Nachdem ich letztes Jahr meine Frau Gaby bei diesen anspruchsvollen Lauf
begleitete und wir beide nach 2:41 als letzte Teilnehmer im Ziel
eintrafen, aber uns so ein schöner Empfang bereitet wurde, wollte ich es
dieses Jahr mal alleine versuchen.
Es sollte gleichzeitig ein, wenn auch etwas knapp bemessener
Vorbereitungslauf für den Jungfrau Marathon
sein, der genau eine Woche später statt fand.
Als Zielzeit nahm ich mir so ca. 2:00 Stunden vor.In der Beschreibung
des Veranstalters steht "Auf Forstwegen geht es im malerischen
Ölschnitztal vorbei an der Entenmühle ..." und so kommt man schnell
zum Trugschluss, dass es sich bei der Strecke um einen gemütlichen Talweg
handelt.
Aber wenn man auf das Höhenprofil der Strecke schaut, wird man eines
besseren belehrt. Da wird man aufgeklärt, dass es sich um einen
Höhenweg handelt, der oberhalb des Tales ständig bergauf und bergab führt.
Dazu kommt, dass auf dem Rückweg von Bad Berneck etwa 150 Höhenmeter mehr
zu überwinden sind als auf dem Hinweg. Insgesamt dürften auf der Strecke
etwa 400 Höhenmeter bergauf zu bewältigen sein.
Ich reise samstags bei strömenden Regen an.
Ein tolles Wetter!
Auch als ich die Startunterlagen abhole, schüttet es noch aus vollen
Kübeln.
Wenige Minuten später hat aber Petrus das Einsehen und so kann ich mich
sogar im Trockenen warm laufen, bevor ich mich im Startblock mit über 400
weiteren Mitstreitern einreihe.
Schon fällt der Startschuss und die meisten rasen los als lägen nur 10
flache Kilometer vor uns.
Ich halte mich zurück und laufe gemütlich die erste kleine Runde, die uns
noch einmal zurück zum Sportplatz führt, wo der Startschuss vor noch nicht
allzu langer Zeit fiel.
Erst jetzt gehen wir auf die eigentliche Strecke. Dabei komme ich
mit einem Läufer ins Gespräch, der wie so viele andere hier ein T-Shirt
vom diesjährigen Fichtelgebirgsmarathon trägt. Na ja wir sind ja hier am
Rande des Fichtelgebirges. Er schwärmt von diesem Lauf und ich erzähle,
dass ich nächste Woche in der Schweiz beim
Jungfrau-Marathon mitlaufe. Ich ernte dafür Anerkennung und eingedenk
dieser Anerkennung gebe ich nun etwas Gas.
Wir verlassen die Straße und landen im Wald, wo uns ein schöner
Fahrweg stets bergauf und bergab wie auf einer Achterbahn durch den Wald
führen wird. Nur am Rand von Bad Berneck werden wir diesen Wald kurz
verlassen.
Bereits auf dem 3. Kilometer sind einige Anstiege zu bewältigen, was
sich in meiner Kilometerzeit von 5:42 gleich bemerkbar macht. Dafür bin
ich auf dem nächsten Kilometer fast einen Minute schneller, da es hier
verstärkt aber nicht immer bergab geht.
Oberhalb der Entenmühle bei Kilometer 4 erreichen wir den ersten
Verpflegungspunkt, der vorbildlich mit einem Schild angekündigt wird. Ich
fasse ordentlich Getränke, da die Strecke bereits kurz dahinter wieder
giftig ansteigt.
Nun geht es immer so weiter.
Beeindruckend ist die Burgruine Stein, die wir rechts von der Strecke
sehen. Hätte ein Schild sie nicht angekündigt, hätte ich sie wohl wegen
der so kurzen Lücke zwischen den Bäumen, die einen Blick freigibt, doch
glatt übersehen.
Kilometer 9 und 10 sind 2 schnelle Kilometer, da es vornehmlich bergab
geht. Trotzdem erreiche ich Kilometer 10 erst nach knapp 54 Minuten. Ob
das mit den 2 Stunden klappt, wo es doch rückwärts hauptsächlich bergauf
geht?
Kurz dahinter erreichen wir von diversen Zuschauern begrüßt die Wende in
Bad Berneck.
Nun verlassen wir den Fahrweg und laufen einen schmalen Wanderweg im
gewohnten Achterbahnprofil.
Das bringt etwas Abwechslung ins Spiel und mir macht es Spaß auf den
schwierigeren Untergrund bergab Gas zu geben.
Zwischen Kilometer 12 und 13 erreichen wir wieder den Hauptweg, den wir
ja schon vom Herweg kennen.
Der schwierigste Kilometer ist Kilometer 14, wo es praktisch nur
bergauf geht. Hier entscheide ich mich ein Stück zu gehen und verliere
prompt mit der schlechtesten Kilometerzeit von 7:14 auch gleich so richtig
Zeit.
Ob das noch was mit einer Zeit um 2:00 wird?
So beschließe ich die kommenden Steigungen alle zu laufen. Allerdings
machen sich so verstärkt meine Achillessehnen bemerkbar. Ansonsten geht
es mir aber recht gut und ich halte mich mit dem Fluchen zurück.
Besonders beeindruckt mich eine Geherin, die ich am Hang trotz
relativ schnellem Lauftempo einfach nicht einholen kann. Sollte ich doch
zwischendurch gehen?
Ein Stück weiter sehe ich einen Läufer verdächtig langsam gehen. Als
wieder so ein Scheitelpunkt erreicht ist, fängt er nicht an zu laufen,
sondern biegt links ab und muss sich übergeben.
Oh je er hat sich wohl übernommen und ist schon im Unterzucker.
Mitleidig lass ich ihn hinter mir. Meine Kilometerzeiten hinter den
schlimmen Kilometer 14 lagen nun alle unter 6 Minuten und so habe ich noch
eine kleine Chance unter 2:01 zu laufen.
Endlich verlassen wir wieder den Wald und müssen nun noch die Straße in
verkehrter Richtung bis zu einer Wende laufen. War das letztes Jahr auch
so?
Da es da aber etwas bergab geht, kann ich Gas geben. Nur muss ich
diesen leichten Anstieg auch wieder hoch.
Ich beiße die Zähne zusammen und spurte die Straße zurück. Auch bis zum
Sportplatz steigt die Strecke weiterhin leicht an. Aber nun will ich doch
etwas kämpfen und so gesprochen kämpfe ich.
Da, endlich ist der Sportplatz erreicht! Ein kurzes Stück bergab und noch auf einer Halbrunde. Hier ist es
endlich wirklich ganz, ganz flach. Also spurte ich los und
knack völlig unerwartet und angenehm überrascht die magischen 2:00 mit einer Zeit von 1:59:54.
So verbessere ich meinen persönlichen Streckenrekord auf dieser Strecke um über 41 Minuten.
:-) So eine Steigerung hatte ich schon lange nicht mehr.
Hinter dem Ziel gibt es wie im Vorjahr kostenlos viel Obst und viele
leckere Kuchensorten.
Mein Fazit: Ein landschaftlich sehr schöner Lauf mit optimaler
Verpflegung.
Wenn man nicht auf jede Minute oder gar Sekunde achtet, macht dieser Lauf
richtig Spaß. |