Der Startschuss fällt und los geht die Hatz...
Ich gehe erst in der vorletzten Minute in den Startblock und reihe mich
ziemlich weit hinten ein. Und schon fällt das Startkommando.
Bereits nach 11 Sekunden passiere ich die Startlinie. Ja, das hier ist ein
kleiner Marathon mit relativ geringem Teilnehmerfeld.
So setzt sich der Lindwurm auch schnell in Gang. Da ich recht weit hinten
bin, muss ich einige Läufer überholen.
Ich versuche das aber verhalten zu machen, um nicht gleich am Anfang
überflüssige Kräfte zu vergeuden.
Irgendwann bin ich dann hinter dem 3:45 Zugläufer. Ich denke der müsste
ein für mich gutes und gemäßigtes Anfangstempo laufen. Als ich dann recht
schnaufe und in 4:45 Nettozeit die Kilometermarke 1 passiere werde ich
eines besseren belehrt. Gleich versuche ich mein Tempo etwas zu drosseln.
Also das ist doch für 3:45 - Läufer gerade am Anfang viel zu schnell!
Bald hinter dieser Marke kommen uns schon wieder die ersten Läufer
entgegengelaufen, da wir bald die erste Wende passieren.
Ich sehe zuerst Erwin entgegenkommen, der etwas erstaunt guckt. Nicht
minder erstaunt schaut Stefan etc. etc. Keiner hat ja geahnt dass ich
heute einen Marathon laufe. Die Überraschung ist geglückt.
Nach etwa 3 Kilometern passieren wir wieder die Startlinie, wo uns das
letzte Mal vor dem Zieleinlauf viele Zuschauer begrüßen.
Nun folgt ein Landschaftslauf auf einer ewigen Geraden durchs liebliche
Biberttal. Besonders angenehm ist, dass wir hauptsächlich auf fein
geschotterten Fahrwegen laufen. Der Asphaltanteil ist erträglich gering.
Ein kürzeres Stück führt auch auf einen lieblichen Waldweg.
Da wenig Abwechslung geboten ist, schweifen bald die Gedanken woanders
hin und so rauscht alle knappen 5 Minuten eine Kilometermarkierung nach
der anderen an mir vorbei. Das ganze wird nur durch die
Verpflegungsstellen alle 5 Kilometer unterbrochen. Die Verpflegung selbst
ist für deutsche Verhältnisse recht gut. Es werden neben Wasser und
ISO-Getränke auch Bananen, Müsliriegel und sogar Cola angeboten.
Ich begnüge mich meist mit Wasser, das ich dazu nutze alle 5 Kilometer
mein Power Gel runter zu schlucken.
In Dietenhofen machen ein paar Kids und Feuerwehrleute gute Stimmung.
Letztes Jahr jammerten einige über eine Steigung, die kommen sollte.
Ich erwarte sie so sehnlichst und kann sie nicht finden. Einmal geht es
kurz durch einen Wald über einen kleinen Hubbel. Sollte das schon der
Anstieg gewesen sein?
Bei Kilometer 20 liege ich mit knapp 1:39 gut in der Zeit, aber ich
ahne, dass ich wegen der Anstrengung mit dem Bergmarathon vor zwei Wochen
wohl in der zweiten Hälfte etwas langsamer werden muss.
Nun nähern wir uns langsam der zweiten Wende und schon kommt uns der
führende Läufer entgegengelaufen.
Es dauert gar nicht lang bis Erwin so als glaub ich Vierter entgegenkommt.
Ich rufe ihm zu, dass er gut aussieht, was nicht wie so oft in solchen
Fällen geheuchelt ist. Ich sage: Die packst Du und schon ist er weg.
Nicht gerade ewig weit hinter ihm folgt Hans. Auch er sieht noch sehr
frisch aus. Wir klatschen uns gegenseitig ab, er mit der rechten Hand, ich
mit der linken und feuern uns so gegenseitig an.
Und schon folgt Stefan. Auch wir klatschen uns ab. Er scheint etwas
Schmerzen am Oberschenkel zu haben, aber er liegt auch sehr gut in der
Zeit.
Etwas später kommt mir Joachim entgegen. Er begreift das nicht mit dem
gegenseitigen Händeklatschen. Na ja egal, es war zumindest einen Versuch
wert. Auch er sieht noch sehr frisch aus und liegt verdammt gut in der
Zeit.
Zuletzt sehe ich Dietmar und schon folgt die Wende. Er ist also zu
diesem Zeitpunkt gar nicht soo weit vor mir. Das zeigt mir das ich gut in
der Zeit liege.
Auch sehe ich immer wieder ab und zu sogar mal den 3:30 - Zugläufer mit
Anhang am Horizont. Aber da sie doch etwas schneller sind, verliere ich
sie dann nach und nach wieder aus dem Blickfeld.
Zuerst kann ich aber noch einmal bis ca. Kilometer 26 mein bisheriges
Tempo gut halten, da es nun immer ganz leicht bergab geht.
Ich muss nun an den Jungfrau Marathon denken wo es bei Kilometer 26 erst
so richtig mit den Steigungen losging.
Na ja das bleibt uns heute erspart.
Mit den Kids in Dietenhofen veranstalte ich eine Laola-Welle. So kommt
wenigstens etwas Stimmung in die Bude.
Bei Kilometer 33 liege ich mit einer Zeit von 2:44:59 immer noch in
einer Durchschnittszeit von 5:00 pro Kilometer.
Da mir aber für heute eine Zeit unter 3:35 reicht beende ich die Hatz
für heute und drossle das Tempo nun auf 5:15 bis 5:30 pro Kilometer.
Ist zwar immer noch kein sonderlich gemütliches Tempo, aber man kriegt
schon wieder etwas mehr von seiner Umgebung mit.
So komme ich jenseits der 36 Kilometermarke mit einem Marathonnovizen
ins Gespräch. Er sieht schon etwas mitgenommen aus, aber für einen ersten
Marathon ist er verdammt schnell. Ich lobe ihn deswegen und so unterhalten
wir uns gut über Gott und die Welt. Die oft so harten Kilometer 37 und 38
vergehen so im Flug.
Leider ruft mich wieder das Diktat der Zeit zurück, als ich merke dass
wir den letzten Kilometer mit 5:40 zu langsam waren. Ich will die
magischen 3:35 nicht gefährden und so muss ich mich schweren Herzens von
ihm trennen.
Die letzten paar Kilometer verdienen nicht viele Worte. Sie gehen
relativ ereignislos vorüber.
Zu meiner Freude überhole ich noch drei oder vier Läufer. Einer davon
heißt Georg, wie ich später erfahre. Er ist ein Freund von Stefan wie ich
später erfahre. Mal überhole ich ihn, mal er mich. :-) Doch ich gewinne
schließlich die Oberhand.
Kurz vorm Ziel entdecke ich Erwin und Hans. Sie machen ein Foto von mir
und ich jubiliere, dass ich trotz Unvernunft zwei Wochen nach dem Jungfrau
Marathon meine vorher so schwer zu knackende bisherige persönliche
Bestzeit unterbieten werde. Ja wo Vernunft nicht hilft, muss man die
blanke Unvernunft herbeirufen... ;-) nicht zur Nachahmung empfohlen.
Nun dürfen wir sogar noch einen kleinen Anstieg hoch. Das macht Spaß
und so gib ich Gas.
Noch besser ist ehrlich gesagt natürlich das Gefälle dahinter, wo ich mit
erhobenen Armen noch einen kleinen Spurt einlege.
Fast wie ein Schweizer Uhrwerk habe ich die eingeplanten 3:35 mit 3:34:47
leicht unterboten.
:-) Kommt das von den Schweizer Bergläufen? Ich denke ja.
Weil wir heute vom Team alle so gut waren und alte Bestzeiten nur so
gepurzelt sind, herrscht eine euphorische Stimmung und wir lassen die
Veranstaltung nett ausklingen