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Dietmar Mücke alias Barfuß laufender Pumuckl
ist u.a. Weltrekordhalter (Guinness-Rekord) im 24-Stunden-Barfußlauf

laufspass.com -  Ein Laufbericht aus dem Läuferalltag  von Dietmar Mücke

Laufen ist Leben! Oder ist Laufen doch nur Laufen? Vielleicht ist Laufen leben im Laufschritt, also am Leben vorbei laufen!?

E-Mail von Dietmar

Dietmar engagiert sich mit seinen Läufen für die Tierschutzorganisation PETA

http://www.peta.de
PETA hat sich der Etablierung und dem Schutz der Rechte aller Tiere verschrieben.

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Laufen ist Leben! Oder ist Laufen doch nur Laufen? Vielleicht ist Laufen leben im Laufschritt, also am Leben vorbei laufen!?

Eine wahre Begebenheit. Zugetragen an irgendeinem trüben, wolkenverhangenen Samstag im Februar 2004 in einem Kuhkaff* mitten im tiefsten Bayern. (Es war der 21. Februar, um genau zu sein, um 13.15 Uhr.)

Man stelle sich folgendes vor: Man läuft als Mitglied eines Rosenheimer Laufvereins einmal im Jahr in einer Gruppe von mindestens acht Leuten von Rosenheim nach Wasserburg. Dass aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen und Motivationen der/die eine schneller unterwegs ist als die/der andere, wird wohl schon immer so gewesen sein und ist (deshalb?) zu verstehen. (Das heißt, ich kapier`s bis heute nicht.) Jedenfalls wird es auch dieses Mal so praktiziert. Man weiß ja: Langsamer als das eigene Tempo zu laufen strengt über die Maßen an und macht schwere Beine!? Ergo: Unsere Läufergruppe zerlegt es während der 27 oder 28 Kilometer in ihre Bestandteile.

Nun geschieht, was bereits vor etwa einem Jahr (Oder ist es gar schon zwei Jahre her?) geschehen ist. Die Spitzengruppe rennt in Windeseile in Kerschdorf am Haus der Mücken vorbei, und wie damals wird sie dabei erspäht. (Kein Wunder, wenn man den ganzen Tag zum Fenster rausschaut entgeht einem kaum etwas!) Ich also sofort die Evi informiert (Vor einem Jahr, oder ist´s tatsächlich doch schon zwei ... Egal! Da war´s jedenfalls genau umgekehrt.) und mit 99,9 %iger, ach was, mit 100 %iger Gewissheit das baldige Folgen weiterer Rosenheimer angekündigt. Da sich im Spitzenteam Anton Gröschl, x-facher Sieger des Bad Füssing-Marathon und 2003 gar zweiter beim Marathon von München, aufhielt, kann es noch etwas dauern. So lasse ich also die Straße, welche vom einen Kilometer entfernten Laiming alle Gäste unweigerlich in unser Nest führt, nicht mehr aus den Augenwinkeln.

Plötzlich erblicke ich sie. Vier oder fünf Gestalten im Laufschritt drüben in Laiming. Nun bleibt mir genügend Zeit, mir eine Jacke überzuziehen, eine Halbe Wasser in ein Glas einzuschenken und dieses zusammen mit einer Flasche Bier und noch einer Flasche Wasser mit nach draußen zu nehmen. Schließlich sind die Rosenheimer ja schon etwa 22 Kilometer bis hierher unterwegs und wie fast alle Läufer, die ich kenne, unwahrscheinlich durstig.

Ich platziere mich in unserem Garten unmittelbar an der Straße, über die das kleine Völkchen gleich kommen wird. Die Getränke stelle ich gut sichtbar auf einen Transformatorkasten direkt vor mich. Die Bierflasche öffne ich – in weiser Voraussicht? – erstmal nicht. Der Öffner steckt ja eh in meiner Hosentasche.

Die Spannung steigt! Ein Haus verdeckt nun meine Sicht auf die Läufer. Wer würden die vier/fünf wohl sein, deren Gesichter ich aus der Ferne nicht erkennen konnte. Auch um sie anhand ihres Laufstiels als mir bekannt zu identifizieren, waren sie vorher zu weit weg.

Als ich in Kerschdorf schon einmal die Begegnung mit den Rosenheimern hatte – damals erfuhr ich, dass deren Trip von Rosenheim nach Wasserburg jährlich stattfindet –, war ich gerade auf dem Sprung, selbst zu haxln. Ich musste nur noch meine Schuhe schnüren und den Mannen von der Mangfall nachsausen. Ein schönes Stück hinter Spielberg hatte ich sie seinerzeit eingeholt – total durchgeschwitzt, und das auf nicht mal drei Kilometer! Sie rannten, als hätten sie was geklaut. Doch auch damals war diese größere Gruppe nicht die schnellste, und auch nicht die langsamste. Unser Freund Toni Gröschl war laut Auskunft seiner Kameraden eine ganze Ecke voraus. Außerdem sollten noch zwei Männer folgen.

Ich lief bis ins Badria (Laut Werbung „Die bayerische Südsee“. Hätte ich noch nie Fotos oder Fernsehberichte von der wirklichen Südsee gesehen, brächten mich nach kennen lernen dieses Freizeitbades dort keine zehn Dampfer hin.) mit, wo die Rosenheimer nach Schwimmbad-, Sauna- und Gaststättenbesuch von ihren Partnern abgeholt wurden. Freundlich verabschiedete ich mich von meinen Bekannten, machte kehrt und joggte den Letzten entgegen. So ganz genau kann ich mich heute nicht mehr entsinnen, wann ich auf die beiden traf. Ich weiß nur noch, dass ich wieder ziemlich weit Richtung Heimat laufen musste. Die Gesichter dieser Zeitgenossen (zwei alte Hasen aus der Szene) waren mir dann noch vertrauter als die der anderen. In gemächlichem, aber nach dem vorausgegangenen Husarenritt für mich sehr angenehmen Tempo, kam ich so ein zweites Mal zur Südsee für Arme. Es war ein sehr schönes Läufchen damals. Ganz überraschend kam ich an Begleitung, mit der ich noch kurz zuvor nie gerechnet hätte.

Wer würde also heute in der Verfolgergruppe mitmischen? Das Rätseln hat ein Ende, als die vier um die Kurve in die Freihamer Straße einbiegen. Es sind drei Frauen und ein Mann. Den Mann (ist ein älteres Semester) kenne ich, zwar nicht namentlich, aber ich bilde mir ein, dass er wohl seit Menschengedenken laufen muss. Jedenfalls steckt er mindestens ebenso lange in Laufschuhen wie ich. Zwei der drei jungen Damen sagen mir nichts. Die kleinere der drei allerdings – sie läuft auf der mir zugewandten Seite – kenne ich sehr wohl. Ich nenne sie jetzt einfach mal Kathrin. Warum ausgerechnet Kathrin? Naja, weil sie halt so heißt! Es ist eine Vereinskollegin der Mücken. Wie wir startet sie bei Sportveranstaltungen für die SG Katek Grassau. (Wann kommt das schon mal vor, dass sich mit Ausnahme der Mücken Exoten wie die Grassauer in unser Dörfchen verirren? Eventuell hat Kathrin ja in letzter Zeit sogar den Verein gewechselt und ist jetzt bei Rosenheim oder sonst wo. Ist aber eh wurscht!)

Um die vier, die in diesem Moment bestimmt nicht mit mir rechnen, nicht zu erschrecken, rufe ich schon aus sicherer Entfernung: „Kerschdorfer Verpflegungsstand!“ Verdutzte Blicke der näher Kommenden treffen mich. Ich grüße und biete meine Getränke lautstark feil. Lächeln beim schwachen Geschlecht, nichtssagender Gesichtsausdruck beim Herrn der Schöpfung. (Später bilde ich mir ein, dass ich in diesem Augenblick mehrfach etwas vernommen habe was so ähnlich klang wie „Griaß di“, „Servus“, oder das typisch urbayerische „Hallo“.) Kathrin steuert die verbleibenden Meter bis zur Bierflasche mit weit ausgestreckten Händen direkt auf dieselbige zu. Auf meine Frage „Und, megts was dringa?“ bekomme ich erwidert: „Naa, dankscheen!“ Auch Kathrin hatte nur gescherzt. Sie nimmt ihre Hände wieder herunter und setzt zusammen mit den anderen ihren Lauf mit unverminderter Geschwindigkeit fort. Etwas verdattert schreie ich den Entschwindenden noch nach: „Ees werds doch irgendwas dringa megn!“ Kathrin dreht sich daraufhin kurz um, lacht und winkt mir zu. Schon sind die vier aus meinem Sichtfeld entglitten.

Einen kurzen Moment starre ich noch ungläubig ins Leere. Da durchfährt`s mich: Wenn das jemand aus der Nachbarschaft mitbekommen hat. Das ganze war doch wirklich nicht mehr als eine Schneider-Tour zum Gartenzaun, also ein Weg für die Katz. Ich stehe da, wie ein begossener Pudel. Rasch nehme ich das Glas und die Flasche Wasser sowie die Halbe Bier, immer noch ungeöffnet versteht sich, und eile zurück zum Haus. Am Hauseck stehen Evi und ihre Schwester. Ich frage die beiden, ob sie das denn eben mitbekommen hätten. Evi antwortet, wie ich es von ihr gewohnt bin, mit einem knappen, nüchternen „Ijah“. Dieses Ja klingt, als wäre es das natürlichste von der Welt gewesen, was sie da eben gesehen hat und mit etwas anderem war doch eh nicht zu rechnen. Hat meine Frau den Glauben an die Menschheit denn total verloren? Ich hoffe nicht! Wahrscheinlich bin ich bloß zu blauäugig!?

„Garandierd ham de was zum Dringa dabei, wenn`s scho so weit laffa.“, versuche ich zu begründen, warum mein aus dem Ärmel geschüttelter Verpflegungsstand nicht angenommenen wurde. Vor der Haustür verweilen wir noch einige Sekunden, da wir die Läufer jetzt nochmals kurz von hinten zu sehen bekommen. Zumindest zu einem kleinen Teil bestätigt sich meine Vermutung. „Schaugds hi! Wenigstns d`Kathrin had a Flaschn inam Girtl dabei.“ So konnte ich also doch noch ein paar Zentimeter Boden auf Evi gut machen.

Aber ging´s denn tatsächlich ums Trinken? Also mir jedenfalls nicht! Ich hoffte, die Läufer würden einfach schnell mal anhalten, wenn sie auf ihrem Weg einem Bekannten begegnen. Sonst hat man sich doch auch irgendetwas zu sagen, wenn man sich trifft. Und manche aus unserer Gegend treffe ich eh viel zu selten, seitdem ich die langen Strecken laufe. Warum aber hielten die vier dann nicht an? Etwa, weil sie gerade liefen? Weil, wenn man läuft, man eben laufen soll, so wie wenn man isst, man eben essen soll? Nein, denn beim Essen liest man doch auch schon mal die Zeitung oder unterhält sich. Genauso isst und trinkt man auch während des Laufens und ratscht mit seinen Kollegen.

Da fällt mir ein, wie´s bei mir war, als ich zu laufen anfing. Zumindest bei meinen ersten Wettkämpfen (später gab´s dies garstig Wort dann sowieso nicht mehr für mich) wäre es mir nie in den Sinn gekommen, das heißt, ich sprach mich sogar dagegen aus, in Schwächephasen oder sonst wann zu gehen, geschweige denn stehen zu bleiben. Sogar die Verpflegung musste im Laufschritt gegriffen und verkonsumiert werden, wie sich das eben für einen richtigen Läufer gehört. (Wie hab ich das denn damals gleich wieder mit der Befriedigung kleinerer und größerer Bedürfnisse gemacht?) Gott sei Dank, dass ich rechtzeitig drauf gekommen bin, dass man einen Lauf auch dann Lauf nennen darf, wenn man sich unterwegs irgendwo vertrödelt hat. Von den vier Rosenheimern verlangte ich ja nicht mal, dass sie trödeln. Mit einigen freundlichen, meinetwegen sogar auch belanglosen Worten wäre ich doch schon zufrieden gewesen. Schließlich haben wir ja alle was gemeinsam. Uns verbindet die Lauferei. Da hat man immer Gesprächsstoff.

Ist schon komisch: Da könnte ich, wenn ich so pauschal über meine geliebte Freizeitbeschäftigung nachdenke, jeden Schwur darauf leisten, dass Laufen locker macht. Erfahrungen wie die heutige zeigen mir dann aber, dass ich mir so ganz rasch ein Verfahren wegen Meineid aufhalsen könnte. Trainings- oder Just-for-fun-Läufchen wie das der Rosenheimer werden unversehens zu Ausflügen mit festen Regeln. In Rosenheim ist Start, in Wasserburg am Badria Ziel. Die Strecke ist so und so lang, dafür brauchen wir so und so lange. Usw. usw. So ist natürlich einleuchtend, dass man da nicht bereits fünf Kilometer vor dem Ziel schon stehen bleiben kann. Obwohl, die Zeit hätte man ja raus stoppen können!? Wird ja beim Gang ins Gebüsch auch von vielen gemacht.

Oje, wie weit haben wir´s denn schon gebracht!? Und schlimmer noch: Wo soll das noch enden? Dem Wohlstandsmenschen reicht es offensichtlich längst nicht mehr, Maschinen und Computer zu programmieren. Er selbst rennt durch die Gegend, als wäre er ferngesteuert. Eingabe Start- und Zielort, Berechnung der Wegstrecke und der dafür zur Verfügung stehenden Zeit und schon geht´s ab. Ein Abweichen von der Route sowie ein unnötiges überschreiten der Zeit sind undenkbar. Gefangene in sich selbst, diese Läufer? Mensch Pumuckl, hast Du da noch Arbeit vor Dir!!!

Gerade vor einigen Tagen warf mir ein enttäuschter (ach, der Arme), mir allerdings völlig unbekannter Läufer die Verletzung der Ehre der Marathonläufer vor. Er beschränkte diese Ehre jedoch nur auf eine Medaille, welche ich bei ebay versteigerte. Weiter wollte oder konnte er mir diese Ehre nicht erklären. Hoffentlich habe ich mit meinem Verpflegungsstand nicht auch die Ehre der kleinen Rosenheimer Abordnung verletzt!? Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ... Gar nicht so abwegig diese Theorie. Schließlich habe ich die vier ja förmlich dazu genötigt, stehen zu bleiben. Nein, nein! Nicht deswegen, weil ich da stand und gerne mit ihnen ein Schwätzchen gehalten hätte. Vielmehr der Getränke wegen, welche ich anbot; vor allem, wie ich sie kredenzte. Man stelle sich bloß mal vor, man greift in vollem Lauf ein Wasserglas ... Was da so alles passieren kann! Spätestens 15, 20 Meter weiter, wenn man daraus genippt hat, gibt es Scherben – beim Wegwerfen! Auch Kathrin kann ich nun gut verstehen. Hätte sie die verschlossene Bierflasche denn etwa unterwegs aufmachen sollen? Dass sie, so wie ich, einen Öffner in der Tasche hatte, wage ich dann doch zu bezweifeln. Und hätte sie das Ding wider Erwarten doch aufgekriegt, ... Mit den Scherben hätte es sich genauso verhalten wie beim Wasserglas.

So mache ich mir also heute schon Gedanken zu Verbesserungen, denn die Rosenheimer werden auf jeden Fall wieder durch Kerschdorf rennen. Spätestens im nächsten Jahr wird es soweit sein. Ich werde die Getränke dann in Pappbechern ausschenken, einschließlich dem Bier. Das Zeug könnte dann zwar wieder stehen bleiben und müsste von den Mücken aufgebraucht werden, doch da mache ich mir gerade beim Bier weniger Sorgen.

Aber habe ich dann wirklich alles erreicht, was ich wollte? Nööh! Denn wem geht´s schon ums Trinken? Mir immer noch nicht! Auch nächstes Jahr nicht! Ich wollte diese Leute doch zum kurzen Verweilen hier bei uns in Kerschdorf bringen. Doch selbst dafür gibt es bereits einen ausgeklügelten Plan. Wenn ich die Getränke wie beschrieben auf dem Transformatorkasten deponiert habe, lege ich mich direkt dahinter in unseren Garten und stelle mich bewusstlos. Und dann bin ich mal gespannt, ob das nicht sogar einen Läufer zum Bremsen bringt und ihn ins Leben zurück holt.

Dietmar Mücke

* Anmerkung der Redaktion: Der Autor hat nichts gegen Kühe!

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