Sarajevo Ultras am 7. Oktober 2023
Um meine Sammlung der europäischen Hauptstadtmarathone weiter zu
vervollständigen ging es eine Woche nach dem 100. Kosice Marathon nach Sarajevo,
der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina mit ca. 500.000 Einwohnern im
Großraum.
Hier veranstaltete der kleine aber sehr aktive Laufclub Vils, das ist
gleichzeitig ein Vorort von Sarajevo, ein Ultra Wochenende.
Ich flog mit Austrian am Donnerstag von Nürnberg über Wien für 240€ pünktlich
nach Sarajevo. Auch der von Booking.com angebotene kostenlose Taxiservice vom
Flugplatz zum Hotel in der Altstadt klappte prima.
In der quirligen osmanisch geprägten Altstadt fühlte ich mich gleich wohl.
Zusammen mit Gebäuden aus der Zeit der österreichischen Herrschaft gab es viel
zu sehen und zu lernen was sich bei einer „free walking tour“, die 2,5h dauerte,
auch bestätigte.
Essen und trinken war in den vielen Restaurants auch sehr günstig, sodaß ich mir
am Montag auch noch eine 13 stündige Tour in die Ruinenstadt Pocitelj, den
bekannten Kravica Wasserfällen und Mostar leistete. Natürlich besuchte ich auch
das Museum der Olympischen Winterspiele in Sarajevo von 1984, welches in einer
sehr schönen Gründerzeitvilla stilvoll untergebracht war.
Der Laufclub Vils um seinen sehr rührigen Organisator Darko hatte für die
angebotenen Ultras über 24,12 und 6 Stunden eine perfekte Strecke gefunden.
Diese besuchte ich am Freitag. Mit der alten Straßenbahn war man von der
Altstadt aus bis zur Haltestelle „Muzeji“ für 90 Cent etwa 10 Minuten unterwegs.
Von der Haltestelle dann 300m zu Fuß runter zum Fluß Miljacka. Parallel zum Fluß
wurde zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen eine 1km lange Strecke auf der „Vilsonovo
Setaliste“ abgemessen. Diese schattige und gerade Allee mit seinem glatten
Asphalt war perfekt für rekordverdächtige Ultraläufe. Am Start gab es die
elektronische Zeit - und Rundenmessung. Am Wendepunkt nach genau 1km wurden die
Runden von einem Helfer manuell nochmals festgehalten.
Am Samstagmorgen starteten bei Sonnenschein und windstillen ca. 14°C und damit
perfekten Bedingungen um Punkt 9 Uhr ca. 50 Aktive um 6h und ca. 15 weitere
LäuferInnen um 24h zu laufen.
Ich schaute ein paar Runden zu, sprach mit meinem Lauffreund Aleks aus Belgrad
der als offizieller Schiedsrichter anwesend war und mit Darko über das Rennen.
Wir stellten fest, dass Aleks auch im Dezember am Nikosia Marathon teilnehmen
wird …
Da ich die Woche zuvor in Kosice über 5,5h unterwegs war hatte ich mich nicht
getraut bei den 6h LäuferInnen mitzulaufen da ich befürchtete nicht innerhalb
dieser Zeit meine 42,2km zu schaffen – soweit ist es bei mir schon ….
Ich erreichte dann um 20 Uhr den Startbereich um meine Startunterlagen für den
12h Lauf abzuholen und mich für den Start vorzubereiten. Alles klappte
reibungslos, wir erhielten je zwei Startnummern für vorne und hinten sowie ein
sehr schönes Singlet des Vereins. Die „387“ steht übrigens für die Vorwahl von
Sarajevo …
Nach einem kurzen Briefing durch Darko und ein paar Fotos ging es dann auch für
uns um Punkt 21 Uhr auf die Strecke. Schon etwas eigentümlich erst so spät und
dann auch bei ca. 8°C loszulaufen. Aber die Strecke war auch sehr gut beleuchtet
und die Betreuer und auch noch viele Passanten sorgten für Stimmung. Ca. 400m
nach dem Start war die zentrale Versorgungsstelle aufgebaut. Die 24h LäuferInnen
hatten teilweise eigen Tische aufgebaut und wurden von ihren Betreuern rund um
die Uhr bestens versorgt. Natürlich gab es auch eine Verpflegung für alle die
für mich völlig ausreichend war. Es gab Tee, Cola, Wasser, Iso, verschiedenes
Obst, Kekse, Süßigkeiten und auch Herzhaftes in wirklich immer ausreichender
Menge. Auch standen ein paar Dixies an der Strecke – es war also für alles
gesorgt!
Ich ging den Lauf in Ruhe an mit dem Gefühl „alle Zeit der Welt“ für meine 42km
zu haben. Nach meiner Erfahrung in Kosice ging ich den Halbmarathon 5 Minuten
langsamer an was mir half des Tempo bis ca. km 28 zu halten. Na ja, am Ende war
ich auch nur etwa 5 Minuten schneller als die Woche zuvor. Aber ich war
zufrieden und doch auch bestätigt, dass eine Marathonzeit um 5.30h für mich noch
drin ist…
Die Strecke fand ich super ausgewählt und durch zwei Lokale an der Strecke war
auch noch bis weit in die Nacht noch was los. Der Rundenzähler grüßte auch, die
entgegenkommenden Protagonisten hatten auch alle die Kraft die Hand zum Gruß zu
heben – mir hat es sehr gut gefallen. Brutal wie Zdravko seine 150km abspulte –
immer öfters hörte ich das Klack, Klack seiner neuen Laufschuhe wenn er mich mal
wieder überrundete.
Mein Eindruck zur Strecke bestätigte sich auch darin, dass bei dem 6 – und 12h
Lauf jeweils eine neue Bestleistung für Kroatien durch Dejan Radanac
(87.277,40m) und Zdravko Jadrijev (150.345,90m) aufgestellt wurde. Die 24h
gewann Luka Kumic, auch aus Kroatien mit 204.320,30m.
Alle
weiteren Ergebnisse
Informationen zu den weiteren Läufen dieser sehr engagierten und nicht auf
Profit orientierten Laufgruppe um Darko findet ihr unter
https://deckiuplavom.ba/
Im Ziel erhielten wir eine sehr schöne Medaille und meine Urkunde wurde mir auch
gleich mitgegeben.
Die Ergebnisse wurden auch schnell im Netz veröffentlicht. Auch die Webseite war
kurz und knapp aber dennoch informativ, allerdings auf Englisch und weitere
E-Mails an die Teilnehmer hielten diese auf dem Laufenden.
Mein Resümee:
Für ein Startgeld von 25€ wurde ein sehr gut organisierter 12h Ultramarathon
angeboten. Ein schickes Funktionsshirt gab es für weitere 10€.
Zwei Startnummern mit elektronischem Zeitnahmechip sowie ein Singlet und eine
üppige Verpflegung an der Strecke und im Ziel rundeten das Paket ab. Die
HelferInnen waren sehr nett und machten einen prima Job. Eine Pasta Party oder
Massage gab es nicht, duschen auch nicht.
Die Laufstrecke auf ca. 500m über Meereshöhe wies keine Steigungen auf und wurde
völlig verkehrsfrei gehalten. Eine persönliche Bestleistung wäre hier möglich
und auch nationale Rekorde wurden hier gelaufen. Die nur 1km lange
Wendepunktstrecke gefiel mir sehr gut, da kurzweilig.
Das sehr gute Preis/Leistungsverhältnis spricht für die Veranstaltung und sie
sollte bei uns bekannter werden – ich war der einzige deutsche Teilnehmer. Das
engagierte Team arbeitete auf einer non-profit Basis, aber dennoch sehr
professionell – ein weiterer Grund diese und deren weitere Veranstaltungen zu
unterstützen!
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