72,7 km mit 1600 Höhenmetern - Silke beim Rennsteig-Supermarathon
Am 20.05.2006 fand der 34. Rennsteiglauf statt, an welchem ich in
diesem Jahr erstmals teilnehmen wollte, eine Strecke von 72,7 km wobei
auch 1600 Höhenmeter zu überwinden waren. Entsprechend groß war die
Aufregung im Vorfeld. Der Rennsteiglauf gilt wohl bei Ausdauerläufern in
etwa so viel wie der Iron -
Man bei Triathleten. Er ist eine Art Kultlauf. Das beginnt schon mit
der Übernachtung im Massenquartier Elisabeth-Gymnasium in
Eisenach. Aufgeteilt
auf die Klassenräume campieren hier an die 500 Läuferinnen und Läufer,
andere in Quartieren im Zielort
Schmiedefeld oder in der Umgebung.
Die Nacht ist kurz, ist doch der Start bereits um 6 Uhr auf dem
Marktplatz in Eisenach. Hier herrschte ein großes Gewimmel, viele sahen
mit Stirnrunzeln zum Himmel. Würden wir von Regen verschont bleiben? Die
Temperaturen lagen hier im Tal noch bei ca. 10 Grad, das war noch recht
läuferfreundlich und noch regnete es auch nicht, wie in den Tagen zuvor.
Der Startschuss kam pünktlich und los ging es. Nur ca. 300 m durch den Ort
und dann nach links und natürlich gleich bergauf. Für uns Flachländer, die
ja schon den Liepnitzseelauf als Berglauf bezeichnen, natürlich umso
beschwerlicher. Die Strecke führt dann auch tatsächlich ca. 25 km stetig
bergauf, manchmal geht es ganz leicht wieder runter bevor es dann wirklich
steil zur Spitze des
Inselsbergs
geht. Oben war es empfindlich kalt, aber noch war man vom Laufen an sich
warm. Der Abstieg vom Inselsberg war beinah noch beschwerlicher, da er so
steil ist, dass an Erholung nicht zu denken ist.
Das nächste Stück beschert dem Rennsteiglauf unter anderem den Titel
„Größter Crosslauf“. Es geht über Wurzeln und Steine, alles war dazu sehr
schlammig von den tagelangen Regenfällen. Man musste sehr vorsichtig sein,
um nicht auszurutschen. Alle 5 km stehen die Kilometerschilder, manchmal
hat man den Eindruck, sie müssen zu weit auseinanderstehen, weil sie
einfach nicht kommen wollen. Legendär ist die Verpflegung an der Strecke.
Vor allem der Haferschleim, der an jeder Stelle eine andere
Geschmacksrichtung hat und dessen Zusammensetzung ein großes Geheimnis der
betreuenden Sportvereine Thüringens ist. Es gab aber auch Schmalzbrote,
Brühe, Obst und für die Genießer sogar
Thüringer
Bratwurst. Nun - dafür muss der Läufermagen dann schon sehr abgehärtet
sein. Ca. bei km 30 kam Abwechslung auf die Strecke. Die Wanderer kamen
dazu und begleiteten die Läufer bis km 55. Dies ist eine Stelle wo noch
mal die ganze Willenskraft der Läufer gefordert wird. Besteht doch hier
die Möglichkeit, das Rennen mit Zeitnahme schon an dieser Stelle vorzeitig
zu beenden. Scheinbar haben in diesem Jahr doch einige Gebrauch davon
gemacht, die Ergebnisliste weist auf jeden Fall deutlich weniger Frauen im
Ziel auf als sonst.
Wer weiterlief, wurde mit dem nächsten steilen Anstieg auf den
Großen Beerberg
„belohnt“, das ganze bei inzwischen anhaltendem Regen was natürlich die
eigentlich schöne Aussicht etwas trübte und irgendwann kam dann endlich
das Schild 70 km. Alles was dann noch kommt, ist nur noch Freude über das
Erreichte. Im Ziel stehen normalerweise sehr viel mehr Leute, um den
„Helden“ der Strecke zu applaudieren. Der Regen hielt die Zahl hier in
Grenzen. Die Stimmung war aber dennoch überwältigend. Wer hier ins Ziel
kommt, der ist einfach nur stolz auf das was er geschafft hat. Und durch
den strömenden Regen sind die Freudentränen gar nicht zu sehen. Auch sind
dann alle Schmerzen vergessen, die von unterwegs und auch die zu
erahnenden des nächsten Tages, welche dann jeden Schritt etwas
beschwerlich machen.
Es war sogar noch schwerer als ich dachte, dennoch würde ich das auch
wieder machen, jetzt weiß ich ja was mich erwartet. Beeindruckt war ich
vor allem von den tollen Thüringern. Einer davon begleitet mich ein Stück
auf meinem Weg, für ihn war es der 14. Start hier und er gab mir wertvolle
Hinweise, z.B. wann es wie lange nach oben ging. Für mich war der Lauf
nach 8:10 h erfolgreich beendet.
|