40. Mexiko City Marathon am 27. August 2023
Es wurde mal wieder Zeit eine weitere Reise zu unternehmen. Schon immer wollten
wir Mexiko kennenlernen und außerdem war Mexiko City die Austragungsstadt der
Olympischen Sommerspiele 1968. Und Mexiko City war neben Peking die vorletzte
Olympische Sommerspielstadt von 23 Städten in der ich noch keinen Marathon
gelaufen war. Also hin, obwohl gemäß der Mexiko Reiseführer der August und
September sehr ungünstige Reisemonate sein sollten . Vorab, wir hatten in und um
Mexiko City sowie in Yucatan in 3,5 Wochen nur gutes Wetter…
Warum der Marathontermin aber von November auf August vorgezogen wurde konnte
ich nicht erfahren.
Aber nun zum Marathon. Am Freitag besuchten wir die Marathonmesse im World Trade
Center, etwa 30 Minuten Fahrt vom historischen Zentrum der Stadt, dem Zocalo.
Die Startnummernabholung klappte reibungslos und ohne viel anstehen. Es wurde
viel Unterhaltung angeboten, die SpitzenläuferInnen wurden vorgestellt.
Das Starterpaket war in einem Beutel (auch für die Kleiderabgabe) und enthielt
die Startnummer mit Namen und Nationalflagge sowie ein Funktionsshirt.
Die umfangreiche Expo musste durchlaufen werden, um zum Ausgang zu kommen – das
war dann doch etwas heftig, zumal zwischenzeitlich doch viel Betrieb herrschte.
Unklar war auch die Startzeit, in der Ausschreibung stand 7 Uhr, auf einer
Infotafel auf der Expo 6 Uhr. Es war 6 Uhr und die Verwirrung entstand dadurch,
dass Mexiko Stadt kurzfristig die Umstellung auf Sommerzeit abgeschafft hatte.
Keine gute Informationspolitik zumal bei einem AIMS Gold Level Rennen mit 30.000
Startern (ausverkauft) im Starterpaket kein Programmheft dabei war – ein Zettel
mit dem Hinweis auf die Startzeit hätte auch gereicht.
Schön war, dass wir weitere Lauffreunde vom Country Club getroffen hatten, einen
Franzosen und drei Finnen. Auf der Laufstrecke traf ich dann noch ein
italienisches Clubmitglied.
Nur blöd, in der Nacht von Freitag auf Samstag bekam ich schlimmen Durchfall und
über 39°C Fieber. Ich musste den ganzen Samstag im Hotelzimmer bleiben und
zweifelte stark daran, ob ich überhaupt laufen könnte….
Sonntag, Marathontag. Ich fühlte mich besser und außerdem „bist du da, bist du
da“ – also ab zum Start. Unser Hotel war 2 Minuten zu Fuß zum Ziel am Zocalo,
aber auch nur drei Minuten zu einer Bushaltestelle, von wo der Veranstalter
kostenlos Busse zum Start organisiert hatte.
Mit einem zweiten Bus wurden wir dann nochmals näher an den Start gebracht. Auf
dem kurzen Fußweg zum jeweiligen Startblock konnte man seinen Kleiderbeutel
abgeben. Ich hatte aber keinen dabei, da trotz bedecktem Himmel und drei
Regentropfen bei ca. 20°C die Laufkleidung genügte.
Und dann die Überraschung – es gab ca. 30 Dixieklos an unserem Eingang – und man
konnte wenige Minuten vor dem Start ohne Anstehen diese benutzen – aber
Klopapier nicht vergessen!
Sehr stimmungsvoll wurde das Olympiastadion beleuchtet und auch die Olympische
Flamme war entzündet. Die Wandmalereien konnte man schemenhaft erkennen – ein
toller Startort.
Die Veranstalter legten im Vorfeld großen Wert auf Einhaltung der Startblöcke,
vor Ort landete ich dann aber nicht im letzten, sondern im zweiten Startblock da
ich mich mit ein paar mexikanischen Läufern unterhielt und auf einmal drin war.
Egal, kurz nach 6 Uhr ging es für mich los. Ich fühlte mich nach der Krankheit
noch nicht besonders und auch die Höhe von 2.200m über NN machten es nicht
leichter. Mit einem 7min/km Schnitt machte ich mich auf den Weg. Die ersten 10km
schnurgerade auf der ewig langen Avenida Insurgentes Sur. Ein paar kurze
Gespräche mit internationalen LäuferInnen – aber es rollte nicht.
Da der MC Marathon im Ruf stand das viele Aktive in den Vorjahren auch
abkürzten, waren zur Kontrolle acht Zwischenzeitmessungen installiert worden.
Allerdings waren diese teilweise nicht so breit wie die Straße und Helfer, die
als solche aber nicht zu erkennen waren, leiteten die Aktiven zu den Matten hin.
Die ein Mal zu laufende Strecke war ansonsten bis auf ein paar Überführungen
flach und absolut verkehrsfrei gehalten. Bei ca. 23°C, meist bedecktem Himmel,
keinem Wind und ohne Regen waren die Laufbedingungen gut. Jeder Kilometer war
klar markiert und alle 2,5km gab es, auch für die letzten LäuferInnen,
ausreichend Wasser in Plastiksäckchen und ein Elektrolytgetränk in Bechern.
Erwähnenswert war, dass an allen Verpflegungsstellen mit viel Aufwand die
Straßen gleich wieder von den weggeworfenen Bechern und Wassersäckchen gereinigt
wurden.
Irgendwann etwas Cola und vielleicht auch etwas Banane, Kekse oder Schokolade
hätten aber auch nicht geschadet …
Die Strecke führte uns dann durch verschiedene Stadtteile mit modernen
Hochhäusern, der Glorieta, alte Alleen mit 150 Jahre alten Villen und dem
berühmten Anthropologischen Museum und dem Zoo im Bosque de Chapultepec.
Ich musste nach 10km das Laufen einstellen und bin nur noch im ca. 9,5min/km
Schnitt gegangen. Es war hart für mich und eine ganz neue Erfahrung. Aber ich
wollte den Marathon auf alle Fälle finishen. Tausende von LäuferInnen überholten
mich, auch meine Lauffreunde vom Country Club – Wurscht, irgendwie durchkommen!
Wir passierten das Revolutionsmonument und verschiedene architektonisch
interessante Nobelhotels und das sehr imposante Opernhaus aus den 30iger Jahren
bevor es die letzten zwei km in das Centro Storico ging.
Wir hatten an der ganzen Laufstrecke viele Zuschauer und an einigen Hotspots
haben verschiedene Laufclubs richtig Stimmung gemacht. Manche Privatpersonen
verteilten im letzten Fünftel des Rennens in ganz kleinen Bechern Cola. Was ein
Segen für mich – nach dem ersten Becherchen wollte ich lustigerweise direkt im
Laufschritt weiter – alte Gewohnheit, heute aber nicht drin!
Dann das Ziel, vor der Kathedrale auf dem Zocalo, ich hatte mich durchgequält.
Der Veranstalter hatte keinen Aufwand gescheut und bereits vier Tage vorher mit
dem Aufbau eines riesigen Zielbereiches begonnen, der den ganzen Platz einnahm.
Parallel waren das Rathaus und die umstehenden weiteren historischen Gebäude
schon aufwändig mit Leuchtelementen zum Nationalfeiertag am 15. September
geschmückt worden.
Den Zieleinlauf, angeführt von Hector Caribay Flores in 2.08,23 und Celestine
Chepchirchir in 2.27,18, genossen heuer über 19.000 LäuferInnen vor mir – aber
auch noch 700 nach mir.
Alle weiteren Ergebnisse unter
https://resultados.marcate.network/resultado/SPTMCAR1693172878
Die nette Medaille komplettierte einen Medaillensatz von 4 weiteren Medaillen
aus den Vorjahren vom Hauptsponsor.
Auch hier gab es Wasser und Iso sowie eine Banane und etwas zum Knabbern. Zudem
wurden noch Handtücher verteilt. Die vielen Stände mit Warenproben waren
allerdings schon leer gefegt. Die angebotene Massage hatte ich nicht genutzt.
Auf der Expo hieß es, dass alle 30.000 Startplätze verkauft waren, tatsächlich
sind aber nur 25.000 Aktive gestartet. Von diesen haben wohl ca. 2.000 betrogen
(die Ergebnisliste wurde ein paar Tage nach dem Rennen entsprechend korrigiert)
und 3.000 das Rennen aufgegeben. Die in der Presse genannten 13.000 Betrüger war
eine klassische Ente …..
Mein Resümee:
Das Startgeld von 110 US Dollar für internationale LäuferInnen empfand ich als
etwas hoch. Das Rennen war bis auf erwähnte Kleinigkeiten sehr gut organisiert
und sicher. Die Verpflegung auf der Strecke und im Ziel war laufgerecht und bis
zum Ende ausreichend vorhanden, aber etwas unter Standard. Die Strecke war
interessant und abwechslungsreich und das Wetter spielte gut mit.
Die Homepage war okay, die Ergebnisliste war schnell erstellt und informativ –
wurde aber noch korrigiert. Das Interesse am Streckenrand war gut, teilweise
super.
Insgesamt ein empfehlenswerter City Marathon.
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