Aus "Planet
der Verbrecher" von
Robert Sheckley
- Kapitel 7
... Eine leichte Brise rührte die schwüle Luft. Sie
ließ nach und wiederholte sich, diesmal stärker, und kühlte die heißen
Straßen ... |
Von Foppa nach Lenzerheide/ Samstag 25.6.05 - 11:45 -
13.15 / 1750 m - 1460 m
|
Auf dem nächsten Streckenabschnitt verlieren erst einmal
mehr oder weniger steil an die 400 Höhenmeter. Letztes Jahr war ich das
Gefälle zu schnell herunter gelaufen und büßte das ganze mit Schmerzen in
den Oberschenkeln. Diesen Fehler will ich dieses Mal nicht begehen. So
lass ich Michael ziehen, der es abwärts eiliger hat als ich . |
Nach einer Abwärtspassage auf dem problemlosen Fahrweg biegen wir auf
einen schmalen Pfad ab, wo man auf jeden Schritt achten muss |
Ist der erste Abschnitt des Gefälles noch einfach zu
laufen, so müssen wir im zweiten Abschnitt sehr auf unseren Weg achten, da
es nun einen schmalen Bergpfad steil bergab geht. Heute bin ich mal bei
dieser Talfahrt kein Hasardeur, sondern trete ordentlich auf die Bremsen.
Dahinter erreichen wir wieder einen gut zu laufenden Fahrweg.
Oberhalb einer Kehre winke ich Michael zu, der schon ein gutes Stück
unter mir ist. Dabei muss ich mich an dieses Spiel aus der Kindheit
erinnern, wo man dem höher stehenden Spielkameraden immer zurief: "Du
Bergblödel!". Aber trotzdem sehen auch die Kilometerdurchgangszeiten des
Bergblödels ganz
anders aus, als auf den ersten 17 Kilometern. Jetzt rauschen die Kilometer
nur so an mir vorbei. Das ist ja atemberaubend!
Die imaginäre Halbmarathonmarke passiere ich sogar noch unter der 3 Stundenmarke in
2:55.
Jetzt gehöre ich zur Laufelite!? Ach nein, das galt doch nur für
Stadtmarathonläufer, die unter 3:00 bleiben ... |
Noch einmal ein Blick nach oben |
Kirche von Paparn |
Wir nähern uns nur dem kleinen Ort Paparn. Die hübsche
Kirche am Horizont macht mir weniger Sorgen als das finstere Gewölk, dass
sich nun gerade jetzt schon über dem Rothorn zusammenbrauen muss, wo ich
noch nicht einmal im fernen Lenzerheide bin.
Der alte Horrorgedanke kommt nun wieder auf: Hoffentlich ziehen
sie uns wegen Gewittergefahr nicht aus der Strecke raus. Wie gefährlich
aber ein Gewitter selbst sein kann, das lässt mich gänzlich kalt.
Hauptsache nicht raus gezogen werden!
Vielleicht helfen im Angesicht der Kirche ein paar Bittgebete, die ich gen
Himmel stoße?
So gesagt, so getan! |
Bange Frage: Wird sich das Wetter halten? |
Wenigstens prellt nun die gnadenlose Sonne nicht mehr
andauernd herunter, da zwischendurch Gewitterwolken ihr brennendes Antlitz verdecken.
Wettersorgen hin oder her, zuerst werden wir Heroen der Berge bei der
Zeitnahme in Paparn begrüßt. Das haben wir uns auch verdient, da wir nun 24 Kilometer geschafft
haben.
Meine vor Stolz gewölbte Brust kriegt einen gehörigen Dämpfer, als der
Streckensprecher gerade lauthals verkündet, dass Jonathan soeben die 41
Kilometermarke passiert hat. Da hilft nur eine Abkühlung
meines beleidigten Gemüts. Als ich daher zu einem nahe liegenden Brunnen eile, entdecke ich Hans Peters
Frau, die so nett ist ein paar Fotos vom mir zu machen.
Ich sage ihr, dass ich Hans Peter gesehen habe und er guter Dinge ist. Nur
sein Puls sei wegen der gnadenlose Hitze etwas zu hoch gewesen. Aber ich
denke der alte Rennhase kann damit leben. |
Obligatorisches Foto in Paparn |
Jonathan Wyatt weit vor uns (Foto Rita Eigenmann) |
Ich eile zum kühlenden Nass (Foto Rita Eigenmann) |
Noch habe ich gut lachen (Foto Rita Eigenmann) |
Zwischen Paparn und dem See lgl Lai müssen wir eine kleine
Anhöhe durch einen Bergwald überwinden. Wurzelwald müsste man eigentlich
sagen. Unangenehm ist der dieser von
Wurzeln gesäumte Weg. Für Hersteller von Wurzelmännchen wäre dieser Wald
sicher eine Fundgrube. Hier überholt mich Stefan aus Zürich, den ich zuvor
kennen gelernt habe. Er scheint ab jetzt deutlich mehr Tempo machen zu
wollen.
Mensch ist der bei seinem ersten Marathon hier noch fit! Wir grüßen uns kurz und wünschen uns noch alles Gute auf den noch
folgenden abenteuerlichen Kilometern. Ich lasse mich von seinem "Tempogebolze" nicht aus der Ruhe bringen.
Stattdessen
erfreue ich mich, an den Alpenklängen eines Alphornbläsers, der
uns am Rand der Strecke ein Ständchen aufspielt. Dahinter
überrunden wir den lgl Lai. Wie der eigenartige Name uns schon drauf
hinweist,
befinden wir uns nun in einer Region, wo auch rätoromanisch gesprochen
wird. |
Alphornbläser nahe dem See lgl Lai |
Der schöne See lgl Lai wird nun umrundet |
Bald habe ich Michael wieder eingeholt. Ich teile ihm meine
Angst bezüglich der Wetteraussichten mit. Aber er sagt mir, wir müssen nur
fest dran glauben, dass es gut geht. Das überzeugt mich.
Da aber meine Paparner Stoßgebete noch nicht genügend Erfolg gezeigt haben, versuche ich
es nun mit weißer Magie. So stoße ich folgenden Zauberspruch
lauthals gen Himmel: "Vero
Pex Sonnenhex!".
Und wie von Zauberhand ausgelöst, stelle ich zu
meiner Freude fest, dass sich diese finstere Wolke über dem Rothorngipfel
aufzulösen scheint. |
Ein Mitstreiter am lgl Lai vor mir |
Passend zu dieser Hexerei höre ich nun eigenartige Klänge. Woher
mögen die kommen?
Ah ja, da sitzt ja ein Musikant mit einem ganz eigenartigen Instrument. Da
er so schöne Weisen aufspielt und die Zeit so kurz ist, kann ich ihn nicht
fragen, welch Instrument das ist.
Wer weiß es? |
Was ist das nun für ein Instrument?
==> Das Instrument heißt Digeridoo und kommt aus Australien |
Nach weiteren längeren, aber stets flachen Passagen,
erreichen wir nach 31 Kilometern Laufstrecke in Lenzerheide die nächste
Zeitnahme und reichlich Verpflegung. |
Lenzerheide ist erreicht. Hinter Philip Saladin das Starttor der
Rothorn - Runner, die vor einigen Stunden zu den letzten 11,5 km der
Strecke starteten |
<== Teil 5 |
Teil 7 ==> |