Ich starte schon am frühen Morgen um ca. 7 Uhr an einem
herrlichen Sommertag im Juli 2003 vom Campingplatz Zinal aus. Da das Tal noch im
Schatten liegt, ist es angenehm kühl und so komme ich auf den ersten Kilometern,
die auf einem Fahrweg entlang führen, sehr gut voran.
In etwa 1900 m Höhe zweigt nun mein Wanderweg links vom Fahrweg ab.
Von dieser Stelle hat man einen herrlichen Blick auf das über 4500 m hohe
Weißhorn, das schon von der Sonne beschienen wird, während ich noch voll in der
Kühle des Schattens laufe.
Ich entferne nun von meinem Laufrucksack den ausziehbaren Wanderstecken, der mir
auf den folgenden Kilometern in einer Kombination aus Nordic Walking und Jogging
- diesmal nur mit einem Stecken - noch gute Dienste leisten wird.Der Bergpfad
geht nun in unzähligen Serpentinen bis in gut 2400 m Höhe sehr steil bergauf.
Dahinter gelange ich auf einen etwas flacheren Höhenweg, der auf den folgenden
Kilometern immer mehr an Höhe gewinnt. Dabei überhole ich noch einige frühe
Wanderer, die mich "Laufverrückten" etwas verduzt angucken.
Gefährlich sind die Passagen, wo steil abstürzende Bergbäche zu überqueren
sind. An einer besonders dramatischen Stelle wurde aber ein überdachter Steg
angebracht, der mit seinem Dach etwas gegen eventuelle Steinlawinen schützen
soll.
Besonders steile und gefährliche Passagen sind außerdem mit Stahlseilen
abgesichert, so dass auch ich als Jogger und Nichtbergsteiger keinen Grund zur
Klage habe.
Je näher ich der Hütte komme, desto größere Geröllhalden sind zu queren. Da
kann natürlich von Joggen keine Rede mehr sein, außer man versucht von einem
Felsbrocken zum nächsten zu springen.
Statt halsbrecherische Sprünge zu vollführen, heißt es hier lieber höllisch
aufzupassen, damit man sich mit den Laufschuhen, die ja weniger Schutz als
Bergstiefel bieten, nicht den Knöchel verstaucht.
Plötzlich schreckt mich ein Donner auf. Nein ein Gewitter ist heute nicht im
Aufziehen begriffen. Stattdessen werde ich Zeuge eines gewaltigen
Geltscherabbruches auf der anderen Seite des Tales.
Endlich sehe ich die Hütte. Ich bin heute deren ersten Gast, der schon am
späten Vormittag einkehrt.
Ich lasse mir die Röstis schmecken, bevor ich auf der Moräne noch ein Stück
weiter hoch marschiere.
Hier hat man einen besonders schönen Ausblick auf die einzigartige und grandiose
Hochgebirgswelt Zinals.
Danach geht es den ganzen Weg wieder zurück. Da es nun bergab geht kann ich
nun viel mehr joggen als gehen. Als dann der Weg schon wieder einfacher wird und
ich etwas zu übermütig geworden bin, rutsche ich aus und es haut mich prompt auf
den Hintern.
Die letzten Kilometer dann auf dem Fahrweg sind läuferisch gesehen nach all
diesen schwierigen Bergpfaden eine wahre Wohltat.
Ich komme schließlich zum Campingplatz mit der Gewissheit zurück, dass meine
bislang schönste Joggingtour leider schon wieder hinter mir liegt. |