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Erste Woche beim Deutschlandlauf 2006 - Laufbericht von Silke Stutzke

Erste Woche Deutschlandlauf 2006 oder „Reisen All Inclusive mit Ingo“

Silke schildert ihre Erlebnisse als Betreuerin und Etappenläuferin in der ersten Woche des Deutschlandlaufs. Der Deutschlandlauf  2006 war eine Laufveranstaltung vom 11.9. - 27.9.06, wo von Kap Arkona im Nordosten Deutschlands  bis nach Lörach im äußersten Südwesten 1200 km in 17 Tagen gelaufen wurden.

Autor:  Silke Stutzke

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Erste Woche beim Deutschlandlauf 2006

Erste Woche Deutschlandlauf 2006 oder „Reisen All Inclusive mit Ingo“

Der Deutschlandlauf hat mich schon im letzten Jahr begeistert. Ich habe im Internet die einzelnen Etappen verfolgt und war schwer beeindruckt von den Leistungen nicht nur der Läufer sondern auch der Organisation an sich.

Im Frühjahr diesen Jahres dachte ich mir, ich will nicht so lange warten, bis sich mein Körper auch mal an so eine Belastung ranwagen kann, ich will das vorher kennenlernen. Also nahm ich Kontakt zu Ingo Schulze auf und bot für eine Woche meine Hilfe beim DL an und kündigte mich gleichzeitig aber auch als Etappenläuferin an.

Am 10.09.2006 ging es nun endlich los. Ich fuhr gegen Mittag nach Stralsund und trotz mangelndem Orientierungsvermögen habe ich dank der detaillierten Beschreibungen per Mail auch die Turnhalle ziemlich schnell gefunden.

Aber etwas erschrocken war ich schon, denn niemand war da! Dann an einer Tür ein Zettel: „Sind im Hansedom im Dorint Hotel, einfach den Pfeilen folgen“. Dieses „einfach den Pfeilen folgen“, war dann auch die Devise für alle weiteren Tage. Der Streckenscout Joachim Barthelmann kennt wahrscheinlich alle Schleichwege und auch sonstige Wege in Deutschland besser als jeder Kartenverlag.

Das Dorint-Hotel fand ich also auch auf diese Weise und in einem Konferenzraum, in den ich dann vorsichtig hineinging, saßen lauter Leute, die ich fast alle nicht kannte und vorn stand Ingo und erzählte. Noch wirkte es wie der Beginn einer Studienreise und alle hörten auch brav aufmerksam zu. Ich setzte mich ganz hinten hin und kam mir etwas verloren vor. Ingo gab noch mal Hinweise an die Läufer, gewürzt mit Anekdoten aber ich hatte das Gefühl, jeder wollte eigentlich doch lieber schnell an das Büffet, was vor der Tür aufgebaut wurde. Das war dann aber auch vom Feinsten. So eine Art „Henkersmahlzeit“ ;-)) Glasierte Ente, verschiedene Gemüsesorten, Käseplatten, kleine leckere Häppchen, exotische Früchte, Süßspeisen .... Und das riesige Büffet wurde vollständig leergefuttert, in ziemlich kurzer Zeit.
Ich stellte mich beim Ingo vor, er war gleich ganz herzlich und ich fühlte mich nicht mehr ganz so verloren. Auch hatte ich inzwischen wenigstens einige Läufer entdeckt, die ich bereits kannte. Jochen Höschele, Elke Streicher, Schneggi, Sigrid Eichner, Michael Krüger beispielsweise.

Dann lernte ich auch Conny Bullig und ihren Siggi kennen, diese waren als Betreuer dabei, weil Conny wegen einer Verletzung auf einen Start verzichten musste. Mit diesen machte ich mich dann auf den Rückweg in die Halle, schlug mein Lager in einer Ecke auf und gegen 21 Uhr kam auch schon der Schlaf. Schließlich wollte ich ja die erste Etappe mitlaufen, da konnte ein wenig Ruhe vorher nicht schaden.

11.09.2006

Um 5.00 Uhr lernte ich einige neue Handy-Klingeltöne kennen, war auch sofort hellwach, das Frühstück war gut und schon saßen wir im Reisebus nach Arkona. Inzwischen war ja auch Heike Pawzik da, sie wollte diese Etappe auch mitlaufen und gab im Bus noch viele gute Ratschläge an die Läufer, zum Beispiel, sich ihre schönen teuren Socken vorn aufzuschneiden und die Laschen ihrer superteuren Treter vorn einzuschneiden, außerdem waren viele Senkel viel zu fest. Noch schauten einige aber etwas skeptisch auf Heike dabei.

Um 9.00 Uhr war Start, schon jetzt recht warm aber an der Küste ging es noch. Die Bürgermeisterin schickte uns los, sonst war niemand am Kap, Touristen schlafen länger. Noch einen Blick aufs Meer erhaschen und fast alle stürzten viel zu schnell los, wie immer. Ich natürlich auch ;-))) Gegen 11 Uhr kamen wir an der Wittower Fähre an, ca. km 20 war das. Ich war mit Annett Bahlcke (auch Etappenläuferin an diesem Tag und ansonsten die sehr „persönliche Betreuerin von Hans, Powerschnecke“) und Michael Krüger bis hierher gelaufen. Die Fähre war gerade auf der anderen Seite, das gab Zeit zum Verschnaufen. Auch zum Getränkekaufen. Denn ich hatte noch gedacht, alle 8-12 km würde mir reichen. Mittlerweile war es aber richtig heiß und daher war ich froh, dass es einen Stand gab, an dem ich eine Wasserflasche erwerben konnte. Von der Fähre wieder runter, gab es noch eine kurze Pause, hier war Verpflegung. Wir erfuhren, dass die Japanerin Hiroko und der Finne Janne schon vor ziemlich langer Zeit durch seien. Ich lief mit Annett und Michael bis ca. km 30, dann erfrischte ich mich etwas länger an der Verpflegung und ließ sie ziehen. Für mich zog sich die Strecke ;-)), schön war sie ja aber irgendwie war ich doch ganz schön k.o. Ich war ja nicht nur eine Woche zuvor beim 6-Stundenlauf in Bernau gelaufen sondern am Samstag auch noch einen Halbmarathon in 1:40, was so eigentlich nicht beabsichtigt war und ich glaube, dieser „läppische“ HM hat mich doch etwas Kraft gekostet. Aber wenn man nicht hören kann ....
Egal, ich kam trotzdem ins Ziel, hab zwar mehr als 7 Stunden gebraucht aber darum ging es ja hier nicht. Der Rügendamm kam mir am Ende irre lang vor, die müssen den kurzfristig verlängert haben. Janne und Hiroko sind erwartungsgemäß als erste ins Ziel gekommen, Elke Streicher war zweite Frau und ist auch toll gelaufen, Michael und Jochen ebenso.
Nach Duschen und Abendessen kam 20.30 ein erholsamer Schlaf, mir taten die Beine schon etwas weh aber im Liegen ging es ;-))

12.09.06

Am nächsten Morgen lernte ich die Klingeltöne wieder kennen, diesmal um 4.00. Als ich mich von meiner Luftmatratze erhob war ich sehr glücklich darüber, dass ich einen VP hatte und mich nicht an die Startlinie begeben musste. Ich beneidete niemanden von den Läufern. Es war um diese Zeit noch etwas kühl, ca. 12 Grad, später sollte es sich aber wieder auf 25 Grad erwärmen, mit viel Sonne dazu, was den Läufern wieder das Leben schwer machte. Ich hatte gemeinsam mit Annett den 1. VP bei km 11,4 übernommen. Am ersten VP ist es noch locker und entspannt, die Läufer wollen auch noch schnell weiter. Sigrid Eichner hatte leider gleich am ersten Tag wegen einer Verletzung aufgeben müssen, wollte aber mitreisen und besuchte uns am VP, danach übernahm sie selbst einen.
Nachdem alle Läufer durch waren und auch Simone Stegmeier, die gemeinsam mit ihrem Mann den DL teilweise auf dem Rad begleitet ebenfalls durch war, packten wir alles ein und fuhren der Laufstrecke hinterher. Schon am zweiten Tag konnte man sehen, wie schwer es für einige noch werden wird. Ich hatte inzwischen zu jedem Gesicht einen Namen und so bangte man natürlich mit.

Wir hatten es dagegen gut, zusammen mit den „Stegis“ fanden wir in einem Ort ein nettes Kaffee, machten 2. Frühstück und schauten aus dem Fenster, wie die Läufer über den Marktplatz liefen. Wir haben uns aber extra drinnen hingesetzt mit unserem Kaffee und dem leckeren Kuchen ;-)))

Wieder unterwegs, hielten wir bei einigen Läufern an und fragten nach, ob die Trinkflaschen noch voll genug seien, die meisten hatten aber gut vorgesorgt. Das Ziel für heute war Stavenhagen. Hier wurden die Läufer in der Grundschule von den Schülern mit einer Line-Dance-Vorführung empfangen, das war toll. Man fühlte sich insgesamt sehr willkommen hier, das hat Spaß gemacht. Auch hatten die Lehrer und Schüler gesammelt, weil sie mitbekommen hatten, dass die Aktion „Benni und Co“ bzw. laufendhelfen.de  dem DL angeschlossen war. Diese setzen sich für Forschungen ein, die sich mit einer Muskelkrankheit bei Kindern beschäftigt und bemühen sich auf diese Weise um mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit für diese relativ unbekannte Krankheit.

Gegen 19 Uhr gab es einen vollen Teller für alle mit Schnitzel und Kartoffeln, die Halle war wieder sehr schön, auch war es jetzt schön, noch etwas auf dem Schulhof zu sitzen und zu schwatzen. Etwas Sorgen machten wir uns um Schneggi, Annett ist immer beinahe die Hälfte der Strecke noch mit ihm zusammen gelaufen, die Hitze und beginnende Schmerzen machten ihm aber schon am zweiten Tag sehr zu schaffen. Die Etappe war allerdings auch 85,4 km lang und gegen 19 Uhr waren alle wohlbehalten im Ziel. Auch zeichnete sich schon ab, dass es für Sven sehr schwer werden würde. Er war das Küken in der Runde und wohl doch etwas blauäugig an die Sache gegangen. Noch nie einen Ultra gelaufen, geschweige denn mal mehrere lange Läufe an aufeinanderfolgenden Tagen, konnte das gut gehen? Und würde es reichen, ein sonniges Gemüt und ein Kuscheltier beim Laufen dabei zu haben?

Ich hatte mein Lager neben dem Ungarn Tibor, der den Läufer Attila betreute. Tibor ist eigentlich Programmierer, demzufolge hatte er auch einen Sack voll Technik dabei und sonst ist er nebenberuflich Fotograf (zum Beispiel beim Wien-Marathon oder auch beim Budapest-M.). Er hatte von den letzten 2 Tagen schon über 1000 Fotos gemacht, ich habe sie mir dann alle noch angeschaut, wunderbare Bilder. Wenn er zurück in Ungarn ist, werden sie auf seiner Webseite www.amti.hu zu bewundern sein, derzeit findet man schon einen Auszug auf den Seiten des Deutschlandlaufs.  Übrigens: Ingo schnarcht!

13.09.06

Wieder die gleiche Prozedur um 4.00 Uhr. Inzwischen wurde ja in Gruppen gestartet. Die meisten Läufer starteten um 6 Uhr, Hiroko, Janne, Jochen, Elke und Michael hingegen um 7 Uhr. Inzwischen war auch Horst Preißler eingetroffen, er lief auf einigen Etappen die Marathondistanz mit, damit habe ich wieder einen sehr netten und lieben Menschen kennengelernt! Und einen Weltrekordhalter dazu.
Annett und ich hatten auch heute wieder VP 1, noch waren es ca. 10 Grad. Wir standen in dem Dorf Carlsruhe mitten in Meckenlenburg und bewunderten den Sonnenaufgang. Danach fuhren wir wieder den Läufern hinterher, heute war etwas weniger Zeit für uns, wir hatten noch einen zweiten VP bei km 58,8. Hier war es jetzt schon wieder sehr warm. Viele Passanten kamen vorbei und wollten wissen, was die „Verrückten“ auf der Strecke eigentlich tun. Haben wir aber gern erklärt, immer wieder. 17.30 kamen wir in Pritzwalk an, das Ziel war der Marktplatz, wieder gab es einen tollen Empfang. Leider sah Sven gar nicht mehr gut aus. Einer seiner Laufgruppenfreude war da, Sven ist ja auch Mecklenburger, und lief die letzten 10 km mit ihm. Trotzdem kamen sie erst gegen 21 Uhr in der Halle an, das konnte so nicht mehr lange gut gehen. Sven hatte große Schmerzen inzwischen, aber einen ziemlich eisernen Willen noch immer.

Ich konnte es nicht lassen, vor dem Abendessen noch 7 km locker joggen zu gehen, wollte mir mein Abendessen ja auch verdient haben ;-))

14.09.06

Heute früh war es frisch, nur ca. 9 Grad am VP 1. Alle sind wieder an den Start gegangen. Sven auch. Diesmal sind Annett und ich nach getaner VP-Arbeit gleich zum Zielort gefahren, haben beim Ausladen geholfen und dann zurück bis km 42. Von da wollte Annett wieder mit Schneggi mit. Also habe ich sie bei Familie Bullig abgeladen und bin zurück nach Jerichow gefahren. Heute waren es sogar 27 Grad. In Jerichow bereiteten die Kinder vor der superschicken neuen Turnhalle ein liebevolles Empfangsprogramm vor für die Läufer. Ich fuhr noch mal zum letzten VP zu Uli Schulte zurück, um mitzubekommen, ob Janne wieder als erster da sein würde. Dann zurück nach Jerichow und Bescheid gegeben, dass es nicht mehr lange dauern könne. Janne kam dann wieder vor Hiroko, dann schon Michael. Dieser lief auch klasse. Um Attila machten wir uns inzwischen etwas Sorgen. Er müsste eigentlich auch längst da sein. Scheinbar hatte er auf dem allerletzten Stück noch Probleme bekommen. Ein Mückenstich am Auge hatte sich entzündet und sein Auge anschwellen lassen. Er sah total bedauernswert aus, tat mir soo unendlich leid, denn er lief sonst auch sehr gut.
Ich zog mir wieder vorm Abendessen noch die Laufschuhe an und trabte locker 10 km, schon allein, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist auf einer vielbefahrenen Bundesstraße den LKW entgegenzulaufen. Das hatten die Läufer heute nämlich teilweise auf vielen Kilometern ertragen müssen.
Ingo hat noch irgendwann den Sven mit dem Auto ins Ziel geholt, der weinte und zum Glück war Sigrid da. Genau die richtige, um Trost zu spenden. Bei aller Verrücktheit hat er doch viel gelernt und hat ja auch läuferisch einiges geleistet in den vergangenen Tagen. Aber das Unternehmen DL war doch noch nicht das Richtige.
Abendessen gab es im Tanzpalast. Der Besitzer hat uns toll den Tisch eingedeckt und darauf geachtet, dass auch ja genügend Aschenbecher auf den Tischen stehen. ;-)) Vermutlich gehörten die zur Tischordnung oder so.
21.30 Nachtruhe!

15.09.06

Ich wollte heute wieder mitlaufen, 71 km bis nach Schönebeck. Für mich war diese Etappe schon eine große Herausforderung, so viel war ich bisher nur am Rennsteig gelaufen und so viele Kilometer in so einem kurzen Zeitabstand noch nie. Trotzdem lief ich innerhalb der ersten Startgruppe vorneweg. Vergleichsweise erholt war ich ja trotzdem. Mal sehen, wie lange und mal sehen, wer aus der schnellen 2. Startergruppe mich noch überholt. Die Ankunft in den Orten mit VP war überwältigend, die Leute riefen mir bewundernd zu, das genoß ich, auch wenn es mir nicht so ganz zustand. Aber ich lief halt ganz vorn und warum stand nicht dran ;-))).
Die Strecke lief sich bis ca. km 40 auch ganz gut, danach tat mir plötzlich das Knie sehr weh und ich musste ein Stück gehen, da wurde ich von Roger dann überholt. Beim nächsten VP machte ich eine kurze Pause und aß etwas und trank vor allem ordentlich. Heute hatte ich auch den Trinkgurt dabei, war wieder warm. Weiter ging es, die Strecke mit dem Kopfsteinpflaster begann. Jeder Stein unterschiedlich groß, ich beschloss die 3 km schnell zu gehen. Dazwischen Dehnung und Knie leicht massieren, dann kam ein furchtbarer Feldweg, auch ganz uneben. Hier kam jetzt Janne vorbeigedüst. (Der übrigens eine Stunde später gestartet war)
Endlich dann der nächste VP, Sigrid stand hier. Wieder kurze Pause, anlaufen und siehe da, Knieschmerzen fast weg. Na dann! Ich lief bis Gommern, da stand beim Bäcker die Tür offen und ich holte mir erst mal ein Wassereis. Das aß ich mit Genuss und war jetzt so gut gestärkt, dass ich ordentlich wieder laufen konnte. Beim letzten VP beim Uli Schulte standen 2 Schulklassen und skandierten meinen Namen. Das war so erhebend und beeindruckend, ich traute mich kaum, länger Pause zu machen. Also nur kurz trinken und einen Moment genießen, dann weiter mit Dank an die Kinder! Kurz vorm Ziel lief noch Jochen auf mich auf, gemeinsam liefen wir ins Ziel, auch die 71 km damit geschafft. Ich war schon sehr froh.

Diesmal gönnte ich mir auch eine Massage. Dann kam Attila zu mir und bat mich, ich möge mit ihm nach Magdeburg ins Krankenhaus fahren, das Auge war schlimmer geworden. Da er kein Deutsch spricht und Tibor auch nur wenig, fuhr ich lieber mit. Leider gab es keine guten Nachrichten dort für ihn. Er bekam eine Salbe und Tropfen und die Aussicht bei Verschlimmerung, den Lauf beenden zu müssen. Seine Traurigkeit hat mich sehr berührt. Nach dem Abendessen bekam ich von Tibor eine CD mit den bisherigen Bildern. Ein toller Fotograf. Ich hatte schon ein wenig Abschiedsschmerz, es fiel mir sehr schwer, diese tolle Truppe nicht weiter auf ihrem Weg begleiten zu können. Ich bekam von Ingo noch ein Abschiedsgeschenk und eine Finishermedaille für meine Etappenläufe, konnte dann etwas schwer einschlafen.

16.09.06

Heute hatte ich ein letztes Mal den VP mit Annett übernommen, ich wollte mich dort dann von allen verabschieden. Hans wollte eigentlich gar nicht mehr loslaufen, man hatte ihn aber überredet, es wenigstens zu versuchen. Er probierte es mit Stöcken, diese nahm ihm Siggi aber wieder weg mit den Worten: „Schnecke am Spieß sieht scheiße aus“. Hans war eigentlich froh darüber, obwohl ihn die schmerzenden Hände von der ungewohnten Stocklauferei etwas von seinen sonstigen Schmerzen ablenkten. Auch Elke ging es nicht gut, die Beine ordentlich getaped, lief sie dennoch toll.
Danach fuhr ich noch weiter mit bis VP 3. Dort warteten wir auf Hans. Er war schon eine halbe Stunde über die Zeit. Simone fuhr ihm entgegen. Endlich kam er angeschlichen, schmerzverzerrt aber schon wieder zu Scherzen aufgelegt und gab seinen Ausstieg bekannt. Was allerdings aufgrund seiner roten entzündeten Fußgelenke mehr als vernünftig war. Er hatte sich bis km 33 gequält.
Nun musste ich leider wirklich endgültig abreisen, jetzt kann ich dieses tolle Ereignis Deutschlandlauf wieder nur im Internet verfolgen aber diesmal habe ich zu den Namen Gesichter und werde mit jedem mitfiebern. Es ist eine sehr harmonische Truppe zusammengekommen diesmal, unglaublich tolle Leute habe ich kennengelernt. Mir selber ging es bis auf ein wenig Müdigkeit eigentlich ziemlich gut. So gut, dass ich am Sonntag in Wandlitz an einem 12km Herbstcrosslauf über umgestürzte Bäume und Stock und Stein teilgenommen habe, um zu sehen, ob ich auch noch was anderes als Schlurfschritt hinbekomme. Hat dann in 58:27 geklappt aber nach der Ziellinie begann diesmal dann wirklich die Regeneration, die sich jetzt auch bis wenigstens Mittwoch ziehen wird.

Wenn jemand den Deutschlandlauf kennenlernen will, so wie ich, und sich den Lauf an sich aber noch nicht zutraut, dem kann ich nur zuraten, es als Etappenläufer und Betreuer mal zu probieren. Ein wunderbares Erlebnis, was ich emotional noch gar nicht ganz verarbeitet habe. Ich weiß schon jetzt, dass ich im nächsten Jahr wieder dabei bin, wenn alles klappt. Auch da aber noch nicht als „vollständige“ Läuferin. Davor habe ich einen riesigen Respekt. Wer hier ins Ziel kommt, der darf sich als Held fühlen, zumindest in der Laufszene!

Eure Silke
 

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