiten ging
innerhalb weiterer 3 km sofort Richtung 9.30min/km… Jetzt hieß es durchkommen,
es wurde etwas wärmer aber alles im grünen Bereich. Das Wetter war perfekt zum
Laufen. Auch in der zweiten Runde war an der Strecke eine gute Stimmung. Von den
1,5h nach uns gestarteten knapp 5.000 Halbmarathonis habe ich fast nichts
bemerkt – schade, dann wäre die Strecke sicher belebter gewesen. Mit uns liefen
auch noch Staffeln und am Samstag Abend gab es einen Minimarathon. Die
Rollstuhlfahrer und Skater wurden an einigen Stellen der Strecke von
Straßenbahnschienen behindert.
Ich war froh nach 5.40h das Ziel erreicht zu haben – es war hart, aber auch über
eine Stunde schneller als 4 Wochen zuvor in Mexiko City.
Einige LäuferInnen, unter anderem auch Lauffreunde von mir wurden von
Offiziellen bei ca. km 32 aus dem Rennen genommen. Aus einem Auto heraus wurde
ihnen teilweise rüde die Startnummer abgerissen und eine Finishermedaille in die
Hand gedrückt! Damit sollte die Zielschlußzeit von 6 Stunden gewahrt werden.
Wirklich unprofessionell und fast willkürlich. Warum wurde nicht offiziell
kommuniziert das z.B bei km 32 die Cut-off Zeit bei 13.30 Uhr läge? Da könnten
sich die LäuferInnen darauf einstellen, wobei es weiter ungerecht wäre, da viele
LäuferInnen ja bereits viele Minuten bis zum Überqueren der Startlinie verloren
hatten….
Diese Probleme hatten Philemon Rono Cherop und Jackline Cherono, beide aus
Kenia, nicht. In 2.06,55 bzw. 2.24,43 überquerten sie die Ziellinie. Mit 1
Sekunde Rückstand wurde der Äthiopier Kebede Tulu Wami zweiter und blieb damit
auch noch unter dem alten Streckenrekord. Bei Jackline fehlten 40 Sekunden zum
Damenstreckenrekord. Alle weiteren Ergebnisse unter
https://championchip.cz/akce/2023100110
Im Ziel erhielten wir eine sehr schöne Medaille und eine Tüte mit einem
alkoholfreiem Radler mit Melone, Wasser, Banane und ein paar Riegel.
Die Ergebnisliste wurde auch schnell im Netz veröffentlicht. Auch die Webseite
war informativ, allerdings auf Englisch und weitere E-Mails an die Teilnehmer
hielten diese auf dem Laufenden.
Mein Resümee
Für ein Startgeld zwischen 45 und 60€ je nach Anmeldezeitpunkt wurde ein gut
organisierter Marathon angeboten. Ein Funktionsshirt gab es für weitere 19€.
Eine individuelle Startnummer mit elektronischem Zeitnahmechip sowie ein
Verpflegungsbeutel im Ziel sowie ausreichende Verpflegung auch für die letzten
LäuferInnen waren internationaler Standard. Allerdings etwas Cola an den letzten
Verpflegungsstellen hätten mich erfreut. Die HelferInnen waren etwa
zurückhaltend – machten aber einen prima Job. Eine Pasta Party oder Massage gab
es nicht, duschen konnte man im Kulturpalast.
Allerdings war die Durchsetzung der 6h Cut-off Zeit dilettantisch bzw.
eigentlich nicht akzeptabel – und das mit einer 100jährigen Erfahrung!
Die Laufstrecke auf ca. 200m über Meereshöhe wies kaum Steigungen auf, war super
markiert und wurde völlig verkehrsfrei gehalten. Allerdings war die zweimal zu
laufende Strecke recht arm an Höhepunkten. Eine persönliche Bestleistung wäre
hier möglich.
Die Stimmung war super, auch bei meinem späten Zieleinlauf gab es viel Zuspruch
von den Zuschauern, welche in den Straßencafés am Rande der Strecke das
Geschehen verfolgten.
Insgesamt war der 100. Kosice Marathon eine gut organisierte und noch preiswerte
Veranstaltung und damit empfehlenswert.
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