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Dietmar Beiderbeck kann fühlen, riechen und hören, aber nicht sehen beim Swiss Alpine Marathon

von Anita Fuchs

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Dietmar Beiderbeck

Joachim Kortyka führte hier Dietmar Beiderbeck beim Swissalpine Marathon 2009

Fühlen, riechen und hören, aber nicht sehen

DietmarBeiderbeck.jpg

 

Der Deutsche Dietmar Beiderbeck zählt am Swissalpine Marathon zu den Dauergästen. Sein bevorstehender 15. Start (25. Austragung am 31.7.2010) verdient vorzeitig Anerkennung: Er ist blind und somit im schwierigen Gelände zusätzlich gefordert.
 
Von Anita Fuchs
 
78 Kilometer zu laufen stellen eine enorme Herausforderung dar. Ohnehin, wenn sie wie die Königsdistanz am Swissalpine Marathon mit 2260 Höhenmetern gespickt sind und zu fast einem Viertel durch hochalpines Gelände führen. Noch schwieriger gestaltet sich die Aufgabe für Dietmar Beiderbeck. Der in Veitshöchheim am Main (Weinort im unterfränkischen Landkreis Würzburg) wohnende Läufer ist nahezu blind; er erkennt seine Umgebung nur mehr verschleiert. Die Sehbehinderung, eine endgradige Retina Pigmentosa (auch als Tunnelblick bekannt), hat sich in der Kindheit erst langsam, in den vergangenen rund zehn Jahren nun aber schnell verschlimmert.
 
Trotz des sich stetig verschlechternden Sehvermögens sah Beiderbeck keinen Grund zur Aufgabe seines geliebten Hobbys, und so steht er am 31. Juli zum 15. Mal am Start des Berglauf-Klassikers. „Der Swissalpine Marathon stellt das Nonplus-Ultra innerhalb der Landschaftsläufe dar“, begründet der 44-Jährige seine erneute Teilnahme. Bislang absolvierte er die 78 Kilometer lange Hauptstrecke bei 14 Starts zwölf Mal erfolgreich. Im Jahr 2003 machte ihm die für ihn schier unerträgliche Hitze zu schaffen, weshalb er sich in Bergün entschied, durchs Ziel des damaligen C42 zu laufen. Fünf Jahre danach wurde der handicapierte Sportler auf der Keschhütte wegen Überschreitens der Durchgangszeit aus dem Rennen genommen.
 
Begleiter finden als Schwierigkeit
 
Beiderbeck kommt entgegen, dass den K78-Teilnehmern neu 14 statt wie bisher zwölf Stunden zur Verfügung stehen. Begleitet wird er von Werner Hassepass, der am Swissalpine Marathon schon verschiedene Strecken absolvierte, ansonsten aber keine Ultra-Wettkämpfe in den Bergen bestreitet. Hassepass ist jedoch nicht der einzige Begleiter, auf dessen Dienste Beiderbeck bei seinen vielen Starts im In- und Ausland zählen kann. „Mein grösstes Problem ist es, stets einen Guide zu finden – speziell für Veranstaltungen in der Schweiz und in Liechtenstein“, so der blinde Läufer.
 
Welche Voraussetzungen muss denn ein Lauf-Begleiter mitbringen, damit er vorzüglich mit einem Sehbehinderten harmoniert? „Grundlage ist die Bereitschaft, als erfahrener Läufer als Guide bereit zu stehen. Zudem muss er Freude haben, mit mir zu laufen, aufmerksam beim Laufen sein und die eigenen Interessen zurück stecken“, erklärt Beiderbeck, der bis zum Beginn der aktuellen Laufsaison schon 93 Marathons und 85 Ultraläufe absolvierte und der seinen Auftritt in Davos nutzt, „um Werbung für Handicap-Sport im Extrembereich zu machen“. Als Blinder ist er auf Hinweise über Wegbeschaffenheit, Hindernisse, Richtungsänderungen, Streckenprofil und Zeit angewiesen.
 
Bis zu drei Wochen in Davos
 
Den Swissalpine Marathon, den er als überragendes Erlebnis für Körper, Geist und Seele erlebt, stuft Beiderbeck in seiner persönlichen Hierarchie ganz oben ein. „Der Anlass beinhaltet alles aus meiner Sicht Wünschenswerte“, erklärt er. Er meint nicht nur den Lauf an und für sich, sondern auch das ganze Drumherum. So erstaunt nicht, dass der als Physiotherapeut arbeitende Deutsche im Juli/August stets bis zu drei Wochen in Davos weilt und auch die Aktivitäten innerhalb des Rahmenprogramms mit der Bezeichnung Highseven besucht. In den bekannten Kurort im Landwassertal reist er aber noch aus einem anderen Grund: Wegen Begleitkrankheiten ist er regelmäßig Gast in der Hochgebirgsklinik.
 
Beiderbeck findet großen Gefallen am Swissalpine Marathon, weil er ihm „ein unvergleichliches Landschaftserlebnis mit Sportsfreunden aus vielen Ländern und in einer unbeschreiblich schönen Umgebung“ beschert. „Außerdem sind sämtliche Möglichkeiten des Laufens vorhanden, und die Strecke ist ganz einfach grandios.“ Wie soll ein Blinder den Kurs beurteilen können? „Da meine übrigen Sinnesorgane durch das fehlende Sehen ausgeprägter ausgebildet sind, fühle, rieche oder höre ich Dinge, welche die anderen Läufer nicht wahrnehmen“, erklärt Beiderbeck. Bewusst werde ihm dies jeweils in Gesprächen mit anderen, sprich sehenden Athleten.
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