7. Tirana Marathon am 22. Oktober 2023
Weiter ging es mit der Komplettierung meiner europäischen Hauptstadtsammlung.
Tirana, die quirlige Hauptstadt Albaniens mit ca. 500.000 Einwohnern; wie hat
sie sich seit meinem letzten Besuch im November 2015 verändert.
Überall neue Häuser, Einkaufstempel, Baukräne an allen Ecken und Enden …… Der
Direktflug mit WIZZ von Nürnberg nach Tirana und zurück – pünktlich auf die
Minute – wo gibt es das denn noch? Und das für 60€ retour mit Handgepäck!
Mit dem Leihwagen für 25€/Tag hatten wir für ein paar Tage das Land erkunden,
schöne Landschaften, einige Sehenswürdigkeiten, preiswerte sehr gute Hotels und
Essen. Nur das Benzin mit ca. 1,90€/ war teuer – aber wer glaubt das deswegen
weniger Autos fuhren …..
Am Samstag Nachmittag bezogen wir unser Hotel ca. 500m entfernt vom Hauptplatz
in Tirana, dem Skanderberg Square. Hier war bereits der Start und Zielbereich
aufgebaut und es gab eine kleine, für uns uninteressante Läufermesse. In einer
Ecke wurden die Startunterlagen ausgegeben. Man musste seine zuvor zugeschickte
Anmeldebestätigung mitbringen, ein Barcode darauf wurde gescannt und schon
erhielt man seine personalisierte Startnummer mit integriertem Zeitnahmechip.
Dazu einen mit dem Event bedruckten Stoffbeutel mit einem Müsliriegel und ein
Baumwoll T-Shirt in blau für die Marathonläufer. Die grünen T-Shirts für die HM
LäuferInnen waren auch sehr schick….
Nachdem die Abholung prima geklappt hatte, trafen wir uns mit Mitgliedern des
Country Clubs in einem schönen Lokal in der Nähe und hatten einen geselligen
Abend bei Pasta.
Sonntag, Renntag.
Da alle ca. 4.000 Teilnehmer an den verschiedenen Wettbewerben (42, 21, 10km)
ziemlich zeitgleich starteten war ganz schön viel los. Die Stimmung war gut,
einige LäuferInnen holten sich noch ihre Startnummern ab. Der Sparmarkt gleich
neben der Startnummernausgabe machte auch gute Geschäfte.
Das Wetter war gnädig, ca. 14°C, bedeckter Himmel und kaum Wind.
Um Punkt 9 Uhr wurden die etwa 200 Marathonis 5 Minuten vor den Halbmarthonis
(ca. 500 im Ziel) und den 10km mit etwa 2.300 im Ziel zu dem „größten Sportevent
des Landes“ gestartet. Es ging auf einen interessant zu laufenden Kurs der für
die Marathonis zweimal zu laufen war. Ich nannte den Kurs den „fünf Finger
Kurs“. Dies waren fünf Straßen die jeweils als ca. 1-2km lange out/back Strecken
zu bewältigen waren. An drei dieser fünf Finger , sowie am See und an der Lana
waren auch Kontrollmatten installiert, insgesamt sechs Stück. In der
Ergebnisliste wurde allerdings nur die erste bei km 5 und die letzte vor HM bei
km 20 gewertet. Dann ging es gute 5km rund um den See im Park von Tirana.
Anschließend vorbei am Stadion zurück zum Fluß Lana. Mit dem Zielbereich vor
Augen ging es nochmals rechts parallel zum Fluß vorbei an der Pyramide, dem
Parlament, der sogenannten Burg, verschiedenen Kirchen und Moscheen und einem
riesigen, neuen Einkaufszentrum zum Skanderberg Platz.
Die einzelnen Finger waren schön zu laufen, wobei ich den Eindruck hatte das die
Rückwege immer ganz leicht bergan führten? Auch schön, dass als die Sonne gegen
Mittag mal etwas heftiger schien und es auch gefühlte 22°C warm wurde, der
Schatten der Bäume uns schützten. Auf dem Damm des Sees fing es dann an ein paar
Tropfen zu regnen, was aber überhaupt nicht störte.
Mir persönlich gefallen zwei Runden Kurse beim Marathon. Aber speziell in Tirana
mit der in der zweiten Runde doch überschaubaren Läuferanzahl fand ich es sehr
kurzweilig bei diesen fünf Fingern immer auch noch andere LäuferInnen
entgegenkommen zu sehen.
An verschiedenen Stellen gab es Musik und Tanzdarbietungen.
Der Zuschauerzuspruch war mäßig aber die Organisatoren machten bei der
Sicherheit der Laufstrecke einen super Job. So etwas hatte ich selten erlebt,
viele Polizisten, alle in Uniform mit Krawatte sowie viele, meist jugendliche
HelferInnen, hielten die Strecke absolut verkehrsfrei und sicher. Öfters
beobachtete ich wie diese von Passanten angepöbelt wurden, als sie nicht direkt
die Laufstrecke überqueren durften. Wirklich toll!
Verpflegung wurde alle 2,5km nur in Form von Wasser in 0,5l Plastikflaschen
versprochen. Dies klappte auf der ersten Runde noch, auf der zweiten – ich war
allerdings sehr langsam unterwegs – im Grunde nicht mehr. Aber als erfahrener
Läufer hatte ich mir rechtzeitig eine Flasche mit Schraubverschluss geben lassen
die ich dann mit mir trug. An zwei Stellen bei der Seeumrundung konnte man diese
dann auch wieder auffüllen – also gar nicht so schlimm. Aber ich persönlich
hatte einen ganz schlechten Tag erwischt, zwischen km 6 und km 23 mußte ich
viele Gehpausen einlegen und wollte schon mein erstes DNF buchen, ganz
ungewöhnlich. Als ich dann aber von meiner Frau bei km 23 Cola gereicht bekam
lief es wieder – es rollte und ich konnte zu Ende durchlaufen.
Was leider auch völlig fehlte waren Kilometermarkierungen – nicht jeder hat eine
GPS Uhr! Auch gab es keine Uhr im Zieleinlauf.
Nach fünfeinhalb Stunden wurden alle Polizisten und die HelferInnen von der
Strecke abgezogen – Zielschluss? In der recht schwachen Ausschreibung war
hiervon keine Rede, aber wir kannten ja die Strecke von der ersten Runde. Für
mich kein Problem die zweite Runde und damit den Marathon korrekt in etwas über
6h zu beenden und in die Wertung zu kommen. Allerdings hörte ich von mir
nachfolgenden Aktiven auch, dass sie die letzte Schleife um das Einkaufszentrum
abgekürzt hatten ….
Im Ziel gab es eine schöne Medaille und noch eine Flasche Wasser. Vom
Organisator wurde ich abgefangen und er wollte meine Meinung zu der
Veranstaltung hören. Ich wies ihn auf einige, auch hier erwähnte Schwächen hin
und er versprach hier im nächsten Jahr drauf zu achten.
Vor mir erreichten das Ziel, wie immer eine Abordnung eines „Rennstalls“ mit
afrikanischen Läufern, welche genau in der Anzahl antreten, in welcher es auch
Preisgeld gibt. Na ja, der Renndirektor vom Skopje Marathon meinte dazu, dass
dies wichtig für die Veranstalter sei um Öffentlichkeit zu generieren…
Ezekil Kipkorir gewann hauchdünn mit 0,3 Sekunden Vorsprung vor zwei weiteren
Keniaten in 2.18:32,877 – Irre!
Bei den Damen setzte sich die Ukrainerin Natalia Semenovych in 2.47,41 vor zwei
Keniatinnen durch.
Alle weiteren Ergebnisse
Auf der offiziellen Homepage des Veranstalters waren die Ergebnisse mindestens
vier Tage nach der Veranstaltung noch nicht veröffentlicht. Die o.g. Liste des
offiziellen Zeitnehmers zeigte bei den wohl gewerteten 149 Finishern auch keine
Altersklassen an.
Die Webseite war kurz und knapp und nicht besonders informativ, es fehlten u.a.
Infos zum Ort der Abholung der Startunterlagen, dem Zeitlimit, Umkleiden,
Gepäckaufbewahrung, Duschen, Massage, etc. Allerdings waren die wenigen Infos
großteils auch auf Englisch.
Mein Resümee:
Für ein Startgeld von nur 15€ wurde ein gut organisierter Marathon angeboten
einschließlich eines schönen Baumwollshirts und einer Medaille.
Eine personalisierte Startnummer mit elektronischem Zeitnahmechip gab es auch
nicht überall.
Die Strecke war kurzweilig und absolut perfekt abgesichert – vielen Dank an die
vielen PolizistInnen und HelferInnen! Der Job war nicht leicht, da die Akzeptanz
für solche Events bei der normalen Bevölkerung nicht sehr hoch zu sein scheint …
Es bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr am 22. Oktober zumindest folgende
Dinge noch verbessert werden:
Angabe von Zeit und Ort zur Abholung der Startunterlagen sowie der
Zielschlusszeit in der Ausschreibung.
Auf der Strecke sollten die einzelnen Kilometer klar markiert sein und die
Wasserstellen verbessert werden. D.h. für mich, dass es neben Wasser alle 2,5km
auch ein Elektrolytgetränk alle 5km sowie Cola zumindest ab km 25 alle 5km geben
sollte. Etwas Gebäck und Obst alle 5km ab km 20 wären auch nicht schlecht. Und
die Verpflegung sollte auch noch für die letzten ausreichen. Eine Uhr im Ziel
wäre auch wünschenswert. Ich denke, wenn diese Vorschläge die Startgebühr um 5€
erhöht, wäre dies auch ohne weiteres für die Aktiven akzeptabel.
Die HelferInnen waren sehr nett und machten einen prima Job. Eine Pasta Party
oder Massage gab es nicht, Duschen auch nicht.
Die Laufstrecke auf ca. 100m über Meereshöhe wies keine wesentlichen Steigungen
auf und wurde 5,5h völlig verkehrsfrei gehalten.
Das sehr gute Preis/Leistungsverhältnis spricht für die Veranstaltung und sie
sollte bei uns bekannter werden – ich war einer von nur wenigen deutschen
Teilnehmern. In Verbindung mit einem Städtetrip/Kurzurlaub sehr zu empfehlen
zumal man Tirana sehr gut von verschiedenen deutschen Flughäfen sehr günstig
erreichen kann.
Weitere, noch nicht angepasste Infos
zum Marathon 2024
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